Chirurgie


Trephine

um 1900 

 

 

"Lamadeleine. 3. Okt. Der Feldhüter Libert Joh. erhielt am verflossenen 19. Aug., Abends auf offener Straße, von einer unbekannten Hand, den Schädel, eine halbe Handbreit, eingeschlagen. Trotz seiner schrecklichen Wunde wurde dieser Unglückliche während sechs Wochen am Leben erhalten, und bereits stand er von seinem Bette auf, um mit den Seinigen an demselben Tische zu essen, als sein Zustand sich in den letzten Tagen so sehr verschlimmerte, daß an sein Aufkommen nun mehr kaum zu denken ist. Die zwei Aerzte Hr. Dr. Lehnertz aus Rodingen und Hr. Dr. Stronck aus Aubange, haben, diesen Morgen die äußerst seltene und gefährliche Operation der Trepanation als letztes Rettungsmittel an ihm vollzogen" (L.W. vom 5.10.1878).

 

1885 wurde in Luxemburg ein Junge trepaniert:
"Luxemburg, 7. April. Der von den Neubauten an der neuen Eicher-Strasse herrührende Schutt wird bekanntlich in den Abhang abgelagert, der diese Strasse von dem Wege nach dem Pfaffenthale trennt. Am Samstag Abend gegen 5 Uhr spielten mehrere Knaben im Pfaffenthalerberg, als von jenem Schutte ein schwerer Stein sich abtrennte und über den Abhang hinwegschiessend, den 13jährigen Christoph Nimax derart am Kopf traf, dass er bewusstlos zusammenbrach. Der Stein hatte, durch den Hut dringend, die Hirnschale zerschlagen. Der hinzugerufene Arzt, Hr. Dr. Grechen, liess den Unglücklichen nach dem Hospitale bringen, wo von Herrn Grechen unter Assistenz der HH. Niedercorn und Cary eine Trepanation vorgenommen wurde. Ob der Junge wieder aufkommen wird, darf bezweifelt werden" ("Luxemburger Wort" vom 9.4.1885).

Offenbar genas der Junge, starb allerdings am 6.5.1893 im Alter von nur 21 Jahren "Buchführer, ehelos" (L.W. vom15.5.1893).

 

"Das Instrument, mit dem man ein rundes Stück aus dem Knochen ausbohrt, nennt man Trepan (Trephine); sein gezahntes, einer Kreissäge von etwa 1½ cm Durchmesser entsprechendes Ende heißt die Trepankrone. Das ausgesägte Knochenstück wird mit einem hebelartigen Instrument (Tirefond) herausgehoben und sodann der Fall je nach seiner individuellen Beschaffenheit weiter behandelt. Schon im Altertum, namentlich in der Kriegschirurgie, sehr häufig vorgenommen, gehört die T. jetzt zu den selten zur Ausführung kommenden Operationen, da sie früher außer bei Verletzungen auch bei Geisteskranken ausgeführt wurde (Wilhelm v. Saliceto). Auch das Brustbein hat man trepaniert, namentlich um Eitermassen, welche sich hinter demselben entwickelt hatten, zu entfernen. Unter allen Umständen ist die T. eine lebensgefährliche Operation, weil sie zu einer schweren ältern Verletzung eine nicht minder schwere neue hinzufügt" (Meyers Konversationslexikon).

 

Exponat

Von der Fa. Monnier wurde die "Tréphine à manche avec sa couronne" vertrieben. Das gleiche Modell wurde auch von der Fa. Esculape vertrieben.

Erworben in Brüssel im April 2001.