Chirurgie


Aderlass-Schale (4)

 

 

Bis zur Renaissance hin glaubte man, dass die Gesundheit auf dem Gleichgewicht von vier Körpersäften basiert: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle - ein System, das Hippokrates bereits 400 v.Chr. entwickelt hatte. Jemanden heilen bedeutete demnach, seine Säfte wieder ins Gleichgewicht bringen. Dafür mussten schädliche Säfte abgeleitet werden. Dazu wurde das GefässSystem entleert mittels Schröpfen und Aderlass; der Darm wurde entleert mittels Klistier und Erbrechen, der gesamte Körper entwässert mittels Schwitzen.

 

Der Aderlass war vorbeugend und therapeutisch:
- für die Prophylaxe galt eine Schröpfung pro Jahr als sinnvoll.
- für die Therapie galten strengere Vorschriften: alle 14 Tage gab man den Kranken im Strassburger Hospiz ein Abführmittel, einmal im Monat liess ein Scherer die Siechen zur Ader und versorgte ihre Wunden.

 

Der französische Kliniker und Pathologe Pierre Charles Alexandre LOUIS (1787-1872) vertrat eine naturwissenschaftlich orientierte Medizin, in der sich ein Arzt nicht ausschließlich auf seine Intuition verlassen sollte. Er setzte sich vehement für die Einführung statistischer Methoden ein und gilt als der Begründer der klinischen Statistik. Bekannt wurde er durch seine Ablehnung des Aderlasses. Nachdem er zahlreiche Krankengeschichten auswertet hatte, konnte er nachweisen, dass diese Methode nutzlos und teilweise sogar schädlich bei der Behandlung der damals sehr häufig anzutreffenden Lungenentzündung war. 1835 erschien sein Buch "Recherches sur les effets de la saigneé dans quelques maladies inflammatoires".

 

Aus dem Raume Freiburg stammt die hier vorgestellte, 550 g schwere Schale aus Kupferblech. Der umgekrempelte Rand verhinderte das Überschwappen des Blutes beim Transport, der lang ausgezogene Hals diente zum Anpressen an die blutende Stelle und als Tragegriff beim Abtransport des gelassenen Blutes.

Masse 28.5 x 12.5 x 4.5 cm

Erstanden im August 2004 auf dem internationalen Flohmarkt in Echternach.