HNO


Roederbinder

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Exponat

Arterienbinder n. ROEDER gen. "ROEDER-Binder"

 

 

Die "Roederbehandlung" (auch "Rödern" genannt) bezeichnet ein alternativmedizinisches, mechanisches Verfahren, bei dem die Detrituspfröpfe aus den Gaumen- und Rachenmandeln entfernt werden sollen. Erstbeschreiber ist der Elberfelder Internist und Neurologe Heinrich ROEDER (1866–1918). Er stellte 1912 die These auf, dass die Mandeln als Ausscheidungsorgane eine zentrale Stellung im Lymphgefäßsystem einnähmen.

 

Im Falle einer "Mandelentzündung" (Tonsillitis) wird mit Hilfe des so genannten Röder-Bechers die entsprechende Gaumenmandel gequetscht sodass es zur Absonderung von (eitrigem) Sekret kommt. Das Sekret wird dann in Folge mit einer Glasglocke abgesaugt. Die Glocke wird über die Mandel gestülpt und mithilfe eines Gummiballs ein Vakuum erzeugt. Das Organ wird dabei auch massiert. Befürworter bezeichnen das Rödern auch irreführend als "Lymphdrainage der Mandeln". Die Methode wurde in der Vergangenheit zu Behandlungsversuchen entzündeter Gaumenmandeln eingesetzt, in der Hoffnung eine chirurgische Entfernung derselben zu vermeiden. Das "Rödern" wird als Alternative zur operativen Entfernung der Gaumenmandeln propagiert.

 

Für das Verfahren existiert KEIN wissenschaftlicher Wirksamkeits-nachweis.

 

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Mehr Erfolg hatte ROEDER mit einem Instrument, das er bereits in den 1890er Jhren entwickelte, mit welchem eine Gefäßligatur in der Tiefe des Tonsillenbettes möglich war: sein Schlingenhalter, mit dem Catgut-Schlingen um die blutende Arterie gelegt werden konnten, wurde 1932 (posthum) von dem Göttinger und Leipziger Ordinarius für HNO-Heilkunde Woldemar Tonndorf (1887-1957) auf der Tagung der Gesellschaft Deutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte empfohlen (Otto Körner, Otto Steurer, Lehrbuch der Ohren-, Nasen-, Rachen- und Kehlkopf-Krankheiten, München 1944 S.391).

 

Nach dem 2. Weltkrieg wurde sein Binder sogar von des Endoskopikern übernommen. "Die von H. Roeder (1866-1918) gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts zur Tonsillektomie bei Kindern in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde angegebene Schiebeschlinge stellt eine wesentliche Bereicherung in der endoskopischen Intraabdominalchirurgie dar" (Liselotte Mettler, Endoskopische Abdominalchirurgie in der Gynäkologie: mit 15 Tabellen, Schattauer 2002 S.42).

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