Chirurgie


Aderlassgerät n. UNGER

 

 

    Aderlassgerät (Handsaugpumpe und Blutbehälter) n. Ernst UNGER (1875-1938), wie es von 1930 bis 1950 in unseren Kliniken im Gebrauch war.

  

Exponat:
Die hier gezeigten Gerätschaften stammen aus der Rumpelkammer der 1936 eröffneten Gebäranstalt des Luxemburger Roten Kreuzes, jetzt "Maternité Charlotte" in Luxemburg...

Wurde dieses Blut im Anschluss einem Patienten infundiert? Dafür spricht die 1936 von Prof. DENECKE angegebene Transfusionstechnik: "man entnimmt dem Spender 500 ml Blut, fängt es steril auf und defibriniert es schon während der Entnahme durch Schlagen mit dem sterilen Glasstab. Das Blut wird dann durch sterile Gaze geseiht und zur Vernichtung des Spätgiftes (Freund) 5 Stunden im Eisschrank stehen gelassen. Die Übertragung erfolgt mit Glasirrigator mit Gummischlauch und Glasansatz; Kanüle mit Schlauchstück. Der Irrigator wird zu einem Viertel mit phys. NaCl- oder Traubenlösung gefüllt. Die Kanüle wird in die Vene des Empfängers eingeführt und das abgeklemmte Schlauchstück mit dem Glasansatz verbunden. Dann lässt man zuerst etwas NaCl-Lösung allein in die Vene fliessen und fügt das Blut zu".

 

 

Lit.
- H. Kramer (Innere Abteilung des Stadt-Krankenhauses Osnabrück, Deutschland), Erfahrungen mit dem Aderlassgerät Hirudo, in: Journal of Molecular Medicine, Springer Berlin / Heidelberg Volume 13, Number 8 / February, 1934.

"THERAPEUTISCHE NOTIZ. ERFAHRUNGEN MIT DEM ADERLASSGERAT HIRUDO. Von Dr. H. KRAMER. Aus der Inneren Abteilung des Stadt-Krankenhauses Osnabrück (Direktor: Prof. Dr. BOGENDORFER) u. Firma Kirchner & Wilhelm wird seit einiger Zeit ein von Dr. UNGER angegebenes Aderlaßgerät in den Handel gebracht. Das Prinzip der Apparatur besteht darin, daß sich an eine Venenpunktionsnadel mit Hilfe eines Druckschlauches ein graduierter Glasbehälter anschließen läßt, den man mit Hilfe einer angeschlossenen Saugpumpe evakuieren kann, ähnlich wie beim Potainschen Punktionsapparat. Bei dem Aderlaßgerät kann allerdings, ohne daß ein Hebel betätigt zu werden braucht, während auf der einen Seite die zu punktierende Flüssigkeit in den Glasbehälter strömt, durch eine zweite Öffnung vermittels der Pumpe Luft aus dem Behälter gesaugt werden und so dauernd ein gewisser Unterdruck erhalten werden. Der Glasbehälter ist in eine schützende Metallhülle eingeschlossen. Durch ein Glasstück in dem zuführenden Schlauch läßt sich der Flüssigkeitsstrom überwachen und durch einen Schlitz in der Metallhülle die Menge der abgelassenen Punktionsflüssigkeit ablesen. Die Apparatur wurde zu Venenpunktionen und Pleurapunktionen verwandt. Angenehm wurde empfunden, daß die Flüssigkeit in kontinuierlichem Strom abfloß und daß dem Patienten die gewonnene Flüssigkeitsmenge unsichtbar blieb. Gerade diese Eigensehaft der unsichtbaren Punktionsflüssigkeit ist bei Aderlässen usw. von besonderem Vorteil bei empfindlichen Patienten. Ein weiterer Vorteil ist der, daß ein Aderlaß ohne jegliches Beschmutzen der Wäsche, Unterlagen usw. vorgenommen werden kann. Bei unseren ambulant durchgeführten Aderlässen konnte spielend leicht von einer Person der Eingriff vorgenommen werden, wenn zur Stauung die Manschette des Blutdruckapparates angelegt wurde. Gerade deswegen ist das Aderlaßgerät unseres Erachtens besonders für den Praktiker geeignet, dem nicht immer die genügenden Hilfskräfte zur Seite stehen. Die Reinigung der Apparatur geschieht durch Durchsaugen von kaltem Wasser, hinterher läßt sich die ganze Apparatur mit Ausnahme der abschließbaren Pumpe auskochen. Von verschiedenen Seiten wird als unangenehm und nachteilig angegeben, daß nach der Punktion beim ersten Pumpenschlag in dem System ein gewisser Überdruck entstünde, der unter Umständen einen Austritt von Luft in die Vene bedingen könnte. Wir haben uns durch Untersuchungen und auch durch Rückfragen mit der Herstellerfirma und Herrn Dr. UNGER davon überzeugen können, daß eine Gefahr niemals vorliegt. Hat man die Kanüle angeschlossen an den Apparat unter Wasser, so gelingt es niemals eine Luftblase aus der Kanüle herauszudrücken, evtl. Überdruck im System wird also praktisch nicht sichtbar. Zudem wird auch noch in die gestaute Vene, die einen hydrostatischen Druck von mindestens 20-30 cm hat, hinein punktiert, es müsste also dann schon ein erheblieher Überdruck im Apparat herrschen, um Luft in eine gestaute Vene hineintreten zu lassen. Die Apparatur ist eine tatsächliche Bereicherung des Instrumentenschatzes des Arztes und die Anschaffung kann bestens empfohlen werden".

UNGER lebte also 1934 noch, es kann sich folglich nicht um Franz UNGER (1800-1870) handeln, sondern nur um Ernst UNGER, der 1939 durch einen Unfall zu Tode kam ...

 

- Ernst Unger, Unterschiede in der Ausscheidung der Gruppenmerkmale. Indikationen und Technik der Bluttransfusion.

- Ernst Unger, Fehler und Gefahren bei der Bluttransfusion. Med. Welt 1933, Nr 17.