Gynäkologie


Abstrichpipette n. PAPANICOLAOU

1949 

1928 erfand Georg Nicolas Papanicolaou (1883-1962) die Grundlagen der Abstrichtechnik zur Früherkennung des Zervixkarzinoms. 1949 gab er eine Pipette an, mit der die prüde Amerikanerin selber ihren Abstrich entnehmen konnte resp. das, was man dafür hielt. In Wirklichkeit landete wenig repräsentatives Material aus dem Scheidengewölbe in der Pipette, Material, das nur entfernt mit den Krebszellen der Zervix in Verbindung steht. Man beachte die leichte Krümmung des Glasröhrchens, die das Erreichen des dorsalen, hinteren Scheidengewölbes erleichtern sollte.


Gynäkologie


Asymmetrie und Mammakarzinom

Abgestumpftes Oktaeder im barocken Prälatengarten der Abtei Echternach 

Neben den Nutzgärten mit ihren Beeten für Gemüse und Heilkräuter verfügten alle barocken Klöster über einen Prunkgarten: den "Prälatengarten" gab es in den Stiften Zwettl, Herzogenburg, St. Lambrecht, St. Florian, aber auch in den Klöstern Windberg, Schäftlarm, Roggenburg, Raitehaslach, Niederalteich, Mett, Kremsmünster, Hardehausen, Geras, Eberbach, Dalheim/Münster ...

Der Echternacher Prälatengarten
Durch ein kunstvoll verziertes schmiedeeisernes Tor tritt der Besucher heute in den restaurierten ehemaligen Prälatengarten des Echternacher Klosters ein. Der Garten wurde nach 1731 unter Abt Gregorius Schouppe (1728-1851) nach französichen Vorbildern auf dem Gelände der ehemaligen Stadtmauer angelegt, ein Repräsentationsgarten, in dem der Abt Gäste der Abtei empfangen konnte, ein gepflegter Ort der Stille und Zurückgezogenheit. Da man in der katholischen Kirche den "Inhaber ordentlicher Leitungsbefugnisse" einer Gemeinde als "Prälaten" bezeichnet, wurde der Garten entsprechend als "Prälatengarten" bezeichnet.
In den Renaissance-Gärten wurden edle Pflanzen gezogen, waren Blumenrabatte, Hecken, Brunnen und Alleen geometrisch zusammengestellt und zu dekorativen Parterres angeordnet. Die Gärten waren häufig mit Terrassen gestaltet und mit Statuen geschmückt, auch die "Topiari" genannte Fertigkeit, Büsche und Sträucher kunstvoll zu beschneiden und in Form zu bringen, wurde hier angewandt. Im 17. und frühen 18. Jahrhundert wurde daraus der großflächige, symmetrische Barockpark entwickelt - den man nun als Landschaftsarchitektur verstand: die barocken Gärten waren die Erweiterungen der Bauten und ergänzten das Schloss bzw. die Klosteranlage nach außen. Der Natur wurden, ebenso wie den Gebäuden, die Regeln der Mathematik auferlegt. In direkter Nähe zum Schloss wuchsen die ursprünglich kleinen, mit Blumenornamenten geschmückten Parterrebereiche zu großen Pflanzenflächen heran, die reichlich mit komplizierten Broderien verziert wurden. Pavillons, Orangerien und Lustschlösser füllten die Gärten und in den Statuen und Brunnen wurden Motive aus der Mythologie dargestellt.

Im Echternacher Garten finden sich diese für den Barockgarten so typischen Elemente wieder: die streng mathematisch unterteilten Beete, der Brunnen, die Orangerie. Da der Zutritt den Bewohnern des Städchens verwehrt war, regte der Garten die Phantasie des gemeinen Volkes an. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich eine Sage um den Echternacher Garten rankt:
"Zu Ernzen, so berichtet die Volkssage, lebte vor langer Zeit ein Mann, welcher in der Zauberkunst sehr bewandert war. Derselbe machte sich das Vergnügen, die Leute in Echternach durch seine Kenntnisse und Künste zu necken und zu schrecken. Besonders hatte er es auf den Abt der Abtei Echternach abgesehen. Bald rollte er als schwarzes Knäuel, bald lief er als flinker Hase über die Brücke, der Burgmauer entlang, auf Umwegen der Abtei zu. Hier fraß er, zum größten Ärger des Abtes, die schönsten Blumen des Gartens ab oder rollte geräuschvoll über die Treppen, um den Abt in seinem Gebet zu stören. Nicht zufrieden damit, sprang er behend auf das große Doppelfenster, bei welchem der Abt in einem großen Buche las, langte dann mit seiner Vorderpfote durch das halbgeöffnete Fenster und schlug dem Abt das Buch zu; war der Abt abwesend, so warf er ihm alle Pergamente durcheinander und machte sich dann wieder aus dem Staub. Des Unfugs müde, sann der Abt auf eine List, um den Störenfried loszuwerden. Eines Abends stellte er sich, mit einem langen, scharfen Messer bewaffnet, scheinbar betend, ans halbgeöffnete Fenster und erwartete den Hasen. Eben als es von Turm der Abtei Mitternacht schlug, sah er ihn im Mondschein daherkommen. Seiner Gewohnheit gemäß sprang der Hase aufs Fenster, um dem Abt einen Schabernack zu spielen. Aber kaum hatte er seine Pfote durchs Fenster gestreckt, als der Abt ihm dieselbe mit seinem Messer abhieb. Winselnd und schreiend verließ der Hase die Abtei und lief auf Ernzen zu. Seitdem er aber seine Pfote verloren hat, muß er ewig Hase bleiben und kommt jedes Jahr am 31. Dezember, am Sylvesterabend, in die Abtei, um seine verlorene Pfote wiederzusuchen. Manche alte Leute behaupten, den dreibeinigen Hasen an diesem Tage in den Abteigärten oder an den Burgmauern gesehen zu haben" (Gredt's Sagenschatz n°390).

Im Rücken des Fotographen unserer Ansichtskarte, steht die Orangerie des Klosters, ein Werk des aus dem lothringischen Saint-Michel stammenden Barockbaumeisters Dom Leopold Durand (1666 – 1746). Durand war einige Zeit Anwalt in Metz, später in Paris gewesen, bevor er Architektur studierte. Um 1701 trat er in den Orden des Hl. Benedikt zu Münster im Elsass ein und entfaltete hier seine architektonischen Talente. In Echternach wurde er mit dem Entwurf der Pläne für den Prälatenflügel der Abtei (Konventsgebäude) beauftragt sowie der schräg gegenüberliegenden Orangerie.
Kloster und Nebengebäude wurden vom Tiroler Bauunternehmer Sigmund Mungenast (1694-1770) erbaut - der Prälatenflügel wurde von 1727-34, die Orangerie 1733/36 erbaut. Zum Bau der neuen Abteikirche kam es (gottseidank) nicht. Die Mungenast's stammten aus einer Tiroler Unternehmerfamilie, die schon am Bau des Klosters Melk in Österreich beteiligt gewesen war (Franz M., Joseph M.). Der Familienname Mungenast ist noch heute in Tirol weit verbreitet, und ist auch in unserer Region nicht ausgestorben - in Saarburg praktiziert eine Frau Adelheid Mungenast als Ärztin.
Ein Sohn von Sigmund M., Paul Mungenast (1735-1797), erbaute die Residenz von Weilerbach, den Pavillon im Lustgarten der Abtei Echternach usw..

Die 4 Statuen in der Fassade der Orangerie stellen die 4 Jahreszeiten dar und stammen vermutlich aus dem Umkreis des Würzburger Bildhauers Adam Ferdinand Tietz (1708-1777). Auch die vier Statuen am Wasserbecken wurden möglicherweise in diesem Atelier gefertigt - sie wurden anlässlich der Renovierung des Gartens anders aufgestellt. Tietz stammte aus dem sudetendeutschen Eisenberg, arbeitete ab 1736 in Würzburg. 1748 ernannte ihn der Bamberger Fürstbischof Philipp Anton von Frankenstein zum Hofbildhauer und gab in die großen Aufträge seines Lebens: die ersten Figuren vom Schloßpark Seehof und die Seesbrücke in Bamberg. Es entstanden weitere Werke in Brühl, Veitshöchheim, Werneck und Engers. Danach folgte der Ruf zum Trierer Fürstbischof Franz Georg von Schönborn. Werke in Schönbornlust bei Trier, und in Malberg / Eifel, wo zehn barocke Skulpturen von ihm in der Schloßkapelle stehen. Zu seinen Skulpturen gehörten olympische Götter, Meerestiere, die vier Jahreszeiten, Musikanten, Tänzer, Sphinxen, Fabeltiere. Trotz großer Aufträge - Residenzfassaden und Treppenhäuser - hielt es ihn nicht an Rhein und Mosel. 1760 kehrte er nach Bamberg zurück, wo er Hofbildhauer von Adam Friedrich von Seinsheim wurde. Er starb in Seehof nach mehrmonatiger Krankheit am 17. Juni 1777.

Der Echternacher Polyeder
In der Mitte des Echternacher Gartens - ein Becken, das von 4 lebensgrossen Figuren gesäumt wird. In der Mittelachse des Gartens, zwischen Becken und Orangerie - ein auf einem Steinsockel ruhender Polyeder ...Wenn man von einem platonischen Körper ausgehend einen abgestumpftes Polyeder erzeugt, indem man seine Ecken so abschneidet, dass danach alle Kanten gleich lang sind, so erhält man einen halbregulären "archimedischen" Körper. Schneidet man die Ecken bei einem Oktaeder ab, so erhält man ein "Abgestumpftes Oktaeder" (engl. truncated-octahedron; frz. octaèdre tronqué, solide de Kelvin, Mécon).
Die Pyramide war seit der Aegyptischen Antike Symbol des "Himmels“. Das Oktaeder als doppelte resp. „spiegelsymmetrische Pyramide wurde deutlich später, von dem griechischen Mathematiker Theaitet (414-369 v.Chr.) entdeckt und wurde zum Symbol für "Himmel und Erde“. Man konnte es auch benutzen, um darzustellen, was sich zwischen Himmel und Erde befindet - die Luft. Plato (424-348 v.Chr.), ein Zeitgenosse Theaitis, übernahm dessen Oktaeder und verband seine Form mit dem Element "Luft" - nicht so spitz und verletzend wie Feuer, nicht so glitschig wie Wasser, und weniger plump als der Würfel, dem er das Element "Erde" zuteilte.

Feuer: Tetraeder
Wasser: Ikosaeder
Luft: Oktaeder
Erde: Würfel

Unser Polyeder ist ein abgestumpftes Oktaeder. Es stellt also eine gelungene Kombination von PLATO und ARCHIMEDES dar. Dieser Polyeder war in der Antike bekannt, wurde dann vergessen und erst im 15. Jahrhundert von Piero della Francesca (1420-1492) wieder beschrieben - ein Produkt demnach der Frührenaissance. 1509 verfasste Luca Pacioli (1445-1517) seine "De Divina Proportione" (Die göttliche Proportion), in dem er das Truncatedoctahedron della Francesca's abbildete. Johannes Kepler (1571-1630) untersuchte die semiregulären (archimedischen) Polyeder systematisch und bildete einige davon im II. Buch "Harmonice mundi" ab.
Unser Stein erinnert an die Sonnenuhr im Park des Renaissanceschlosses Neuhaus bei Paderborn, ein Kub-oktaeder. Auch im Museum von Brake bei Lemgo, mit seinem Renaissance-Schloss, steht eine Sonnenuhr in Form eines Kub-oktaeders. Wie andere kubische Körper dienten diese Polyeder zur geistigen Erbauung von Fürsten. Berühmt ist der Vielflächner auf dem Kupferstich "Melacolia I" von Albrecht Dürer, ein Polyeder, der durch Streckung zweier diametral gegenüberliegender Ecken eines Würfels zu einem Rhomboeder und durch anschließendes Abschneiden der beiden Spitzen senkrecht zu dieser Achse entsteht.
Aus welchem Atelier der Echternacher Polyeder stammt bleibt unklar. Er wurde aus dem damals sehr beliebten Buntsandstein gemeisselt, der auch für die 1735 erbaute Schlossbrücke in der Stadt Luxemburg verwandt wurde. Der rote Stein kontrastierte angenehm mit dem ockerfarbenen Sandstein, der sowohl in den Felsen rund um die Sauerstadt als auch in der Stadt Luxemburg ansteht ...
Der steingewordene Farbakkord, die Acht und der aus ihr erwachsene Raumkörper waren ein idealer Ausgangspunkt für stundenlanges Meditieren - mit diesem Stein wurde der "Protzgarten" ein klein wenig zum "Meditationsgarten".

Symbol der Zahl Acht
Warum hatten die Echternacher Patres diesen Stein aufgestellt? Welche Symbolik haftete ihm an?
"Im Bereich des Spirituellen ist die Acht das Ziel des Eingeweihten, der durch die sieben Stufen oder Himmel gegangen ist, und somit ist sie die Zahl des wiedergewonnenen Paradieses; Regeneration; Auferstehung; Glückseligkeit; vollendeter Rhythmus; der achte Tag schuf den neuen Menschen voller Anmut. Nach den sieben Tagen des Fastens und der Buße wird der achte Tag der der Fülle und Erneuerung. Als 7 + 1 ist sie die Zahl der Oktave und des Wiederbeginns. Es gibt acht Wind- und dazwischenliegende Richtungen des Raumes. Acht stellt auch die Gegensatzpaare dar. Das Achteck ist der Beginn der Transformation des Quadrates in den Kreis und umgekehrt. Acht ist eine kaiserliche Zahl (achteckig sind der Grundriß der Reichskrone, der Innenraum der Pfalzkapelle Aachen, das Kaiserschloß Castel del Monte in Apulien)" (https://www.123sig.de/Religion_u__Mythol_/Zahlen-Symbole/zahlen-symbole.html).

Symbolik des Achtflächlers
Der Achtflächer, bestehend aus acht gleichseitigen Dreiecken, heisst Oktaeder. Er entsteht, wenn man 2 Pyramiden mit quadratischer Basis, mit diesen Grundflächen aufeinanderstellt. In der Natur kristallisieren Alaun und Pyrit in Form eines Oktaeders. Die "abgestumpfte" Form (frz. octaèdre tronqué) kommt in der Natur nicht vor - sie ist bestenfalls ein Sinnbild von Symmetrie.

Der 1750 geprägte Begriff "Barock" ist gleichbedeutennd mit "schief" und "unregelmässig". Unser Würfel zeigt die ganze Widersprüchlichkeit dieser Epoche, zeugt seine Regelmässigkeit doch gerade von der grossen Sehnsucht nach Symmetrie, nach innerer und äusserer Ruhe inmitten einer aufgewühlten Zeit, die beherrscht wurde vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), den Türkenkriegen (1683-1718) sowie dem Spanischen (1701-1714) und dem Österreichische Erbfolgekrieg (1740-1748), Pest und Hexenverfolgungen.


Symmetrie als Ausdruck von Gesundheit
Die komplexe Symmetrie des Oktaeders regt den mathematischen Geist an. Symmetrie fasziniert - und dies aus einem ganz banalen Grund: sie geht mit Gesundheit einher: die alltägliche Erfahrung lehrt uns, dass durchschnittliche Körpermerkmale allgemein als attraktiver gelten als extreme. Übergroße oder sehr kleine Brüste, ein extrem muskulöser Körper, ein zu niedriges oder ein zu hohes Körpergewicht wird meist als weniger attraktiv empfunden. Symmetrie ist ein allgemein gültiges Schönheitsmerkmal, und in der Partnerwahl entscheidet offenbar vor allem die sichtbare Symmetrie über Erfolg oder Misserfolg. Doch ist die äußere Gestalt dabei keineswegs Selbstzweck. 
Nach Ansicht von Biologen erfüllt sie eine wichtige Aufgabe in der Evolution: sie dient als Anzeiger für die hochwertige genetische Ausstattung des Organismus. Die symmetrische Gestalt eines Lebewesens bildet sich im Laufe seiner Embryonalentwicklung heraus. Bestimmte Gene regeln das Wachstum der unterschiedlichen Körperregionen und sind so auch für die Symmetrie des Ganzen verantwortlich. 

Wird dieses ausgewogene Wachstum durch Genmutationen, Krankheiten oder Gifte gestört, können Asymmetrien, Unregelmäßigkeiten die Folge sein - jedenfalls dann, wenn körpereigene Reparaturmechanismen nicht effektiv genug eingreifen. Und genau hier liegt die evolutive Bedeutung der Symmetrie: schafft es ein Lebewesen, die Symmetrie seiner äußeren Gestalt zu erhalten, ist dies tendenziell ein Zeichen dafür, dass es frei ist von Mutationen und entsprechend widerstandfähig gegenüber Krankheiten. Die Bilateralsymmetrie dient damit gleichsam als "Gesundheitszertifikat". 

Auch beim Menschen lässt sich dieser Zusammenhang zumindest tendenziell belegen: eine Studie aus dem Jahr 1997 deutet an, dass Frauen mit asymmetrischen Brüsten häufiger an Brustkrebs erkranken. Eine andere Studie zeigte, dass auf den Westindischen Inseln Männer mit ausgeprägt symmetrischem Körperbau im Durchschnitt weniger oft krank waren als ihre asymmetrischeren Gegenparts. 

Doch damit nicht genug: Untersuchungen belegten, dass eine solche Wderstandfähigkeit offenbar eine genetische Basis hat und daher zumindestens teilweise vererbt werden kann. Für die Evolution bedeutet dies: wählt ein Weibchen einen symmetrischen - also widerstandfähigen - Partner, ist die Chance groß, dass auch ihre Nachkommen diese genetische "Fitness" erben.

Die rezente Studie einer britischen Forschergruppe um Diane Scutt (Universität Liverpool) konnte diese Vorstellung "Symmetrie = Gesundheit" am Beispiel des Brustkrebses bestätigen:
"Frauen mit ungleich großen Brüsten sollen ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs besitzen. Scutt verglich die Mammographien von 252 Frauen, die zum Zeitpunkt der Untersuchung gesund, aber später an einem Mammakarzinom erkrankt waren, mit denen von 252 Frauen, die frei von Brustkrebs geblieben waren. Die Wissenschafter ermittelten das Volumen der Brüste und berücksichtigten zudem bekannte Risikofaktoren für Brustkrebs wie frühe Regelblutung, Art des Brustgewebes und Erkrankungen in der Verwandtschaft. Es zeigte sich, dass sich das Mammakarzinom-Risiko pro 100 Milliliter Volumen-Unterschied um 50 Prozent erhöhte. Studienleiterin Scutt macht darauf aufmerksam, dass die Durchschnittsgröße der untersuchten Brüste bei 500 Milliliter lag, ein Unterschied von 100 Millilitern also sehr groß ist.
Beinahe alle Frauen weisen leichte Asymmetrien der Brüste auf, so Scutt. Von all den untersuchten Frauen hätte beispielsweise nur eine einzige perfekt symmetrische Brüste gehabt. Und auch die britische Organisation Breast Cancer Care weist in einer ersten Reaktion auf die Studie darauf hin, dass verschieden geformte Brüste bei den meisten Frauen normal seien. Erst wenn sich eine Brust in Form und Größe ändere, sei es wichtig, einen Arzt aufzusuchen. Warum asymmetrische Brüste mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für das Mammakarzinom einhergehen, können die Forscher aus Liverpool nicht erklären. Sie vermuten allerdings, dass störende Einflüsse – wie etwa die Sekretion von Hormonen wie Östrogen – die Symmetrie während des Wachstums der Brüste beeinflussen könnten. Symmetrie gelte als allgemeiner Indikator für Gesundheit, erläutert Scutt. Symmetrische Brüste könnten daher ein Hinweis sein, dass der Körper störende Faktoren gut ausgleichen kann"
("Breast Cancer Research" vom 20.3.2006, übernommen aus dem Internet).

Ansichtskarte, nicht gelaufen, aus den 30er Jahren mit der Basilika, so wie sie von 1868 (von 1862-68 Restaurierung des romanischen Bau's von 1031 in neoromanischem und neogotischem Stil) bis 1944 aussah: 2 Türme mit steil ansteigendem Dach. Das Kirchenschiff wurde Weihnachten 1944 von deutschen Truppen gesprengt (noch blöder geht's nicht), der neoromanische Neubau mit 4 Türmen wurde im Oktober 1953 eingeweiht.
Der Bauerngarten im ehemaligen Prälatengarten wurde von den Nonnen bewirtschaftet, die ab 1899 dem Haushalt im "Pensionnat St. Joseph" (Schüler-Konvikt im Abteigebäude) vorstanden.

Gynäkologie


Culdoskop

Culdoskop 2
 

 

        Die weiblichen Organe liegen im kleinen Becken, im sog. Douglas-Raum, benannt nach dem Schottischen Anatomen James DOUGLAS (1675-1742). Medizinstudium in Paris und in Utrecht, Abschluss des Studiums in Reims. 1700 war er in London niedergelassen, wo er 1706 Mitglied der "Royal Society of Medicine" wurde. Arzt der englischen Königin Caroline, Gattin von George II., ist er vor allem bekannt durch seine Beziehung zur Familie CHAMBERLEN, Besitzer über 3 Generationen des Monopols der geburtshilflichen Zange.

 

Wie aber diesen Raum untersuchen?

1901 berichtete der Petersburger Arzt und Geburtshelfer Dmitrij Oskarovic Edler von OTT (1855-1929) über die sogenannte "Ventroskopie", einen Zugang zur Abdominalhöhle ohne Optik über eine Kolpotomie im hinteren Scheidengewölbe (Ventroscopia, in: Zhurnal Akush I Zhensk Boliez 1901; 15:1045). Bewaffnet nur mit einem den Augenärzten abgeschauten Spiegel und einem gynäkologischen Scheidenspekulum, inspizierte er den Douglas-Raum.

Berichte über die sogenannte Kolpolaparoskopie stammen aus dem Jahr 1937 aus Wien von Emanuel KLAFTEN (1892-1971) (Die Kolpolaparoskopie; eine Methode zur direkten Betrachtung der Organe der Becken-Bauchhöhle vom hinteren Scheidengewölbe, in: Wien.Klin.Wochenschr 1947; 59(50):829): in der Sitzung der Wiener Medizinischen Gesellschaft stellte er eine wegklappbare, um 90° abgewinkelte Optik vor. 1939 führte Dr Richard W. TeLINDE (1894-1989) im Johns Hopkins Hospital in Baltimore ein Teleskop durch die Scheide in den Bauchraum und brachte dazu, wie es auch KLAFTEN getan hatte, seine Patientin in die übliche Steinschnittposition.

Ab 1938 arbeitete in New York Albert DECKER (1895-1988) mit einem ähnlichen Verfahren, um die inneren Organe der Frau ohne Vollnarkose zu begutachten. 10 Jahre lang praktizierte der 1895 in Ambia/Indiana geborene und 1920 am New York University's Bellevue Hospital Medical College zugelassene DECKER die klassische Laparoskopie, die er als junger Assistant am Knickerbocker and Governor Hospital in Manhatten /New York erlernt hatte. Aus Angst vor Komplikationen bei der Vollnarkose suchte er Ende der 30er Jahre nach einem Verfahren, bei dem er auf die Narkose verzichten konnte. Sein Instrument war ein leicht modifiziertes Laparoskop. Wichtiger aber war die neuartige Herangehensweise: die Knieellenbogenlage (frz. position génu-pectorale; engl. knee-chest posture)! 1944 veröffentlichte er seine Erfahrungen mit dem von der Fa. American Cystoscope Makers (ACM) hergestellten Instrumentarium. 1952 folgte sein Lehrbuch.

Daraufhin kam es in den USA zu einer Welle der Begeisterung für das Kuldoskop, während man in Europa eher skeptisch reagierte (Raoul PALMER/ Paris; Hans FRANGENHEIM/ Wuppertal) und bei der Laparoskopie verblieb. Um 1970 verblasste auch in den USA der Stern der Kuldoskopie, die heute eher ein historisches Interesse darstellt. Erst in neuerer Zeit erlebt das DECKERsche Verfahren im Rahmen der minimalen Chirurgie ein gewisses Revival, als unterstützende Maßnahme, in Kombination mit der subumbilikalen Laparoskopie.

 

Zur Technik

Die Patientin wird in Knieellenbogenlage gebracht – dazu sind 4 (!) Helfer notwendig. Dann aber geht der Eingriff schnell über die Bühne: das Scheidengewölbe wird örtlich betäubt oder auch eine leichte Vollnarkose verabreicht. Über einen Troicar wird der Douglasraum eröffnet (Kuldotomie) und das Kuldoskop ohne Pneumo-peritonäum, eingeführt. Dadurch können die Organe des kleinen Beckens (z. B. Eierstock, Adnexe) eingesehen und eine Gewebeentnahme vorgenommen werden. Auch Spülungen des Eileiters und Sterilisationen sind über diesen Zugang möglich. Während die Laparoskopie um die 30 Minuten beansprucht, kann ein Kuldoskopiker den Beckenraum binnen weniger Minuten begutachten und kleine Eingriffe vornehmen, die meist schon nach 2 bis 3 Minuten mit der Naht des hinteren Scheidengewölbes beendet sind.

 

Exponat

Culdoskop n. Albert Decker, 40/50er Jahre.

Herkunft: Oak Harbor, Ohio, United States.

Gynäkologie


Damenbinden (1)

Binden, um 1940 

Dem Menstruationsblut - der Franzose nennt das Blut ganz blumig "les fleurs" - diesem Blut wurden seit jeher magische Kräfte nachgesagt:
- der Blick einer menstruierenden Frau konnte einen Spiegel zum "erblinden" bringen, Kupfer beschlug, Rasierklingen wurden stumpf,
- der direkte Kontakt einer Schwangeren mit (fremdem) Regelblut konnte eine Fehlgeburt auslösen,
- Pökelfleisch und rohes Schweinefleisch verdarben, wenn nur der Geruch von Regelblut sie berührte,
- eine menstruierende Frau konnte aus dem gleichen Grund keine Rahm zu Schlagsahne schlagen, da giftige Dämpfe von ihr ausströmten (etwa fibrinauflösende Enzyme, die im Zervikalkanal ausgeschüttet werden, um das in der Uterushöhle geronnene Blut wieder flüssig zu machen und ihm so die Passage durch den engen Zervikalkanal zu ermöglichen ? ),
- Hunde, die Regelblut leckten, wurden angeblich tollwütig,
- Pflanzen und Blumen auf den Feldern starben ab, wenn eine Frau "mit Regel" über die Flur schritt,
- näherte siche eine menstruierende Frau einem Bienenstock, so konnte das Bienenvoll ganz plötzlich sterben - diese abtötende Eigenschaft machten sich die Bauern früher zunutze und schickten menstruierende Frauen auf die Felder, wenn diese von Raupen oder Heuschrecken heimgesucht wurden.
1920 wurde von dem Wiener Kinderarzt Bela SCHICK (1877-1967) für diese Giftstoffe im Regelblut der Begriff "Menotoxine" geprägt ... (B. Schick, Das Menstruationsgift, in: Wiener klinische Wochenschrift, Mai 1920).

Lit.:
https://clio.revues.org/document114.html
https://www.mum.org/menotox.htm

Verständlich, wenn man sich vor diesem giftigen Blut in Acht nahm und mit aller Macht verhinderte, dass es mit Lebensmitteln in Kontakt kam - amerikanische Frauen pflegten ihre Lumpen im Küchenherd zu verbrennen ...

Seit der Antike werden "Monatsbinden" benutzt - wedelte nicht Abigail (1. Sam. 25; zit. Meir Shaley, Der Sündenfall, ein Glücksfall?) vor Davids Heer mit "ihrer Monatsbinde", weil sie dem biblischen König beweisen wollte, dass sie unpässlich sei ?
1886 wurde in Amerika die erste Einmalbinde hergestellt. Eine dicke Watteeinlage, die recht "mobil" war: Auf die Idee mit den Klebestreifen kam man nämlich erst in den 70ern. Die Binde war damit zwar erfunden, kam aber nicht in Umlauf: Werbung für die "Dinger" wagte nämlich damals keine anständige Frauenzeitschrift abzudrucken.

Die amerikanischen Krankenschwestern haben sich angeblich 1914/18 zum eigenen Gebrauch Binden hergestellt aus Watte- und Verbandsresten, die an der Front umherlagen - sie erkannten den Wert der Baumwolle als absorbierendes Medium und regten die Industrie an, derartige Wattebinden in industriellem Massstabe herzustellen.

1921 brachte die amerikanische Fa. Kimberley-Clark die Binde "KOTEX" auf den Markt.
In Europa waren Einmalbinden bis Ende der 20er Jahre völlig unbekannt. So wurde die Einführung und die Bewerbung einer Binde in Europa als eine Sensation empfunden, als 1929 die deutsche Fa. Paul Hartmann ihre "CAMELIA" einführte. Die CAMELIA (benannt nach dem Vorbild der Oper von Dumas "La dame aux camélias") wurde bald zum Inbegriff der Einmalbinde, auch als sie in Wirklichkeit "MIMOSETTE" oder Gott weiss wie hiess.

Bis dahin hatten die Europäerinnen brav ihre Binden selbst geschneidert (nach Schnittmustern, die in Damenzeitschriften von Zeit zu Zeit diskret veröffentlicht wurden) oder Stoffbinden in Fachgeschäften gekauft, Binden die teuer zu stehen kamen und dementsprechend nach jeder Regel fleissig gewaschen und auf der Leine getrocknet wurden - bis zum nächsten Male!

"Avoir ses chiffons" hiess es in Frankreich, wenn die Frau "ihre Tage" hatte, die Engländerin war "on the rags" - auf den Lumpen...

Selbstklebende Damenbinden existieren erst seit den 1970er Jahren.

Vorgestellt werden zwei Packungen CAMELIA-Einmalbinden, in der klassischen blauen Farbe. Auf der unteren Abbildung eine Binde aus dem unteren Paket, mit den typischen Zipfeln, um sie im Bindenhalter zu befestigen (Sicherheitsnadel etc).

Gynäkologie


Damenbinden (2) Tampon

Werbeplakat, um 1960. Zeichner: Thibesart, Druckerei Maron Esperonnier 

 

Die alten Griechinnen benutzten aufgerollte Wollfäden und leichte Hölzer, die reichen Aegypterinnen rollten Papyrusblätter zu Tampons zusammen. In Amerika benutzten die Frauen lange Zeit Naturschwämme, die man auswaschen, auskochen und zum Trocknen auf die Leine hängen konnte ...

 

Ärzte benutzten Anfang des 20. Jh. Baumwolltupfer um die Scheide zu desinfizieren - diese Tampons sollten Modell stehen für die späteren Hygienetampons: um 1919 nämlich kam Dr. Earle Cleveland HAAS (1885-1981), Arzt in Denver/Colorado, auf die Idee, einen derartigen intravaginalen Watte-Tampon als Blutschwamm zu benutzen - am 19.11.1931 meldete er seinen Tampon als Patent an und gab ihm den Namen "TAMPAX". Als seine Erfindung beim Publikum nicht ankam, verkaufte er das Patent am 16.10.1933 an die deutschstämmige Mrs. Gertrude Tenderich, die heftig die Werbetrommel rührte. Ihre "Tampax ladies" - weissgekleidete junge Frauen - tingelten auf Kongressen, medizinischen Ausstellungen und in Mädchenschulen umher, und gewöhnten das Publikum Jahre vor dem 2. Weltkrieg an die Idee...

 

Die Fa. TAMPAX stellte während des 2. Weltkrieges Verbandmaterial für die US-Army her. In den 80er Jahren wurde der Betrieb umgetauft in "Tambrands" - er wurde Ende der 90er von der Fa. Proctor & Gamble aufgekauft.

 

Wer erinnert sich da nicht an ein anderes P&G-Produkt, das Schiffbruch erlitt: den Tampon "RELY", der wegen der Verbindung zum "Toxic Shock Syndrom" vom Markt genommen wurde? In der Tat hatte dieser (nur in den USA vertriebene) Tampon eine derartige Saugkraft, dass er die Scheidenflora komplett ruinierte und so pathogenen Bakterien und Viren Tür und Tor öffnete - daraus resultierten z.T. tödliche Scheidenentzündungen nach Gebrauch von "RELY". Die Presse machte Ende der 90er Jahre ziemliches Aufheben um die Tampons, bis die Sache wissenschaftlich abgeklärt war...

TAMPAX rührte ab 1950 die Werbetrommel mit Slogans wie

 

Tampax Vollendung der Frauenhygiene. 1951
Tampax Die Tampon-Hygiene mit der angenehmen Handhabung. 1961
Tampax Sympathisch - sicher - sauber. 1966
Tampax Tampax-Tage spürt man nicht. 1979
Tampax So hygienisch und sicher. 1984
Tampax Der Tampax Tampon. So hygienisch und sicher. 1985
Tampax Am besten Tampax. Weil er so hygienisch ist. 1986

 

Das vorgestellte 30x40 cm grosse Werbeplakat aus lackiertem Karton ist ein "Allerweltsprodukt" aus den 60er Jahren. Man fragt sich auf den ersten Blick, welches Produkt hier wohl beworben wird: ein AllwetterHaarfestiger, eine Zahnpaste, ein Waschmittel für synthetische Stoffe... Damit rückt der Tampon - gewollt - in die Kategorie der unzähligen Produkte des weiblichen Alltags.


Der deutsche Ingenieur Dr. Carl Hahn griff 1947 die Idee des Tampons aus einer Anzeige in einer amerikanischen Illustrierten auf und begann, zunächst mit bescheidenen Mitteln, in einer kleinen Verbandstoffabrik in Wuppertal mit der Produktion. Ab 1950 kamen seine Tampons auf den deutschen Markt. Nachdem die amerikanische Firma Johnson&Johnson in den 70er Jahren Hahns Unternehmen übernommen hatte, wuchs die Bekanntheit der Marke. Heute gilt o.B. [ohne Binde] in Deutschland als die weitverbreiteste Tamponmarke (80% der Tamponträgerinnen benutzen das Produkt).

Lit.:
Renate Waschek, Dieses kleine Stück Watte – Werbung und Tabu am Beispiel Binden und Tampons. Der Grüne Zweig 194 (Werner Pieper Medienexperimente); ISBN 3-925817-94-8

Gynäkologie


Damenbinden (3), Halter

Diana-Gürtel, um 1950 

Für Damen gehobener Herkunft erfand man Mitte des 20. Jahrhunderts sog. Diana-Gürtel mit waschbarer Einlage und weichen Moos-Binden. Wenig betuchte Frauen hatten wenigstens ein Damenhöschen oder einen Gürtel, in die sie ihre selbstgenähten Binden knüpfen konnten, damit sie nicht dauernd in der Hose verrutschten.

Unsere Mütter trugen während ihrer Periode einen Baumwoll- oder Wattegurt, der mit Riemen um die Beine oder den Bauch befestigt wurde.

Der erste Bindengürtel, ein sog. "sanitary belt", wurde 1956 von der Afro-Amerikanerin Mary Béatrice Kenner genäht (und am 15.5.1956 als Patent angemeldet - schlaues Mädchen!). In den 60er Jahren wurden diese Gürtel industriell von der Fa. Camelia hergestellt. Schliesslich wurden die Gürtel von den Monatshöschen abgelöst, in die die Binde eingeknöpft wurde...

In Luxemburg gab es die Dianagürtel 1900 auf dem Place d'Armes (!) zu kaufen:
"Damen-Bedarfsartikel
Leibbinden (Bandagen für Frauenleiden. Anfertigung nach Mass unter Berücksichtigung des Körperbaus und des Leidens. Umbearbeitung alter, nicht passender Binden. Gummi- und Gurtband, Geradehalter, Corsettleibbinden, Nabelbruchbandagen, warme Leibbinden, Bruchbänder, Dianagürtel.
Corsett-Spezialgeschäft
Maria Rübenach, Luxemburg, Paradeplatz 11"

(Luxemburger Wort vom 7.9.1900).

Interessante Links:
www.mum.org/director.htm
www.dhm.de/datenbank/index.html?/datenbank/ak30/ak300351.html




Gynäkologie


Damenbinden (4), Torf-Moos

engl. "turf moss sanitary napkin", um 1900 

1882 wurde in Neustadt am Rübenberge (bei Hannover) durch den aus Bremen stammenden Carl Moritz Marwede (1851-1932) die “Fabrik für Torfstreu mit lokomobilem Betrieb” gegründet. Später entdeckte Marwede, dass Torfmoos (Sphagnum) aus den heimischen Mooren antiseptische Eigenschaften hat. Daraufhin stellte er die Produktion um und nannte die Firma ab 1888 „Fabrik für Chirurgische Moospräparate“. Erstmals wurde Torfmoos aus den Mooren als Naturstoff für Heilmittel, später auch für Hygieneartikel des Alltages, entwickelt und vertrieben. Die Produktpalette umfasste Verband-Moos, Moos-Pappe, Moos-Satteldecken und Geschirr-Unterlagen, Unterlagen für Wochenbetten, Periodenbinden für Damen, und Moos-Einlegesohlen.

1894 warb die Firma im Bilz-Gesundheitslexikon „Das neue Natur Heilverfahren“ in ganzseitiger Anzeige für „Marwede`s Moos-Binden“, einer modernen Damenbinde, im Versand. Dass diese Binden für den Einmalgebrauch gedacht waren, ersieht man ganz klar aus der Werbung: Moosbinde. Preis: Packet à 5 Stück 75 Pfg. Gürtel. Preis 60 Pfg. Jahresbedarf: 50 St. Binden inkl. 1 Gürtel 8 Mk. franko Zusend. u. Nachnahme. Nach Österreich-Ungarn zollfrei".

Man kann sich leicht vorstellen, dass diese Binden für die normale Verbraucherin zu teuer war, bis zum Durchbruch der Wegwerfbinden sollte es bis in die 30er Jahre dauern.

"Hygienische Consumartikel - Moosbinden für Damen, Mooseinlagesohlen, Moosunterlagen für Sieche, Wöchnerinnen, Gelähmte, Verbandkissen.
G. Beckstroem, Fabrik für chirurg. Moospräparate
Neustrelitz, Mecklenburg-Vorpommern" (aus: Bilz - das neue Naturheilverfahren, 25. Auflage).

Vorgestellt wird eine 5/8x36x1 cm messende Moos-Binde aus Privatbesitz, mit einer ganz persönlichen Geschichte. Dazu der Vorbesitzer, ein älterer Herr aus Düsseldorf:
"Ich glaube, dass es eine alte Damenbinde ist, weil ich dieses Stück bei der Wohnungs-auflösung einer Verstorbenen so um 1950-1960 mitgenommen habe. Soweit ich mich erinnere, war die Frau über 90 Jahre alt geworden. Geht man 40 Jahre zurück, wäre die Binde demnach 100 Jahre alt oder geringfügig älter. Als ich das Ding damals in den Händen hielt und als junger Bursche nicht wußte, was dies war und nachhakte, wurde es mir aus den Händen genommen mit der Bemerkung, "dass es nichts für mich wäre". Das hat mich natürlich neugierig gemacht und deshalb habe ich es wieder aus dem Korb genommen, dessen Inhalt für die Mülltonne bestimmt war. Ich habe das Teil mit spitzen Fingern angefaßt, auf den Dachboden gelegt … und vergessen. Später hatte ich es bei einem Umzug noch einmal in der Hand, jetzt, beim Aufräumen, habe ich dieses "Gebilde" wieder in den Händen gehalten und mich dazu durchgerungen, eine Fachmann zu fragen".
Die Binde stammt demnach rein rechnerisch aus dem frühen 20. Jahrhundert.




Gynäkologie


Dilatatoren (1)

Zervixdilatatoren, um 1890 

Irreführend bei der Besprechung der Vorgänge um den Zervikalkanal ist der Umstand, dab man die Scheide lange Zeit mit zur Gebärmutter rechnete, Dilatationen der Scheide also schon als Dilatation der Gebärmutter galten. Nur so lässt sich im übrigen die Dilatation des HIPPOKRATES verstehen: in den Hippokratischen Schriften wird eine Dilatation des CK erwähnt, später von CELSUS aufgegriffen und im Detail geschildert : zuerst wird der Zeigefinger, dann nacheinander die übrigen Finger in den Muttermund gezwängt.

Auch Instrumente konnten die technisch versierten Römer dem interessierten Frauenarzt anbieten, wenn er seine Finger schonen wollte: so spricht TERTULLIAN im 2. Jh. n. Chr. von einem Instrument mit Schraubenwirkung zur Erweiterung der Geburtswege. Wer die Konsistenz der nicht hochschwangeren Zervix kennt, der weib, dab es kaum gelingen dürfte, mehrere Finger in die CK einzuführen! Am Ende der Schwangerschaft allerdings ist der äussere Muttermund leicht zu dehnen, insbesondere dann, wenn er durch Wehen verkürzt und bereits vorgedehnt ist. Die Dehnung der Muttermundslippen mit der Hand gehörte seit SORANUS vielfach zur Leitung der normalen Geburt. Das Verfahren fand eine neue Ausrichtung unter PARE, der sein "accouchement forcé" mit einer Dilatation begann.

Im Laufe der Zeit wurde eine Unmenge Instrumente, sog. "specula matricis", angegeben zur Erweiterung der Geburtswege. Justine SIEGEMUNDIN erwähnt ein Instrument "zum Aufschrauben" der Genitalien. OSIANDER und CARUS entwickelten "apertorien", die bis ins 19. Jh. Verwendung fanden. Unter dem Einflub von LEVRET breiteten sich solche Instrumente auch im Frankreich des ausgehenden 18. Jh. aus.

Hatte man es bei den o.a. Methoden und Instrumenten in der Regel mit einem Uterus "à terme" zu tun, bei dem die Erweiterung eher simpel war, so gestaltete sich die Öffnung des nicht graviden Muttermundes bzw. dessen Öffnung in den ersten Wochen der Schwangerschaft wesentlich schwieriger. Zum Ausräumen einer Fehlgeburt oder zur diagnostischen Küretage der Gebärmutter muss der rigide Muttermund mühsam erweitert werden.

WAHLBAUM und SCHNACKENBERG hatten im 18. Jh. Dilatatoren aus Tierblasen entwickelt, die in den CK eingeführt und allmählich mit Wasser aufgefüllt wurden. Spätere Autoren zogen die sanftere Dilatation mittels aufblasbaren Ballonsonden vor.

1864 wurde Alfred HEGAR (1794–1882) als Nachfolger von Otto SPIEGELBERG (1830–1881) auf den Lehrstuhl für Gynäkologie und Geburtshilfe der Universität Freiburg berufen, eine Stellung, die er 40 Jahre innehatte. 1868 übernahm er die Leitung der neueröffneten Universitätsfrauenklinik. 1879 führte er die nach ihm benannten Stifte zur Dilatation des Zervikalkanales ein. Weniger rühmlich waren die Vorstellungen HEGAR's zu Fragen der Eugenik: ab 1894 plädierte er für eine "negative" Eugenik, um das Entstehen einer minderwerigen, elenden Menschen zu verhindern. 1905 war er Mitbegründer und Ehrenpräsident der "Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene"...

Vorgestellt wird ein Kasten aus Palisander- resp. Nussbaumholz, mit Stiften aus VULCANIT (alias Ebonit resp. Hartgummi), die sowohl auf dem Boden als auch auf der Innenseite des (mit einem eigenen Deckel abgedeckten) Deckels des Kastens aufgereiht liegen. Erworben 1990 auf dem Antikmarkt von Portobello /London.




Gynäkologie


Dilatatoren (2)

Dilatatoren n. HEGAR, um 1930 

Die Dilatation mittels Laminariastifte dauerte oft tagelang und barg die Gefahr aufsteigender Infektionen in die Gebärmutter in sich, indem der Laminariastift als Lunte diente und den Bakterien den Weg in die Gebärmutterhöhle wies. Mit weniger Gefahren verbunden war die Dilatation mit Instrumenten, die desinfiziert werden konnten:

a) HEGAR entwickelte Dilatatoren aus Glas und Hartgummi - den Materialien seiner Zeit. Vorgestellt wird ein Metallstift auf seinem Originalbänkchen.

Alfred HEGAR *6.1.1830 in Darmstadt, studierte in Heidelberg, Berlin und Giessen, 1852 lieb er sich als Arzt in Darmstadt nieder. Als Sohn eines Landarztes widmete sich Hegar anfangs der Schwangerschaftsdiagnostik, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. 1864 wurde er Nachfolger von Otto Spiegelberg am Lehrstuhl für Gynäkologie und Geburtshilfe in Freiburg. Im Jahre 1879 führt er die Hegarstifte zur Dilatation des Zervikalkanales ein. Später beschäftige er sich mit Genitaltuberkulose und der Rolle des Ovars im weiblichen Körper. Er starb 1914 auf seinem Landgut bei Freiburg im Breisgau - eine Büste befand sich in meiner Studienzeit [Prof. Heinrich WIMHÖFER (1908-1970)] am Eingang zum Hörsaal der gynaekologischen Klinik.


Auf HEGAR gehen die heute am gebräuchlichsten Stifte zurück, mit denen in wenigen Minuten eine akzeptable Erweiterung des Zervikalkanals erreicht werden kann. Die Stifte bestanden früher aus Glas, Metall, Hartgummi, heute wird ausschliesslich Metall verwandt, wobei man Dilatationen über 8 mm vermeidet, um die Struktur der Zervixmuskulatur nicht zu zerstören (Gefahr der späteren Zervixinsuffizienz).

b) Dilatationsset, wie es z.Zt. gebräuchlich ist.


Gynäkologie


Dilatatoren (3)

Zervixdilatatoren, doppelseitige

FRITSCH
SCHULTZE B.S.
DOUAY benutzte Dilatatoren aus Aluminium, die auf 1/3 Millimeter graduiert waren (no. 54 hatte demnach einen Durchmesser von 18 mm).

Eugène DOUAY (1881-1967) war "interne lauréat des Hopitaux de Paris" und "chef des travaux gynécologiques à l'hopital Broca, ancien chef de clinique à la Faculté" (siehe Hysterosalpingographie-Besteck).

Um 1934




Gynäkologie


Dilatatoren (4)

Zervixdilatatoren n. FRITSCH, um 1900 

Der Uterus-Dilatator nach Heinrich FRITSCH (1844-1915) wurde als Griff geliefert, zusammen mit 5 abschraubbaren Ansätzen aus Metall.


Gynäkologie


Dilatatoren (5)

Zervixdilatatoren n. JOLLY, um 1950 

Ein gew. JOLLY ersann die platzsparendste Form der Dilatatoren (aus vernickeltem Metall), wobei die 7 konischen Hohlsonden des Besteckes zum Transport und zur Aufbewahrung in die jeweils grössere Sonde gesteckt werden.


Diese Dilatatoren werden immer noch hergestellt:
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