Pädiatrie


Kindermehl, Echternach

 

 

1852 Gründung der Patisserie-Confiserie Antoine Wagener-Van Hecke in Echternach, 1 rue de la Montagne. Umzug nach Haus 6 rue de la Gare in Echternach. (1. Generation: Anton Wagener sen. 1828-1914).

 


1893 Gründete sein Sohn Anton Wagener jun. (1855-1928) (2. Generation) eine Fabrik für Kindermehl. Am 17.4.1893 liess dieser Anton Wagener-Weber, Zuckerbäcker in Echternach, ein Markenschild patentieren (Memorial 1893) darstellend
1° ein Wickelkind auf Kissen liegend, trinkend aus einer Saugflasche, welche es mit beiden Händen festhält, unter selbem die Inschrift "Schutzmarke";
2° eine runde Etiquette, in deren Mitte ein Storch mit ausge- spannten Flügeln eine Saugflasche im Schnabel haltend, zu seinen Füssen zwei Wickelkinder im Schilf liegend, umgeben von der Inschrift "Kindermehl A. Wagener-Weber, Echternach Grossh. Luxemburg".



"Wagener-Weber’s Kindermehl übertrifft alle andern Nahrungsmittel der Neuzeit und ist allgemein als das beste und vorzüglichste Nährmittel für Kinder bekannt. Dasselbe enthält die edelsten Nàhrstoffe um alle Kinder vom ersten Tage ihrer Geburt ohne mütterliche Nahrung mit grösstem Erfolg aufziehen zu können. Wagener-Weber’s Kindermehl bildet Knochen, erleichtert das Zahnen, verhütet Brechdurchfall, setzt gesundes Fleisch an und wirkt ernährend in höchstem Grade. Alleiniger Fabrikant und Erfinder A. Wagener-Weber, Echternach (Luxemburg) Bahnhofstrasse. 1 Mark per Büchse. Zu haben in den meisten Apotheken und bessern Geschäften" (Anzeige in: Luxemburger Volkszeitung vom 17.1.1894).

 

Am 20.4.1894 hiess es:
„Chemisch analysirt und approbirt. Aerztlich empfohlen“
Diese Marke wurde in verschiedenen Formaten auf Blechdosen und Tüten, enthaltend Kindermehl, sowie auf Prospekten und Plakaten angebracht.

 


Am 25.5.1894 liessen zwei Söhne  von Anton Wagener-Weber, die Gebrüder Franz und Joseph WAGENER (3. Generation) als Nachfolger von Anton Wagener, Vater" ein Kindermehl patentieren:


"Im Schilf ein stehender Storch mit Kind auf dem Rücken und Saugflasche im Schnabel. Daneben im Schilf sitzend ein Kind mit Saugflasche. Unten das Wort "Déposée". Storch und Kind der Gebrüder Fr. und J. Wagener trugen eine moderne Stand-Flasche. Im Handelsadressbuch von 1900 priesen die Gebrüder ihr Kindermehl an:
"von ersten Autoritäten und Müttern als vorzügliches Kindernährmittel anerkannt. Prämiert mit 15 Ehrendiplomen, Ehrenpreis und goldenen Medaillen zu Paris, Amsterdam, München, Brüssel, Genf, London, Gent u.s.w. Grand prix Luxemburg 1898 Empfohlen u.A. von Dr. BISCHOF in Berlin; Dr. HELD, Universität Nancy; Dr. ASCHMANN in Ettelbrück".

"Farine lactée F.&J. Wagener Frères à Echternach. Approuvée par de hautes autorités. Aliment complet pour les enfants en bas âge" (Anzeige L’Indépendance Luxembourgeoise vom 2.9.1895).


1910 bestand die Firma aus den Gesellschaftern Franz Wagener-Namur und Joseph Wagener-Campill, beide "Kaufmann und Konditor". 1914 endete ihre Produktion.

Die "Luxemburger Kleine Presse" schrieb am 24.6.1897:


"Die Vorzüge ungekochter Ziegenmilch als Nahrungsmitel für Säuglinge. Da unter den Kühen die Tuberculose ausserordentlich stark verbreitet ist, und durch die Milch tuberculöser Kühe diese Krankheit auf den Menschen leicht übertragen werden kann, so empfahl Prof. SOXHLET, die zur Ernährung von Säuglingen dienende Milch zu kochen. Es ist aber neuerdings nachgewiesen, dass durch das Kochen die Milch derart verändert wird, dass sie den Verdauungsorganen des Säuglings unzuträglich wird, und dass sich nach dem anhaltenden Genuss derartiger Milch bei den Kindern schwere krankhafte Zustände ausbilden (Rachitis, Blutarmuth, Barlow'sche Krankheit usw.). Um diesen beiden Übelständen zu entgehen ist vor allem der Gebrauch von ungekochter Ziegenmilch zu empfehlen, da diese Tiere nur sehr selten von Tuberculose befallen werden, viel sauberer sind als Kühe und auch in den Stallungen viel reinlicher gehalten werden können. Ausserdem ist die Ziegenmilch in der Zusammensetzung von der Frauen- und Kuhmilch nicht wesentlich verschieden. Daher stammt auch die Sitte in Italien, die Ziegenherden, die dort im Freien geweidet werden, Morgens und Abends in die Städte und Dörfer zu treiben und an geeigneten Stellen zu melken, wobei die frisch gemolkene Milch unmittelbar an die Konsumenten verkauft wird".
Der Schreiber empfahl den luxemburger Müttern die nicht stillen können, Milch von einheimischen Ziegen zu verfüttern, und gab den Behörden den Rat, insbesondere beim Bau von Arbeiterwohnungen Ställe für Ziegen vorzusehen...

 

Unter der Leitung von Anton Wagener-Tibesart (1891-1952) gen. "Zocker-Toni" (4. Generation) widerstand die "WAGENER-WEBER's Mehlfabrik" dem Druck der internationalen Konkurrenz und der lieben Ziegen.
- 1945-46: da Echternach ausgebombt und evakuiert war, erfolgte die Produktion von Kindermilchmehl und Lebkuchen nach dem 2. Weltkrieg vorübergehend in Luxemburg, 10 rue Beck.
- 1946/47: Rückkehr nach Echternach, nachdem das durch Bomben schwer beschädigte Werk wiederaufgebaut worden war. Produktion an der alten Adresse 6 rue de la Gare.
"Mitteilung. Unserer werten Kundschaft zur gefl. Mitteilung, dass wir unseren Betrieb wieder nach Echternach verlegt haben und danken wir derselben für das uns während der Evakuierungszeit bewiesene Entgegenkommen
A. WAGENER-WEBER 6, Bahnhofstr. Echternach, tel. 111" (Anzeige L.W. vom 29.10.1949).

 

In 5. Generation wurde der Betrieb nach dem 2. Weltkrieg von Antoine Wagener-Schuler (1933-2011) weitergeführt - 1963 kam sein Kindermehl in bedruckten Blechdosen in den Handel (Bild rechts)

- Ehrentitel in Paris 1900, Liège 1930, Luxembourg, Gand, Genève, Bruxelles, Amsterdam, London, Thionville und München. Im Winter 1929/30 wurde der Firma WAGENER-WEBER aus Echternach der Titel „Grossherzogl. luxemb. Hoflieferant“ verliehen (Echternacher Anzeiger vom 15.2.1930). Mehrere weitere Prämierungen:

- Luxembourg 1932: Prix d'excellence avec féliciations du jury

- Thionville 1932: Diplôme hors concours


Die Kindermehlproduktion wurde 1990 eingestellt, die Bäckerei schloss ihre Tore 1997.