Ophtalmologie


Kokainzerstäuber

Zerstäuber, um 1910 

Lange Zeit erwies sich Untersuchung des Augapfels als schwierig, da der Hornhautreflex unweigerlich den Lidschluss zur Folge hatte. Erst nach Einführung des Kokains als Lokalanaesthetikum durch den Wiener Arzt Carl KOLLER (1857-1924) im Jahre 1884 war das direkte Aufsetzen eines Instrumentes auf die unempfindlich gemachte Hornhaut möglich. Damit eröffnete sich die Möglichkeit für den Augenarzt, mittels eines geeigneten Instrumentes den Augeninnendruck zu messen – eine Messung, die bis dahin nur durch vergleichenden Fingerdruck auf den Augapfel möglich war.

Zum Kokain
Man geht davon aus, daß der Kokastrauch bereits seit mindestens 2500 Jahren in Peru als Kulturpflanze angebaut wird. Für alle präkolumbianischen Kulturen konnte der Gebrauch der Kokablätter belegt werden. Die Pflanze hatte die Funktion einer "Währung", als Medizin, als Aphrodisiakum, als Heilmittel und als rituelles Rauschmittel. 1859 gelang es dem Chemiker Albert Niemann (1834 - 1921) an der Universität Göttingen, die einzelnen Alkaloide zu isolieren. Ab 1862 wurde Kokain von der Firma Merck als "Cocainum hydrochloricum" verkauft.
Wie war die örtlich betäubende Wirkung des Kokains bekannt geworden? Von 1864-68 studierte der junge peruanische Militärarzt Thomas MORENO y Maiz in Paris, wo er an Fröschen die Wirkung des Cocains auf das Nervensystem untersuchte. 1868 beschrieb er in seiner Doktoratsthese erstmals die anästhesierende Wirkung von Kokain (T Moreno y Maiz, Recherche cliniques et physiologiques sur l'érythoxylon coca du Perou et la cocaine. Thèse, 1868, Paris) ...
Die schmerzstillende Wirkung soll 1880 von Vassili von ANREP (1852 - 1927) an der Universität Würzburg erkannt worden sein. Erstmalig wurde es von Karl KOLLER am 11. September 1884 am AKH in Wien als Lokalanästhetikum bei einer Augenoperation genutzt. Koller, ein Freund von Sigmund Freud, demonstrierte 1884 in tierexperimentellen Versuchen die schon früher beobachteten lokalanästhetischen Effekte des Kokains und setzte die von ihm standardisierten Lösungen bei Operationen am Auge erfolgreich ein. Bei Experimenten von Corning 1885 wurde im Zusammenhang mit Injektionen im Rückenbereich vermutlich die erste Periduralanästhesie eher zufällig durch Eindringen von Kokain in den Periduralraum erreicht. 1892 wurde von SCHLEICH erstmalig über die Infiltrationsanästhesie mit Kokain berichtet und in der damals weit verbreiteten Publikation „Schmerzlose Operationen“ niedergelegt. 1923 gelang dem Chemiker Willstätter die Vollsynthese des Cocains.
Aufgrund seiner Nebenwirkungen wird Kokain heute nur noch bei Augenoperationen eingesetzt - nach der deutschen Betäubungsmittelverschreibungsverordnung bleibt diese Indikation erhalten ...

Aus der „Metzer Wunderkiste“ stammt dieser Zerstäuber, mit seinem charakteristischen olivförmigen Ende (die Nasenzerstäuber hatten alle ein dünnes Rohr, das man in die Nase schieben konnte)..

Es fehlt leider das Fläschchen und der Blasebalg (cf. Abbildung im Hintergrund)