Wo kommen die kleinen Kinder her? In Westfalen ist die Buche der "Kleinkinderbaum", aus dem die kleinen Kinder geholt werden - eine Anschauung, die möglicherweise auf Fruchtbarkeitsriten unserer Vorfahren zurückgeht, für die Bucheckern zu den wichtigsten Nahrungsmitteln zählten. Im waldigen Vorarlberg am Bodensee bringt ein Waldgeist die Kinder - vielerorts ist ihm der hl. Nikolaus gleichgestellt als Kinderbringer. Auch im südlichen Elsass haben sich lange Zeit naturnahe Erklärungen erhalten, gingen die Hebammen die Kinder in geheimnisvolle Felsspalten im dichten Wald suchen, z.B. am "Puppelstein" [vgl. das luxemburgische "ë Puppelchen", ein Baby] in der Region von Oberbrück; im Elsass bringt der Storch die kleinen Kinder erst seit 1870, und im Tal der Munster brachte sie lange Jahre die Hauskatze ...
Wir wissen, dass unsere Eltern nicht gerne über das Thema "Kinderkriegen" sprachen - was sich "unter der Gürtellinie" abspielte, galt als unschicklich. Die Zeit war zu prüde um zuzugeben, dass die Natur mit Zeugung und Schwangerschaft eine ziemlich gute Erfindung gemacht hat: Däumelinchen, zum Beispiel, wurde in einer Blume geboren, und ersparte ihrer Mutter damit ein paar Monate Sodbrennen und morgendliche Übelkeit. Hier der Anfang des bekannten H.Chr. Andersen-Märchens: "Es war einmal eine Frau, die sich sehr nach einem kleinen Kinde sehnte, aber sie wußte nicht, woher sie es nehmen sollte. Da ging sie zu einer alten Hexe und sagte zu ihr: “Ich möchte herzlich gern ein kleines Kind haben, willst du mir nicht sagen, woher ich das bekommen kann?” “Ja, damit wollen wir schon fertig werden!” sagte die Hexe. “Da hast du ein Gerstenkorn; das ist gar nicht von der Art, wie sie auf dem Felde des Landmanns wachsen oder wie sie die Hühner zu fressen bekommen; lege das in einen Blumentopf, so wirst du etwas zu sehen bekommen!” “Ich danke dir!” sagte die Frau und gab der Hexe fünf Groschen, ging dann nach Hause, pflanzte das Gerstenkorn, und sogleich wuchs da eine herrliche, große Blume; sie sah aus wie eine Tulpe, aber die Blätter schlossen sich fest zusammen, gerade als ob sie noch in der Knospe wären. “Das ist eine niedliche Blume!” sagte die Frau und küßte sie auf die roten und gelben Blätter, aber gerade wie sie darauf küßte, öffnete sich die Blume mit einem Knall. Es war eine wirkliche Tulpe, wie man nun sehen konnte, aber mitten in der Blume saß auf dem grünen Samengriffel ein ganz kleines Mädchen, fein und niedlich, es war nicht über einen Daumen breit und lang, deswegen wurde es Däumelinchen genannt."
Von der Firma "Kunstanstalt Voremberg, Berlin SW. 68, Lindenstr. 2" (K.V.i.B. 12 Serie 995) "Bébés multiples" stammt dieses Bild einer Babykultur im Gewächshaus ...
Geschenk von Frau Niesen / Luxemburg 18.5.2008.
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