Geburtshilfe


Neugeborenes absaugen

 

Das Absaugen des Neugeborenen verfolgt im Prinzip zwei unterschiedliche Ziele:
a) ein therapeutisches resp. prophylaktisches.
b) ein diagnostisches.

ad a) Viele Neugeborene kommen stark verschleimt zur Welt und haben mütterliches Blut und Fruchtwasser aspiriert - manche sogar Mekonium (Kindspech). Die oberen Atemwege (Nasenöffnung, Mundhöhle, Rachen) sollten schnellstmöglich von diesen Hindernissen befreit werden. Bei mekoniumhaltigem Fruchtwasser wurde bis vor kurzem empfohlen, Mund und Rachen des Kindes sogar möglichst noch vor dem ersten Atemzug abzusaugen um das Risiko einer Aspiration in die Lungen zu minimisieren. Das Absaugen von Mekonium über Nase und Mund des Babys noch vor der Entwicklung der Brust (intrapartales Absaugen) wird aber neuerdings als nicht wirklich sinnvoll beschrieben
www.agn.at/html1.php?hid=189

Da Kindspech unter anderem aggressive Enzyme aus der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse enthält, kann es die Lungenbläschen des Neugeborenen zerstören und zum gefürchteten Mekonium-Aspirations-Syndrom MAS führen.

Ein vitales Neugeborenes, das innerhalb der ersten 5 bis 10 Sekunden zu schreien beginnt, braucht nicht abgesaugt zu werden. Absaugen ist für das Kind unangenehm, kann zu Schleimhautläsionen führen. Allerdings bringt kräftiges Husten beim Absaugen dem Kind 2 Punkte auf der Skala von Virginia APGAR (1909-1974) ein...

Der Magen wird nur bei adäquater Oxygenierung und stabilisierter Atmung abgesaugt:
– bei Polyhydramnion, Atemnotsyndrom oder bei schaumigem Speichel,
– nach oder unter Beutelbeatmung und vor einem Transport.

ad b) Gelingt es nicht, den Katheter bis in den Magen vorzuschieben, besteht der Verdacht auf eine Oesophagusatresie.
Das Absaugen von mehr als 20 ml Magen- flüssigkeit ist verdächtig für eine obere gastrointestinale Obstruktion.

Cave: Auslösung eines vagalen Reflexes durch Berühren der Rachenhinterwand mit reflektorischer Bradykardie und Apnoe ist möglich. Daher wennmöglich Monitorüberwachung!

Vorgestellt wird ein Mundsaugkolben, angeschlossen an einen Katheter Charrière 10 mit endständiger Öffnung (bei Frühgeborenen wird ein entsprechend dünnerer Katheter, z.B. Charrière 8 benutzt), wie er 1990 in der Maternité Charlotte in Luxemburg benutzt wurde.

Link:
www.neonet.ch/newborn-d.pdf