Anästhesie


Wiederbelebung

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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beteiligte sich die französische Schokoladefabrik CARPENTIER an der Vulgarisation von medizinischen Basiskenntnissen. Auf dem Bild liegt der Patient in überstreckter Rückenlage, der Arzt oder Helfer macht mit dessen Armen eine Art Flügelbewegung. Diese Überdehnung des Körpers steht im Widerspruch zu einer uralten Methode (18. Jh), Ertrunkene zum Leben wiederzuerwecken: man band sie bäuchlings (!) auf ein Fass, das man hin und her rollte...

 

Obwohl bereits ein kaiserliches Patent Maria Theresias vom 1. Juli 1769 die „Belehrung“ gab, wie die „scheinbar ertrunkenen, erhenkten oder erstickten Menschen beym Leben zu erhalten seyen“, und darin empfahl, „die Nasenlöcher zuzuhalten und die Luft stark und anhaltend in den Mund zu blasen“, geriet diese modern anmutende Anweisung in Vergessenheit. Bis Mitte der 1950er-Jahre war die von Henry Robert Sylvester (1828 bis 1908) 1859 beschriebene Methode der Thoraxkompression die Methode der Wahl. Eine direkte Beatmung der Lunge führte man nicht durch. Erst der Österreicher Peter SAFAR (1924 bis 2003) untersuchte in den USA 1954 die Atemspende durch Mund-zu-Mund-Beatmung wissenschaftlich. Eine Methode, die Hebammen bereits seit dem 16. Jahrhundert an Neugeborenen mit Erfolg durchführten. Seine Ergebnisse waren hervorragend und die neue Methode setzte sich rasch weltweit durch. Etwa seit 1958 wird diese Form der Atemspende Mund-zu-Mund oder Mund-zu-Nase in Kombination mit der externen Herzdruckmassage bei der Wiederbelebung erfolgreich angewendet und in jedem Erste-Hilfe-Kurs unterrichtet. Peter Safar gilt heute als Vater der Cardio-Pulmonalen-Reanimation (CPR).

 


Zur Geschichte der Wiederbelebung
* 1744 Erste Wiederbelebung eines Bergmannes mittels Mund-zu-Bund-Beatmung durch den  Chirurgen TOSSACH,


* 1847 manuelles Beatmungsverfahren durch v. HASSELT,


* 1858 verbessertes manuelles Beatmungsverfahren durch SYLVESTER. Die Zunge wurde aus dem Mund gezogen und am Kinn durch einen Nackenknoten festgebunden.


* Nach der so genannten Sylvester'schen Atemübung folgten die Methoden nach SCHÄFER und


* 1871 die Methode nach HOWARD: der Retter kniete rittlings über dem auf dem Bauch mit zur Seite gewandtem Gesicht liegenden Opfer und legte die Hände so auf dessen untere Rippen, dass die Daumen parallel waren und einander berührten. Dann wurde ein kräftiger Druck ausgeübt, der langsam zurückgenommen wurde, so dass die Hände auf dem Rücken blieben.


* 1938 kam die Dehnung des Brustkorbes in Seitenlage nach KOHLRAUSCH hinzu.

 

Vorgestellt wird eine 8x5 cm grosse Karte, erstanden am 22.4.2006 auf einem Trödelmarkt in Steinfort - recto (oben), verso (unten). Sie stammt aus der Serie "La médecine" des Schokoladefabrikanten Carpentier, mit einer Wiederbelebungszene "Respiration artificielle". Das Grundübel wird auf der Karte als "asphyxie" beschrieben, als "Erstickung". Nicht unterschieden wird zwischen Ersticken durch Ertrinken, Kohlenmonoxyd-vergiftung, Vergiftung usw ... Seine Grossreklamen liess Carpentier bei Henri GERBAULT (1863-1930) entwerfen. Wer die kleinen Sammelbilder (Mode usw.) zeichnete, wissen wir nicht.