Innere Medizin


Asthmatherapie (1) Inhalator

 

Asthma wird seit der Antike mit den unterschiedlichsten Mitteln behandelt. Weihrauch, Thymian, Stechapfel, Bilsenkraut...

Anfang des 19. Jahrhunderts behandelte man mit sanfter Diät. Veilchentee, Ipecacuana-Pillchen, Massage an der Wirbelsäule entlang, den obligaten Aderlass mit Blutegeln, die am Anus und an der Vulva angesetzt wurden. Im Anfall wurde der Patient an ein Fenster geschoben, die Kleidung aufgeschnürt, alle überflüssigen Personen aus dem Raum entfernt. Man verpasste einen Einlauf mit Senne und Asa foetida, welches in einem Eigelb aufgelöst war. Gegen die Krämpfe flözte man Distillate von Carbo benedictus, Linden- und Orangenblüten ein.. Einige Tropfen Aether auf einem Stück Zucker waren manchmal hilfreich, ebensowie ein Ipecahuana als Brechmittel. Sauerstoff, im Luftgemisch oder pur, wurde verabreicht (zit. Dictionnaire des sciences médicales, Paris 1812)
Erst im 19. Jahrhundert wurde damit begonnen, den Pathomechanismus der Krankheit abzuklären. Der deutsche Anatom Franz Daniel REISSEISEN (1773-1828) entdeckte 1804 die glatte Bronchialmuskulatur, Claude BERNARD (1813-1878) deckte deren Rolle beim Asthma auf und konnte darlegen, dass das Leiden auf einer Zusammenziehung der Reisseisen’schen Muskel durch die Erregung des Vagusnervs beruht. Asthma, ein nervöses Leiden ...

Erst 1914 gelang es dem Franzosen Fernand WIDAL (1862-1929), einen anaphylaktischen Mechanismus im Asthma darzulegen. Heute nimmt man an, dass Asthma eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege ist, die mit einer Überempfindlichkeit der Bronchien einhergeht.

Was stand um 1911 an Medikamenten zur Verfügung ?
- Als Spezifikum stand im Intervall zwischen zwei Anfällen Jodkali zur Verfügung. Gute Dienste leistete auch komprimierte Luft.
- Viele Ärzte gaben im Anfall Morphium (10 mgr s.c.) assoziiert mit 1 mgr. Atropin.

Die "Neue Deutsche Klinik" von 1928 nennt zur Inhalation

  • salinische Salze (Kochsalz, Emser, Sodener, Reichenhaller Salz u.a.),
  • Menthol,
  • Terpentinpräparate,
  • Kieferlatschenöl,
  • Glycerinan (Glycerin und Suprarenin enthaltend),
  • Adrenalin.

    Vorgestellt wird ein Pulverzerstäuber für Asthmakranke, mit dem um 1911 nicht näher beschriebene Pulver inhaliert wurden. Vertrieb durch den Apotheker M. Lancelot in Haus 14-16 der rue du Rendez-vous in Paris. Noch heute gibt es in Haus 14 eine Apotheke, die „pharmacie du Rendez-vous“ resp. „pharmacie BILLOT“.

    Erworben im September 2007, Herkunftsort: Crespinhac in der Auvergne.

    Lit.:
    Isaak Saidiner, Die Zusammensetzung der Geheimmittel gegen das Asthma bronchiale, These Berlin 1907.