HNO


Otoskop (1)

 

Der äußere Gehörgang und das Naseninnere sind für eine Inspektion oder operative Eingriffe ohne technische Hilfsmittel nur sehr beschränkt zugänglich und bieten in dieser Hinsicht ähnliche Probleme. Darum stützten sich die Instrumente zur Otoskopie und Rhinoskopie im Anfang auf ein einheitliches Prinzip. Es waren zangenförmige Spreizinstrumente, vergleichbar den heutigen Nasenspecula, wie sie besonders in der Wundarznei zum Inspizieren enger Wundkanäle schon früher entwickelt worden waren. Zangenförmige Specula: Die erste Beschreibung und bildliche Darstellung eines Ohren- und Nasenspekulums diesen Typus findet sich bei Guy de Chauliac 1363. Technisch ausgereifte Modelle wurden dann von Fabricius Hildanus 1646 und Perret 1772 vorgestellt. Kramer (1836) verbesserte das zangenförmige Instrument speziell für die Otoskopie und schuf so das in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts am weitesten verbreitete Ohrspekulum. Weitere Varianten dieses Typus stammten u.a. von Lincke und Schmalz (1846).

Trichterförmige Specula: Ignaz Gruber in Wien entwickelte die ersten nicht gespaltenen und nicht spreizbaren Ohrtrichter aus Metall. Sie hatten eine einfache konische Form. W. R. Wilde aus Dublin hatte diese Trichter 1844 bei Gruber kennengelernt und sie dann systematisch verbessert. Durch ihn und A. v. Tröltsch, der sie wiederum bei Wilde gesehen hatte, wurden sie international verbreitet. Eine andere, flaschenförmig geschwungene Trichterform geht auf Schmalz (1846) und Erhard (1859) zurück, wurde aber erst von Josef Gruber in Wien 1870 zu einem kommerziell verfügbaren Instrument entwickelt. Die heute gebräuchlichen Ohrtrichter sind von A. Hartmann in Berlin 1881 angegeben worden.

Spezielle Weiterentwicklungen: Eine wichtige Ergänzung der Hilfsmittel bei der Otoskopie, deren Bedeutung sofort erkannt wurde, war die Erfindung des pneumatischen Ohrtrichters durch E. Siegle 1864 in Stuttgart. Sie gestattete neben der Inspektion zugleich eine Prüfung der Beweglichkeit des Trommelfelles. Das Otoskop des englischen Militärarztes J. Brunton von 1862 verband zuerst in handlicher Anordnung Ohrtrichter verschiedener Größen mit einer Beleuchtung und Lupenvergrößerung. Es ist ein gedanklicher Vorläufer der heute von Allgemeinärzten und Kinderärzten bevorzugten Otoskope mit Batteriebetrieb. Diese kamen etwa ab 1928 in Gebrauch.

Der im schottischen Campbeltown / Kintyre geborene John BRUNTON (1836-1899) praktizierte ab 1860 in London als Chirurg und Geburtshelfer. Im Dezember 1865 beschrieb er in der angesehenen Zeitschrift Lancet ein besonders kompaktes Instrument, mit dem sowohl Sonnen- als auch Kerzenlicht zur Ausleuchtung des Gehörgangs genutzt werden konnte.

Bei dem Brunton'schen Spiegel ist der Ohrtrichter vermittelst einer Metallhülse mit einem reflektirenden Spiegel in Verbindung gebracht. Da dieser Spiegel nur die Besichtigung und nicht die gleichzeitige Einführung der Instrumente gestattet, kann bei Anwendung desselben weder eine gründliche Untersuchung, noch eine rationelle Behandlung vorgenommen werden.

Herkunft des vorgestellten Objektes: Cunewalde in der Oberlausitz/Deutschland.