Naturmedizin


Zauber-Statue der Yombe am unteren Kongolauf

N(i)nkisi, "power-figure" 

Das berühmte New-Yorker Museum stellt mehrere Geist-Statuen aus Afrika aus:
I. "Songye Power Figure / Zaire, Songye people 19.-20. Century
Songye nganga, or religious specialist has endowed this carved figure with spiritual powers by inserting symbolic substances - animal, vegetable and mineral - into its head, abdomen and shoulders and by attaching bundles of similar ingredients to its chest, neck and feet. Offerings to ancestral spirits who bestow fertility and provide protection against disease and misfortuneare visible in the sculpture's mouth. A power figure of this size is owned communally by the members of a songye village, who consult it regularly at public cerremonies".

II. "Minkisi, 19. century, Zaire
Power Figure (Nkisi). Efficaciousness depends upon the artist working in collaborating with a medical specialist. During their lifetimes such objects may endlessly continue to be activated to address thenewly develooping needs of their owners. Each nkisi addresses a unique series of situatons and individual crisi".

III. "Power Figure / Zaire, Kongo (Yombe)
Kono power figures are receptacles for spirit forces that are all-encompassing in their range of influence. The forces can heal and harm, empower and punish, settle disputes, and safeguard peace. Because power figures are incapable of action without the application of spiritually charged ingedients, their production requires the combined efforts of a sculptor, who carves the underlying form, and a ritual specialist, who collects and applies the organic and inorganic materials that animate it. Medicinal ingedients are contained in the box attached to the figure's stomach and in the upturned clay pot on its head. The metal blades were inserted into the body by a specialist each time the figure's powers were directed. This power figure's form is expressive of its highly charged nature: it stands straight-leeged, its chin jutting slightly forward. Its open mouth, with the tongue lying on the lower lip as if panting from exertion, evokes the Kikonko word venda, meaning "to lick in order to activate medicines", and suggests that the figure's power is constantly available."

THE METROPOLITAN MUSEUM OF ART
NEW-YORK 1998

Diese dritte Figur ähnelt am stärksten der Statue, die wir 1997 in Luxemburg aus Privatbesitz erstanden - der Vorbesitzer brachte sie vor vielen Jahren aus Afrika mit, wo er in der Kolonialverwaltung tätig gewesen war, und bezeichnete die Herkunft der Figuren als "Yombe" ... et. Auch die Statuen der VILI im Loango-Becken tragen z.T. solche "Tabernakel" vor sich. Die grösste Ähnlichkeit mit unserer Statue finden wir mit den Nikisi Nkondi aus dem Yombe-Gebiet
(vgl. https://images.google.de/imgres?imgurl=http://4.bp.blogspot.com/_yDectYGNztg/SJ8CL3jfa4I/AAAAAAAAAAU/
pBezcTu0aKE/S660/BANTOU%2B%2BNKISI%2Bdu%2BCongo117.jpg&imgrefurl=https://marcoartcollection.
blogspot.com/2008/08/passionn-dart-africain-depuis-toujours.html&usg=__Lj5IVFSrcD3qH59-
dljpL8Aew3Y=&h=660&w=326&sz=35&hl=de&start=68&um=1&tbnid=w96F1 q9xtJVc7M:&tbnh
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de%257Clang_en%257Clang_fr%26safe%3Doff%26sa%3DN%26start%3D54%26um%3D1).

Zu den Nkisi-Statuen
Die grossen Nkonde wurden in öffentlichen Feiern eingesetzt, die kleinen Nkisi im familiären Rahmen.
"Les Minkisi (c’est le pluriel de Nkisi) constituent véritablement l’incarnation d’une entité spirituelle qui se soumet à une contrôle humain au travers de rites. Ils sont utilisés pour résoudre toute sorte de problèmes (maladie, stérilité, conflits…). Ce sont généralement des statues antropomorhes de 15 à 30 cm de haut, possèdant une cavité ventrale dans laquelle est placée la charge magique : le bilongo. Celui-ci est composé de diverses substances végétales et animales et est placé dans la cavité refermée par un bouchon résineux orné de coquillages ou de miroir. L’acte de refermer ce réceptacle n’est pas anodin car il indique que les puissances invoquées peuvent être maîtrisées. C’est le devin, le Nganga, qui au cours d’une cérémonie place la charge et de ce fait active les pouvoirs de la statue. Par la suite, puisqu’il est l'intercesseur entre la personne qui vient le consulter et le Nkisi, le Nganga lèche un clou ou un élément de métal et l'enfonce dans le corps de la statue. Il « réveille » ainsi l’esprit du Nkisi qu’il peut solliciter par des invocations. Les oeuvres qui sont le plus souvent exposées dans nos musées appartiennent à la famille des Minkisi et sont des Minkondi ou Zinkondi (ce sont les pluriels de Nkonde (resp.Nkondi)). Ce sont des œuvres relativement rares, de grandes tailles (généralement 1 mètre) avec un aspect effrayant : corps massif, épaules puissantes, brandissant parfois une lance, bouche ouverte qui dévoile des dents agressives… La fonction principale des Minkondi est de rétablir l’ordre social dans la communauté. Ils sont donc utilisés au cours de pratiques rituelles publiques. Malgré leur aspect effrayant, on comprend qu’ils jouent un rôle positif, protégeant la communauté contre le mal" .

Zur Symbolik des "blinden Spiegels"
Das Rezeptakel (im französischen Sprachgebrauch als "logette" oder "reliquaire" bezeichnet) auf der Brust der Statue ist in der klassischen Ausführung nach vorne durch einen Spiegel abgeschlossen. So auch bei der Statue im Museum Tervuren. Ähnlich wie bei den Nagelfetischen sind meist nur Kopf, Hände und Füße ausgearbeitet, der Körper ist grob behauen. In diesem Körper befindet sich ein kleiner, meist viereckiger Kasten, gefüllt mit Medizin, der mit einem Spiegel verschlossen ist. Assoziationen, welche diese Spiegelfetische mit christlichen Reliquien, die ja nachweislich um dieselbe Zeit in das damalige Kongo-Gebiet kamen, in Verbindung brachten, sind schon von Baumann artikuliert worden. Palme hat sich in einer ausführlichen Untersuchung diesem Problemkreis gewidmet. Danach sind zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert, als das Christentum die herrschende Religion in diesem Gebiet war, keine Nachrichten über Spiegelfetische aufzufinden; erst im 19. Jahrhundert wird Diesbezügliches vermeldet. Auch hier könnte also, nach der Abkehr vom Christentum, die Reliquiarfigur durch den Spiegelfetisch ersetzt worden sein; möglicherweise aber bestand zwischen beiden Kultobjekten überhaupt keine Substitutionsnotwendigkeit und beide blieben ihrer jeweiligen religiösen Zuordnung verhaftet. Ein großer Teil der Zauberfiguren wurde im Anschluss an Gebote von Kongokönigen des 16. und 17. Jahrhunderts, die diese auf Anraten der Missionare erließen, zerstört. Dadurch sind nur wenige der oft grandiosen Kunstwerke aus dieser Zeit erhalten geblieben. Im 18. und 19. Jahrhundert konnten sich die konservativen Kräfte wieder durchsetzen, die weißen Priester wurden vertrieben, und die alte Religion erhielt wieder neue Impulse; die meisten alten Zauberfiguren stammen deshalb aus dieser Zeit. Bei den menschlichen Zauberfiguren wird die Medizin in einer im Leib ausgehöhlten Öffnung untergebracht, dann mit Erde und Pech verschlossen und gelegentlich mit einer Kaurischnecke, einem anderen tierischen Gehäuse oder mit einem Spiegel abgedeckt. Seltener findet sich die Medizin am Rücken, wie dies bei den zoomorphen Figuren meist der Fall ist. Nachdem der Künstler die Statue in groben Kontoure geschaffen hat, wird sie vom "nganga", dem Magier mit Energie aufgeladen: der Körper wird mit Tierschädel, mit Schoten vom Brotbaum etc. behängt. In feierlicher Zeremonie klebt der Medizinmann ein Gefäss auf der Brust (und, soweit vorhanden, auf dem Scheitel) und bestückt das "bilongo" mit magischen Ingredientien, der "Medizin": weissen Lehm aus der Wohngegend, rote Erde wie sie im Ahnenkult benutzt wurde, "tukula", d.h. Sägemehl aus einheimischen Hölzern.

vgl. https://images.google.de/imgresimgurl=http://www.anthroposys.be/images/kongo018.jpg&imgrefurl=https://www.anthroposys.
be/ethnoartafrique.htm&usg=__VSdY0ZLx4M9BgsHUatP7tFbhMi4=&h=1024&w=418&sz=100&hl= de&start=148&um=1&tbnid=ptPeo3DhzYrEGM:&tbnh=150&tbnw=61&prev=/images%3Fq%3D
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Ab dem 16. Jahrhundert war das Yombe-Gebiet in Kontakt mit europäischen Völkern, insbes. den Portugiesen, die hier Metall und Glas (Spiegel) einführten, die wir im Material der Statue wiederfinden. Die tierischen Elemente stammen aus den Wäldern: sie verliehen dem Magier die Kräfte und Eigenschaften des jeweiligen Tieres ... Der meist blinde Spiegel ist ein wesentliches Element des "bilongo" : "The bundle at the abdomen incorporated a 'mirror of mystic vision', indicating the ritual expert's power to see beyond the glassy surface of the river, or the sea [beneath which the underworld lies] to penetrate the secrets of the dead' (Thompson in Vogel 1981: 210).
Hier eine andere Erklärung für die Spiegel: "This figure's open mouth suggests the uttering of judgments, and the abdomen and eyes contain mirrors to deflect danger" (Museum of Fine Arts, Boston).

Vorgestellt wird eine (mit Kopfschmuck) 65 cm hohe "power-figure".