Anästhesie


Chloroform-Maske (2)

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Ledertasche n. ESMARCH 

"In the last quarter of 1846 ether was successfully used to provide general anaesthesia for surgical operations in the USA and Great Britain. Usage spread rapidly but it wasn’t easy to administer and was unpleasant to inhale. About a year later chloroform was introduced; it seemed more ‘patient friendly’. However, within three months a fit young woman suddenly died whilst having chloroform". In der Tat konnte Chloroform das Herz des stärksten und gesündesten Mannes zum Stillstehen kriegen... Dennoch blieb Chloroform in Gebrauch !

1877 veröffentlichte Johann Friedrich August von Esmarch (1823-1908) das hier vorgestellte Chloroform-Set.

"Esmarch publizierte seinen Chloroform-Narkoseapparat im Jahr 1877. Er stellte seine Erfindung als so genanntes „Chloroformbesteck“ vor. Dieses Besteck bestand aus der beschriebenen Maske, einer Tropfflasche mit Chloroform und einer Zungenzange. Das Set war in einem Lederetui untergebracht und primär für den Einsatz auf dem Schlachtfeld gedacht. Es fand aber auch jahrzehntelang in zivilen Operationssälen weite Verbreitung. Im Prinzip war das Chloroform-Set um 1900 das gesamte Equipment eines Anästhesisten".
www.aerztewoche.at/viewArticleDetails.do?articleId=3204

Im Klinikalltag lagen die Masken lose in Schubladen und Glasvitrinen. Der Hausarzt sowie der Militärchirurg aber hoben die Maske fein säuberlich in einer gediegenen Ledertasche auf, die sie über Land mit sich führten: ein birnenförmiges Lederetui, in dem die Maske, eine Tropfflasche nach LOMSKY und eine gerade, flache Zungenzange Platz fanden.

In der Geburtshilfe dominierte die Anwendung per inhalationem, in der Zahnheilkunde wurde das Chloroform eher lokal eingesetzt:

"Vor allen Mitteln der neuesten Zeit, die schmerzstillend wirken und namentlich bei jeder Form von Zahnschmerz Anwendung finden, wird das Chloroform gerühmt. Von seiner Anwendungsweise durch Verdunstung und Einatmung wollen wir hier absehen, zumal diese Art seines Gebrauchs nicht immer ohne Gefahr für Gesundheit und Leben ist und ohne einen beobachtenden Arzt durchaus nicht auszuführen ist; nur seines örtlichen Gebrauchs auf die schmerzhafte Stelle selbst, indem man ein wenig Baumwolle mit einem oder einigen Tropfen benetzt und an den schmerzhaften Zahn und dessen Zahnfleisch andrückt, auch wohl äuberlich damit die Wange reibt, sei hier erwähnt".

Chloroform wurde aus einer Schale inhaliert, die der Patient in der hohlen Hand hielt, oder über ein Taschentuch oder eine Kompresse verabfolgt, die man auf die Nase des Patienten drückte. Eleganter war der Gebrauch einer Maske: der Patient zählte von 200 rückwärts, atmete dabei durch den Mund, 7-15 Gramm Chloroform reichten im Allgemeinen einen erwachsenen Menschen in Narkose zu versetzen.

Nota: das Chloroform-Set war ursprünglich für den Einsatz auf den Schlachtfeldern bestimmt (ESMARCH hatte sich auf diese besondere Art der Chirurgie spezialisiert). Das hier vorgestellte Exemplar gehörte einem völlig friedlichen Zeitgenossen: es stammt aus dem Nachlass des ab 1925 niedergelassenen Diekircher Allgemeinpraktikers Paul HETTO (1895-1979).