Chinesische Medizin


Akupunkturnadeln (1)

 

Die chinesische Medizin entwickelte, ganz im Gegensatz zur westlichen, kaum technische Hilfsmittel. Weder in die Diagnostik noch in die Therapeutik fanden Instrumente oder Geräte Eingang. Eine Ausnahme bilden die Akupunkturnadeln, die aus Lanzetten entwickelt wurden. Die Methode ist steinalt: um 2640 v.Chr wurden, mit der Entdeckung des Kupfers, erstmals metallene Nadeln benutzt, zuvor kannte man Nadeln aus Stein (Quarzsplitter) und Knochen. Später kamen Nadeln aus Gold und Silber hinzu. Die Nadeln wurden im Laufe ihrer Entwicklung feiner, ihre Applikation für den Patienten weniger schmerzhaft - Länge und Kaliber änderten je nach Indikation und Epoche...

Ursprünglich waren 9 ver- schiedene Typen im Gebrauch:
1. Meissel-Nadel 1.6 Zoll Länge,
2. Rund-Nadel 1.6 Zoll,
3. Pfeilspitzen-Nadel 3.5 Zoll,
4. Lanzenspitzen-Nadel 1.6 Zoll,
5. Schwert-Nadel 4.0 Zoll,
6. Rundspitz-Nadel 1.6 Zoll,
7. Haar-Nadel 3.6 Zoll,
8. Lang-Nadel 7.0 Zoll,
9. Gross-Nadel 4.0 Zoll.

Jede dieser Nadeln war anders geformt und wurde anders eingesetzt.

- Der Griff der klassischen Nadel besteht aus Kupfer, die Spitze aus Stahl - die Kombination dieser Metalle ist wichtig, um den gewünschten medizinischen Effekt zu erzielen.
- Der Kupferdraht des Griffes ist gezwirbelt, und zwar im Uhrzeigersinn - als Zeichen der ungestörten Relation zwischen Mensch und Umwelt.
- Der Griff muss in einem Ring enden, der möglichst aus Kupfer besteht - der Kreis als Sinnbild des Himmels. In der Praxis dient der Ring der Fixierung des Moxibustionskrautes (Artemisia vulgaris).

Während alte Akupunkturstatuen gerne in Museen gezeigt werden, wird nur selten eine alte Nadel ausgestellt. Das British Museum zeigt ein lackiertes Etui, in dem Akupunkturnadeln in Japan aufbewahrt wurden [Nachlass Engelbert KAEMPFER (1651-1716)]. Im Handel finden sich gelegentlich Futterale, in denen die chinesischen Ärzte die Silbernadeln aufbewahrten: einfachste Behälter aus Bambus, aber auch komplexe, zusammenfaltbare Stoff-futterale aus Seide mit eingewebten Fledermaussymbolen...

Der westliche Einfluss auf die Regierung in Peking führte im 18./19. Jahrhundert zu einer Verdrängung der Traditionellen Medizin in China. 1929 wurde die TCM unter Kuo Men Tan gar von der politischen Führung des Landes als "alter Kram" verboten! Erst gegen Ende der 50er Jahre - als sich herausstellte, daß die medizinische Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gesichert war - setzte unter Mao Tse Tung eine Phase der Rückbesinnung auf die eigene Kultur ein. Diese Rückbesinnung verhalf der TCM zu neuem Aufschwung und ließ (im Ausland!) sogar neue Formen der Akupunktur wie Ohr-, Schädel- und Hand-Akupunktur entstehen, die in China schnell aufgegriffen wurden. Mit dem Auftreten von hochinfektiösen Krankheiten (Hepatitis B; AIDS) in China um 1970 endete die Zeit der nicht sterilisierten Nadeln in ihren romantischen Etuis - die Nadelkästen hatten ausgedient und tauchen seither auf den Flohmärkten auf...
Vorgestellt wird ein mit Filz überzogenes blechernes (?) Futteral, das 2001 auf einem Strassenmarkt in Peking erstanden wurde. Es datiert vermutlich in die Mitte des 20. Jahrhunderts und enthält eine Vielfalt unterschiedlich gearbeiteter Nadeln, in der Hauptsache Nadeln vom "Cloud & Dragon"-Typ mit Stahlspitze und gedrehtem Kupfergriff.

Link zu einem Unternehmen, das Nadeln vertreibt:
www.schwa-medico.de/cms/front_content.php?idcatart=680