Chirurgie


Hüftgelenk-Prothese

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1890 behandelte der im rumänischen Jassy geborene und am Kaiser und Kaiserin Friedrich Kinderkrankenhaus in Berlin tätige Chirurg Themistokles GLUCK (1853-1942) erstmals einen Patienten mit einem alloplastischen Gelenkersatz: einer 17jährigen Patientin mit tuberkulösem Kniegelenk setzte er ein Elfenbeingelenk ein. Die Verankerung des Implantats im Hüftknochen erfolgte mit Schrauben sowie einem Gemisch aus Kolophonium, Bimsstein und Gips. Ein großer Nachteil seiner Implantate war, daß sie sich alle über kurz oder lang infizierten und ausgebaut werden mußten …

 

Exponat

Prothese nach Weber-Stühmer, Fa. ALLO PRO, Sulzer Medica (Winterthur, Schweiz).
Sterilisiert zw. Juli 1992 und Januar 1993.

Herkunft: Fundus des Chirurgen Dr. med. Hans-Martin Fritsche, Klinikum Garmisch-Partenkirchen.

 


Weber, B.G. (1970), Die Rotations-Totalendoprothese des Hüftgelenkes. Z.Orthop. 107: 304-315.
Stühmer, G. und B.G. Weber (1978). Die neue Rotationshüftendoprothese nach dem Baukastenprinzip System Weber, in: Z Orthop Ihre Grenzgeb 116(3): 285-293.
Weber B.G., Stühmer G. (1979) Improvements in total hip prosthesis implantation technique. Arch Orthop Trauma Surg 93:185-189.

 

Herkunft: Flohmarkt Cyta/Innsbruck 9/2020.

 

Zu den Erfindern: 


- Bernhard Georg (Hardi) WEBER (1927-2002). *in Basel am 7. August 1927, starb er unerwartet am 22. August 2002. Zunächst Land- und Schiffsarzt auf einem Atlantikdampfer. Dann allgemeinchirurg. Ausbildung in Chur, Münsterlingen und am Bezirksspital Uster. Ausbildung als orthopäd. Chirurg am Balgrist-Hospital in Zürich und am Inselspital in Bern. Lange Zeit schwankte er zwischen Architektur und Chirurgie – die orthopädische Chirurgie vereinte beides, so blieb er der Medizin erhalten: 1959 chirurg. Oberarzt unter Maurice E. MULLER in St. Gallen, 1967 Chefarzt für Orthopädie und Traumatologie daselbst. Im Herbst 1986 gab er diesen Posten wegen Überhandnahme der Verwaltungsaufgaben auf und widmete sich nur noch der privaten Praxistätigkeit.


- Karl-Gerhart (Gert) STÜHMER *in Freiburg / Breisgau am 22. Juni 1936, gest. am 30. August 2017 im Alter von 81 Jahren in seiner Geburtsstadt Freiburg. Stühmer war 1989 einer der Initiatoren der Internationalen Wolfegger Konzerte. Nach seiner Fachausbildung in Lörrach und prägend am Kantonsspital St. Gallen wurde Stühmer 1978 von den Franziskanerinnen in Reute als Chefarzt für die neu aufzubauende Abteilung für orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg berufen.

Chirurgie


Impflanzette

um 1930 

 

 

Meyers Konversationslexikon 1910: "Lanzette (Wundnadel, Lanceola), ein chirurgisches, kleines, lanzenförmiges Messer, das aus einer dünnen, zweischneidigen, zwischen zwei Hornschalen befestigten Klinge besteht und zu verschiedenen Zwecken (Aderlassen, Impfen, Eröffnung von Abszessen) früher viel verwendet wurde".

 

Die hier vorgestellten Impflanzetten stammen aus dem Nachlass des ab 1923 in Diekirch etablierten Arztes Paul HETTO (1895 - 1979).

Chirurgie


Kauter (1)

Brenneisen, um 1800 

Zu den ältesten Problemen der Chirurgen gehört die Blutstillung. Bei diffusen Blutungen wurden vermutlich in der Frühphase adstringierende Pflanzen aufgelegt (Eichenrinde, Erdbeerwurzel etc) oder Mineralien (Alaun). Bei heftigen Blutungen wurde das spritzende Gefäss komprimiert. Schon 3000 v.Chr. kannten die Aegypter das Brenneisen ... Neben solch praktischen Massnahmen spielte bis ins 19. Jahrhundert die Anwendung von Magie eine Rolle: "Man sagt einen Spruch aus der Bibel leise vor sich hin, und bekreuzt dreimal die blutende Stelle mit dem Zeigefinger" (Georg Friedrich Most, Encyklopädie der Volksmedizin, 1843 S. 90).

Im 10. Jh. begannen die Araber, das Brenneisen in der psychiatrischen Therapie einzusetzen: bei Epilepsie, Melancholie und Kopfschmerzen (Brennpunkte am Schädel).

Die meisten Chirurgen besassen seit jeher Brenneisen in ihrem Instrumentarium – die unterschiedlichsten Formen waren in Gebrauch – und brannten damit Hämorrhoiden, blutende Wunden, Amputationsstümpfe etc. aus. Man erinnere sich an den Widerwillen, den Ambroise PARE empfand, die Soldaten zu brennen – er ersetzte das glühende Eisen durch Öl mit Zusatz von Eigelb.

Etwas verwunderlich ist das Brennen bei Zahnschmerzen (Brennpunkte in der Mundhöhle), bei Rippenfellentzündung, Wassersucht (Brennpunkte am Leib).

Vielfach wurde auch mit diesen Eisen geschnitten (Italien des Mittelalters).

In manchen Gegenden Deutschlands pflegte man die Irrsinnigen mit glühendem Eisen zu brennen, ihnen ein sog. „Brandsiegel“ aufzudrücken. Man hoffte, auf diese Weise, den Krankheitsdämon herauszubrennen, oder, wie andere meinten, ein Loch zu schaffen, durch das man ihn hinausjagen konnte. Zu den Indikationen der Kauterisation siehe auch den Beitrag PAQUELIN (1)

Das hier vorgestellte Set stammt vom Trödelmarkt in Metz-Grigy, es befand sich in einem Ensemble von humanmedizinischen, insbes. gynäkologischen Instrumenten – dies um den Verdacht auszuräumen, dass es sich um veterinärmedizinische Instrumente handeln könnte. Neun Eisen, die in einen Wechselgriff eingeklickt werden konnte: während das eine Eisen im Einsatz war, wurde das nächste bereits im Kohlefeuer zur Rotglut gebracht. Der Name des Hersteller ist in zwei der Eisen graviert: BOURDEAUX. „Bourdeaux l’ainé“ war Instrumentenbauer in Montpellier.

Als der Engländer Percivall POTT (1714-1788) – der gleiche, nach dem der „morbus POTT“, d.h. die Wirbeltuberkulose benannt ist, – als dieser auf die Eisen verzichtete, war dies der Anstoss zum allgemeinen Verlassen der Methode. Dafür kamen nun die Thermo- und Elektrokoagulationsgeräte in Mode sowie die Ätzstifte.

Der Franzose bezeichnete die runden Eisenspitzen als "boutons de feu". Im Volkstum lebt die Methode fort, z.B. im Sprichwort: "C’est un cautère sur une jambe de bois" , d.h. da brennst du ein Holzbein, um zu sagen, dass dieses Medikament nichts auzurichten vermag!

Lit.:

  • Walter von Brunn: Zur Geschichte der Blutstillung, Die medizinische Welt 9 (1935), S. 107f.
  • E. F. Heeger: Zur Geschichte der Blutstillung im Altertum und Mittelalter, Wiener klinische Wochenschrift (1910), S. 1006-1008 und 1079-1080.
  • Michael Sachs, Geschichte der operativen Chirurgie, Bd. I: Historische Entwicklung chirurgischer Operationen, Kaden Verlag Heidelberg, 2000.
  • Michael Schlathölter, Geschichte der Theorie und Praxis der Wundheilung und Wundbehandlung unter besonderer Berücksichtigung des 19. und 20. Jahrhunderts, Münster 2005

Chirurgie


Kauter (2)

Elektrokauter, Zusätze, um 1930 

Moderner als der "Paquelin" waren ab dem frühen 20. Jahrhundert Geräte, bei denen der Platinfaden elektrisch aufgeheizt wurde. Die Galvanokaustik wurde in Finnland durch Gustav Samuel CRUSELL (1818-1858) aus Tammela erfunden und zur therapeutischen Reife weiterentwickelt - 1848 gründete er in St. Petersburg das "Institut électrolytique".
Der ab 1843 in Tübingen lehrende Chirurg Victor von BRUNS (1812-1883) griff die Methode auf und brachte sie zu hoher Vollendung.

Aus dem Nachlass des in Diekirch niedergelassenen Arztes Paul HETTO (1895-1979) stammt das hier vorgestellte Sortiment von Sonden eines (verschollenen) Gerätes der Pariser Firma DRAPIER.

Die Rollen und Platten (links im Vordergrund) dienten der (internistischen) Elektrotherapie, bei welcher der Strom direkt am Patienten ansetzte.
Die Glühfäden der Sonden (Bildmitte und oben querliegend) dienten der monopolaren Elektro-Koagulation kleiner Blutungen, die nur schwer chirurgisch zugängig waren.
Neutrale Plattenelektroden rechts im Vordergrund.

Chirurgie


Kauter (3) n. PAQUELIN

 

 

Früher benutzte man Brenn- oder Glüheisen, die in der Flamme erhitzt wurden, dann den Thermokauter von PAQUELIN (1836—1905), bei dem ein verschieden geformter Hohlkörper aus Platin zum Glühen erhitzt und dann durch Einblasen eines Gemisches von Luft und Benzindampf, das an der glühenden Platinfläche verbrennt, glühend erhalten wurde.

 

Claude-André PAQUELIN *30.12.1836 in Vaucluse - Avignon. Er studierte zunächst Pharmazeutik, wechselte dann zur Human- medizin. Die Tatsache, dass er ein Patent auf seinen Brenner anmeldete, wurde ihm von vielen Kollegen angekreidet (Scientific American, v 45 (ns) no 9, p 137-8, 27 August 1881). Er starb 1905.

 

Er schrieb:
C.A. Paquelin und Léopold Jolly, Etudes de biologie : théories nouvelles, Paris , chez A. Delahaye, 1875, 166 S. 16 cm.
Srassen in Paris und Avignon tragen seinen Namen.

 

"Le thermocautère fut créé en 1875 par le docteur Paquelin et perfectionné en 1891. Il est fondé sur la propriété qu'a le platine de s'échauffer en condensant certains gaz ou vapeurs, en particulier les carbures volatils de l'essence minérale." (Larousse universel en deux volumes, 1922).

"Handlicher und vielseitiger verwendbar sind die galvanokaustischen Brennapparate" (Meyers Konversationslexikon 1909).

"Ce même instrument, sous d'autres noms (pyrophore, pyrographe, etc.) a par la suite été utilisé dans l'industrie, notamment dans l'industrie de la métallurgie. La poétesse de renom, Madame Fawzi Malhasti lui a consacré plusieurs sonnets".

 

Die Benutzung des Gerätes war eher umständlich. Die Platine musste eine Minute lang über der offenen Flamme vorgeglüht werden, bevor man die Benzindämpfe durch den Schlauch pusten konnte. Der "Paquelin" fand dennoch weite Verbreitung (1876 in Cuba eingeführt) und hielt sich weltweit bis nach dem 2. WK. auf dem Markt. Es war das Standard-Verschorfungsgerät - man verschorfte "wildes Fleisch", brannte Bisswunden aus um die Tollwutgefahr zu mindern. Man koagulierte bei niedriger Temperatur und schnitt bei hoher Temperatur. Noch Heinrich MARTIUS (Gynäkologische Operationslehre, 1960) verschorfte Wundflächen mit dem "Paquelin" (S. 200) und durchtrennte mit diesem Gerät die Darmschlingen (S. 407). Offenbar war das Wort "Paquelin" zum Inbegriff der Kauther geworden, und wurde auch da noch benutzt, als man längst elektrische Kauter verwandte.

 

Dabei gab es seit 1930 die Elektrocoagulation: "An der Klinik des bekannten Wiener Chirurgen und Universitätsprofessors von Hohenegg wurde dieser Tage ein schwer gelbsüchtiger Mann einer Bauchoperation unterzogen, bei der bemerkenswerter weise zum erste Male statt des Messers, der elektrische Spitzbrenner eines gewöhnlichen Diathermie-apparates zur Anwenbung gelangt. Diese Methode beruht auf der Eigenschaft des elektrischen Funkens, dass er die Gewebe des Körpers zerstört. Wird der Körper des Patienten auf eine Bleiunterlage gelegt, die mit dem einen Pol des elektrischen Stromkreises verbunden ist und führt man den Spitzbrenner, der an den anderen Pol angeschlossen wird, über die zu operierende Körperstelle, so zerteilen die überspringenden Funken das Gewebe und es lassen sich Schnitte genau wie mit einem Operationsmesser ausführen. Eine solche Operation hat jedoch nicht nur den Vorteil, daß sie nahezu unblutig verläuft, sondern die Wunden heilen nach übereinstimmender Beobachtung auch bedeutend leichter unb schneller. Außerdem sind eitrige Wundinfektionen ganz ausgeschlossen" (Luxemburger Wort, 9. Januar 1930).

 

 

Exponat

Vorgestellt wird ein Brennapparat mit "boîte gainerie", der aus Barentin in der Haute-Normandie, (nordwestlich von Rouen) in Frankreich stammt. Ein ähnliches Gerät, diesmal MIT Blasballon, stammt aus der Region Midi-Pyrénées.

Chirurgie


Kauter (3a): Thermokauter n. PAQUELIN

Originalpublikation Paquelin 

 

 

Brennapparate sind ganz generell Vorrichtungen zur Zerstörung von Körpergeweben durch Glühhitze. Diese bewirkt, an Oberflächen flüchtig angewendet, Verbrennungen verschiedenen Grades, die in der älteren Medizin zur Ableitung bei Entzündungen durch die Moxen herbeigeführt wurden. Die Glühhitze bewirkte aber auch schnelle Blutstillung durch Bildung eines festsitzenden Schorfes, sichere Zerstörung bösartiger Geschwülste oder infizierten Gewebes und gestattete unblutige Durchschneidung blutreicher Gewebe. Daher wurden blutende Stellen der Nasenschleimhaut, der inneren Fläche der Gebärmutter (!) durch Brennapparate verschorft, durch Giftschlangen oder wutkranke Hunde erzeugte Wunden ausgebrannt, blutreiche Gewebe, namentlich bei gynäkologischen Operationen sowie bei Leber- und Lungenoperationen, mit dem Brennapparat durchtrennt.

 

 

1876 gab der französische Arzt Claude André PAQUELIN (1836-1905) einen Thermokauter an mit einer Platinspitze, die innerlich mit feinst verteiltem Platinmoor* gefüllt war, das nach einmaliger Erhitzung bis zum Glühen, und durch ein (über ein Gebläse zugeführtes) Benzin-Luftgemisch (oder andere entzündliche Dämpfe) glühend gehalten werden konnte.

 

 

*Die Entdeckung der katalytische Wirkung des Platinmoores geht auf den Apotheker Johann Wolfgang DÖBEREINER (1780-1849) zurück. 1816 war ihm mit Hilfe von Platinmoor die Oxidation von Alkohol zu Essigsäure gelungen. Einige Jahre später gelang ihm mit der Entzündung eines Knallgasgemisches unter dem Einfluss von Platinschwamm eine der wichtigsten Entdeckungen der frühen Katalysechemie. Sie führte zur Erfindung des Döbereinerschen Platinfeuerzeugs, das zu einem begehrten Handelsobjekt wurde.

 

 

Exponat

Textbuch von Paquelin, erstanden 2005 bei einem Händler in Juan-Les-Pins.

Chirurgie


Kauter (4) n. Schech

Kautergriff n. SCHECH
 


Philipp Schech (1845-1905) war Professor an der Uni München und maßgeblich am Aufbeu einer HNO-Abteilung beteiligt.

 

Er schrieb:

- Die   Galvanokaustik   in   der   Laryngochirurgie.   Ärztl. Intelligenz-blatt 24 (1877) 443-444

- Die Krankheiten des Kehlkopfes und der Luftröhre mit Einschluss der Laryngoskopie und local-therapeutischen Technik für praktische Aerzte, 1897.

 

Zur Galvanokaustik gutartiger Tumoren benutzte Schech einen schlanken Flach- oder Spitzbrenner, den er kalt auf das Knötchen aufsetzte, und den Brenner nur sehr kurz zum Glühen brachte. Daraufhin folgte meist eine starke Umgebungsreaktion mit Rötung und Schwellung, die häufig zu einer Heiserkeit führte, die manchmal mehrere Wochen anhalten konnte.

Schech benutzte die Galvanokaustik vor allem im Rachen und in der Nase, weniger häufig im Kehlkopf. Behandelt wurden damit zirkumskripte Hyperplasien, Bindegewebs-wucherungen, Pachydermien, Granulationen, Neubildungen, tuberkulöse Geschwüre und Polypenreste.

 

 

Exponat

SCHECH selbst hatte einen Universalhandgriff für Galvanokaustik entwickelt, der von verschiedenen Mechanikern in Tübingen, München und Erlangen angefertigt wurde und käuflich erworben werden konnte. Der technisch komplizierte Griff war dazu bestimmt, nicht nur die festen, sondern auch die verstellbaren schlingenförmigen Ansätze aufzunehmen.

Herkunft: Flohmarkt am "Hafen" / Innsbruck 8/2018.

Chirurgie


Kauter (5) Elektrokauter / Griff

 

So sahen Handschalter aus, bevor es EU-Richtlinien gab...

Oberes Bild: rechts die Stromzufuhr, links die beiden Pole für den Glühdraht.
Untere Reihe: ein, aus: Arrêtierung für den Dauerbetrieb, indem man die Taste nach vorne schob.

Verchromtes Teil, gestempel: A. GAIFFE à Paris.

Ladislas GAÏFFE (*16.1.1832 in Nancy; gest. in Paris am 9.4.1887) nannte sich Adolphe G., nach dem damals bekannten Unternehmer, Philosophen und Schriftsteller Adolphe GAÏFFE (1830-1903) - und signierte seine (ab 1856) in den "Entreprises de Construction Electriques Adolphe Gaiffe" in Paris hergestellten Kreationen entsprechend "A.Gaiffe". Unter der Leitung des Sohnes lief der Betrieb bis ins frühe 20. Jahrhundert weiter unter dem Namen "A.Gaiffe"!

Zur Biographie der beiden Gaiffe sehen Sie den Link:
www.swisscastles.ch/vaud/Oron/gaiffe.html.

Firmenkataloge
Gaiffe L.A., Notices sur les appareils électro-médicaux, Catalogue de 1874.
Gaiffe L.A., Matériel électro-thérapeutique, Catalogue. Chez Charraire et fils à Sceaux. 1885.

Eine beachtenswerte Sammlung von Elektrotherapiegeräten, u.a. aus den Werkstätten Gaiffe, finden Sie unter:
www.bium.univ-paris5.fr/aspad/expo10.htm

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Kauter (6) Elektrokauter / Griff

 

Zum Schneiden und Koagulieren sind Elektrokauter im modernen OP unverzeichtbar.

Vorgestellt wird ein Handschalter der Fa. BOWO, der 2007 ausrangiert wurde. Im Medaillon ein Öse (Firmenbild) zum Abtragen von kleinen Wucherungen.
1977 von den Herren Günter Bosner (Chemie-Ingenieur) aus Gomaringen und Prof. Kurt WALTER (Astronom, 1972 aus der Uni ausgeschieden) aus Tübingen gegründet, hat sich die BOWA-electronic GmbH aufgrund ihrer Innovationskraft und ihres Know-hows ab 1987 zu einem erfolgreichen Anbieter im boomenden Bereich der HF-Medizin entwickelt.
Heute beschäftigt BOWA 400 Mitarbeiter, die einen Umsatz von über 30 Mio. Euro generieren. Die exklusiv in Deutschland hergestellten hochwertigen Produkte genießen weltweit einen ausgezeichneten Ruf.
Als Anbieter der kompletten Palette von HF-Chirurgie-Geräten und -Zubehör ist BOWA ein international erfolgreicher Player im anspruchsvollen Bereich der Elektromedizin: Rund um den Globus stehen BOWA Produkte im Einsatz.

Sitz der Firma:
BOWA-electronic GmbH & Co. KG
Heinrich-Hertz-Strasse 4–10
D-72810 Gomaringen (10 km südlich von Tübingen)
Tochterfirmen in Polen und den USA.

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Kauter (7), Transformator

 

 

   Der hier vorgestellte Transformator besteht aus zwei Stromwandlern:

- dem linken, von dem der Kauter gespeist wurde.

- dem rechten, der Strom zur Beleuchtung von medizinischen Endoskopen (Stirnlampe, Zystoskop etc.) lieferte.

 

Félix Maloine stellte um 1912 chirurgische Instrumente her (Catalogue d'Instruments de chirurgie 1912)
Nicht zu verwechseln mit A. Maloine, der um 1880/1905 in Paris medizinische Bücher herausgab ...

 

Das vorgestellte Gerät stammt aus dem Nachlass des ab 1913 in Clerf niedergelassenen Arztes Guillaume KOENER. Da ihm ob seiner antiklerikalen Einstellung der Zugang zum Hospital der Franziskanerinnen in Clerf versagt war, musste sich KOENER in seiner Privatpraxis mit diesem und ähnlichen Geräten behelfen ...

 

Ein ähnlicher Kasten findet sich im Katalog "Guillot, Fernand. - Catalogue illustré d'instruments de chirurgie, d'appareils de médecine et d'orthopédie, Paris : s.n. [Ivry : Impr. des Ets Hyperparaf, 1934" aus dem Jahr 1934

zit.web2.bium.univ-paris5.fr/livanc/?cote=extaphpin010&p=53&do=page )

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Kauter (8), Transformator 110 V

Transformator

Transformator 1934

 

 

1845 tötete der Wiener Zahnarzt Moriz HEIDER (1816-1866) einen Zahnnerv mittels elektrisch erhitztem Platindraht ab - in einem Gespräch mit dem in München lebenden (aus dem Elsass stammenden) Physiker Carl August von Steinheil (1801-1870) war er auf die Idee gekommen, das bis dahin übliche Glüheisen durch einen durch elektrischen Strom glühenden Platindraht zu ersetzen.

 

1846 beschrieb der Finne Gustav Samuel CRUSELL (1810-1858) in St. Petersburg das gleiche Verfahren und gab ihm den Namen "Galvanocaustie". Im April 1847 entfernte er mittels einer glühenden Platinöse einen Blutschwamm an der Stirn eines seiner Patienten. Vereinzelt wurde die Methode in Frankreich angewandt (Nelaton, Etiolles). Wirklichen Eingang in die Medizin aber fand das Verfahren erst, als Albrecht Theodor MIDDELDORFF (1824-1883) in Breslau 1854 in seinem Buch "Die Galvanokaustik" Erfolge mit der elektrischen Öse publizierte. Als einer der Ersten arbeitete damit der deutsche Chirurg Viktor v. BRUNS (1812-1883), da sie ein Operieren an schwer zugänglichen Stellen gestattete. Bruns arbeitete mit Gleichstrom (10-20 Ampère, 3-6 Volt).

 

- In einer ersten Phase stellten Ärzte ihren Strom selber her – ein teures und wartungsintensives Verfahren – der Umgang mit den Zink-Platin-Batterien erwies sich als äusserst diffizil. Aus diesem Grunde bevorzugten viele Chirurgen den Thermokauter von PAQUELIN, zumindest an den Orten, die leicht zu erreichen waren. Lit.: Rüdiger Kramme, Medizintechnik: Verfahren - Systeme – Informations-verarbeitung, Springer Verlag, 3. Aufl. 2007.

 

- In einer zweiten Phase nutzten die Chirurgen den Ende des 19. Jahrhunderts von dem in Paris lebenden Serben Nikola TESLA (1856-1943) und seinem Freund Jacques-Arsène d'ARSONVAL (1851-1940) in die Medizin eingeführten Wechselstrom, indem sie nachwiesen, dass dieser im Frequenzbereich von 2 kHz bis 2 MHz zu einer Gewebeerhitzung führt, OHNE dabei Muskel- oder Nervenreizungen hervorzurufen. 1900 berichtete Joseph-Alexandre RIVIÈRE (1859-1946) in Paris über Erfolge bei der Verkleinerung von Geschwülsten durch Funkenbehandlung. Der Aufbau eines öffentlichen Stromnetzes um 1895 gestattete schliesslich den Zugriff auf diese komfortable Neuerung. Exponat: "Transformateur portatif pour cautère et lumière fonctionnant sur courant alternatif de 110 volts" (J. De la Croix, bureaux et usine au 131 de la rue de Vaugirard,) mit zwei Rheostaten, die in einer runden, wegen der Hitzeentwicklung durchlöcherten, Dose zusammengefasst sind: einem für Licht, einem andern für den Kauter. So konnte der Arzt gleichzeitig sein OP-Feld (z.B. über eine Stirnlampe) beleuchten und brennen. Der Vorteil eines Elektrokauters besteht darin, dass man mit ihm schneiden kann und verletzte Gefäße durch die Hitze direkt verschlossen werden, so dass es nicht zu starken Blutungen kommt. Die Gewebezerstörung durch den Glühhitzeträger ist in ihrer Ausdehnung nur sehr grob zu bestimmen. Aus diesem Grunde muss man sich stets weit von grossen Gefässen und Nerven halten, um bedrohliche Komplikationen zu vermeiden. Als weiterer Nachteil der Methode ist zu erwähnen, dass die histopathologische Befundung von Tumoren durch die Kauterisation erschwert wird (ist der Tumor im Gesunden entfernt?), wenn das zu untersuchende Gewebe an den Schnittflächen durch Hitze zerstört wurde.

 

Grösse 23 x 14 x 10 cm, ovale Form, seitlicher Tragegriff. Gewicht 3.3 kg.

 

Abbildung in: Guillot, Fernand. - Catalogue illustré d'instruments de chirurgie, d'appareils de médecine et d'orthopédie Paris : s.n. Ivry : Impr. des Ets Hyperparaf, 1934" S. 51 "Boîte ovale pour cautère et lumière sur alternatif, réglage par 2 manettes à plots. Usage simultané du caut`ère et de la lumière ... 260 Francs" .

 

Herkunft: Carrère i.d. Aquitaine. 

 

Chirurgie


Kippflasche (1)

Kippflasche 1
 

 

   Fäden von der Bobine abzurollen und sie dabei nicht unsteril zu machen, war eine hohe Kunst,die erst mit den sog. Kippflaschen der Fa. Braun / Melsungen gelang.

 

Am 23. Juni 1839 erwarb Julius Wilhelm BRAUN (1808-1850) die Rosenapotheke in Melsungen. Ende September 1908, auf einer Zugfahrt von einem Treffen der Ärzte und Naturforscher in Köln (Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Köln vom 20.–26. September 1908) zurück nach Melsungen, traf sein Enkel Carl BRAUN (1869-1929), der die Apotheke 1900 geerbt hatte, im Speisewagen ganz zufällig auf den Chirurgen Dr. Franz KUHN (1866-1929), der Chefarzt des Elisabeth-Krankenhauses in Kassel war und ihm sein Leid klagte: Kuhn hatte ein Verfahren zur sterilen Produktion von Katgut entwickelt und erprobt, doch fehlte ihm ein Partner für die Fertigung im größeren Stil. Schnell konnte Kuhn sein Gegenüber zum Einstieg in die Forschung und industrielle Fabrikation des so wichtigen Nahtmaterials bewegen: in enger Zusammenarbeit – Melsungen liegt nur 34 km südlich von Kassel - entwickelten beide noch vor Ablauf des Jahres 1908 das erste Verfahren zur industriellen Fertigung von sterilem Catgut aus Hammeldärmen, dem "Kuhn'schen Katgut", wie das Produkt in der Fachwelt genannt wurde.

Verwendet wird Catgut in der Chirurgie in drei Formen: dem sterilen Catgut (Chorda resorbilis sterilis), sterilem Catgut im Fadenspender (Chorda resorbilis sterilis in receptaculo) sowie sterilen, resorbierbaren Kollagenfäden (Fila collagenis resorbilia sterilia).

 

Exponat

Wiederbefüllbarer chirurgischer Fadenspender (H: 16 cm, D: 6,5 cm) der Fa. Braun Melsungen (um 1951). Der 100 Meter lange Faden lag in einer desinfizierenen Flüssigkeit. Jeweils vor Gebrauch wurde die Flasche gekippt (daher der Name "Kippflasche") und damit das Fadenende desinfizert. Danach wurde der Deckel geöffnet und Nahtmaterial entnommen, danach verschlossen und durch erneutes Kippen wieder desinfiziert.

Pressglas

Fadenspender mit "dickem Kopf"