Gynäkologie


Schwangerschafts-Test anno dazumal

 

Der 1947 erstmals von dem argentinischen Arzt und Endokrinologen Carlos GALLI-Mainini (1914-1961) beschriebene Krötentest (GALLI-Mainini-Reaktion) war bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhundert die sicherste Methode zum Schwangerschafts- nachweis. Dazu wurde der Urin (oder Serum) einer fraglich schwangeren Frau einer männlichen Erdkröte oder einem männlichen Frosch in den Lymphsack des Rückens eingespritzt. Wenn die Frau schwanger ist, lösten die Schwangerschafts- hormone häufig schon nach zwei Stunden (!) Balzverhalten der Kröte oder des Frosches aus. Zusätzlich dazu konnte man Spermien im Frosch-Urin nachweisen: Waren im Urin mehr als 10.000iE HCG (Schwanger- schaftshormon), so wurden nach 4 Stunden Spermien in die Kloake abgegeben, diese Spermien konnte der Arzt oder Laborleiter unter dem Mikroskop im Urin des Versuchstieren nachweisen.
Im Gegensatz zur Reaktion nach ASCHHEIM-ZONDEK, bei der Mäuse mit dem Urin einer fraglich schwangeren Frau traktiert und schlussendlich getötet wurden um an die zu untersuchenden Eierstöcke und Tuben heranzukommen, bot der GALLI-Mainini Test den Vorteil, dass man die Tiere nicht töten brauchte. Das Versuchstier, der so genannte Apothekerfrosch, stand nach einer gewissen Erholungspause für den nächsten Test wieder zur Verfügung; außer den Injektionen und der Gefangenschaft musste das Tier keinerlei Qual erleiden.
Heutzutage ist der Test durch immunologische Verfahren abgelöst, die einfacher, billiger und zuverlässiger sind. Ausserdem reagieren moderne Tests schon auf 50 iE HCG.


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Sonde dilatatrice

Sonde n. DOLERIS, um 1900 

Zum Ausspülen der Gebärmutterhöhle dienten Katheter wie der von OLSHAUSEN angegebene (siehe Blutungsbehandlung in der Geburtshilfe) oder Geräte wie dieses, nach DOLERIS resp. Dr. JOURDEL benannte.

Jacques Amédée DOLERIS (1852-1938), der sich mit dem Erreger des Wochenbettfiebers befasste, der Eklampsie, der Bauchhöhlenschwangerschaft, der Fehlgeburt, arbeitete auch über Gebärmutterverlagerungen: er gab eine heute eher selten vorgenommene Operation zur Behandlung der Retroflexio uteri an: die Verkürzung der ligg. rotunda über offene Laparotomie (Operation n. BECK-DOLERIS).


Er schrieb:

  • La fièvre puerpérale et les organismes inférieurs; pathogénie et thérapeutique des accidents infectieux des suites de couches. Paris, Baillière, 1880.
  • Conduite à tenir dans l'avortement, 1887
  • Pratique gynécologique, 1896
  • Gynécologie clinique opératoire, 1926

    Link
    chineur.13.free.fr/COL_medecine.htm




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Tupferhalter, um 1900

 

Tupferhalter, mit dem ein kleiner Tupfer resp. ein Schwämmchen in das Cavum Uteri hochgeschoben werden konnte, um die Höhle zu desinfizieren resp. zu ätzen (aus meiner „Metzer Wunderkiste“).


Engl. "uterine sponge holder".

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Untersuchungsstuhl

um 1910 

Gebärstuhl. Sobald preiswerte Massendrucke auf den Markt kamen und "triviale Themen" gedruckt wurden (Gutenberg 1450), berichteten alle "schreibenden" Geburtshelfer von dem Nutzen der Gebärstühle. Während der Gebärstuhl, gefördert von diesen Schriften, seinen Weg von Italien (SAVONAROLA, 1547) in alle Länder Europas nahm, wurde er bis zu seinem Verschwinden im 19. Jh. ständig verändert und verbessert.
In England wurde der Gebärstuhl schon zu Beginn dex 18. Jh. aufgegeben. Auch französische Geburtshelfer distanzierten sich um diese Zeit vom Stuhl und entbanden ihre Patientinnen im Liegen - um die Mitte des 18. Jh. verschwand der Gebärstuhl ("chaise obstétricale" genannt) in Frankreich. Er wurde zur typisch deutsch-holländischen Domäne - deutsche Geburtshelfer fuhren in der Tat unbeirrt weiter, ihre Gebärstühle technisch auszufeilen. Erst Anfang des 19. Jh. kam in deutschen Landen, unter dem Einfluss der allenthalben aufblühenden Gebärkliniken und ihrer vielfach in Frankreich ausgebildeten Leiter, die Stellung des Gebärstuhles ins Wanken.

Das "Gebärstuhlbett"
Schon Ende des 18. Jh erkannte man die Nachteile des Gebärstuhles und plädierte für ein, wenn auch besonders gestaltetes, Bett. Im deutsch-französischen Grenzgebiet finden wir Georg Wilhelm STEIN in Strassburg, der 1772 einen verstellbaren Stuhl bauen liess mit abnehmbarem Fussteil - Vorläufer seines "Gebährstuhlbettes". OSIANDER in Göttingen (1792-1822) liess einen zusammen-klappbaren Stuhl bauen, den die Hebamme unauffällig in das Haus der zu entbindenden Frau schaffen konnte. Bekannte "Gebärstuhldesigner" wurden Schmitson in Jena und E. von Siebold in Berlin (1818). Die Unmöglichkeit jedoch, solche Möbel zu transportieren und der hohe Anschaffungspreis verhinderten ihre Verbreitung. Auch das STEIN'sche Patent war unerschwinglich teuer, zu kompliziert im Zusammenbau und zudem instabil. Finanziell muss sich die Entwicklung eines derartigen Stuhles bzw. Bettes dennoch rentiert haben, wie sollte man sonst den Eifer der Erfinder erklären: 1810 kannte B. Schreger (Übersicht über die geburtshilflichen Werkzeuge und Apparate, um 1810) an die 60 verschiedene Modelle von Gebärstühlen- resp. Betten.

Unter dem Einfluss der französischen Geburtshilfe (besonders MAURICEAU) aber verschwand der Gebärstuhl allmählich auch aus deutschen Kreisszimmern. Mitte des 19. Jh. war er aus der Mode.

Untersuchungsstuhl Um 1910 stellte die Firma Gusdorf nach Angaben des Arztes MARX aus Worms ein Möbel her, das eine Kombination von Untersuchungsstuhl und Chaiselongue bildete.
"Es wird nur die eine Hälfte des Divans für den Untersuchungsstuhl benutzt, der Kopfteil des einen wird nach der Wegnahme eines Kissens zum Sitzteil des anderen. Sowohl Rücken- als Sitzteil sind in jeder gewünschten Winkelstellung festzustellen. Der Untersuchungsstuhl kann aus dem Divan mit einigen wenigen Griffen hergestellt werden"(Zbl.Gyn. 1910 nr. 43 S.1407).
Der hier vorgestellte Stuhl (er wurde in Attert an der luxemburgisch-belgischen Grenze erworben, wo er in einer Bauernstube mehrere Jahre als Fernseh- und Videotisch herhalten musste), stellt den kranialen Teil eines MARX-bettes dar, wobei der Fussteil verlorenging. Nur die seitlich angebrachten Ketten beweisen, dass sie einst ein Fussteil festhalten mussten. Masse 53x60x80 cm.
Ein typengleicher Stuhl befindet sich in der Sammlung des Grevenmacher Arztes Dr. BROUCH (Chez CH. DELACRE et CIE / BRUXELLES). Ein ähnliches Modell wird in Brüssel im "Musée de la Médecine" gezeigt mit dem Vermerk: "Table d'accouchement, Nord de la France, XVIIIe siècle, Chêne, 100x66x55 cm. Cette table entièrement pliable permet au médecin accoucheur de l'emporter dans ses tournées".




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Untersuchungstisch

um 1923 

Früher wurden Patienten im Stehen oder im häuslichen Bett untersucht - oder gar nicht (ein Blick auf das Uringlas reichte!). Seit aber Patienten in der ärztlichen Praxis durchuntersucht werden, braucht es besondere Hochbetten, deren Neigung am Übergang von Thorax/Hals und Becken/untere Extremitäten verändert werden kann.

Aus dem Nachlass des ab 1923 in Diekirch niedergelassenen Arztes Paul HETTO (1890-1973) stelle ich hier seinen Untersuchungsstuhl vor, dessen Kopfteil steilgestellt werden kann und ein oder zwei Beinteil/e herausgeklappt werden kann/können um den Stuhl zur Liege umzufunktionieren. Man beachte die ledergepolsterten Fussbügel - Sattlerarbeit vom Feinsten!

Fabrikant war (?) die "Manufacture Belge de Gembloux".

Zur Geschichte der Fabrik von Gembloux. Am Anfang stand der Messerschmied Dieudonné SIMAL (1852- ) aus Gembloux, der ab 1879 in Paris das Handwerk des Instrumentenbauers erlernte und dann in Paris einen eigenen Betrieb gründete, in dem vor allem Geräte für HNO- und Augenärzte hergestellt wurden. Ab 1885 arbeiteten sein Schwager Guibert LEGROS und dessen Bruder August im Simal'schen Betrieb. Guilbert kehrte schon bald nach Gembloux zurück, wo er ein Atelier eröffnete, während August mit zwei Neffen (Alphons und Karl) in Paris verblieben. Mit dem Abschluss ihrer Lehre kehrten auch sie nach Gembloux zurück, wo sie, zusammen mit ihrem Vater und ihrem Bruder Joseph ein weiteres Atelier eröffneten. Ab 1905 wurden von der Familie Legros rue Albert chirurgische Möbel und Instrumente hergestellt
Als die Geschäfte von SIMAL nach dem 1. Weltkrieg in Paris florierten, kehrte auch er nach Gembloux zurück und gründete hier 1923, mit der Hilfe auswärtiger Geldgeber, die "Manufacture de Gembloux", aus der 1993 die "SIMAL AG" wurde - 2001 wurde das Werk ein Opfer einer Brandkatastrophe.

Der Leiter des Werkes sammelte daraufhin die arbeitslosen Angestellten des Werkes um sich und gründete mit ihnen ein neues Werk, das seit 2002 unter dem eigenem Namen "SIBEL" medizinische Gerätschaften herstellt und vertreibt.




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Uterusfasszange (1)

Übersichts- und Detailaufnahme 

Aus dem Fundus der Klinik Differdingen stammt dieses grässliche Instrument, das wir als Uterus(Portio?)- Fasszange deuten – in den einschlägigen Katalogen haben wir es nicht finden können. Hersteller war die französische Firma AUBRY.

Beim Einführend der Zange mit geöffneten Branchen sind die Beisszähne verdeckt. Beim Schliessen der Zange treten die Zähne hervor und beissen mit brutaler Gewalt zu…




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Uterusfasszange (2)

Zange n. ROBERT, Übersichts- und Detailaufnahme 

Dem gleichen Zwecke wie das Vorgängermodell diente auch dieses Horrorinstrument aus der "Metzer Wunderkiste" (Fabrikat MATHIEU / Paris).

"La Pince-érigne* de Alphonse ROBERT est formée par une longue pince à anneaux dont les branches s’articulent à la manière d’un forceps. Trois dents mobiles autour d’une charnière. Plaque perforée de trous en face de chaque dent et destinée à rendre l’instrument mousse lorsque les dents sont dans l’axe des branches. Vis de rappel faisant mouvoir la tige, et par suite la plaque. Celle-ci, en descendant jusqu’à l’insertion des dents, donne à celle-ci la direction. Ressort destiné à maintenir immobile la tige une fois que les dents de la pince ont pénétré dans la tumeur. Chaque branche peut isolément servir d’érigne, ou les deux peuvent être introduites rectilignes et mousses de chaque côté de la tumeur, puis articulées, et, alors, en faisant mouvoir la vis, les dents pénètrent d’elles-même dans la tumeur sans déchirer les parties voisines" (Fleetwood Churchill, Maladies des femmes Paris 1881 S. 434).
*érigne, auch érine, spinnartige Fasszange. Vom lat. aranea, frz. araignée, die Spinne.

[Caesar?] Alphonse ROBERT (1801-1862) war Chirurg am Hôpital Beaujon/Paris, agr. libre à la Faculté de Médecine de Paris und Mitbegründer der «Société nationale de Chirurgie». Chefchirurg dieses Spitals war Mitte des 19. Jh. übrigens Pierre Charles HUGUIER (1804–1873) aus Buc/Versailles.

Zur Geschichte des Hôpital Beaujon:
"Né en 1716 à Rouen, Nicolas Beaujon fut un grand financier du royaume. Il occupa les fonctions de fermier général, de conseiller d’Etat et de receveur des finances de la généralité de Rouen. Ce fastueux personnage qui aimait se faire appeler "Monsieur de Beaujo ", possédait une immense fortune qui lui permit de financer certaines œuvres de bienfaisance. C’est à ce titre que notre établissement et une rue de Paris portent son nom. En quittant l’hôtel d’Evreux - aujourd’hui l’Elysée -, Nicolas Beaujon se rendit acquéreur de tous les terrains compris entre l’Etoile, la rue du Faubourg Saint-Honoré et l’avenue des Champs Elysées. Fondé en 1784, dans le 8e arrondissement, l’établissement fut d’abord un orphelinat. Il ne devint hôpital que sous la Révolution, en 1795. Nicolas Beaujon s’éteignit à Paris en 1786. Par la suite, l’hôpital passa successivement à 120 lits sous l’Empire (1805), 140 lits sous la Restauration (1820), 400 lits sous la Monarchie de Juillet (1840), pour atteindre les 700 lits au moment de sa désaffection (1935). Le nouveau Beaujon fut édifié de 1930 à 1935 aux portes de Paris, à Clichy".
Jetzige Adresse des Hôpital Beaujon: 100, boulevard du Général Leclerc, 92 CLICHY.

Bei dem hier vorgestellten Modell kann, im Gegensatz zu dem vorauf gezeigten Modell, die Neigung der Krallen beliebig eingestellt werden. Mit der Zange wurden Uteruspolypen in die Scheide vorgezogen, damit der Chirurg den Polypstiel ligieren konnte – eine „schwere Form“ der Klemme von MUSEUX.




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Uterusfasszange n. SCHROEDER

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Karl Ernst Friedrich Schroeder, auch Carl * 11. September 1838 in Neustrelitz; † 7. Februar 1887 in Berlin.

Nach Abschluss seines Studiums wurde er am 15. Januar 1864 zum Dr. med. promoviert.[4] Er nahm dann eine Assistentenstelle bei Theodor Thierfelder an. Von seinem ursprünglichen Vorhaben, sich als praktischer Arzt niederzulassen, rückte er ab, als der Gynäkologe Gustav Veit (1828–1903) ihn aufforderte, ihn nach Bonn zu begleiten. Veit hatte zuvor einen Ruf an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn erhalten. Nachdem er im März 1864 nach Bonn gewechselt war, wandte er sich dort der Gynäkologie und Geburtshilfe zu. Seit 1866 für Gynäkologie habilitiert, wurde er zwei Jahre als a.o. Professor an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg berufen. Im Jahr 1869 wurde Schroeder dort als Nachfolger von Eugen Rosshirt (1795–1872) Ordinarius. Bis 1876 war er Leiter der Erlangener Universitäts-Frauenklinik. Dann folgte er dem Ruf der Charité nach Berlin. Die dortige Frauenklinik leitete Karl Schroeder als Nachfolger Eduard Arnold Martins bis zu seinem Tod.

 

Er starb 1887 im Alter von 48 Jahren in Berlin und wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg beigesetzt.

 

Lit.:

Sein erstes Lehrbuch, das Lehrbuch der Geburthülfe, erschien 1870, ein Handbuch der Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane folgte 1874. Beide Bücher waren sehr erfolgreich und wurden bis in die 1920er Jahre fortgeführt.

Lehrbuch der Geburtshülfe. Cohen, Bonn 1893

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Uterusspülsonden

Zwei Birnen mit Sonden aus Metall 

Obschon diese Sonden sehr den Birnen ähneln, die für die Scheidenspülung üblich waren, und (scheinheilig) zusammen mit Scheidenrohren (auf dem Bild jeweils rechts neben der Metallsonde) geliefert wurden, waren sie doch für ein wesentlich grausigeres Geschäft gedacht: die intrauterine Injektion von Abortivlösungen (z.B. Seifenlaugen).