Chirurgie


Stelzbein (2)

 

 

"Rote Kreuz-Sammlung zugunsten der freiwilligen Krankenpflege im Kriege" - Gemälde des Historienmalers Adalbert von Roessler (*1853 in Wiesbaden, gest. 1922 in Berlin, wo er gelebt hatte).

 

Rössler stellt rechts im Vordergrund seines Bild einen Greis dar, der "glücklicher" Träger eines Stelzbeines ist: geschunden, aber nicht tot ...

 

 

Zum Wesen der freiwilligen Krankenpflege im Krieg
"Freiwillige Krankenpflege, auch freiwillige Kriegskrankenpflege, (ist) die staatlich überwachte und geleitete Teilnahme von nicht militärpflichtigen, in der Krankenpflege ausgebildeten Personen (auch weiblichen) am Verwundeten- und Krankendienst im Kriege bezw. die Gesamtheit der zu solcher Teilnahme berechtigten Personen und Vereine. Grundsätzlich wird im Deutschen Reich diese Berechtigung ausschließlich solchen Vereinigungen zuerkannt, die sich schon im Frieden den Zwecken der Krankenpflege widmen. Es sind dies einmal diejenigen Vereine, welche den großen, einheitlich geleiteten Verband der Teutschen Vereine vom Roten Kreuz bilden, außerdem die Ritterorden: Johanniter, Malteser, St. Georgsritter. Eine außerhalb dieser beiden Gruppen stehende Vereinigung oder eine einzelne Person, welche sich im Mobilmachungsfalle unter Nachweis ihrer Würdigkeit und Fähigkeit für die Zwecke der F. K. zur Verfügung stellt, muß sich einer der vorstehend aufgezählten Gruppen dienstlich unterordnen. Keinesfalls darf nach der deutschen Kriegssanitätsordnung die F. K. selbständig neben der staatlichen Kriegskrankenpflege thätig sein, vielmehr kann ihr eine Mitwirkung überhaupt nur insoweit eingeräumt werden, als sie dem Heeresorganismus eingefügt und von der Staatsbehörde geleitet wird. Andererseits wird vom Staate auf ihre Mitarbeit innerhalb bestimmt festgesetzter Grenzen gerechnet. Sie ist daher nicht mehr wie früher nur geduldet, sondern bildet einen wesentlichen Bestandteil des Kriegssanitätsdienstes. Den ihr erteilten bestimmten Rechten stehen bestimmte Pflichten gegenüber. Für den Einzelnen ist demgemäß nur der Entschluß, an den Arbeiten der F. K. teilzunehmen, ein freiwilliger. Sobald er dem Verbande der F. K. angehört, ist eine Einstellung der Thätigkeit nur unter bestimmten Voraussetzungen und bestimmten Formen möglich; auch in der Art der Thätigkeit gelangt überall das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Untergebenen zur strengen Durchführung. Das gesamte freiwillige Personal steht unter militär. Disciplin: soweit es auf dem Kriegsschauplatze Verwendung findet, ist es auch der Militärgerichtsbarkeit, den Kriegsgesetzen und der Disciplinarstrafordnung unterworfen; andererseits steht es in Feindesland als zur Heeresfolge gehörig unter militär. Schutze und staatlicher Fürsorge betreffs der Unterkunft, Verpflegung u. s. w. Zur Kennzeichnung erhält jedes auf dem Kriegsschauplatze verwendete Mitglied der F. K. eine vom Kriegsministerium vorgeschriebene Uniform und trägt am linken Oberarm das dienstlich abgestempelte Schutzzeichen der Genfer Konvention (weisse Binde mit rotem Kreuz). Die Verwendung der F. K. soll grundsätzlich im Rücken der kämpfenden Feldarmee, d. h. im Bereich der Etappeninspektionen und von deren Lazaretten auf dem Kriegsschauplatz erfiolgen" (Brockhaus 1896)

 

Zur Rolle der Frau bei der Verpflegung der Soldaten hier ein interessanter Beitrag (Internet)
"Frauen haben in den beiden Weltkriegen eine aktive Rolle eingenommen. Neuere Arbeiten zu den Geschlechterverhältnissen im Krieg kommen zu dem Ergebnis, dass Frauen nicht nur an der "Heimatfront" wichtige Funktionen zur Produktion von zivilen und militärischen Gütern versahen, sondern sie den Soldaten aus freien Stücken an die Front bzw. ins Etappengebiet folgten. Hierbei stand der Wunsch im Vordergrund, aktiv am Kriegsgeschehen teilzunehmen. Als "Frontschwestern" wurden die Frauen annähernd den selben äußeren Bedingungen ausgesetzt wie die Frontsoldaten. So wurde die freiwillige Krankenpflege im Krieg schließlich als weibliches Gegenstück zur männlichen Wehrhaftigkeit stilisiert, wobei die Frauen zum Teil kräftig daran mitarbeiteten: "Man ist aber Soldat und als Soldat hat man zu schweigen und die Befehle auszuführen" (S. 102), so lautete die Aussage einer Krankenschwester, die damit über die rechtliche Einbindung in die militärische Befehlshierarchie hinaus wies. Der Mythos von den Frontschwestern und den Friedensengeln verstärkte sich nach Kriegsende, als Schwestern wie Elsa Brandström von den ehemaligen Kriegsgefangenen geradezu vergöttert wurden.


Als Motivation zum freiwilligen Dienst in den Lazaretten dürfte ein aktivistisches Bedürfnis hinzu kommen. Man wollte in weltgeschichtlich bedeutsamen Zeiten nicht abseits stehen, sondern im Krieg einer Tätigkeit nachgehen, die sich von derjenigen in Friedenszeiten deutlich unterschied. Desillusioniert berichten die Schwestern an ihre Mutterhäuser von langen Phasen der Langeweile, die sich von ihren Erwartungen unterschieden. Doch auch gegenteilige Erfahrungen spiegeln sich in den Briefen, Tagebüchern und Berichten und Erfahrungen.