Anästhesie


Mundsperrer (1)

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Mundsperrer n. HEISTER

 

 

Vor der Zeit der Muskelrelaxation benutzte man die "Munsdsperrer", die Lorentz HEISTER in der Barockzeit entwickelte. Lorenz HEISTER (1683-1758), der in gewisser Hinsicht als Schüler EISENBARTH’s bezeichnet werden kann, gilt als einer der Väter der wissenschaftlichen Chirurgie. Heister war als Student bei mehreren Operationen Eisenbarts anwesend und beschloss, zuerst die handwerkliche Chirurgie zu erlernen, und dann Medizin zu studieren. Die Würzburger Medizin des 18. Jahrhunderts stand zunächst unter dem Einfluß der Universität von Leiden. Da es den nördlichen Niederlande gelungen war, im 30jährigen Krieg neutral zu bleiben, konnte die Wissenschaft hier gedeihen und Einfluß nehmen auf das übrige Reich. Treibende Kraft zu neuen Entwicklungen ging von den Fürstbischöfen aus, die sich als fortschrittliche und großzügige Förderer erwiesen und das Leidener Vorbild auch in Würzburg verwirklichen wollten. Schon um die Wende vom 17. zum 18. Jh. hatte der Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenklau (1699–1719) sich zum Ziel gesetzt, den Geist der Leidener Schule in Würzburg zu entfachen. Er nahm im Juliusspital zahlreiche Erweiterungen und Verbesserungen vor, um den klinischen Unterricht zu erleichtern. Philipp Franz von Schönborn (1719–1724) ließ um 1720 den 1704 von seinem Vorgänger errichteten Gartenpavillon des Juliusspitals nach Leidener Vorbild zum anatomischen Theater umgestalten und schuf die Stelle eines anatomischen Prosektors, der gleichzeitig Oberwundarzt des Juliusspitals sein sollte. Sie wurde 1724 von Bischof Christoph Franz von Hutten (1724–1729) mit Louis Sivert, einem Pariser Chirurgen besetzt. Mit ihm begann die Reihe der praktisch tätigen Chirurgen am Juliusspital, die zunächst in Personalunion als Assistenten des Professors für die praktische Anatomie zuständig waren. Siverts Wahl schien ein Glücksgriff gewesen zu sein, denn er erwies sich als äußerst geschickt, doch er verließ Würzburg schon im folgenden Jahr. Das Ziel, einen Aufschwung der Chirurgie und Anatomie herbeiführen zu können, glaubte Friedrich Karl von Schönborn (1729–1746) 1731 durch die Berufung des berühmten Lorenz Heister (1683–1758) zu erreichen. Obwohl der Stiftungsbrief nur Katholiken in Würzburg Doktorgrad und Aufnahme in die Fakultät erlaubte, erhielt der Protestant ein großzügiges Angebot, das sogar freie Religionsübung zusicherte. Heister ließ sich jedoch nicht von seiner Lehrkanzel an der Universität Helmstedt wegholen. Schließlich fand man 1731 in Georg Christoph STANG (1704–1779), der seine Ausbildung in Paris und Straßburg erhalten hatte, einen geeigneten Oberchirurgus für das Juliusspital, der 48 Jahre lang redlich seine Pflicht als Wundarzt, Demonstrator der Anatomie und Hebammenlehrer tat. So wurde HEISTER Professor für Anatomie und Chirurgie in Altdorf. 1720 entschloß er sich, ein deutsches Lehrbuch für Chirurgie zu schreiben, in welches auch die zeitgemäße Heilkunde für Augen und Zähne sowie Geburtshilfe einbezogen werden sollte. HEISTER war ein umfassender Geist von größtem Interesse für die Naturwissenschaft. Er besaß eine Bibliothek von 12.000 Bänden, hatte ein eigenes Naturalienkabinett und eine Sammlung anatomischer Präparate. Außerdem besaß er eine Sammlung von 470 chirurgischen Instrumenten, die zum Teil aus Silber gefertigt waren. Heister hat viele einzelne Schriften über medizinische und botanische Fragen hinterlassen.

 

 

Exponat

Das HEISTER’sche Modell wurde noch zu Beginn des 20. Jh. produziert , z.T. um Gipsverbände aufzubrechen (und findet immer noch Liebhaber in der S/M-Szene). Heisters Mundöffner wurden von Prof. Fritz Dumont (1854-1932), Bern, so beschrieben: "Sie sind nur nützlich für das Auswechseln der feuerfesten Räder von alten Güterwagen"(zit. www.anaesthesia.de/museum/heister.html).