Chirurgie


Werksspital (5a) Düdelingen

 

Düdelingen war um 1882 ein gottverlasse- nes 1600-Seelennest, das schlecht und recht von Ackerbau und Viehzucht lebte; eine Eisenbahnverbindung bestand nicht. Dann erfolgte in schneller Folge die Industriali- sierung der Ortschaft: am 5.7.1882 wurde der "Eisenhütten- Actien- verein Düdelingen" gegründet, die Statuten am 25.7.1882 durch grossherzogl. Beschluss angenommen wurden, am 4.8.1882 trat der Verwaltungsrat ein erstes Mal zusammen, um die Baupläne für das Eisenwerk gutzuheissen, die von Ingenieur R.M. Daelen aus Düsseldorf stammten. Im November 1882 wurde der Grundstein des Werkes gelegt. Die Eisengiesserei nahm schon 1883 ihren Betrieb auf, Am 18.3.1886 wurde die erste Charge Stahl geblasen, nach dem neuartigen Thomas-Verfahren, am 21.4.1886 ging auch das Walzwerk in Betrieb...

Infirmerie
Düdelingen entwickelte sich mit der Geschwindigkeit eines Pilzes: von 1882-85 verdoppelte sich die Bevölkerung. Die rege Aktivität im Werk verstärkte den Ruf nach einer angepassten medizinischen Infrastruktur. Schon unter dem ersten Werksdirektor Jean Meyer (1882-1897) wurde am 24.1.1884 ein Gesundheitsdienst eingeführt: eine erste Krankenstation (Infirmerie) wurde 1885 auf dem Werksgelände eingerichtet, in dem Hause, in dem sich später das sog. Zentralmagazin befand. Das Krankenrevier bestand aus ganzen 8 Betten - die Krankenstube brannte schon wenige Jahre später ab und musste ersetzt werden...

Erstes Spital Am 10.2.1894 genehmigte der Verwaltungsrat der Fabrik die Pläne für den Bau eines 16-Bettenspitales. Daraufhin entstand 1895 in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang der Hütte, in der r. de Volmerange, das neue Werksspital (Bild): Baukosten knappe 60.000 Franken - eine damals stolze Summe.

Ärzte der Schmelz
Von April 1884 bis 1887 behandelte Dr. Pierre METZLER (1857-1940), bei einem Jahresgehalt von 5000 Franken, alle Arbeiter und Beamten des Hüttenwerkes, von 1887 bis Oktober 1893 war Dr. August WEBER (1852-1936) Werksarzt. Ab Dezember 1893 war Dr. Prosper LECLERE (1862-1917) Werksarzt. Am 1. Januar 1896 wurde er Direktor des Spitals.

Pflege im Haus
Die Verwaltung des Hauses wurde den Franziskanerinnen übertragen, als Krankenpfleger wurde Michel LINDEN angestellt ("de Krankemisch").

Das Krankenhaus blieb bis 1907 in Dienst - parallel zum Neuen Krankenhaus auf der Deichhöhe. Auch da noch blieb es mehrere Jahre Erste-Hilfe-Station für Notfälle in der Hütte. Das Gebäude diente dann als Verwaltungsgebäude für die Krankenkasse, später als Laboratorium. Es wurde schliesslich 1986 niedergerissen.

Lit.:
Jean-Pierre Conrardy, Über die Anfänge der 100-jährigen Düdelinger Schmelz, in: Luxemburger Wort vom 29.5.1982.
Mil Biver, Pflege der Verletzten bereits ab 1885, in: Luxemburger Wort vom 3.10.2007.