Chirurgie


Amputationsmesser, (1) gerade

 

Im alten Griechenland wurde nur bei Gangrän amputiert. Später, bei CELSUS, finden wir die Amputation "im Gesunden".

 

Der aus Ecclesmachan in Schottland stammende Chirurg Robert LISTON (1794-1847) war an der Royal Infirmary tätig, wo er ebenfalls Sektionen durchführte. 1818 wurde er Dozent für Anatomie und Chirurgie an der Edinburgh School of Medicine, 1827 Chirurg an der Königlichen Krankenanstalt (Royal Infirmary) und 1835 (bis zu seinem Tod 1847) Professor für klinische Chirurgie am University College in London.

 

LISTON war berühmt für seine Schnelligkeit beim Operieren. Er entfernte das bei einem Unfall zertrümmerte und schließlich - bei den damaligen Hygieneverhältnissen in den Kliniken nicht verwunderlich - von einer Wundinfektion zerfressene Bein eines Butlers namens Frederick Churchill in einer rekordverdächtigen Zeit von 25 Sekunden - der nicht uneitle Starchirurg hatte meist einen Assistenten an seiner Seite, der die Zeit maß. 25 Sekunden stellte damals eine normale Operationszeit dar; so wurde über Dominique-Jean LARREY (1766-1842), den Leibarzt Napoleons berichtet, dass er über 200 Amputationen an einem Tag vornehmen konnte. Heute dauert eine Unterschenkelamputation vom Hautschnitt bis zum Ende der Hautnaht in der Regel zwischen 25-60 Minuten (je nach Übung des Operateurs). "Fastest Knife in the West End" – 2 ½ Minutenen vom ersten Schnitt bis zur letzten Naht für die Amputation eines Beines. Eine Schnelligkeit, die ihren Tribut forderte:

Er hielt es für einen Abszess und schntt rein – es war ein Aneurisma und der Patient verblutete.

Er sollte nur das Bein amputieren und kastrierte so nebenbei den Mann. 

Er schaffte es bei einer einzigen Operation gleich drei Personen umzubringen:

- den Patienten, der zwei Wochen nach dem Eingriff an Sepsis starb,
- seinen Assistenten, dem er mehrere Finger abschnitt - infolge der Verletzung starb  der Assistent an Sepsis,
- einen Helfer, dem er mit dem Amputationsmesser versehentlich in den Leib schnitt - dieser starb vor Schrecken, heisst es.

 

Schnell, ja. Aber auch mit der Einführung der Narkose ist sein Name verbunden: am 21. Dezember 1846 wandte er in London im Operationssaal erstmals die Äthernarkose an. Der wirkliche Fortschritt aber bestand nicht in der Entwicklung des xten Messers, sondern in der Verbesserung der Operationsbedingungen, der Einführung der Keimfreiheit ! Diese Entwicklung aber vollzog sich erst eine Generation nach LISTON...

 

Um 1861-65 endeten noch 50% der von dem Chirurgen Joseph LISTER (1827-1912) durchgeführten Amputationen tötlich. Als PASTEUR 1865 nachwies, dass Bakterien die Ursache für diese katastrophalen Ergebnisse waren, gehörte LISTER sofort zu den begeisterten Verfechter der Antisepsis ... 1867 konnte er stolz berichten, dass in den vergangenen 9 Monaten in seiner Klinik niemand mehr an Sepsis verstorben war.

 

 

Exponat

Vorgestellt werden zwei Amputationsmesser nach LISTON mit einer Schneidklinge, die sich auf den Messerrücken fortsetzt.

Stempel: "Hilliard", ein Fabrikant aus Edinburgh, Nicolsonstreet 7 - der Heimat LISTON's. Harwey Hilliard (der zuvor in Glasgow gearbeitet hatte) blieb an dieser Adresse von 1850 bis 1885, bevor der Betrieb von seinen Söhnen verlegt wurde und die Gravur sich änderte. Ebenholzgriff mit Rastermuster (im Französischen "manche guilloché" genannt).

Herkunft der Messer : Northallerton, North Yorkshire, United Kingdom.