Geburtshilfe


Episiotomieschere

Silberschere für die Episiotomie, gerade

 

 

Zur Episiotomie
Die Episiotomie stellt den häufigsten chirurgischen Eingriff in der Geburtshilfe dar und gehört seit Jahrzehnten zu den Routinemassnahmen. Wegen des Mangels an wissenschaftlicher Literatur gerät der Scheidendammschnitt zunehmend in die Kritik sowohl der Fach- als auch der Laienpresse.
Schon aus dem 13. Jahrhundert liegen Berichte vor über Dammschnitte unter der Geburt - ohne Angabe des Erfinders der Methode. MICHAELIS schlug den Eingriff 1777 vor als vorbeugende Massnahme gegen schwere Zerreissungen, der Terminus "Episiotomie" wird Carl BRAUN zugeordnet, der den Eingriff allerdings vehement als unnütz ablehnte.

 

Die erste historisch belegte Episiotomie wird Sir Fielding OULD (1710-1789) zugeschrieben, Chefarzt des Dubliner Lying in Hospitals von 1759 bis 1766. OULD, ein Schüler des Franzosen GREGOIRE, beschrieb eine mediane Schnittführung, 1847 gab der Franzose DUBUIS als Erster die mediolaterale Schnittführung.


Mit der Hinwendung zur Krankenhausentbindung häuften sich Berichte über Episiotomien. 1892 schrieb KÜSTNER, 1895 STAHL und 1895 Von OTT Berichte über die Vorteile des Schnittes sowohl für die Mutter als auch für das Kind. Veröffentlichungen von POMEROY (1918) und DeLEE (1920) stehen am Anfang einer wahren "Mode der Episiotomie". 

"D’abord restée relativement confidentielle, cette pratique s’est répandue à partir des années 50 dans les pays anglophones, puis en France. Dans les années 70-80, on prône même sa systématisation, en particulier chez les primipares pour atteindre 90 à 95 % des accouchements aux Etats-Unis et jusqu’à 80 % en France".

 

Als Vorteile wurden genannt:

- Erhalt der Integrität des weiblichen Beckenbodens und des Introitus
- Vermeidung des Uterus- und Scheidenprolapses
- Vermeidung von Einrissen des Septum vesicovaginale.

Quelle:
www.doctissimo.fr/html/grossesse/mag_2002/1115/gr_6104_episiotomie_polemique.htm

 

Nach einer Phase zweifelsfreier Übertreibung schlägt das Pendel z.Zt. in die entgegengesetzte Richtung: abgeschreckt durch die negative Presse zögert mancher Geburtshilfe nun, den Eingriff vorzunehmen, auch dann, wenn dieser häufig mehr als sinnvoll wäre ...

 
Lit.:
Schoon, Paul G., Episiotomy: Yea or Nay. Obstetrical & Gynecological Survey. 56(11):667-669, November 2001.
David M., Who invented the episiotomy?, Geburtshilflich-gynaekologische Abteilung, Universitaetsklinikum Rudolf Virchow, Freie Universitaet Berlin, in: Zentralbl. Gynaekol. 1993;115(4):188-93.

 

Exponat: Die 13 cm lange gerade „chirurgische Schere“ wurde möglicherweise von der Fa. Simal produziert. Man beachte das besondere Schloss. Mit einer abgerundeten und einer spitzen Branche artikuliert sie um eine „articulation à doigt“ (zit. Manufacture Belge de Gembloux 1942 S. 53) resp. ein „Fingerschloss“.