Antike


Nähnadeln

Nähnadelpaar 

 

Im römischen Heer finden wir erste Ansätze eines Militärsanitätswesens. Unter Kaisers Augustus (63 vor bis 14 nach Christus) wurden erstmals angehende Ärzte in die Legionen aufgenommen mit dem Ziel, ihre beruflichen Kenntnisse zu perfektionieren, und damit verbunden der Aussicht, in höhere Ränge der Militärhierarchie aufsteigen zu können. Die Organisation des Militärsanitätswesens war, wie auch die Heeresstruktur, in der Tat für die damalige Zeit sehr fortschrittlich. Als Anreiz für werdende Ärzte für den wenig lukrativen Militärdienst fern von Rom wurde schon damals die Möglichkeit einer bezahlten Ausbildung geschaffen: der Arzt als „immunis“ (Gefreiter, d. h. von Steinklopfen oder Bauarbeiten befreiter). Nach der Ausbildung wurde die Erhebung in den Offiziersrang in Aussicht gestellt. Die Arbeitsbedingungen der Militärärzte waren durchaus gut - in befestigten Lagern stand ein eigenes Gebäude, das „Valetudinarium“, zur Verfügung, in welchem verletzte und erkrankte Soldaten von dienstleistenden Soldaten abgesondert werden konnten.

 

Zur Wundversorgung Bei Celsus finden wir die detaillierte Beschreibung einer Bauchdeckennaht in mehreren Schichten:

"Le ventre est quelquefois atteint de blessures pénétrantes, par lesquelles les intestins peuvent s'échapper au dehors. Quand un pareil accident arrive, il faut examiner sur-le-champ si les intestins sont intéressés, et s'ils conservent une coloration naturelle. J'ai déjà dit que, dans les perforations de l'intestin grêle, il n'y a rien à faire. On peut traiter par suture celles du gros intestin, non que ce moyen mérite une entière confiance, mais parce qu'il vaut mieux tenter une chance incertaine que de laisser le malade sans aucun espoir  (..). Le blessé doit être couché sur le dos, les cuisses relevées; et si la blessure n'est pas assez large pourqu'on puisse commodément refouler l'intestin, on lui donne au moyen d'une incision l'étendue convenable (..). La réduction terminée on agite doucement le malade afin que chaque part des intestins se retrouve dans la situation première et s'y tienne (..). Recoudre isolément le péritoine ou la peau ne suffirait pas, l'un et l'autre doivent être réunis par suture; il faut même la pratiquer avec un fil double (..). Chaque main sera donc armée d'une aiguille chargée d'un fil double, et l'on commencera par coudre le péritoine de telle sorte que l'aiguille de la main gauche traverse le côté droit de la plaie et celle de la main droite le côté gauche, à partir de l'origine de la blessure, et en procédant toujours de dedans en dehors" (Frédéric Dubrana, Philippe Pasquier, Ligatures et sutures chirurgicales: Techniques chirurgicales, Springer 2011; cit. Celse, Traité de la médecine en huit livres, traduction M. des Etangs, Paris 1859 p.224-225).

 

Zum Nahtmaterial

"Aus Textandeutungen griechischer und römischer Ärzte der Antike ist die Verwendung von Leinenzwirn zu entnehmen (Ölschlegel F F, Luther B, Arnst C B, Chirurgie im alten Ägypten. Zentralblatt für Chirurgie 1986, 111: 814-821). Circa 200 v.Chr. war der Leinenfaden in die chirurgische Wundbehandlung bei Antyllus integriert (Goldenberg I, Catgut, Silk and Silver – The history of surgical sutures. Surgery 1959, 46: 908-912). Ein Faden aus gallischem Leinen (Filum gaietanorum) aus dem Land der Kelten war zur Zeit des Galen (129-216 n.Chr.) im römischen Reich bekannt (v. Brunn W, Kurze Geschichte der Chirurgie. Berlin: Springer Verlag 1928) (Teubner E, Zur Geschichte der Ligatur und des chirurgischen Nahtmaterials. Die Medizinische Welt 24, 1973 (22): 946-950). Ligaturen wurden von Galen und auch Orebasius (325- ~395 n.Chr.) mit starken Zwirnsfäden durchgeführt (Teubner op.cit). Wie schon Celsus (1. Jh. n.Chr.), betonte auch Galen die Notwendigkeit, bei Gefäßligaturen einen Faden aus nicht leicht faulendem Material zu verwenden (Erhardt E., Die in der Chirurgie gebräuchlichen Nähte und Knoten in historischer Darstellung. Sammlung klinischer Vorträge 1910, 580/581: 175-213)" (Monika Franziska Maria Flury, Die Entwicklung chirurgischen Nahtmaterials als Voraussetzung und Folge operativer Tätigkeiten und wissenschaftlicher Forschung, Dissertation Würzburg 2002 S. 6).

 

Zu den antiken Nadeln

Manche Nadeln sind eindeutig als chirurgisch auszumachen: die Multifunktionalität ist ein charakteristisches Merkmal des Handwerkszeugs des römischen Arztes, der es vermied, schweres Gepäck mit sich herumzuschleppen. So ist auch eines der hier abgebildeten Instrumente an einem Ende ein Nadel, an dem andern Ende ein Löffelchen (Durchmesser 5 mm).

Länge der vorgestellten Nadeln:

obere Nadel 122 mm
untere Nadel 111 mm

 

Antike Instrumentenkästen

Die Skalpelle, Knochenheber, Nadeln und Haken wurden in (mit Leder verbundenen, teilweise damit überzogenen) Holzkästchen aufbewahrt. Zeugnis davon geben uns die Grabsteine z.B. aus dem Asklepion von Athen oder die Grabbeigaben für den Arzt P. Aelius Pius Curtianus in Praeneste / Palastrina. Seltener sind auch Zangen so aufbewahrt worden. Es wurden aber auch Lederrollen gefunden die zum Transport von Instrumenten gedient haben.