Innere Medizin


Sanatorien (6): Anstalt im Baumbusch

Sanatorium Baumbusch 

Schon während der ersten Generalversammlung der Antituberkuloseliga vom 5.4.1908 finden wir die Erwähnung eines Projektes, ein Lungensanatorium zu errichten. Ein erstes Sanatorium entstand in Feulen. Als Ersatz für das nicht zustandegekommene Sanatorium Wilz wurde 1917 der Bau eines Sanatorium im Baumbusch beschlossen, einem geschlossenen Wald an der Nordwestflanke der Stadt Luxemburg.
Zwei Holzbaracken wurden 1918 von Köln bezogen:
"alle Wände, Türen, Böden und Fenster langten fertig und numeriert auf Bahnhof Luxemburg an und brauchten nur gemäss den Aufzeichnungen eines beigefügten Planes aufgestellt zu werden. In einigen Monaten stand das Sanatorium fix und fertig" ("Soziale Republik" vom 22.4.1924).
Die eine Bracke mass 30, die andere 25 Meter Länge, die Breite der beiden Bauten betrug jeweils 9 Meter: Gesamtgestehungspreis 70.000 Franken. Dazu wurde eine geräumige Liegehalle völlig neu errichtet:
"baraquements établis d'abord dans un autre but, ensuite transformés en service sanatorial" (Verein für Volks- und Schulhygiene, Jubiläumsnummer 1929, S. 115).

Ursprünglich waren die Baracken als Wohnbaracken gedacht gewesen, die Versicherungsanstalt liess die Anlage nun ausbauen und ihnen eine Liegehalle angliedern. Dieses von Anbeginn als Provisorium gedachte Sanatorium wurde im Frühjahr 1919 eröffnet (In dem Artikel Das Sanatorium Baumbusch in: Luxemburger Illustrierte no. 37, 1925 ist fälschlich Mai 1920 angegeben):
"Am Sonntag den 6. April 1919 wurde in aller Stille das Sanatorium im Baumbusch eröffnet. Es wurde vor ca. 9 Monaten erbaut und besteht aus 2 grossen Holzbaracken, welche fix und fertig von Köln bezogen wurden. Die eine Baracke hat eine Länge von 30 Metern, und die andere eine solche von 25 Metern auf einer Breite von 9 Metern. Sie kosteten zusammen ca. 70.000 Francs. Das Ganze ist Eigentum der Alters- und Invalidenkassen. Im ganzen befinden sich 22 Betten in 2 Sälen. Ein grosses Feld auf 50 m Entfernung, welches die luxemburger Stadtverwaltung während der Kriegsjahre bebaute und ein neuerstandener Garten im Mühlenbach werden die notwendige Gemüse und Kartoffeln liefern. Zur Zeit ist man mit der Herrichtung eines bequemen Fuhrweges beschäftigt, der vom Hause des städtischen Försters gegenüber der Faiencerie quer durch den Wald in die alte Kopstalerstrasse mündet" (Luxemburger Zeitung).

Das "Luxemburger Wort" interessierte sich vor allem für die Sanatoriumskapelle und berichtete in seiner Ausgabe vom 7.4.1919, dass am Sonntag den 6.4. die Kapelle im Beisein von Herrn Kauffmann, Präsident der Unfallversicherung, eingeweiht worden war und ein erstes Messopfer stattgefunden hatte. Jugendpräses Hartmann hatte das Amt gefeiert und "in einer begeisterten Ansprache auf die Bedeutung und den Segen des katholischen Gotteshauses" hingewiesen.

Das Haus fand Anklang, vor allem bei den Gesunden:
"Viele Spaziergänger fanden sich gestern nachmittag im Sanatorium ein, und alle waren voll des Lobes für die von der Unfallversicherung getroffene Einrichtung. Heute 8. April werden die ersten Kranken hier einziehen. Einstweilen sollen 10 Personen untergebracht werden" (L.W. vom 7.4.1919).

Mit der Eröffnung des grossen Sanatoriums in Vianden im Jahre 1931 war Schluss im Baumbusch. Als sich kein Käufer fand, riss man die Baracken 1931/32 ab.