Gynäkologie


Pessare (10) aus Porzellan

 

 

Die Reinigung der Gummipessare bereitete den Patienten manchen Kummer. Gummi verträgt sich nun mal nicht mit vielen Reinigungsmitteln. So entschloss man sich zur Herstellung von Pessaren aus Porzellan - einem zerbrechlichen Material, das sich dafür ausgezeichnet reinigen lässt.

 

Zur Geschichte der Fa. Rosenthal
Der Apothekergeselle Johann Friedrich Böttcher aus Berlin sollte im Auftrag des sächsischen Kurfürsten August des Starken Gold aus minderwertigen Materialien machen, was ihm nicht gelang. Am Ende seiner alchemistischen Versuche aber stand die Erfindung des europäischen Hartporzellans, das für die Fürsten zur Goldgrube wurde. Nachdem das „Arkanum“, das Geheimnis um die Herstellung des begehrten Stoffes langsam bekannt wurde, entwickelten sich an vielen Orten Deutschlands Manufakturen, deren klangvolle Namen noch heute bekannt und geschätzt sind.
Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert verschlug es den thüringischen Handlungsreisenden und Porzellanmaler Carl Magnus Hutschenreuther aus Wallendorf mit seiner Kiepe voller Porzellanwaren in das Fichtelgebirge. Schon mit 18 Jahren handelte er seine Porzellane im Fränkischen und im Böhmischen. Dabei führte ihn sein Weg auch nach Hohenberg an der Eger, einen kleinen Grenzort zu Böhmen. Dort fand er seine große Liebe – und neben Feldspat und Quarz auch Kaolin, den Hauptbestandteil der Porzellanmasse. Hier siedelte er sich an. 1814 war es dann soweit, er eröffnete einen Buntwarenbetrieb. Die Weißware bezog er noch aus Thüringen. Seit einiger Zeit aber beschäftigte sich sein rühriger Geist mit der Frage, wie die langsamen Manufakturprozesse verkürzt und die Produktionsmengen gesteigert werden könnten, ohne dass die Qualität darunter leiden musste. 1822, nach acht Jahre währendem Kampf, unter anderem auch gegen die Interessen der königlichen Porzellanmanufaktur Nymphenburg in München, war es dann soweit: er erhielt die königlich bayerische Konzession für seine Porzellanfabrik. Fortan stellte er sein eigenes Weißporzellan her. Das Fichtelgebirge darf daher als Geburtsort der industriellen Fertigung dieses Produktes betrachtet werden und wurde so zur Keimzelle einer ungeahnten Entwicklung. Von der Porzellanmanufaktur Meißen wurde schon bald die Lizenz für das Zwiebelmuster erworben. Porzellane mit diesem Dekor gehören noch heute zum Inventar vieler Haushalte. Auf dieser Grundlage baute der Erfolg des jungen Unternehmens in den Folgejahren auf. Die Firma florierte und in Gestalt seines Sohnes Lorenz war auch die Nachfolge geregelt, so schien es zumindest. Doch der Sprößling ging eigene Wege. Nach dem Tod des Stammvaters Carl Magnus 1845 führte die Witwe Johanna die Geschäfte mit allen erwachsenen Kindern in gewohnter Manier weiter, solide und konservativ. Das passte dem designierten Juniorchef gar nicht, er wollte neue Ideen verwirklichen und stritt mit der Mutter darüber. Man konnte sich nicht einigen und Lorenz ließ sich sein Erbteil von 40.000 Gulden ausbezahlen, um eine neue Firma zu gründen. Seit 1855 stand er mit Selb, damals ein Bauern- und Weberdorf, in Verhandlungen wegen der Neuansiedlung eines Industriebetriebes. Da kam ihm der Zufall zu Hilfe. 1856 brannte Selb vollständig ab. Lediglich 3 Häuser überstanden die Feuersbrunst, die Einwohner waren obdachlos geworden und hatten alle Habe verloren. Schnelle Hilfe tat not, zumal es damals noch keine Versicherungen zur Schadensregulierung gab. Das Königreich Bayern half mit Zuschüssen, Lorenz Hutschenreuther mit der Einrichtung seiner Porzellanfabrik in der ehemaligen Ludwigsmühle ab 1857. Sie brachte vielen der Bedürftigen Lohn und Brot. Die Karriere der Porzellanstadt Selb hatte damit begonnen. Die Porzellanwerke C.M. und Lorenz Hutschenreuther entwickelten sich in der Folgezeit als zwei voneinander völlig unabhängige Firmen sehr gut und verhalfen ihren Produkten zu Weltruf. Erst 1970 wurden beide Firmen in der Hutschenreuther AG zusammengeführt. Der derzeit noch laufende Strukturwandel brachte das Ende dieser Aktiengesellschaft und die Verteilung von Firmenanteilen auf Neugründungen, z. B. b.h.s. tabletop (Bauscher, Hutschenreuther, Schönwald).
Philipp Rosenthal war ein begabter Porzellanmaler aus dem Fichtelgebirge. Fleißig versah er das von Hutschenreuther bezogene Weißporzellan mit unterschiedlichen Dekoren. Die kamen beim Publikum so gut an, dass er zum ernsthaften Konkurrenten für seinen Lieferanten wurde. Dieser wollte ihm darauf hin keine Weißware mehr geben. Das ließ den findigen Rosenthal nicht ruhen und kurzerhand entschloss er sich, seine eigene Porzellanfabrik zu bauen. 1869 kam sein erstes Produkt auf den Markt, ein Aschenbecher mit der sinnigen Aufschrift „Ruheplätzchen für brennende Cigarren“.

 

Vorgestellt werden drei "Ruheplätzchen der besonderen Art", Porzellan-Pessare der Fa. B. BRAUN aus Melsungen. Hersteller: ROSENTHAL. Um 1920