Chirurgie


Kauter (3a): Thermokauter n. PAQUELIN

Originalpublikation Paquelin 

 

 

Brennapparate sind ganz generell Vorrichtungen zur Zerstörung von Körpergeweben durch Glühhitze. Diese bewirkt, an Oberflächen flüchtig angewendet, Verbrennungen verschiedenen Grades, die in der älteren Medizin zur Ableitung bei Entzündungen durch die Moxen herbeigeführt wurden. Die Glühhitze bewirkte aber auch schnelle Blutstillung durch Bildung eines festsitzenden Schorfes, sichere Zerstörung bösartiger Geschwülste oder infizierten Gewebes und gestattete unblutige Durchschneidung blutreicher Gewebe. Daher wurden blutende Stellen der Nasenschleimhaut, der inneren Fläche der Gebärmutter (!) durch Brennapparate verschorft, durch Giftschlangen oder wutkranke Hunde erzeugte Wunden ausgebrannt, blutreiche Gewebe, namentlich bei gynäkologischen Operationen sowie bei Leber- und Lungenoperationen, mit dem Brennapparat durchtrennt.

 

 

1876 gab der französische Arzt Claude André PAQUELIN (1836-1905) einen Thermokauter an mit einer Platinspitze, die innerlich mit feinst verteiltem Platinmoor* gefüllt war, das nach einmaliger Erhitzung bis zum Glühen, und durch ein (über ein Gebläse zugeführtes) Benzin-Luftgemisch (oder andere entzündliche Dämpfe) glühend gehalten werden konnte.

 

 

*Die Entdeckung der katalytische Wirkung des Platinmoores geht auf den Apotheker Johann Wolfgang DÖBEREINER (1780-1849) zurück. 1816 war ihm mit Hilfe von Platinmoor die Oxidation von Alkohol zu Essigsäure gelungen. Einige Jahre später gelang ihm mit der Entzündung eines Knallgasgemisches unter dem Einfluss von Platinschwamm eine der wichtigsten Entdeckungen der frühen Katalysechemie. Sie führte zur Erfindung des Döbereinerschen Platinfeuerzeugs, das zu einem begehrten Handelsobjekt wurde.

 

 

Exponat

Textbuch von Paquelin, erstanden 2005 bei einem Händler in Juan-Les-Pins.