Gynäkologie |
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Pessare (03), schalenförmig |
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Neuartige Materialien ermöglichen ein problemloses Verweilen der Pessare in situ während Monaten und Jahren, vorausgesetzt, das Scheidenepithel ist mit Oetrogenen aufgebaut und der Durchmesser der Schale ist der Anatomie angemessen. Das weisse Modell links im Bild wurde aus Meissener Porzellan hergestellt - wehe der Patientin, wenn sie fest hinfiel, und der Ring zu Bruch ging! In der untersten Reihe sind drei FALK-Pessare abgebildet. Dazu aus "Ars Medici" n°5 XXIII Jahrgang vom 15. Mai 1933 folgender Artikel:
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Gynäkologie |
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Pessare (04) |
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Pessare aus dem Fundus der in Esch/Alzette niedergelassenen Frauenärztin Dr. Henriette Wenner-MANGEN (1915-1993). "Gutta Percha ist ein Vorläufer des Plastik. Die (oder auch das) Guttapercha (malaiisch: getah = Gummi, percha = Baum) ist der eingetrocknete Milchsaft der im malaiischen Raum heimischen Palaquium-Bäume, steht chemisch dem Kautschuk nahe, ist aber im Gegensatz zu diesem nicht cis-, sondern trans-1,4-verknüpftes Polyisopren mit weit geringerer molarer Masse. Bei Raumtemperatur ist es härter und nicht so elastisch, wird aber bei ca. 50 °C weich und knetbar" (Wikipedia). Vorgestellt werden zwei Wiegenpessare nach Albert Holmes SMITH (1835-1885).
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Gynäkologie |
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Pessare (05) |
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Pessare aus dem Bestand der Frauenärztin Dr. Wenner-MANGEN. |
Gynäkologie |
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Pessare (06) |
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Mit dem Würfelpessar können verschiedene Grade der Scheiden- und Gebärmuttersenkung behandelt werden. Der Saugnapfeffekt sowie die Kantenwirkung bewirken die Haftung und den Erfolg dieser Therapie auch bei schweren Senkungen und geringer Stabilität des Beckenbodens. Würfelpessare eignen sich auch zur Narbenauflockerung und Erweiterung von Scheidenverengungen. Eine Behandlungsindikation ergibt sich bei Miktions- oder Kohabitationsbeschwerden und vor geplanten Operationen. Die Flexibilität des gewebefreundlichen Materials erleichtert eine Selbstbehandlung. |
Gynäkologie |
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Pessare (07) |
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Gynäkologie |
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Pessare (08) |
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Gynäkologie |
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Pessare (09) |
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Das Hodgepessar wird zur Behandlung von Harninkontinenz oder Gebärmutter-Senkung eingesetzt. Dies wird erforderlich, wenn nach einer erfolglosen Voroperation ein Ringpessar aufgrund der narbigen Veränderungen nicht eingesetzt werden kann. Noch in den 70er Jahren haben die Frauenärzte fleissig diese Pessare eingelegt bei Retroflexio uteri gravidi - seither geht es eigentlich genausogut ohne diese Störenfriede... Der amerikanische Praktiker Lenox Hugh HODGE (1796-1873)war in Philadelphia installiert. Auch heutzutage werden HODGE-Pessare für Patientinnen mit Senkung und Harninkontinenz hergestellt, zumeist aus
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Gynäkologie |
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Pessare (10) aus Porzellan |
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Die Reinigung der Gummipessare bereitete den Patienten manchen Kummer. Gummi verträgt sich nun mal nicht mit vielen Reinigungsmitteln. So entschloss man sich zur Herstellung von Pessaren aus Porzellan - einem zerbrechlichen Material, das sich dafür ausgezeichnet reinigen lässt.
Zur Geschichte der Fa. Rosenthal
Vorgestellt werden drei "Ruheplätzchen der besonderen Art", Porzellan-Pessare der Fa. B. BRAUN aus Melsungen. Hersteller: ROSENTHAL. Um 1920 |
Gynäkologie |
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Pessare (11) |
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Weiches Pessar mit flüssigem Kern, Fa. WAYMARK / USA. |
Gynaekologie |
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Pessar (12) |
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Nach dem an der Uni Bonn tätigen Frauenarzt Heinrich CRAMER (1872-1927) ist ein unter der Urethra offenes Pessar benannt (genau umgekehrt wie beim "Dr. Arabin URETHRA PESSAR mit Pelotte").
Pessare werden eingesetzt zur Behandlung der Stressinkontinenz (unfreiwilliger Abgang von Harn) und bei Beschwerden, die durch eine Senkung von Scheide, Gebärmutter und Blase entstehen. Diese Senkungen können z.B. durch eine angeborene Bindegewebsschwäche, durch Hormonmangel nach den Wechseljahren oder durch Schwangerschaften und Geburten hervorgerufen werden. Mit Hilfe der Pessarbehandlung - unterstützt durch Beckenbodentraining und ggf. östrogenhaltige Cremes - gelingt es häufig die Beschwerden dauerhaft zu bessern. CRAMER schrieb dazu: Über abdominelle Blasenverlagerung bei Cystocele, in: Monatsschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie 1904;20:1124–1130.
Als Assistent an der Frauenklinik Bonn beschäftigte sich CRAMER mit der Blenorrhoe-prophylaxe. Er schrieb dazu: Der Argentumkatarrh des Neugeborenen, in: Archiv für Gynäkologie Februar 1899, Volume 59, Ausg 1, S 165-187.
Bekannter ist CRAMER für seine Autotransplantations-versuche von Ovarien: auf der 13. Versammlung der deutschen Gynäkologen in Strassburg 1909 berichtete er über 5 Patientinnen, bei denen er Ovarien transplantiert hatte – vier Patientinnen behielten ihre Menstruation … Er schrieb dazu: Transplantation der Ovarien, Sitzung der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn vom 21.6.1909.
Exponat 60mm breites Pessar aus Rosenthal-Porzellan, erworben 2015 in Hamburg. Aufschrift "Braun-Melsungen". Moderne Cramer-Pessare bestehen aus Silikon und enthalten, zur Stabilisierung des Halbringes, eine Spiralfeder. Es gibt sie in Silikon in den Grössen 55-90 in 5er Abstufungen. Bei PARAM gibt es sie sogar in Porzellan: nicht hinfallen, bitte! 2 Markierungen - RTW Germany = Rosenthal Technische Werke (Hersteller) - B(ernhard) Braun Melsungen 60 = (Verkäufer + Grösse)
Auf Nachfrage teilte mir die Fa. Braun-Melsungen mit, "dass Cramer-Pessare über den Zeitraum von Anfang der 1930er Jahre bis mindestens den 1980er Jahren nachweisbar sind. Der Aufschrift "Braun-Melsungen" nach zu schließen handelt es sich im Falle Ihres Ausstellungsstücks aber wohl um ein älteres Produkt, vor den 1980er Jahren". |
Gynäkologie |
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Polypenzange |
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Die Zange diente zum Fassen kleiner intrauteriner (?) Polypen . Hinter den Bezeichnungen "n. MARTIN" verbergen sich zwei verschiedene Männer, Vater und Sohn, beide Frauenarzt und Geburtshelfer, beide in der universitäre Laufbahn: - Eduard-Arnold MARTIN (1809-1875), der zuletzt in Jena und Berlin lehrte. Nach ihm wurden Geräte benannt wie Kephalotryptor, Beckenmesser, geburtshilfl. Zange, Hakenzange etc. - August MARTIN (1847-1933) genannt der "blutige August", der in Berlin Privatdozent war, bevor er in Greifswald lehrte. Nach ihm wurde ein Handgriff WIGAND-M.-WINKEL'scher Griff benannt zur Extraktion des nachfolgenden Kopfes bei BEL sowie ein Tropfenregler für Dauertropfinfusion. Nota: der Schweizer E. MARTIN war Internist in Genf und gab seinen Namen dem M.-Albright'schen Krankheit, dem Pseudopara-thyreoidismus. Im französischen Sprachraum gab es weitere MARTIN's, die keine Instrumente erdachten... |
Gynäkologie |
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Radium-Behandlung |
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Zu den Eigentümlichkeiten des frühen 20. Jahrhunderts gehört der Glaube an die Allmacht der Radioaktivität und der sorglose Umgang mit den radioaktiven Substanzen. Vorgestellt wird ein Einführungsstift für "bougies Réthragine" und "crayons et ovules Leucagine" der Firma "Laboratoires Toraude", allesamt "préparations radifères" für die "Médication radioactive et bactéricide des infections urétrales et utérines aiguës et chroniques". "Leucagine crayon déterge et décrasse la matrice malade" (Anzeige in: Le Nouvelliste, Weihnachten 1937). Dazu gab es vom Hersteller folgende Veröffentlichung: Léon-Gabriel Toraude (*1868, gest. am 24.9.1945 in Paris) war Eigentümer des "Laboratoire pharmaceutique du Radium", 23 rue Grande Rue in Asnières, wo er u.a. Tabletten seines "Radio-Quinine" herstellte. "Ceux qui s'intéressent à la question du radium, trouveront aux Laboratoires TORAUDE, le TORADON, solénoïde producteur d'émanation du radium pour la radioactivation des liquides" in: Bulletin de la Société d'histoire de la pharmacie Année 1929, Volume 17Numéro 66 p. 440. ... ein Kuriosum aus dem Nachlass des Arztes Camille GLAESENER (1887-1952). Das gleiche Röhrchen befindet sich übrigens im Fundus des "Musée des Hospitalières de l'Hôtel-Dieu" von Montréal unter der Bezeichnung "applicateur de médicaments".
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