Gynäkologie


Pessare (06)

Würfelpessar, 1999 

Mit dem Würfelpessar können verschiedene Grade der Scheiden- und Gebärmuttersenkung behandelt werden. Der Saugnapfeffekt sowie die Kantenwirkung bewirken die Haftung und den Erfolg dieser Therapie auch bei schweren Senkungen und geringer Stabilität des Beckenbodens. Würfelpessare eignen sich auch zur Narbenauflockerung und Erweiterung von Scheidenverengungen. Eine Behandlungsindikation ergibt sich bei Miktions- oder Kohabitationsbeschwerden und vor geplanten Operationen. Die Flexibilität des gewebefreundlichen Materials erleichtert eine Selbstbehandlung.
Im allgemeinen werden WürfeIpessare nach anfänglicher Anleitung durch Arzt oder Schwester selbst von der Trägerin gewechselt. Der Würfel sollte täglich abends entfernt und morgens wieder eingesetzt werden. Dadurch können sich die Scheidenwände über Nacht erholen. In einigen Fällen kann es jedoch sinnvoll sein, das Pessar zur Vorbereitung des Gewebes vor einer Operation auch nachts einzusetzen. Bei großem Prolaps kann man bei pflegebedürftigen Patientinnen nachts ein kleineres Pessar einlegen oder das Pessar nur ca. einmal in der Woche durch eine Schwester entfernen und am Morgen mit reichlich Creme wieder einlegen lassen. Unabhängig vom Alter der Patientin ist es vorteilhaft, beim Einführen des Würfels eine östrogenhaltige Salbe über zwei bis drei Würfelkanten aufzutragen. Hierdurch wird nicht nur ein Gleiteffekt, sondern auch eine bessere Gewebedurchblutung sowie der Aufbau einer normalen Scheidenflora erzielt. Dabei sollten ausschließlich östriolhaltige Cremes verwandt werden. Da zum Erzielen der Gleitfähigkeit relativ viel Creme (große Oberfläche) nötig ist, empfehlen wir die Verwendung einer niedrig dosierten Creme mit 0,1 mg Östriol/1g, in seltenen Fällen mit 0,5 mg Östriol/1g Creme. Zum Einführen des Würfels stellt man ähnlich wie beim Einführen eines Tampons den Fuß auf einen Schemel oder die Bettkante, wenn das zu schwer fällt, kann es auch ausreichend sein, das Pessar mit leicht gespreizten Beinen ggf. an einer Wind lehnend oder liegend einzuführen. Dabei schiebt man den Würfel soweit wie möglich in die Scheide. Nur dann sitzt er richtig und drückt nicht. Zum Entfernen zieht man den Würfel am Faden - am besten in verschiedene Richtungen, ggf. auch mit leichtem Pressen - so weit herunter, bis ein Widerstand durch die Beckenbodenmuskulatur spürbar wird. Mit dem Zeige- und/ oder Mittelfinger kann man die Kanten des erreichbaren Pessars und auch das Vakuum weiter lösen und das Pessar bei gleichbleibendem leichtem Fadenzug nach unten ziehen.