Gynäkologie


Hysterosalpingograph

HSG
 

 

engl. hysteroinjector.

 

1910 injizierte Walter Adolf Ernst RINDFLEISCH (1872–1928) erstmals eine wasserlösliche Wismuthpaste in das Cavum uteri einer Frau mit Verdacht auf Extrauteringravidität, um die entsprechende Tube sowie das Cavum uteri in einem Röntgenbild darzustellen.

 

1914 erste historisch belegte HSG'en - unabhängig voneinander - durch den US-Amerikaner William Hollenback CARY (1883-1975) und den in Wien geborenen und in London während einer Tagung gestorbenen Wahlamerikaner Isador Clinton RUBIN (1883–1958); als Kontrastmittel benutzten beide Collergol (ein kolloidales Silber).

 

1925 setzte Carlos HEUSER (1874–1934) aus Buenos Aires zum ersten Mal Lipiodol® als Kontrastmittel zur Schwangerschafts-diagnostik ein - eine gewagte Methode (Strahlen in der Frühschwangerschaft). Um die Untersuchung während einer Frühschwangerschaft zu vermeiden, sollte sie in der ersten Zyklusphase durchgeführt werden.

 

1928 gab der als Assistent an der BUMM'schen Universitätsfrauenklinik Berlin tätige Günther Karl Friedrich SCHULTZE (1896-1945) ein Besteck an, das bis heute im Gebrauch ist, auch wenn es immer mehr durch ein weniger traumatisierendes  Kathetersystem verdrängt wird (Varela). Besonders auffällig am Schultze'schen Gerät ist die mit einem Zahnradgestänge verbundene Konstruktion der Greifhaken für die Kugelzangengriffe (Pozzi-Klemmen), die in die Muttermundslippe eingesetzt werden.

 

Die Untersuchung hat einen "therapeutischen Nebeneffekt": Spinnweben im Eileiter werden weggeblasen bzw. das Organ durch den Eingriff zu vermehreter Pumpaktivität angeregt, wodurch die Rate der Schwangerschaften deutlich ansteigt, wenn auch nur in den ersten 2-3 auf den Eingriff folgenden Zyklen. Dabei ist der Effekt bei Injektion von Öl besonders deutlich: "When oil-based contrast is used rates of pregnancy increases by about 10% compared to water-based contrast". Nach einer Lipiodolbehandlung kam es in einer Studie bei 29,4% innerhalb von 3 Monaten zu einer Schwangerschaft. Injektion von Lipiodol (Sicard & Forestier, 1924) in Kombination mit einer RX-Untersuchung, von Methylenblau in Kombination mit einer Laparoskopie.

 

Zur Hersteller-Fa. HAKO

1912 Gründung des Unternehmens im elsässischen Straßburg durch Kasimir HAISS, zunächst unter einfachsten Bedingungen. Erste Geräte werden in der Entwicklung verfeinert und zur Serienreife gebracht. Gehäuse der Tischgeräte zunächst aus Holz.

1919 Heimkehr des Gründers in seinen Geburtsort Jungingen. Aufbau einer kleinen mechanischen Werkstatt.

1927 Umzug in neues Wohnhaus mit größerer Werkstatt. 9 Mitarbeiter. Durch Zusammenwirken des Mechanikermeisters mit Professoren des Uniklinikums Tübingen entstehen darauf weitere Operationsgeräte und Diagnosehilfen.

1945 Eintritt des Sohnes Erwin Haiss. 25 Mitarbeiter.

1946 Rasche Zunahme der Geräteproduktion und Vertrieb in alle Teile der Welt.

1956 Bau des heutigen Firmensitzes. 34 Mitarbeiter. 1965 Eintritt des Sohnes von Erwin, Rainer Haiss. 42 Mitarbeiter.

1968 Erweiterungsbau

1969 Fraktionssammelgeräte (Labor) werden entwickelt.

1975 Elektronik hält Einzug in Geräteentwicklung.

 

Exponat

Hystersalpingograph der Fa. HAKO (nicht, wie üblich, ein Gerät der Gebrüder Martin, Tuttlingen). Über die Theke ging der Kasten in Bamberg im Sanitätshaus Fritz Kakerbeck.

Herkunft: Ebay 7/2018, aus dem mittelfränkischen Roth südl.von Nürnberg. Eine kritische Übersicht zur Methodik findet sich in dem Buch von Klaus Diedrich: Weibliche Sterilität: Ursachen, Diagnostik und Therapie, Springer 1998 S.208-210. Weiterentwicklung: das Universal Pertubationsgerät (CO2-Insufflator) nach Robert Fikentscher (1903-1993) & Kurt Semm )1927-2003). Hersteller Fa. Wisap.

 

Lit.:

W.H. Cary, Note on determination of patency of fallopian tubes by the use of Collargol and x-ray, in: Amer. J. Obstet. Dis. Wom. 69, 462 (1914).

I.C. Rubin, Roentgendiagnostik der Uterus-Tumoren mit Hilfe von Intrauterinen Collargol-Injektionen. Vorläufige Mitteilung, in: Zentralbl. Gynaekol. 38:658, (1914).

G.K. Schultze, Die Darstellung der Eileiter im Röntgenbild, in: Zbl.Gynäk. 52, 736-74 (1928).

Dreyer, Kim; Rijswijk, Joukje van; Mijatovic, Velja; Goddijn, Mariëtte; Verhoeve, Harold R.; Rooij, Ilse A.J. van; Hoek, Annemieke; Bourdrez, Petra; Nap, Annemiek W., Oil-Based or Water-Based Contrast for Hysterosalpingography in Infertile Women, in: New England Journal of Medicine. 376 (21): 2043–2052 (2017).

Varela M., Casals E., Neues Gerät zur Durchführung der Hysterosalpingographie. In: Zweiunddreissigste Versammlung Abgehalten zu Frankfurt a.M. vom 16. bis 20. September 1958. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie, vol 32. J.F. Bergmann-Verlag, München (1959).