Chirurgie


Schnepper (1)

Schnepper aus Deutschland, um 1780 

 

 

"Blut ist ein ganz besonderer Saft" - liess Goethe 1808 seinen Mephisto zu Faust sagen.

Scharlatane benutzten menschliches und tierisches Blut für ihre Heilungsmanöver: "Schneidet man einer ganz schwarzen Katze ein Loch ins Ohr und lässt die Tropfen von ihrem Blut auf ein Stück Brot laufen und isst dieses, so hilfst es gegen das Fieber".

Seit der Antike werden Menschen aus unterschiedlichsten Gründen zur Ader gelassen: Hochdruck, am hochroten Kopf zu erkennen, innere Vergiftung durch eine schlechte Mixtur der 4 Kardinalsäfte. Zuständig für den Aderlass waren im Mittelalter die Bader, eine Handwerkszunft, die für Haarschnitt und Rasur, aber auch für kleinere Operationen und das Ziehen von Zähnen zuständig war. Sie verwendeten Aderlassmesser, so genannte Flieten, mit denen sie die Blutgefäße öffneten. Dabei entstanden in der Regel große Wunden, denn über den Verlauf der Gefäße war damals noch wenig bekannt.

Die ersten Schröpfschnepper wurden im 15. Jahrhundert entwickelt, um das Anritzen der Haut schneller und damit auch schmerzloser durchführen zu können. Ihre weiteste Verbreitung erfuhren die Schnepper im 19. Jahrhundert. "Im 18. Jahrhundert verwendete man anstelle des Messers häufig Aderlassschnäpper. Bei diesen Geräten katapultiert eine Feder ein kleines Messerchen heraus. Das pathologisch- anatomische Bundesmuseum im Narrenturm besitzt in ihren Sammlungen natürlich auch einige dieser „modernen“ Hilfsmittel aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Das aus der Vene spritzende Blut fing man in einer meist mit frommen Motiven verzierten Aderlassschale auf, maß die Menge und beurteilte es nach verschiedenen Kriterien wie Farbe und Gerinnungsfähigkeit, um Hinweise für zusätzliche Thera­pien zu erhalten. "Sobald nun die Fäulnis mit dem Blut ausgeflossen ist, folgt reines Blut, und dann muss man mit dem Blutentziehen aufhören.“ Dieser Hinweis von Hildegard von Bilgen scheint aber oft nicht befolgt worden zu sein, oder es kam einfach kein reines Blut. Bei angenommenen 24 Litern Blut-Gesamtvolumen kannte man beim Aderlass kaum Zurückhaltung" (APOTHEKERWOCHE).

Der Schnäpper bestand aus biegsamen, rasiermesserscharfen Klingen von 5 - 7,6 cm Länge in Klappscheiden aus Elfenbein, Schildpatt oder Perlmutt. Form und Grösse scheinen sich mit der Zeit kaum geändert zu haben. Im frühen 19. Jh wurde schliesslich der "automatische Schnäpper" erfunden, eine Art Spritze, deren Kopf mittels einer Feder in die Vene geschnellt wurde.

Exponat

Vorgestellt wird ein schlichtes Modell ohne Verzierung, auf dem Deckel der Originalschachtel steht in altdeutschen Lettern
"Trau nicht, es sticht" (engl. Single-blade Spring Lancet, 19th century, with steel blade and brass case, housed in a leather-clad box).