Chirurgie


Kippflasche (3)

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In Ostdeutschland konzentrierte sich die Fa. Catgut auf die Herstellung von medizinischem Nahtmaterial.

1906 rief Walter DÖLLING die Firma ins Leben als Import und Großhandel mit Schafdärmen. Dölling war also Darmgroßhändler und importierte die für Musiksaiten am besten geeigneten Schafdärme aus Spanien, Neuseeland und Australien.

1923 begann der Firmengründer damit, steriles chirurgisches Nahtmaterial herzustellen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Unternehmen in Walter Dölling & Co umgewandelt, sodass es weiterhin im Familienbesitz bleiben konnte.

1965 wurde die Firma von Dipl.-Ingenieur Norman Brückner, Enkel des Firmengründers übernommen. Sieben Jahre später wurde die Firma von der Deutschen Demokratischen Republik enteignet. Norman Brückner führte den volkseigenen Betrieb so lange weiter, bis es im Jahre 1981 mit dem VEB Catgut zwangsweise fusionierte. Von diesem Zeitpunkt an fertigte der Betrieb unter dem Markennamen Traumafil Nahtmaterial. Damit war man in der damaligen DDR alleiniger Catgut-Fabrikant.

Erst war der Betrieb halbstaatlich, später folgten die Enteignung und die Überführung in einen VEB, nach der Wende kam die Treuhand und schließlich der   Rückkauf:

1992 kaufte Norman Brückner den Betrieb von der Treuhand zurück. Wenige Jahre später entschloss man sich, eine neue Produktionsstätte zu errichten.

1997 kam es zur Gründung des Tochterunternehmens TNI Chirurgisches Nadelwerk. So wurden fortan neben chirurgischen Nadeln auch atraumatische Nadeln in Eigenleistung produziert. Der Vertrieb der chirurgischen Nadeln findet in Deutschland ausschließlich über die Firma Catgut statt.

Auf Grund seiner glatten, hervorragend bearbeiteten Oberflächenbeschaffenheit, wie auf Mikroaufnahmen erkennbar, seiner garantierten Durchmesserkonstanz und seiner Homogenität stellte das vogtländische Catgut über Jahrzehnte einen schnell bis mittelschnell resorbierbaren, monofilen Faden hoher Qualität dar.

2000. Infolge der Ausbreitung der Rinderseuche BSE (bovine spongiöse Enzephalopathie), des sog. Rinderwahnsinns, im Jahre 2000 und ihrer offensichtlichen Übertragbarkeit auf den Menschen, bei dem die molekularen Krankheitserreger (Prionen) zur Creutzfeldt-Jakobschen Krankheit führen sollen, ist die Verwendung von Produkten aus Rinderblut- und Rinderdarm in der operativen Medizin nicht mehr zulässig. Das betrifft namentlich die Inkorporation von Material aus Catgut. So ist ein durchaus nützliches Naturprodukt durch unbiologische Fütterungs- und Tierhaltungsmethoden vernichtet worden. Allerdings haben Naturprodukte außerdem immer den Nachteil einer gewissen Ungleichmäßigkeit und lassen sich nicht so gut standardisieren wie synthetische Materialien.

2015 wurde das Unternehmen an neue Inhaber übergeben. Heute wird die Firma durch Ines und Heiko Riedel als Geschäftsführung erfolgreich geleitet. Die Catgut GmbH produziert heute neben verschiedenen synthetischen, resorbierbaren Fäden auch zahlreiche nicht resorbierbare Nahtmaterialien und bietet in ihrer umfangreichen Palette auch Spezialprodukte an.

 

 

Exponat

Wiederbefüllbarer chirurgischer Fadenspender (1981).

VEB Catgut Traumafil, Markneukirchen.

Herkunft: Arendsee, Ortsteil Molitz i.d. Altmark (Sachsen-Anhalt)