Anästhesie


Chloraethyl (1), Glasflasche

abb91

Kelen, um 1940

 

 

"Le chlorure d’éthyle permit aussi bien l’anesthésie rapide par inhalation que l’anesthésie locale par le froid. Son évaporation sur la peau consommant une grande quantité de calories, le froid ainsi provoqué permet l’apparition d’un givre provenant de la vapeur d’eau de l’air ambiant ; ce phénomène permet de juger le moment opportun pour une incision d’abcès par exemple!"

 

Diese örtliche Anwendung des Chloräthyls zur Kälteanästhesie der Haut geht auf den Genfer Arzt und Zahnarzt Camille REDARD (1841-1910) zurück, der 1888 über den Nutzen des Chloraethylsprays in seiner Praxis berichtete.

 

Das "Manuale der neuen Arzneimittel" von J. MINDES aus dem Jahr 1901 schreibt:
"Aethylen chloratum, Lokales Anaesthetikum, das gut vertragen werden soll, wird von REDARD in Genf bei Zahnoperationen und Ischias empfohlen"

 

- noch hatte sich das Präparat nicht durchgesetzt. Das gleiche Werk kannte allerdings schon das KELEN-Methyl, "eine Mischung aus Chloräthyl und Chlormethyl" - Chlormethyl war ein Substitut für Chloroform.

 

Auch die deutschsprachigen Kliniker benutzten das französische Produkt KELEN. Dieses blieb lange Jahre ein beliebtes Mittel zur Einleitung auch längerer Narkosen (die man dann mit Äther oder Chloroform weiterführte). Schon zu Beginn des 20. Jh. mehrten sich allerdings die Zwischenfälle bei diesem Vorgehen: ganz unerwartet starb 1 Patient auf 2.000 Narkosen unter dem Bilde der Asphyxie oder Synkope.
Trotz der inhaerenten Risiken wurde KELEN bis nach dem 2. Weltkrieg benutzt, bevor es den modernen Anaesthetika weichen musste.