Innere Medizin


Fieberthermometer n. LEYSER

Thermometer Ria
Thermometer von  Leyser 

In den physiologischen Laboratorien des 18. Jahrhunderts entwickelt, wurde das Thermometer Mitte des 19. Jahrhundert unverändert für die Fiebermessung der Patienten übernommen. "

1835 wiesen der Physiker Antoine César Becquerel (1788-1878) und der Anatom Gilbert Breschet (1784-1845) nach, das die Körpertemperatur eines gesunden Menschen konstant 37° misst – seither ein wachsendes Interesse an der Körpertemperatur, um Krankheitsverläufe besser zu dokumentieren. Carl WUNDERLICH (1815-1877) - “Das Verhalten der Eigenwarme in Krankheiten” (1868) führte die graphische Darstellung in Form der Fieberkurve in die Medizin ein.

In einer ritualisierten Handlung wurde das Instrument" dem Patienten in den Po gesteckt und stundenlang "in situ" belassen (7 Stunden und länger – bis zu 20 Stunden!) – so lag das Ergebnis für die Chefvisite vor. Diese lange Wartezeit erklärt sich aus der Tatsache, dass das Thermometer an und für sich nicht die Temperatur des Patienten misst, sondern seine eigene. Erst wenn das Thermometer die Temperatur des Patienten angenommen hat, misst man dessen Fieber. Die Wartezeit hängt also mit der aufzuwärmenden Masse des Thermometers zusammen! Diese ersten Thermometer mussten bis zum Ablesen am Ort der Messung verbleiben, da sich nach dem Herausziehen die angezeigte Temperatur schnell wieder veränderte. Ausser einem Geschlecht, einer Grösse und einem Gewicht aber hatte der Patient nun eine weitere "Grösse": seine Temperatur.

Exponat (Nachlass von Ria Kremer-MULLER)

Georg Moritz Ludwig Leyser, "Mechanicus", Inspector des physikalischen Cabinets der Universität Leipzig.

case: 8 5/8 in x 5/8 in; 21.9075 cm x 1.5875 cm

Glasthermometer: 20.63 cm x 1.27 cm

Herstellung: ca 1850-1870, Sachsen, Leipzig

"This mercury-in-glass thermometer was probably used for diagnostic purposes. It has a spherical bulb. The stem is bent, above the bulb, so as to hold a rolled paper securely in place. This paper carries a scale reading from 19 to 46 degrees Centigrade. The section from 32 to 43 degrees (that is, the range of body temperature) is graduated in tenths. The scale is marked “M. Leyser, Insp. a.d. Univ. Leipzig / 30080” and “Celsius.” The whole is enclosed in an outer glass tube" (National Museum of American History, Kenneth E. Behring Center).

Unser Thermometer trägt die Nummer 38637.

1867 erfolgte eine erste wesentliche Anpassung des Thermometers durch den Tübinger Internisten Karl Ehrle (1843-1917): das Maximalthermometer, das nach Gebrauch "heruntergeklopft" wurde. Ehrle war damals junger Assistent des Tübinger Internisten Felix von Niemeyer. Zufällig hatte er bei einem Thermometer üblicher Bauart beobachtet, dass ein kleines Stück der Quecksilbersäule durch eine Luftblase von der übrigen Säule abgetrennt war. Dieses Säulchen blieb auch nach Abkühlen des Thermometers am Maximum stehen, bis es durch eine Erschütterung heruntergebracht werden konnte. Konnte man Instrumente mit einer solchen trennenden Luftschicht bauen? 1865 bot Ehrle seine Entdeckung dem Tübinger Instrumentenmacher Christian Heinrich Erbe (1821-1902) zur serienmäßigen Herstellung an: bei sinkender Temperatur sollte die Quecksilbersäule durch eine Engstelle an der Thermometerkugel fixiert werden und abreißen. Erbe aber lehnte ab, weil er aus technischen Gründen dazu nicht in der Lage war. Drei Jahre später war Ehrle als Stipendiat des Württembergischen Staates in Paris und fand dort einen Instrumentenmacher, der sein Maximalthermometer bauen konnte. 1868 erschien im Württembergischen Korrespondenzblatt (dem Vorgänger des Baden-Württembergischen Ärzteblattes) der erste Hinweis in der deutschen Fachpresse. Wenig später – Ehrle war inzwischen als praktischer Arzt in Isny tätig – lobte v.Niemeyer den Wert des Instruments. Der Vorteil des neuen, sog. Maximal-Thermometers war, dass es auch von Pflegepersonal und selbst von Laien abgelesen werden konnte. Außerdem konnte ein niedergelassener Arzt, der mehrere Thermometer im Haus eines Kranken zuruckließ, beim nächsten Besuch den Temperaturverlauf direkt kontrollieren.