HNO


Ohrtrichter n. v. Troeltsch

 

In der Antike vertrat Alkmaion (520–450 v. Chr.) die Auffassung, die Ziegen atmeten durch die Ohren. In der Volkskunde gilt das Ohr als eine der Leibesöffnungen, durch das die Seele sowie Dämonen aus- und eingehen können.

Als erster benutzte Guy de Chauliac (1330-1367) einen Ohrtrichter, um mit Hilfe des Sonnenlichtes Einblick in den äusseren Gehörgang zu bekommen.
Emil SIEGLE (1833-1900) gab 1864 einen Trichter an zur Inspektion des Trommelfells. Die heute üblichen Ohrtrichter verschiedener Größe, die auf Otoskope aufgesteckt werden, wurden in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt und von Anton von Tröltsch ab 1860 bekannt gemacht

"Von manchen Ohrenärzten werden noch die von Wilde zuerst empfohlenen konischen Trichter henutzt, doch ist selbst Tröltsch, der sie in Deutschland eingeführt, schon längst zu der Anwendung der cylindrisch-konischen übergegangen. Die letzteren können bei Kindern und bei Verengerungen im äusseren Teil des Gehörganges nicht entbehrt werden.

Die Einführung des Trichters soll für den Patienten immer vollständig schmerzlos sein, abgesehen von Fällen von Entzündung des äusseren Gehörganges, wo dieselbe nur mit grosser Vorsicht anzuwenden ist. Sie wird folgendermassen vorgenommen. Die Ohrmuschel wird zwischen Ring- und Mittelfinger der linken Hand gefasst, nach hinten und aussen gezogen, der Ohrtrichter mit der rechten Hand eingeführt und mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand am Rande festgehalten. Wird nun beleuchtet, so kann man sich durch Verschiebung des Trichters nach unten, oben, hinten oder vorn die tieferliegenden Teile zur Anschauimg bringen. Durch diese Verschiebungen, nicht durch tieferes Einführen, können die verschiedenen Teile des Trommelfells und des äusseren Gehörganges zur Anschauung gebracht werden. Es ist dabei zu beachten, dass nicht mit dem äusseren Trichterende allein diese Verschiebungen ausgeführt werden, sondern dass der Trichter in seiner ganzen Länge gehoben und gesenkt wird und mit ihm der membranöse Teil des äusseren Gehörganges. Wird auf diese Weise verfahren, so wird dem Patienten durch die Untersuchung nie Schmerz verursacht werden" (Arthur Hartmann, Krankheiten des Ohres und deren Behandlung. Berlin 1889).

Die beiden hier vorgestellten Exemplare nach v. Troeltsch stammen aus der „Metzer Wunderkiste“, dürften also aus der Zeit um 1900 stammen. Die Fa. HARTMANN wirbt für ihr Produkt mit dem Hinweis "Die Ohrtrichter werden in einem aufwendigen Verfahren aus einem Stück Stahl gedreht. Hohlräume und potentielle Ablagerungs-möglichkeiten werden somit vermieden. Damit wird eine wesentlich effizientere Reinigung der Ohrtrichter möglich, welche vorher so nicht realisierbar war". Inzwischen gibts die Dinger bereits als Einweg-Trichter aus dunklem Kunststoff...