Gynäkologie |
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Abstrichpipette n. PAPANICOLAOU |
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1928 erfand Georg Nicolas Papanicolaou (1883-1962) die Grundlagen der Abstrichtechnik zur Früherkennung des Zervixkarzinoms. 1949 gab er eine Pipette an, mit der die prüde Amerikanerin selber ihren Abstrich entnehmen konnte resp. das, was man dafür hielt. In Wirklichkeit landete wenig repräsentatives Material aus dem Scheidengewölbe in der Pipette, Material, das nur entfernt mit den Krebszellen der Zervix in Verbindung steht. Man beachte die leichte Krümmung des Glasröhrchens, die das Erreichen des dorsalen, hinteren Scheidengewölbes erleichtern sollte. |
Gynäkologie |
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Asymmetrie und Mammakarzinom |
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Neben den Nutzgärten mit ihren Beeten für Gemüse und Heilkräuter verfügten alle barocken Klöster über einen Prunkgarten: den "Prälatengarten" gab es in den Stiften Zwettl, Herzogenburg, St. Lambrecht, St. Florian, aber auch in den Klöstern Windberg, Schäftlarm, Roggenburg, Raitehaslach, Niederalteich, Mett, Kremsmünster, Hardehausen, Geras, Eberbach, Dalheim/Münster ... Der Echternacher Prälatengarten Im Echternacher Garten finden sich diese für den Barockgarten so typischen Elemente wieder: die streng mathematisch unterteilten Beete, der Brunnen, die Orangerie. Da der Zutritt den Bewohnern des Städchens verwehrt war, regte der Garten die Phantasie des gemeinen Volkes an. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich eine Sage um den Echternacher Garten rankt: Im Rücken des Fotographen unserer Ansichtskarte, steht die Orangerie des Klosters, ein Werk des aus dem lothringischen Saint-Michel stammenden Barockbaumeisters Dom Leopold Durand (1666 – 1746). Durand war einige Zeit Anwalt in Metz, später in Paris gewesen, bevor er Architektur studierte. Um 1701 trat er in den Orden des Hl. Benedikt zu Münster im Elsass ein und entfaltete hier seine architektonischen Talente. In Echternach wurde er mit dem Entwurf der Pläne für den Prälatenflügel der Abtei (Konventsgebäude) beauftragt sowie der schräg gegenüberliegenden Orangerie. Die 4 Statuen in der Fassade der Orangerie stellen die 4 Jahreszeiten dar und stammen vermutlich aus dem Umkreis des Würzburger Bildhauers Adam Ferdinand Tietz (1708-1777). Auch die vier Statuen am Wasserbecken wurden möglicherweise in diesem Atelier gefertigt - sie wurden anlässlich der Renovierung des Gartens anders aufgestellt. Tietz stammte aus dem sudetendeutschen Eisenberg, arbeitete ab 1736 in Würzburg. 1748 ernannte ihn der Bamberger Fürstbischof Philipp Anton von Frankenstein zum Hofbildhauer und gab in die großen Aufträge seines Lebens: die ersten Figuren vom Schloßpark Seehof und die Seesbrücke in Bamberg. Es entstanden weitere Werke in Brühl, Veitshöchheim, Werneck und Engers. Danach folgte der Ruf zum Trierer Fürstbischof Franz Georg von Schönborn. Werke in Schönbornlust bei Trier, und in Malberg / Eifel, wo zehn barocke Skulpturen von ihm in der Schloßkapelle stehen. Zu seinen Skulpturen gehörten olympische Götter, Meerestiere, die vier Jahreszeiten, Musikanten, Tänzer, Sphinxen, Fabeltiere. Trotz großer Aufträge - Residenzfassaden und Treppenhäuser - hielt es ihn nicht an Rhein und Mosel. 1760 kehrte er nach Bamberg zurück, wo er Hofbildhauer von Adam Friedrich von Seinsheim wurde. Er starb in Seehof nach mehrmonatiger Krankheit am 17. Juni 1777. Der Echternacher Polyeder Feuer: Tetraeder Unser Polyeder ist ein abgestumpftes Oktaeder. Es stellt also eine gelungene Kombination von PLATO und ARCHIMEDES dar. Dieser Polyeder war in der Antike bekannt, wurde dann vergessen und erst im 15. Jahrhundert von Piero della Francesca (1420-1492) wieder beschrieben - ein Produkt demnach der Frührenaissance. 1509 verfasste Luca Pacioli (1445-1517) seine "De Divina Proportione" (Die göttliche Proportion), in dem er das Truncatedoctahedron della Francesca's abbildete. Johannes Kepler (1571-1630) untersuchte die semiregulären (archimedischen) Polyeder systematisch und bildete einige davon im II. Buch "Harmonice mundi" ab. Symbol der Zahl Acht Symbolik des Achtflächlers Der 1750 geprägte Begriff "Barock" ist gleichbedeutennd mit "schief" und "unregelmässig". Unser Würfel zeigt die ganze Widersprüchlichkeit dieser Epoche, zeugt seine Regelmässigkeit doch gerade von der grossen Sehnsucht nach Symmetrie, nach innerer und äusserer Ruhe inmitten einer aufgewühlten Zeit, die beherrscht wurde vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), den Türkenkriegen (1683-1718) sowie dem Spanischen (1701-1714) und dem Österreichische Erbfolgekrieg (1740-1748), Pest und Hexenverfolgungen.
Die rezente Studie einer britischen Forschergruppe um Diane Scutt (Universität Liverpool) konnte diese Vorstellung "Symmetrie = Gesundheit" am Beispiel des Brustkrebses bestätigen: Ansichtskarte, nicht gelaufen, aus den 30er Jahren mit der Basilika, so wie sie von 1868 (von 1862-68 Restaurierung des romanischen Bau's von 1031 in neoromanischem und neogotischem Stil) bis 1944 aussah: 2 Türme mit steil ansteigendem Dach. Das Kirchenschiff wurde Weihnachten 1944 von deutschen Truppen gesprengt (noch blöder geht's nicht), der neoromanische Neubau mit 4 Türmen wurde im Oktober 1953 eingeweiht. |
Gynäkologie |
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Culdoskop |
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Die weiblichen Organe liegen im kleinen Becken, im sog. Douglas-Raum, benannt nach dem Schottischen Anatomen James DOUGLAS (1675-1742). Medizinstudium in Paris und in Utrecht, Abschluss des Studiums in Reims. 1700 war er in London niedergelassen, wo er 1706 Mitglied der "Royal Society of Medicine" wurde. Arzt der englischen Königin Caroline, Gattin von George II., ist er vor allem bekannt durch seine Beziehung zur Familie CHAMBERLEN, Besitzer über 3 Generationen des Monopols der geburtshilflichen Zange.
Wie aber diesen Raum untersuchen? 1901 berichtete der Petersburger Arzt und Geburtshelfer Dmitrij Oskarovic Edler von OTT (1855-1929) über die sogenannte "Ventroskopie", einen Zugang zur Abdominalhöhle ohne Optik über eine Kolpotomie im hinteren Scheidengewölbe (Ventroscopia, in: Zhurnal Akush I Zhensk Boliez 1901; 15:1045). Bewaffnet nur mit einem den Augenärzten abgeschauten Spiegel und einem gynäkologischen Scheidenspekulum, inspizierte er den Douglas-Raum. Berichte über die sogenannte Kolpolaparoskopie stammen aus dem Jahr 1937 aus Wien von Emanuel KLAFTEN (1892-1971) (Die Kolpolaparoskopie; eine Methode zur direkten Betrachtung der Organe der Becken-Bauchhöhle vom hinteren Scheidengewölbe, in: Wien.Klin.Wochenschr 1947; 59(50):829): in der Sitzung der Wiener Medizinischen Gesellschaft stellte er eine wegklappbare, um 90° abgewinkelte Optik vor. 1939 führte Dr Richard W. TeLINDE (1894-1989) im Johns Hopkins Hospital in Baltimore ein Teleskop durch die Scheide in den Bauchraum und brachte dazu, wie es auch KLAFTEN getan hatte, seine Patientin in die übliche Steinschnittposition. Ab 1938 arbeitete in New York Albert DECKER (1895-1988) mit einem ähnlichen Verfahren, um die inneren Organe der Frau ohne Vollnarkose zu begutachten. 10 Jahre lang praktizierte der 1895 in Ambia/Indiana geborene und 1920 am New York University's Bellevue Hospital Medical College zugelassene DECKER die klassische Laparoskopie, die er als junger Assistant am Knickerbocker and Governor Hospital in Manhatten /New York erlernt hatte. Aus Angst vor Komplikationen bei der Vollnarkose suchte er Ende der 30er Jahre nach einem Verfahren, bei dem er auf die Narkose verzichten konnte. Sein Instrument war ein leicht modifiziertes Laparoskop. Wichtiger aber war die neuartige Herangehensweise: die Knieellenbogenlage (frz. position génu-pectorale; engl. knee-chest posture)! 1944 veröffentlichte er seine Erfahrungen mit dem von der Fa. American Cystoscope Makers (ACM) hergestellten Instrumentarium. 1952 folgte sein Lehrbuch. Daraufhin kam es in den USA zu einer Welle der Begeisterung für das Kuldoskop, während man in Europa eher skeptisch reagierte (Raoul PALMER/ Paris; Hans FRANGENHEIM/ Wuppertal) und bei der Laparoskopie verblieb. Um 1970 verblasste auch in den USA der Stern der Kuldoskopie, die heute eher ein historisches Interesse darstellt. Erst in neuerer Zeit erlebt das DECKERsche Verfahren im Rahmen der minimalen Chirurgie ein gewisses Revival, als unterstützende Maßnahme, in Kombination mit der subumbilikalen Laparoskopie.
Zur Technik Die Patientin wird in Knieellenbogenlage gebracht – dazu sind 4 (!) Helfer notwendig. Dann aber geht der Eingriff schnell über die Bühne: das Scheidengewölbe wird örtlich betäubt oder auch eine leichte Vollnarkose verabreicht. Über einen Troicar wird der Douglasraum eröffnet (Kuldotomie) und das Kuldoskop ohne Pneumo-peritonäum, eingeführt. Dadurch können die Organe des kleinen Beckens (z. B. Eierstock, Adnexe) eingesehen und eine Gewebeentnahme vorgenommen werden. Auch Spülungen des Eileiters und Sterilisationen sind über diesen Zugang möglich. Während die Laparoskopie um die 30 Minuten beansprucht, kann ein Kuldoskopiker den Beckenraum binnen weniger Minuten begutachten und kleine Eingriffe vornehmen, die meist schon nach 2 bis 3 Minuten mit der Naht des hinteren Scheidengewölbes beendet sind.
Exponat Culdoskop n. Albert Decker, 40/50er Jahre. Herkunft: Oak Harbor, Ohio, United States. |
Gynäkologie |
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Damenbinden (1) |
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Dem Menstruationsblut - der Franzose nennt das Blut ganz blumig "les fleurs" - diesem Blut wurden seit jeher magische Kräfte nachgesagt: Lit.: Verständlich, wenn man sich vor diesem giftigen Blut in Acht nahm und mit aller Macht verhinderte, dass es mit Lebensmitteln in Kontakt kam - amerikanische Frauen pflegten ihre Lumpen im Küchenherd zu verbrennen ... Seit der Antike werden "Monatsbinden" benutzt - wedelte nicht Abigail (1. Sam. 25; zit. Meir Shaley, Der Sündenfall, ein Glücksfall?) vor Davids Heer mit "ihrer Monatsbinde", weil sie dem biblischen König beweisen wollte, dass sie unpässlich sei ? Die amerikanischen Krankenschwestern haben sich angeblich 1914/18 zum eigenen Gebrauch Binden hergestellt aus Watte- und Verbandsresten, die an der Front umherlagen - sie erkannten den Wert der Baumwolle als absorbierendes Medium und regten die Industrie an, derartige Wattebinden in industriellem Massstabe herzustellen. 1921 brachte die amerikanische Fa. Kimberley-Clark die Binde "KOTEX" auf den Markt. Bis dahin hatten die Europäerinnen brav ihre Binden selbst geschneidert (nach Schnittmustern, die in Damenzeitschriften von Zeit zu Zeit diskret veröffentlicht wurden) oder Stoffbinden in Fachgeschäften gekauft, Binden die teuer zu stehen kamen und dementsprechend nach jeder Regel fleissig gewaschen und auf der Leine getrocknet wurden - bis zum nächsten Male! "Avoir ses chiffons" hiess es in Frankreich, wenn die Frau "ihre Tage" hatte, die Engländerin war "on the rags" - auf den Lumpen... Selbstklebende Damenbinden existieren erst seit den 1970er Jahren. Vorgestellt werden zwei Packungen CAMELIA-Einmalbinden, in der klassischen blauen Farbe. Auf der unteren Abbildung eine Binde aus dem unteren Paket, mit den typischen Zipfeln, um sie im Bindenhalter zu befestigen (Sicherheitsnadel etc). |
Gynäkologie |
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Damenbinden (2) Tampon |
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Die alten Griechinnen benutzten aufgerollte Wollfäden und leichte Hölzer, die reichen Aegypterinnen rollten Papyrusblätter zu Tampons zusammen. In Amerika benutzten die Frauen lange Zeit Naturschwämme, die man auswaschen, auskochen und zum Trocknen auf die Leine hängen konnte ...
Ärzte benutzten Anfang des 20. Jh. Baumwolltupfer um die Scheide zu desinfizieren - diese Tampons sollten Modell stehen für die späteren Hygienetampons: um 1919 nämlich kam Dr. Earle Cleveland HAAS (1885-1981), Arzt in Denver/Colorado, auf die Idee, einen derartigen intravaginalen Watte-Tampon als Blutschwamm zu benutzen - am 19.11.1931 meldete er seinen Tampon als Patent an und gab ihm den Namen "TAMPAX". Als seine Erfindung beim Publikum nicht ankam, verkaufte er das Patent am 16.10.1933 an die deutschstämmige Mrs. Gertrude Tenderich, die heftig die Werbetrommel rührte. Ihre "Tampax ladies" - weissgekleidete junge Frauen - tingelten auf Kongressen, medizinischen Ausstellungen und in Mädchenschulen umher, und gewöhnten das Publikum Jahre vor dem 2. Weltkrieg an die Idee...
Die Fa. TAMPAX stellte während des 2. Weltkrieges Verbandmaterial für die US-Army her. In den 80er Jahren wurde der Betrieb umgetauft in "Tambrands" - er wurde Ende der 90er von der Fa. Proctor & Gamble aufgekauft.
Wer erinnert sich da nicht an ein anderes P&G-Produkt, das Schiffbruch erlitt: den Tampon "RELY", der wegen der Verbindung zum "Toxic Shock Syndrom" vom Markt genommen wurde? In der Tat hatte dieser (nur in den USA vertriebene) Tampon eine derartige Saugkraft, dass er die Scheidenflora komplett ruinierte und so pathogenen Bakterien und Viren Tür und Tor öffnete - daraus resultierten z.T. tödliche Scheidenentzündungen nach Gebrauch von "RELY". Die Presse machte Ende der 90er Jahre ziemliches Aufheben um die Tampons, bis die Sache wissenschaftlich abgeklärt war... TAMPAX rührte ab 1950 die Werbetrommel mit Slogans wie
Tampax Vollendung der Frauenhygiene. 1951
Das vorgestellte 30x40 cm grosse Werbeplakat aus lackiertem Karton ist ein "Allerweltsprodukt" aus den 60er Jahren. Man fragt sich auf den ersten Blick, welches Produkt hier wohl beworben wird: ein AllwetterHaarfestiger, eine Zahnpaste, ein Waschmittel für synthetische Stoffe... Damit rückt der Tampon - gewollt - in die Kategorie der unzähligen Produkte des weiblichen Alltags.
Lit.: |
Gynäkologie |
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Damenbinden (3), Halter |
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Für Damen gehobener Herkunft erfand man Mitte des 20. Jahrhunderts sog. Diana-Gürtel mit waschbarer Einlage und weichen Moos-Binden. Wenig betuchte Frauen hatten wenigstens ein Damenhöschen oder einen Gürtel, in die sie ihre selbstgenähten Binden knüpfen konnten, damit sie nicht dauernd in der Hose verrutschten. Unsere Mütter trugen während ihrer Periode einen Baumwoll- oder Wattegurt, der mit Riemen um die Beine oder den Bauch befestigt wurde. Der erste Bindengürtel, ein sog. "sanitary belt", wurde 1956 von der Afro-Amerikanerin Mary Béatrice Kenner genäht (und am 15.5.1956 als Patent angemeldet - schlaues Mädchen!). In den 60er Jahren wurden diese Gürtel industriell von der Fa. Camelia hergestellt. Schliesslich wurden die Gürtel von den Monatshöschen abgelöst, in die die Binde eingeknöpft wurde... In Luxemburg gab es die Dianagürtel 1900 auf dem Place d'Armes (!) zu kaufen: Interessante Links:
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Gynäkologie |
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Damenbinden (4), Torf-Moos |
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1882 wurde in Neustadt am Rübenberge (bei Hannover) durch den aus Bremen stammenden Carl Moritz Marwede (1851-1932) die “Fabrik für Torfstreu mit lokomobilem Betrieb” gegründet. Später entdeckte Marwede, dass Torfmoos (Sphagnum) aus den heimischen Mooren antiseptische Eigenschaften hat. Daraufhin stellte er die Produktion um und nannte die Firma ab 1888 „Fabrik für Chirurgische Moospräparate“. Erstmals wurde Torfmoos aus den Mooren als Naturstoff für Heilmittel, später auch für Hygieneartikel des Alltages, entwickelt und vertrieben. Die Produktpalette umfasste Verband-Moos, Moos-Pappe, Moos-Satteldecken und Geschirr-Unterlagen, Unterlagen für Wochenbetten, Periodenbinden für Damen, und Moos-Einlegesohlen. 1894 warb die Firma im Bilz-Gesundheitslexikon „Das neue Natur Heilverfahren“ in ganzseitiger Anzeige für „Marwede`s Moos-Binden“, einer modernen Damenbinde, im Versand. Dass diese Binden für den Einmalgebrauch gedacht waren, ersieht man ganz klar aus der Werbung: Moosbinde. Preis: Packet à 5 Stück 75 Pfg. Gürtel. Preis 60 Pfg. Jahresbedarf: 50 St. Binden inkl. 1 Gürtel 8 Mk. franko Zusend. u. Nachnahme. Nach Österreich-Ungarn zollfrei". Man kann sich leicht vorstellen, dass diese Binden für die normale Verbraucherin zu teuer war, bis zum Durchbruch der Wegwerfbinden sollte es bis in die 30er Jahre dauern. "Hygienische Consumartikel - Moosbinden für Damen, Mooseinlagesohlen, Moosunterlagen für Sieche, Wöchnerinnen, Gelähmte, Verbandkissen. Vorgestellt wird eine 5/8x36x1 cm messende Moos-Binde aus Privatbesitz, mit einer ganz persönlichen Geschichte. Dazu der Vorbesitzer, ein älterer Herr aus Düsseldorf:
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Gynäkologie |
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Dilatatoren (1) |
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Irreführend bei der Besprechung der Vorgänge um den Zervikalkanal ist der Umstand, dab man die Scheide lange Zeit mit zur Gebärmutter rechnete, Dilatationen der Scheide also schon als Dilatation der Gebärmutter galten. Nur so lässt sich im übrigen die Dilatation des HIPPOKRATES verstehen: in den Hippokratischen Schriften wird eine Dilatation des CK erwähnt, später von CELSUS aufgegriffen und im Detail geschildert : zuerst wird der Zeigefinger, dann nacheinander die übrigen Finger in den Muttermund gezwängt. Auch Instrumente konnten die technisch versierten Römer dem interessierten Frauenarzt anbieten, wenn er seine Finger schonen wollte: so spricht TERTULLIAN im 2. Jh. n. Chr. von einem Instrument mit Schraubenwirkung zur Erweiterung der Geburtswege. Wer die Konsistenz der nicht hochschwangeren Zervix kennt, der weib, dab es kaum gelingen dürfte, mehrere Finger in die CK einzuführen! Am Ende der Schwangerschaft allerdings ist der äussere Muttermund leicht zu dehnen, insbesondere dann, wenn er durch Wehen verkürzt und bereits vorgedehnt ist. Die Dehnung der Muttermundslippen mit der Hand gehörte seit SORANUS vielfach zur Leitung der normalen Geburt. Das Verfahren fand eine neue Ausrichtung unter PARE, der sein "accouchement forcé" mit einer Dilatation begann. Im Laufe der Zeit wurde eine Unmenge Instrumente, sog. "specula matricis", angegeben zur Erweiterung der Geburtswege. Justine SIEGEMUNDIN erwähnt ein Instrument "zum Aufschrauben" der Genitalien. OSIANDER und CARUS entwickelten "apertorien", die bis ins 19. Jh. Verwendung fanden. Unter dem Einflub von LEVRET breiteten sich solche Instrumente auch im Frankreich des ausgehenden 18. Jh. aus. Hatte man es bei den o.a. Methoden und Instrumenten in der Regel mit einem Uterus "à terme" zu tun, bei dem die Erweiterung eher simpel war, so gestaltete sich die Öffnung des nicht graviden Muttermundes bzw. dessen Öffnung in den ersten Wochen der Schwangerschaft wesentlich schwieriger. Zum Ausräumen einer Fehlgeburt oder zur diagnostischen Küretage der Gebärmutter muss der rigide Muttermund mühsam erweitert werden. WAHLBAUM und SCHNACKENBERG hatten im 18. Jh. Dilatatoren aus Tierblasen entwickelt, die in den CK eingeführt und allmählich mit Wasser aufgefüllt wurden. Spätere Autoren zogen die sanftere Dilatation mittels aufblasbaren Ballonsonden vor. 1864 wurde Alfred HEGAR (1794–1882) als Nachfolger von Otto SPIEGELBERG (1830–1881) auf den Lehrstuhl für Gynäkologie und Geburtshilfe der Universität Freiburg berufen, eine Stellung, die er 40 Jahre innehatte. 1868 übernahm er die Leitung der neueröffneten Universitätsfrauenklinik. 1879 führte er die nach ihm benannten Stifte zur Dilatation des Zervikalkanales ein. Weniger rühmlich waren die Vorstellungen HEGAR's zu Fragen der Eugenik: ab 1894 plädierte er für eine "negative" Eugenik, um das Entstehen einer minderwerigen, elenden Menschen zu verhindern. 1905 war er Mitbegründer und Ehrenpräsident der "Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene"... Vorgestellt wird ein Kasten aus Palisander- resp. Nussbaumholz, mit Stiften aus VULCANIT (alias Ebonit resp. Hartgummi), die sowohl auf dem Boden als auch auf der Innenseite des (mit einem eigenen Deckel abgedeckten) Deckels des Kastens aufgereiht liegen. Erworben 1990 auf dem Antikmarkt von Portobello /London.
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Gynäkologie |
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Dilatatoren (2) |
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Die Dilatation mittels Laminariastifte dauerte oft tagelang und barg die Gefahr aufsteigender Infektionen in die Gebärmutter in sich, indem der Laminariastift als Lunte diente und den Bakterien den Weg in die Gebärmutterhöhle wies. Mit weniger Gefahren verbunden war die Dilatation mit Instrumenten, die desinfiziert werden konnten: a) HEGAR entwickelte Dilatatoren aus Glas und Hartgummi - den Materialien seiner Zeit. Vorgestellt wird ein Metallstift auf seinem Originalbänkchen. Alfred HEGAR *6.1.1830 in Darmstadt, studierte in Heidelberg, Berlin und Giessen, 1852 lieb er sich als Arzt in Darmstadt nieder. Als Sohn eines Landarztes widmete sich Hegar anfangs der Schwangerschaftsdiagnostik, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. 1864 wurde er Nachfolger von Otto Spiegelberg am Lehrstuhl für Gynäkologie und Geburtshilfe in Freiburg. Im Jahre 1879 führt er die Hegarstifte zur Dilatation des Zervikalkanales ein. Später beschäftige er sich mit Genitaltuberkulose und der Rolle des Ovars im weiblichen Körper. Er starb 1914 auf seinem Landgut bei Freiburg im Breisgau - eine Büste befand sich in meiner Studienzeit [Prof. Heinrich WIMHÖFER (1908-1970)] am Eingang zum Hörsaal der gynaekologischen Klinik.
b) Dilatationsset, wie es z.Zt. gebräuchlich ist. |
Gynäkologie |
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Dilatatoren (3) |
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FRITSCH Eugène DOUAY (1881-1967) war "interne lauréat des Hopitaux de Paris" und "chef des travaux gynécologiques à l'hopital Broca, ancien chef de clinique à la Faculté" (siehe Hysterosalpingographie-Besteck). Um 1934
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Gynäkologie |
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Dilatatoren (4) |
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Der Uterus-Dilatator nach Heinrich FRITSCH (1844-1915) wurde als Griff geliefert, zusammen mit 5 abschraubbaren Ansätzen aus Metall. |
Gynäkologie |
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Dilatatoren (5) |
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Ein gew. JOLLY ersann die platzsparendste Form der Dilatatoren (aus vernickeltem Metall), wobei die 7 konischen Hohlsonden des Besteckes zum Transport und zur Aufbewahrung in die jeweils grössere Sonde gesteckt werden.
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