Geburtshilfe


Nabelbinde

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"Die Nabelbinde, plur. die -n, eine Binde, oder schmaler Streifen Leinwand, womit bey neu gebornen Kindern der Unterleib umwunden wird, um den Nabel niederzudrücken" (Johann Christoph Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Leipzig 1793-1801).

 

In Luxemburg verkaufte Henri Reiners Nabelbinden in seiner Medicinal-Drogerie bei der Redemptoristenkirche (L.W., 19.5.1897). Auch der Apotheker Felix Campill verkaufte Nabelbinden in seiner "National-Drogerie Luxemburg-Bahnhof, Avenüe Nr.3" (L.W., 6.6.1900). Viele luxemburger Mütter aber stellten ihre "Nuebelbännercher" selber her:

"Nabelbinde. Als solche eignen sich nur besonders weiche Stoffe, aus denen man 10 cm. breite und 1 Meter lange ungesäumte Streifen herstellt. Altes, oft gewaschenes Hemdentuch oder Mullstoffe sind geeignet. An einem Ende der Binde werden 2 Bänder zum Befestigen angebracht" (Luxemburger Wort, 5.9.1919).

 

Früher wurde deutlich mehr am Bauchnabel gemacht. Damals reinigte man den Nabel mit Alkohol, klebte ihn ab und puderte ihn. Zudem wurde der Nabel zusätzlich mit einer sogenannten Nabelbinde um den Bauch gebunden. Das sollte einen möglichen Nabelbruch vermeiden.

"Lenzinger Watte- und Verbandstoffe Vertriebsgesellschaft m.b.H. (LEWAG) mit dem Sitz in Lenzing. Die Generalversammlung vom 16. August 1950 hat den Gesellschaftsvertrag in Punkt 1. und 2. gelindert. Der Sitz wurde nach Vöcklabruck verlegt und der Firmawortlaut geändert in: LEWAG Watte- und Verbandstoffe-Gesellschaft m.b.H. 0ttokar Karinger und Walter Pelzer sind nicht mehr Geschäftsführer. Rudolf Puchegger, Vöcklabruck und Franz Asenstorfer, Schörfling, sind Kollektivprokuristen" (Wiener Zeitung, 30. September 1950).

 

1962 wurde in Vöcklabruck durch Andreas Brand mit dem Kaufhof der erste Großmarkt zwischen Linz und Salzburg errichtet. Er entstand auf dem Areal der einstigen „Mechanischen Weberei Anton Bittner“, die bald nach dem Zweiten Weltkrieg durch die LEWAG, eine Zweigstelle der Lenzinger Zellstoffwatteerzeugung, abgelöst wurde. 1959 brachte an diesem Standort Andreas Brand die „Quelle“ als Vorgängerin des Kaufhof-Supermarkts nach Vöcklabruck.

 

Logo der Fa.:

"LEWAG verbunden

  heißt schnell gesunden"

 

Exponat

Nabelbinde "elastisch, gedehnt, ca. 1.60 m lang. Breite 6 cm ÖAB.9

https://www.kugener.com/fb3a9074-3d23-4e9f-9645-658142d57ea4" width="63" height="85" />der

"LEWAG-Werke, Watte und Verbandstoffe Fabriken

 Vöcklabruck Ober-Österreich".

Zeitraum 1950-1959

 

Außer Nabelbinden stellte die Fa.  auch "fixierte Gipsbinden" her.

 

Noch 1970 stand im "Bundesgesetzbuch für die Republik Österreich":

"Nach dem Bad ist der Körper des Kindes abzutrocknen, der Nabelschnurrest zu versorgen und mit einer Nabelbinde (Fatsche) zu befestigen" (Jg. 1970, 28. April 1970, 33. Stück S.84).

 

Seither sind Nabelbinden "out":

"Der Nabel soll nicht mit Puder oder Nabelbinde versorgt, sondern unverbunden und trocken belassen werden" (C.P. Speer, Neonatologie, Pädiatrie. 2019: 77–133).

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