Anästhesie


Infusion, Schlauchklemme

abb112
Schlauchklemme, um 1940 

Die Fliessgeschwindigkeit der Infusion konnte man regulieren durch Auf- und Zudrehen der Klemme [frz. "collier de serrage"] am Schlauch.

Anästhesie


Infusion, Tropfkammern

abb108
Tropfkammern n. MARTIN, um 1920 

 

1911 gab August MARTIN (1847-1933), Frauenarzt in Greifswald, Erfinder des berüchtigten "WIGAND-MARTIN-WINCKEL'schen Handgriffes" bei Steisslage und Sohn des Frauenarztes Edmund Arn. MARTIN (1809-1875), diese Tropfkammer an, mit der man die Tropf-Geschwindigkeit von Infusionen regulieren und überwachen konnte.

Anästhesie


Larynxmaske

Larynxmaske
 

 

Ab 1981 entwickelte der englische Anästhesist Archibald BRAIN (*1942) eine Maske, mit der die Atemwege während der Narkose offengehalten werden können. Wenn die endotracheale Intubation aus technischen Gründen unmöglich ist, die Gesichtsmaske aber allzu langwierig zu halten ist, darf über diese sog. "Larynxmaske" seit 1991 eine Narkose appliziert werden.

 

Bei Sängern garantiert die neue Maske die Unversehrtheit der Stimmbänder, während diese bei der endotrachealen Intubation regelmässig angekratzt werden und es postoperativ zu Heiserkeit kommt.

 

 

Weiterentwicklung

Bei der Intubationslarynxmaske (ILMA) kann nachträgliche ein Endotrachealtubus eingeführt werden.

Anästhesie


Maske (1), kombinierte

abb92

Maske n. SUDECK

 

 

    Um 1903 gab der Hamburger Chirurg Paul SUDECK eine Maske an, die bald weite Verbreitung fand. Sie wurde sowohl für Aether als auch für Chloroform benutzt. In die obere Öffnung wurde ein Wattebausch gesteckt, auf den man das Anaesthetikum träufelte. Ein seitlich angebrachtes Expirationsventil verhinderte, dass sich verbrauchte Gase in der Maske ansammelten.

 


Paul SUDECK (1866-1938) promovierte 1890 in Würzburg und wurde Assistent am Allgemeinen Krankenhaus in Hamburg-Eppendorf. Dort habilitierte er sich, avancierte 1919 zum a.o. Professor und wurde 1923 Direktor der Chirurgischen Klinik der Universitätsklinik Hamburg. Er hatte ein besonderes Interesse an der Vollnarkose - von ihm stammt der Ätherrausch (1901), zusammen mit seinem Schüler Helmut Schmidt führte er die Lachgasnarkose wieder in Deutschland ein.

Anästhesie


Maske (2), Draegerwerke

abb93
n. ROTH-DRAEGER um 1915 

Die kleine Maske von ROTH-DRAEGER stellt sozusagen das Bindeglied dar zwischen den "guten alten Masken" und den hochkomplizierten Apparaturen unserer Tage: der Ansatzstutzen verband sie mit Gasflaschen, die nicht mehr in der Hand gehalten wurden...

1902/03 entwickelten der Arzt Dr. Otto ROTH (1863-1944) und der Ingenieur Berhard DRAEGER (gest. 1928) eine Metallmaske mit Plättchenventil als Teil eines komplexen Narkosegerätes.

***

1948 stellten die Dräger-Werke in Lübeck - im Anschluss an frühere Geräte vom Typ A bis E - ein Modell F her, eine Kombination von Sauerstoff (10 Literflasche) und Lachgas (10 Literflasche) mit einer 2-Literflasche Kohlensäure.

Die Nachfolgemodelle erhielten Namen aus der römischen Antike: Romulus (1952), Cato, Cicero, Sulla ... und bevölkern unsere OP-Säle!


Zum Lachgas
1772 entdeckte der anglikanische Geistliche und Freizeitforscher Joseph PRIESTLEY das Stickstoff-oxyd, ein Gas, mit dem der englische Chemiker Davy zu Beginn des 19. Jh. experimentierte. Er konnte die einschläfernden und euphorisierenden Eigenschaften dieses Gases nachweisen. Wegen der aufheiternden Eigenschaften bekam das Gas schnell den Beinamen "Lachgas" und nam den Weg auf die Jahrmärkte der Welt. 40 Jahre lang war das Gas nichts als ein Belustigungsmittel, bei dessen Einnahme die Kirmesgäste die Kontrolle über ihre Sprache und jegliche "retenue" verloren.

Am 10.12.1844 erlebte der Zahnarzt Horacius WELLS in der kleinen amerikanischen Stadt Hartford bei Boston, wie eine Gauklertruppe mit Lachgas hantierte. Als erstem fiel ihm auf, dass ein Kirmesgast sich unter dem Einfluss von Lachgas heftig am Schienbein anstiess ohne Schmerzreaktion! Der antalgetische Effekt des Lachgases war entdeckt. Bereits am nächsten Tag zog sich WELLS selber einen Weisheitszahn - nach Einatmen von Lachgas: 11.12.1844, ein denkwürdiges Datum!

Anästhesie


Mundsperrer (1)

abb382

Mundsperrer n. HEISTER

 

 

Vor der Zeit der Muskelrelaxation benutzte man die "Munsdsperrer", die Lorentz HEISTER in der Barockzeit entwickelte. Lorenz HEISTER (1683-1758), der in gewisser Hinsicht als Schüler EISENBARTH’s bezeichnet werden kann, gilt als einer der Väter der wissenschaftlichen Chirurgie. Heister war als Student bei mehreren Operationen Eisenbarts anwesend und beschloss, zuerst die handwerkliche Chirurgie zu erlernen, und dann Medizin zu studieren. Die Würzburger Medizin des 18. Jahrhunderts stand zunächst unter dem Einfluß der Universität von Leiden. Da es den nördlichen Niederlande gelungen war, im 30jährigen Krieg neutral zu bleiben, konnte die Wissenschaft hier gedeihen und Einfluß nehmen auf das übrige Reich. Treibende Kraft zu neuen Entwicklungen ging von den Fürstbischöfen aus, die sich als fortschrittliche und großzügige Förderer erwiesen und das Leidener Vorbild auch in Würzburg verwirklichen wollten. Schon um die Wende vom 17. zum 18. Jh. hatte der Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenklau (1699–1719) sich zum Ziel gesetzt, den Geist der Leidener Schule in Würzburg zu entfachen. Er nahm im Juliusspital zahlreiche Erweiterungen und Verbesserungen vor, um den klinischen Unterricht zu erleichtern. Philipp Franz von Schönborn (1719–1724) ließ um 1720 den 1704 von seinem Vorgänger errichteten Gartenpavillon des Juliusspitals nach Leidener Vorbild zum anatomischen Theater umgestalten und schuf die Stelle eines anatomischen Prosektors, der gleichzeitig Oberwundarzt des Juliusspitals sein sollte. Sie wurde 1724 von Bischof Christoph Franz von Hutten (1724–1729) mit Louis Sivert, einem Pariser Chirurgen besetzt. Mit ihm begann die Reihe der praktisch tätigen Chirurgen am Juliusspital, die zunächst in Personalunion als Assistenten des Professors für die praktische Anatomie zuständig waren. Siverts Wahl schien ein Glücksgriff gewesen zu sein, denn er erwies sich als äußerst geschickt, doch er verließ Würzburg schon im folgenden Jahr. Das Ziel, einen Aufschwung der Chirurgie und Anatomie herbeiführen zu können, glaubte Friedrich Karl von Schönborn (1729–1746) 1731 durch die Berufung des berühmten Lorenz Heister (1683–1758) zu erreichen. Obwohl der Stiftungsbrief nur Katholiken in Würzburg Doktorgrad und Aufnahme in die Fakultät erlaubte, erhielt der Protestant ein großzügiges Angebot, das sogar freie Religionsübung zusicherte. Heister ließ sich jedoch nicht von seiner Lehrkanzel an der Universität Helmstedt wegholen. Schließlich fand man 1731 in Georg Christoph STANG (1704–1779), der seine Ausbildung in Paris und Straßburg erhalten hatte, einen geeigneten Oberchirurgus für das Juliusspital, der 48 Jahre lang redlich seine Pflicht als Wundarzt, Demonstrator der Anatomie und Hebammenlehrer tat. So wurde HEISTER Professor für Anatomie und Chirurgie in Altdorf. 1720 entschloß er sich, ein deutsches Lehrbuch für Chirurgie zu schreiben, in welches auch die zeitgemäße Heilkunde für Augen und Zähne sowie Geburtshilfe einbezogen werden sollte. HEISTER war ein umfassender Geist von größtem Interesse für die Naturwissenschaft. Er besaß eine Bibliothek von 12.000 Bänden, hatte ein eigenes Naturalienkabinett und eine Sammlung anatomischer Präparate. Außerdem besaß er eine Sammlung von 470 chirurgischen Instrumenten, die zum Teil aus Silber gefertigt waren. Heister hat viele einzelne Schriften über medizinische und botanische Fragen hinterlassen.

 

 

Exponat

Das HEISTER’sche Modell wurde noch zu Beginn des 20. Jh. produziert , z.T. um Gipsverbände aufzubrechen (und findet immer noch Liebhaber in der S/M-Szene). Heisters Mundöffner wurden von Prof. Fritz Dumont (1854-1932), Bern, so beschrieben: "Sie sind nur nützlich für das Auswechseln der feuerfesten Räder von alten Güterwagen"(zit. www.anaesthesia.de/museum/heister.html).

Anästhesie


Mundsperrer (2a) n. PITHA

Mundsperrer einfaches Modell Waarenhaus

Mundkeil n. PITHA, um 1860

Der österreichische Chirurg Franz Freiherr von PITHA (1810-1875), der eine Klinik in Prag, später in Wien leitete, verzweifelte schier an den unvermeidlichen Wundinfektionen und wurde „messerscheu“. Erst mit der Entdeckung der Antisepsis empfahl er seinen Studenten wieder, das Messer zu ergreifen. Dieser PITHA war der Erste, der seine Patienten vor einer allzuheftigen und einseitigen Narkose zu schützen versuchte, bei der eine einzige Substanz (Aether bzw. Chloroform) mit allen ihren Nebenwirkungen zum Einsatz käme. Als Erster versuchte er (1861, bei einer Herniotomie), auf die Inhalation einer Chloroform-Aethermischung zusätzlich einen rectalen Einlauf mit Tollkirschensaft folgen zu lassen, um die Wirkung der Narkose zu verlängern, ohne die Aether- und Chloroformmengen weiter steigern zu müssen.

Er ist auch der Erfinder des nach ihm benannten Holzkeiles zum gewaltsamen Öffnen des Mundes - mit zwei flachen und zwei schmalen, geriffelten Seiten.

 

 

PITHA und Tirol

"Vor etwa zwei Jahren hatte Hofrath Pitha das Unglück, sich bei einer Operation an einem Finger zu verletzen und dadurch eine Infection des Blutes herbeizuführen. Vergebens suchte er Heilung in den verschiedensten Curorten. Noch vor einem Jahre verbrachte er den Sommer am Ufer des herrlichen Achensees in Tirol, kehrte aber von dort nur noch leidender nach Wien zurück. Er mußte dem Lehramte gänzlich entsagen" (Neue Illustrierte Zeitung,  9. Jan. 1876).

 

 

Exponat

12 cm langer Holzkeil, gefunden in einem HNO-Konvolut, zusammen mit 2 Anaesthesiemasken, Flohmarkt Olympiastadion München 9/2018

 

 

Er schrieb:

Franz Freiherr von Pitha (1810-1875) und Theodor Billroth(1829-1894): Handbuch der allgemeinen und speziellen Chirurgie. Erlangen und Stuttgart, 1874.

Anästhesie


Mundsperrer (2b) n. MAUNDER

abb367

Mundkeil n. MAUNDER, um 1870

 

 

Wenn Sie Ihrem Patienten einen PITHA-Keil zwischen die Zähne gerammt hatten und er bewegte den Unterkiefer, dann kippte der Keil und die Gewalttour ging bei 0 oder fast wieder los. Dies brachte die Anaesthesisten (oder die HNO-Ärzte) dazu, dem Keil eine runde, kreiselförmige Form zu geben: steckte der zwischen den Zähnen, war ein Kippen nicht möglich.

 

Der gedrechselte Mundkeil aus Buchsbaumholz - die Franzosen sprachen von der "toupie ouvre-bouche" oder der "poire d'angoisse" - wurde nach 1950 kaum noch benutzt.

 

Elegant anzusehen und zuverlässiger in seiner WIrkung - aber ebenso brutal wie der Keil n. PITHA - war der Keil n. MAUNDER,  benannt vermutlich nach dem Londoner Chirurgen Charles MAUNDER (1832-1879).

 

 

Exponat

Das hier vorgestellte Modell n. MAUNDER stammt von einem Antikmarkt in den Foire-Hallen/Luxemburg (5.3.2005), Herkunft Belgien.



Anästhesie


Mundsperrer (3)

abb419
Mundsperrer, um 1900 

 

Der hier vorgestellte Mundsperrer stammt aus der „Metzer Wunderkiste“. Er besitzt zwei seitliche Hebel, und eine „crémaillère“ zum Arrètieren.

Anästhesie


Mundsperrer (4)

abb97
Mundsperrer n. SEEMAN-SEIFFERT, um 1940 

 

Der Mundöffner nach SEEMAN-SEIFFERT stammt aus dem Fundus der Elisabethklinik in Luxemburg. WHITEHEAD gab ein sehr ähnliches Gerät an, das allerdings zusätzlich mit einem Zungendrücker ausgestattet war.

Anästhesie


Mundsperrer (5)

abb98

Mundsperrer n. Roser-Koenig, um 1940

 

 

ROSER-KOENIG gaben 1858 diesen Mundöffner an, mit dem man den Mund gewaltsam öffnen konnte, um den Patienten abzusaugen resp. ihn zu narkotisieren. Durch Schluss der Griffe öffnete man den Kiefer.

 


Wilhelm ROSER (1817-1888) war Chirurg in Marburg.


Franz KOENIG (1832-1910) war 1858 Assistent des Vorgenannten, bevor er Chirurg in Göttingen und Berlin war. Er befasste sich mit künstlicher Beatmung und Herzmassage.

Anästhesie


Mundsperrer (6)

Mundsperrer (6)
Mundsperrer (6)

Sperrer n. FERGUSSON-ACKLAND, um 1900 

 

 

Der hier vorgestellte Mundspreizer zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus:
- die ungleich grossen Branchen,
- den Sperrmechanismus in Form eines viereckkigen Ringes.
Die ungleich grossen Branchen gestatten einen schmaleren Kopfteil, indem sich die Branchen wie der Körper einer eingerollten Schlange ineinandergreifen. Die Sperrvorrichtung erinnert an die Modelle von ROSE, O’DWYER und WAXHAM (Katalog Berg S. 321). Die Spreizflächen stehen senkrecht zu den Griffen. Damit lag dieser Spreitzer seitlich der Wange an und eignete sich durchaus zum längeren Verweilen, störte er doch den Einblick in die Mundhöhle weniger als das folgende Modell…

 

 

“FERGUSSON, SIR WILLIAM (1808-1877). British surgeon, the son of James Fergusson of Lochmaben, Dumfriesshire, was born at Prestonpans, East Lothian, on the 20th of March 1808. After receiving his early education at Lochmaben and the high school of Edinburgh, he entered the university of Edinburgh with the view of studying law, but soon afterwards abandoned his intention and became a pupil of the anatomist Robert Knox (1791182) whose demonstrator he was appointed at the age of twenty. In 1836 he succeeded Robert Liston as surgeon to the Edinburgh Royal Infirmary, and coming to London in 1840 as professor of surgery in Kings College, and surgeon to Kings College Hospital, he acquired a commanding position among the surgeons of the metropolis. He revived the operation for cleft-palate, which for many years had fallen into disrepute, and invented a special mouth-gag for the same. He also devised many other surgical instruments, chief among which, and still in use to-day, are his bone forceps, lion forceps and vaginal speculum. In 1866 he was created a baronet. He died in London on the 10th of February 1877. As a surgeon Fergussons greatest merit is that of having introduced the practice of conservative surgery, by which he meant the excision of a joint rather than- the amputation of a limb. He made his diagnosis with almost intuitive certainty; as an operator he was characterized by self-possession in the most critkal circumstances, by minute attention to details and by great refinement of touch, and he relied more on his mechanical dexterity than on complicated instruments. He was the author of The Progress of A natomy and Surgery in the Nineteenth Century (1867), and of a System of Practical Surgery (1842), which went through several editions”.

 

 

Exponat

Dieser Sperrer wird unverändert von der Fa. „Manufacture belge de Gembloux“ unter der N°20.525.14 hergestellt.