Innere Medizin


A book to start: HIPPOCRATES

Opera omnia, Ausgabe Basel bei Froben, 1554 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von HIPPOCRATES besitzen wir eine Sammlung von 72 Schriften, mit ungefähr 59 Abhandlungen: das sog. Corpus hippocraticum, das allerdings zum grössten Teil apokryph ist. Schon die Antike wusste um dieses Makel. So erkannte der griechische Grammatiker Erotianus (um 50 n. Chr.) nur 31 Schriften als echt, GALEN (um 150 n. Chr.) nur deren 13 als echt an. Nach 1800 zersetzte eine schonungslose Echtheitskritik die Schriften des grossen Arztes, die in der Vorstellung gipfelte, dass nicht eine einzige Zeile des Corpus hippocraticum aus der Feder des Arztes HIPPOKRATES stamme. Man glaubt heute (Kurt Pollak, Die Heilkunde der Antike, 1969, S. 87), dass der Grundstock der hippokratischen Schriftensammlung nichts anderes ist als die Bibliothek der Medizinschule von Kos. Möglicherweise enthält die Sammlung zusätzlich Schriften aus rivalisierenden Schulen wie Knidos: einige Schriften des Corpus hippocraticum widersprechen sich vollends.

 

"Quae medicamenta non sanant, ea ferrum sanat; quae ferrum non sanat ea ignis sanat; quae vero ignis not sanat, ea insanabilia reputari oportet" (Hippocrates Sect 8, aph. 6).

 

Gesammelt wurden die Schriften erstmals unter Ptolemaios I, Satrap von Alexandria, wo das Werk um 300 v. Chr. den Gelehrten aus aller Welt zur Verfügung stand. Im 2. Jh. nach Chr. erschienen 2 grosse Hippokrates-ausgaben, auf denen die Texte des Mittelalters fussten. Wir wollen hier nur die Ausgaben des 16. Jahrhunderts erwähnen:

  • Guillaume Cop(1460-1532), Nicolo Leoniceno (1428-1524), Andrea Brenta leisteten Vorarbeit...
  • 1525 Marcus Fabius Calvius (aus Ravenna), editierte in Rom eine erste lateinische Ausgabe.
  • 1526 Francesco Torresani (Jean-François D'Asola), gab bei Aldus in Venedig eine erste gedruckte Ausgabe mit griechischem Text heraus (aktueller Handelswert 65.000 Englische Pfund bei W.P. Watson).
  • 1526 Andreas Cratander (Drucker in Basel), zweite lateinische Gesamtausgabe (2). Aktueller Handelswert 4.000 Englische Pfund bei W.P. Watson.
  • 1538 Cornarius, Basel, revidierter griechischer Text der Aldine-Ausgabe von 1526. Bei Froben in Basel. Seine Widmung an den Kanzler Karls V., dem Juristen Matthias Helt aus Arlon (!)- einen scharfen Gegner des Protestantismus - datiert bereits vom 26. März 1536.
  • 1546 Cornarius, Basel. Dritte lateinische Übersetzung bei Froben, ausgehend von der Aldina von 1526 und drei Handschriften, die Froben seinem Arzt und Übersetzer zur Verfügung stellte:
    * eine habe der Augsburger Arzt Adolph OCCO zur Verfügung gestellt,
    * eine stamme aus der Bibliothek Johannes Dalbergs,
    * die dritte habe Hieronymus Gemusaeus, der sie auch für die Frobenii verglichen habe, aus Paris vom Arzt Nicolaus COPUS (Kopp), einem Sohn des ehemaligen Basler Leibarztes des Königs von Frankreich (von Franz I.) Wilhelm Kopp ausgeliehen.
  • 1554 Cornarius, Basel. Vierte lateinische Gesamtausgabe, bei Froben. Cornarius hatte dazu, wie man seiner Widmung von Zwickau, 13. August 1553, an Rat und Volk seiner Vaterstadt entnehmen kann, seine Übersetzung nochmals mit seinen Notizen aus den drei griechischen Handschriften, die er für die Übersetung von 1546 verwendet habe, verglichen und Verbesserungen angebracht
  • 1558 Cornarius. Fünfte lateinische Ausgabe bei Froben (Handelswert aktuell 3.024 Euro bei Buddenbrooks, NY).

    Johannes Froben (1460-1527) studierte in Basel die alten Sprachen und gründete 1491 "Am Totengässlein 3" in Basel eine eigene Druckerei, wo er als erstes 1491 eine lateinische Bibel herausgab, später folgten Werke der Kirchenväter und seines Freundes Erasmus von Rotterdam. Unter Medizinern ist sein Name untrennbar verbunden mit PARACELSUS, der ihn wegen eines Fussleidens behandelte. Sein Sohn Hieronymus Froben (1501-1563) führte, zusammen mit seinem Stiefvater Johann Herwagen und seinem Schwager Nikolaus Episkopius das Geschäft des Vaters in dem heutigen Hause "An der Bäumleingasse 18" weiter.

    Johannes CORNARIUS resp. HAGUENBOT, ein aus Zwickau gebürtiger Arzt, verbrachte 15 Jahre seines Lebens damit, die Werke Griechischer Meister ins Lateinische zu übersetzen. Obwohl er weder die Feinheiten der griechischen, noch diejenigen der lateinischen Sprache beherrschte, galt seine Übersetzung des Hippokrates lange Zeit als die beste. Er praktizierte in Zwickau, Frankfurt, Marburg, wo er ab 1542 Professor der Medizin war, Nordhausen und Jena, wo er 1558, erst 48-jährig, an einem Schlaganfall verschied.

  • 1579 Cornarius, Basel, posthume Herausgabe von 22 Traktaten.
  • 1588 Geronimo Mercurialis, griechisch-lateinische Gesamtausgabe, basierend auf der Ausgabe von Cornarius, Venedig.
    Erwähnen wir noch, dass Anutius FOESIUS (1528-1595), Stadtarzt in Metz (!), 1595 in Frankfurt a.M. eine gute griechisch-lateinische Übersetzung mit kritischen Anmerkungen herausgab.


© 2008 Dr. André Kugener
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Aerztekammer Moselland

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1944

 

Luxemburg wurde im Mai 1940 von deutschen Truppen besetzt, allmählich wurde das Land in die Staatsstrukturen des Reiches integriert. Noch im Herbst 1940 wurde das reichsdeutsche Krankenkassenwesen eingeführt. Zur Eindeutschung Luxemburgs gehörte auch, die Ärzte weichzuklopfen und sie für die medizinischen Ziele des Führers gefügig zu machen.

 

Im Februar 1941 wurden alle Diplome einer nachträglichen Zustimmung durch den CdZ unterworfen. Eine Reihe von Kollegen verloren nun "wegen deutschfeindlichen Verhaltens" ihre Arbeit, da sie "die Gewähr nicht boten".
Umerziehung der Ärzte in Alt Rhese. Es war das erklärte Ziel der „Führerschule“, in Alt Rehse die medizinische Elite des „Dritten Reichs“ auszubilden. Die Kurse bereiteten die teilnehmenden Ärzte, Ärztinnen und Hebammen ideologisch auf Verbrechen wie Zwangssterilisationen und -abtreibungen, Menschenversuche, Euthanasie und die Selektionen in den Konzentrationslagern vor, indem ihnen die vermeintliche Sinnhaftigkeit und Legalität dieses Tuns intensiv nahegebracht wurde.


Plumpe Versuche der Verkumpelung; am 6.6.1942 wurde die Ärzteschaft der Stadt Luxemburg von Dr. Reinhold DAUM, Gauamtsleiter der Ärzteschaft Moselgau, zu einem "gemütlichen Abend" im Bürgerkasino von Luxemburg eingeladen.


Vorträge vor Ort. Am 1. Dezember 1940 wurde die Ärzteschaft im Kasino in der Hauptstadt zusammengetrommelt zu einer Hirnwäsche "Die Gesundheitsbetreuung des schaffenden Menschen". Am 28.7.1942 übersandte DAUM aus seinem "Amt für Volksgesundheit" in Koblenz eine Liste der vom Oberbürgermeister von Luxemburg zum Dr. CONTI-Abend im Hotel Brauer in Luxemburg einzuladenden Gäste.


Zum Knackpunkt für viele Luxemburger wurde die Migliedschaft im VdB. Im Herbst 1940 wurden die Ärzte aufgefordert, dieser Bewegung beizutreten.
Aufnahme in die deutschen Standesorganisation, die "Ärztekammer".

 

Schliesslich waren die Luxemburger Ärzte soweit indoktriniert, dass man ihnen Auftrtäge im Altreich übertragen konnte, man ihnen Posten anvertrauen konnte, die zuvor von Deutschen besetzt waren, bevor diese an die Front geschickt und als williges Kanonenfutter verfeuert wurden ... Bei den zu Hause gebliebenen regte sich Widerstand. Der Generalstreik am 30. und 31.8.1942 wurde auch für die Ärzte Anlass zur Bekundung ihres Missmutes. Anlässlich der nach Kriegsende geführten Prozesse lesen wir von einer Protestaktion grösseren Ausmasses. Dreizehn Kollegen gaben die Parteimitgliedskarte zurück - Helden, die man vergessen hat!

 

Als die Ärztekammer des Gaues Moselland im Sommer 1942 gegründet wurde , trat am 22.8.1942 in Luxemburg Reichsgesundheitsführer Dr. CONTI auf:
"Die Reichsärztekammer ist keine Einrichtung zur Verfolgung einer etwaigen Standespolitik. Sie hat vielmehr den Zweck, die Ärzte heranzubilden, die das deutsche Volk zur Durchführung seiner großen Aufgaben braucht. Im nationalsozialistischen Staat kann ein unpolitischer Arzt nicht mehr bestehen. In der Ärztekammer ist uns ein weiteres Mittel der politischen Führung gegeben, Unsre Ärzte müssen sich für diese Führung begeistern und sich dafür einsetzen" (zit;: Fr. DELVAUX, Luxemburg im 2. Weltkrieg, S. 91).

 

Exponat

Vorgestellt wird das "Rundschreiben Nr. 4/44" des Leiters der Arztekammer Moselland Dr. Reinhold DAUM vom 26.7.1944, das sich ausdrücklich auch an die Kassenärzte im "luxemburger Gebiete" wandte. In verschiedenen Arztbezirken wurde die freie Arztwahl aufgehoben, Erholungsreisen und Heilkuren wurden eingeschränkt, die Ärzte wurden aufgefordert, Benzin zu sparen. Kranken sollten mit Weizenvollkornbrot anstelle von Weissbrot ernährt werden ...



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Aerztevereinigung Luxemburgs

 

Um rasch an das Vermögen der zahlreichen Vereine und Verbände zu gelangen, wurde in allen besetzten Gebieten ein Stillhaltekommissar eingesetzt. Die offizielle Aufgabe dieser Amtsstelle bestand freilich darin, alle nationalsozialistisch ausgerichtete Vereine zu beseitigen. In dem „Gesetz über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden" vom 14. 5. 1938 wird vom Reichsstatthalter eine solche Institution geschaffen, über deren Aufgabe es in § 1 der Durchführungs-VO heißt: „Der Stillhaltekommissar hat dafür zu sorgen, daß alle Vereine, Organisationen und Verbände nationalsozialistisch ausgerichtet und geführt werden. Er hat das Führungsrecht der NSDAP auf dem Gebiete der Menschenführung sicherzustellen."

Als sich die neuen Machthaber in Luxemburg einrichteten, verfügten sie bereits über einschlägige Erfahrung:
- in Österreich hatte der Stillhaltekommissar in der Zeitspanne vom 18.3.1938 bis zum 1.12.1939 an die 100.000 Vereine liquidiert ...

Durch Verordnung vom 28.8.1940 wurde auch im besetzten Luxemburg ein sog. "Stillhaltekommissar" eingesetzt, der alle luxemburger Vereine aufhob oder seiner Kontrolle unterstellte - und ihre Kassen zugunsten des Reiches beschlagnahmte.
Am 25.1.1941 erhielt der Zahnarzt Dr. Paul HEISBOURG (1905-1995) in seiner Qualität als Vorsitzender der Gegenseitigkeitsgenossenschaft der Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte folgendes Scheiben aus dem Amt des "Stillhaltekommissars":

"Auf Grund der Verordnung des Chefs der Zivilverwaltung in Luxemburg über die Auflösung, Überleitung und Eingliederung von Organisationen vom 23. Oktober 1940 wird folgende Verfügung getroffen:
Die Organisation wird mit sofortiger Wirkung aufgelöst".

Damit erging es der ärztlichen Standesorganisation nicht anders als allen andern Vereinen des Landes. Das verfassungsmäßige Versammlungsrecht war aufgehoben, alle Vereinigungen ohne Ausnahme, ob sozialer, kultureller, religiöser oder geselliger Art, waren dem Stillhaltekommissar unterstellt. Das Collège médical und die "Association des médecins", wurden vom Stillhaltekommissar ebenso kaltblütig ausradiert wurden wie das "Luxemburger Rote Kreuz".

Der Verlust der eigenen Standesorganisation wurde von den Ärzten schmerzlich empfunden.




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Ampulette

Ampulette
 

 

Aus dem Arztkoffer des in Bonneweg / Luxemburg niedergelassenen Allgemeinpraktikers Paul ROLLMANN stammt diese Metallschachtel zum Aufbewahren und Festhalten von Ampullen: war eine Ampulle aufgesägt, stellte sie der Arzt in einen der beiden Ringe, drückte den Ring gegen die Schachtel und verhinderte damit das Umkippen der eingeklemmten Ampulle - eine kleine Hilfe der Firma MARTIN (Katalog von 1982 S. 222).

 

Hinter den kleinen Riegel zwischen den Ringen klemmte man die Ampullensäge fest.

 


Masse 12.0 x 6.5 x 1.2 cm.

Southey 1

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Anasarka-Troikar n. SOUTHEY (1)

 

 

   Von 1833 bis 1842 punktierte der Arzt CANU aus  Yvetot über 800 Mal das Abdomen einer 36jährigen Frau, die an Aszites litt: bei der ersten Punktion onnte er 20 iter einer schäumenden Lösung abzapfen (Bull.acad.nat.médecine 1842 20.Sept. S.77-81).

 

Mit der Erfindung der Hohlnadel 1845 durch Francis RYNDT (1801-1861) in Dublin eröffnete sich für die Applikation von Medikamenten ein neuer Zugang (i.v., i.a. Injektionen). Auch die Gewinnung von Gewebeproben (perkutane Tumorpunktion durch LEBERT 1851, Punktion eines Brusttumors durch PAGET 1853) und die Ableitung kranker Körpersäfte erlebten einen ungeahnten Aufschwung.

 

Bei starken generalisierten Ödemen (Anasarka) empfahlen die Ärzte eine sog. „diaphoretische Behandlung“ durch JAQUET’sche Einwicklungen oder die noch wirksameren BREUS’schen Bäder (40° heisses Wasser, 30 Minuten, dann Einpackung in heisse Laken und wollene Decken). In besonders schwierigen Fällen wurde auch schon mal das Ödem, trotz hohem Infektionsrisiko, punktiert. In besonders schwierigen Fällen wurde auch schon mal das Ödem, trotz hohem Infektionsrisiko, mit den CURSCHMANN'schen Canülen oder Abwandlungen derselben punktiert (Dr. M.L.H.S. MENKO, Die chirurgische Behandlung der Haut-Wassersucht, in: Wiener Klinische Rundschau, 7. Okt. 1900 S.793)-

https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=klr&datum=1900&page=797&size=45&qid=L7TMNOWPA108ELRW3F5DIEWUS8WTUJ.Da pro Einstichstelle bis zu 10 Liter Wasser am Tag aus dem Unterhautfettgewebe (Bauch, Unterschenkel) abgeleitet wurden, war man bemüht, das Wasser über Schläuche in einen Eimer oder sonstigen Behälter abzuleiten.

 

Die Leucophlegmasia (engl. Leucophlemacy) kann unterschiedliche Ursachen haben: Lymphstau infolge Ausmauerung des kleinen Beckens durch einen malignen Tumor, Wasseransammlung bei Herz-, Leber- oder Niereninsuffizienz, tiefe Beckenvenenthrombose etc.

 

Mehrere Ärzte haben spezielle Anasarka- Punktionsbestecke angegeben (Abb. Aeskulapkatalog 1910 S. 137):

- Reginald SOUTHEY (1835-1899), (dünner Hauttroikar)

- Heinrich CURSCHMANN (* 28. Juni 1846 in Gießen; † 6. Mai 1910 in Leipzig), (dicker Hauttroikar)

 

Exponat

Vorgestellt wird ein knapp 14 x 9 cm grosser Kasten mit zwei Troikaren und 9 Nadeln unterschiedlicher Länge mit seitlichen Öffnungen - eindeutig handelt es sich dabei um ein Besteck n. SOUTHEY. Ein Gummischlauch, mehrere "canules en maillechort", das ganze in einem ausgeschlagenen Kästchen. Hersteller: Fa. James WOOLLEY & Sons aus Manchester, eine Firma die ab 1872 medizinische Geräte auf den Markt brachte und um 1963 nach mehrfachem Wechsel der Produktpalette den Betrieb einstellte.

Vorbesitzer des Kästchens: Herr Ian Simpson, 21 Balcoath, St.Day, Redruth. Cornwall UK. Das Besteck mit seinen eleganten Elfenbeingriffen stammt aus einem geburtshilflichen Ensemble und dürfte bei der Behandlung von generalisierten Schwangerschaftsoedemen zum Einsatz gekommen sein. Traten bei Gestosepatientinnen im Urin Zeichen einer Nierenbeteiligung auf (Albumin), so wurde Extr. Aloë und Colocynth. zwecks Erzielen einer wässrigen Defäkation verschrieben. Halfen diese Massnahmen nicht, so wurde punktiert ...

 

siehe: https://www.ceufast.com/CHF_The_Essence_of_Failure__nurse_ceu_course.aspx




Etiketts mit Ansch...
Karton-Schublade
2 Schläuche
Troikar, geschloss...
Troikar, Schutz ab...
Troikargriff, Nade...
Eine von 3 Nadeln

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Anasarka Troikar n. SOUTHEY (2)

SOUTHEY
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als die Asepsie bekannt wurde, stellte man die Trocare ganz aus Metall her. 

 

Über die Erfindung von Dr. Southey berichtete in einer Zuschrift Reginald ALEXANDER (Lancet, vol. I for 1878 p. 295; British medical Journal vol. I for 1878 p. 281). Vergl. British medical Times and Gazette oder British medical Journal February 1, 1879. Auch die französische Ärzteschaft horchte auf: "La méthode de M. Reginald Southey pour la paracentèse abdominale, consiste à ponctionner l'abdomen avec un trocart fin qu'on laisse ensuite en place. Le lieu d'élection est situé sur la ligne médiane à égale distance de l'ombiic et de la symphyse pubienne. Chez un de ses malades, l'auteur a pu ainsi retirer en vingt et une heures une quantité considérable de liquide ascitique (The Lancet, août 1878, p.176)" konnte man S. 86 in der Gazette médicale n°7 vom 15.2.1879 lesen. Clifton B. Leech, An improvement of Southey's Tubes, in: JAMA 1936;106(22):1895-1896.

Später benutzte W. E. Wynter das Southen'sche Besteck versuchsweise, um eine Parazenthese der „theca vertebralis“ durchzuführen.

 

Exponat

Schubladenkästchen (11.5 x 5.2 x 2.4 cm) aus Karton, mit dunkelrotem Papier eingeschlagen. Auf der schmalen Seite gedruckter Schriftzug: "Dr. SOUTHEY's DRAINAGE TROCAR). 2 kapillare Gummischläuche. Trocar 11.5 cm lang, vernickelt, an beiden Enden aufschraubbar. Im Griff enthalten: ein feiner Trocar-Spiess von 8.0 cm Länge, ein ovales Metallplättchen (2.2 x 0.8 cm) mit dem Aufdruck "SILVER" und einer zentralen Bohrung, in welche die folgenden 3 Kanülen exakt passen:

Länge 3.9 cm (3+2 Öffnungen)

Länge 3.9 cm (3+3 Öffnungen)

Länge 5.2 cm (5+5 Öffnungen)

Hersteller: A(lbert) Browne, Leicester (Chancery house) - ein 1908 gegründeter Betrieb, bekannt für seine "chemical indicator tubes", mit denen die erfolgreiche Sterilisierung von chirurgischem Material nachzuweisen ist.

Das hier vorgestellte Modell, 2015 in Newcastle upon Tyne erworben, ähnelt dem 1906 von Katsch beschriebenen Exemplar.

 

Lit.:

  1. R. Southey, Traitement de l’anasarque générale par une drainage capillaire. Comptes Rendus de l’Association Française pour l'Avancement des Sciences. Session VI (Le Havre, 1877). Paris, 1878: 856-860.
  2. Waldek & Wagner. 1905. Preisbuch über chirurgische und medizinische Instrumente und Behelfe, Bandagen, orthopädische Maschinen und künstliche Extremitäten, Verbandstoffe, Apparate zur Pflege und Erleichterung für Kranke. (p. 0148, fig. 2567).
  3. Katsch, Hermann. 1906. Haupt-Preisliste. (p. 0159, fig. 2038).
  4. Essex Wynter W., Four cases of tubercular meningitis in which paracentesis of the theca vertebralis was performed for the relief of fluid pressure, in: The Lancet 1891; I: 981-982 (2. Mai 1891).

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Anrede des Arztes (1)

 

Ist heute mancher Arzt beleidigt, wenn ihn Patienten unverblümt mit dem Nachnamen anreden, so scheint dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht so gewesen zu sein. Zu diesem Thema stelle ich drei Postkarten vor, die an Dr. Felix AREND (1870-1952) gerichtet sind, einen ab November 1898 in Capellen niedergelassenen Landarzt.

- "Eischen, le 31/12/00
Herr Arend!
Vergebens warten wir schon die ganze Woche auf Sie. Können Sie nicht in den ersten Tagen zu uns kommen? Bitte uns Mitteilung zu machen, wenn Sie nicht kommen können. Achtungsvoll
Fournel-Ravaillot".

- "Eischen den 22 Okt. 1905
Geehrtester Herrn Arendt
Theile Ihnen ergebenst mit dass Ich am künftigen Montag den 23 Okt. mich wieder im Stande finde, zu Arbeiten. Wollen Sie also Herrn Doctor mir die Gefälligkeit und Güte erweisen meine achtzehn Arbeitstage, die Ich noch zum Guten habe, eine Rechnung einzuschicken und mir mein Geld zuschicken. Wofür Ich Ihnen Höflichstens Dank schulden. In der Hoffnung mir meine Bitte zu gewähren, grüsst Sie Hochachtungsvoll
P. Schlim-Evert Peintre à Eischen".

- "Kehlen 16 février 08
Monsieur Arendt!
Bitte Sie gef[älligst] wo möglich noch morgen zu meiner Tante zu kommen, und wie gewöhnlich Ihre Instrumente mitzubringen. Grüsst achtungsvoll
M. Hemmer-Adam".

... also bitte nicht so kindisch auf euren Doktortitel pochen, meine Herren Kollegen!! Nebenbei sind die Karten ein Beleg für den unbeschwerten Umgang der Luxemburger mit Sprachen: da die Karten an einen Arzt adressiert waren, fanden es die Schreiber angebracht, ein paar Brocken Französisch in den Text einfliessen zu lassen ...

Ein Dank an Frau N.Bichel/Helmsange für die freundliche Überlassung der Karten.

 

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Anrede des Arztes (2)

 

Die hier vorgestellten Postkarten führen Ihnen die Nöte vor Augen, die Höllenqualen, die ein einfacher Luxemburger zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausstand, wenn er seinen Arzt zu sich beten wollte. Wie wollte so ein Herr angeredet werden? Wir haben gesehen, dass er - zum Entsetzen heutiger Kollegen - einfach "Herr soundso" angesprochen wurde ...


Doch was auf den Umschlag des Briefes schreiben? Manche Anschriften sind steif, förmlich:

  • Herrn Dr. Arendt, Arzt zu Cap (5.1.1907) [Grenzaufseher Nic. Koch aus Kahler].
  • Herrn Docteur Arendt, Capellen (7.4.1911) [Grenzaufseher Peschon aus der Gaichel]: Werter Herr Docteur - hier finden wir die typisch luxemburgische Vermischen deutscher und französischer Elemente.


    In andern Anschriften treffen wir auf die skurrilsten Schreibweisen für den "Doktortitel":

  • Doktor (29.8.1906): Geehrter Herr Doktor ... Mit aller Hochachtung Ihr ergebenster [Weber aus Körich].
  • Docktor (23.1.1907): Geehrter Herr Docktor ... es grüsst Sie freundlich [Johann Dill-Majerus aus Simmern].
  • Doctor (16.4.1917):Sehr geehrter Herr ...Achtungsvoll [Frau Bachim aus Nospelt].
  • Dockteur (15.1.1925): Herrn Tourneur ... grüsst hochachtungsvoll [Malermeister N. Bouché aus Beckerich].

    Den folgenden "Bock" findet man noch heute gelegentlich:

  • Artzt (13.8.1907): Herr Arendt ... mit höflichstem Gruss [Rappale aus Eich].


    Wieviel besser hatte es da ein Kollege (Dr.Eugène Bricher):

  • Docteur (7.1.1911): Cher Félix ... Bonne poignée.


    Mein Dank geht, wie schon so oft, an Familie J.Bichel aus Helmsange, die so freundlich war, mir diese Karten zu überlassen.




Anuskop 1
Anuskop 1
Anuskop 1

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Anuskop v. Reynolds & Branson

Anuskop1
 

Ganz ohne Mandrin kommt dieses Anuskop aus, da seine Aushöhlung nicht bis zur Spitze reicht, und diese daher ein schmerzloses Einführen des Gerätes in den Enddarm des Patienten ermöglicht - das Anuskop ist sein eigener Mandrin.

 

Hersteller war die 1898 gegründete, für seine Chemikalien, Radioapparate und optischen Geräte bekannte Firma Reynolds & Branson in Leeds. Die Firma bestand bis in die 70er Jahre.

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Anuskop n. Ives-Fansler

 

Die Darmspiegelung gehört zu den frühesten "Einblicken" in das Innere des menschlichen Körpers. Schon die schweren römischen Specula wurden vermutlich nicht nur zum Einsehen der weiblichen Scheide benutzt, sondern auch zur Inspektion des Enddarmes.

Erste Etappe bei der Inspektion des Darmes: die Besichtigung des Analringes und der "ampulla recti" mittels Anuskop. Die Anoskopie ist eine Untersuchungsmethode bei der eine Untersuchung des Schließmuskels bzw. des Afterkanals durchgeführt wird. Sie wird beispielsweise eingesetzt, um eine Hämorrhoiden-Erkrankung zu diagnostizieren. Mit dem kurzen, starren konischen Instrument können im Analkanal innere Hämorrhoiden, Fisteln, Abszesse und Tumoren erfasst werden. Auch dienst sie der Beurteilung, ob sich Condylomata acuminata (Feigwarzen) bis in den inneren Analbereich ausgebreitet haben.

Das 8 cm lange, von Ives und Walter A. Fansler angegebene Instrument, ebenso wie das "Pennington-Anuskop" sind charakterisiert durch einen Obturator aus Kunststoff und ein halbseitig offenes Rohr.


Das 1895 entwickelte Proktoskop nach KELLY lässt sich bis zu 20 cm Tiefe einführen. Das Mastdarmspekulum hat sich zur Besichtigung der unteren Rektum- und Rektoanalpartien bewährt.
Der amerikanische Chirurg, Frauenarzt und Medizinhistoriker Howard Atwood KELLY (1858-1943) arbeitete in Baltimore.


Will man tiefer in den Darm vordringen, so reicht das Tageslicht nicht mehr aus. Ab dem 18. Jh. wurden Beleuchtungs-techniken entwickelt, die auf das Zystoskop, Bronchoskop, Oesophagoskop (John BEVAN 1868), Gastroskop (Adolph KUSSMAUL 1868), am andern Körperende das Rektoskop (Howard KELLY 1895), Sigmoidoskop, Colonoskop etc. Anwendung fanden. Mit der Entwicklung der Glasfiberendoskope kam auch die Entwicklung der Sigmoidoskope und Koloskope entscheidend voran. 1965 gelang Luciano Provenzale und Antonio Revignas in Sardinien die erste totale Koloskopie. Durch die verbesserten Koloskope konnten William I. Wolff und Hiromi Shinya 1971 Kolonpolypen mit einer Drahtschlinge entfernen, eine Methode, die inzwischen zum Standard endoskopischer Therapie gehört.




Innere Medizin


Apotheken-Rezept (1), um 1650

Lebermittel 

... ein lateinisches Rezept, um den Reigen anzuführen!

 

Dabei handelt es sich um das sog. pulvis hepaticum rubrum Dresdensis, das Dresdner Sauf-Pulver, ein Mittel, das angeblich verhinderte, daß die Person besoffen wurde (wer's glaubt wird selig).

 

 

Roth Leberpulver
Rp
Santal.rubr. ras[itu]m ℥ij [2 Unzen geraspeltes Rotes Santalholz] insperge spir: [begiesse mit] / ❍℥β [einer halben Unze VitriolGeist]. superfunde V [bedecke mit Wasser] ut 3 digites emineat [bis es nur noch 3 Fingerhoch herausragt] / digere per d5 filtretur ⊃ recipe acid: [lasse über 5 Tage ziehen, seie durch und fange einen Skrupel Säure auf] / ❏ ℥iiij imbibe cum Ř ⊃ exsicca [durchtränke 4 Unzen Tartarus mit einem Skrupel getrocknetem Rhabarberwurzel (?)] / iterum inspergatur cum Ř [es möge erneut mit Rhei Radix (?) darauf gestreut werden] / Redige in pulverem [zerreibe zu Pulver] sup[er] /marmore[m] [auf einer Marmorplatte].


Vielleicht kann einer der Zuschauer mich bei der Lektüre korrigieren ...

 

 

Zum Sandelholz
Sandelholz (Santelholz, Santalholz, lat. lignum santalinum, lignum santali, frz. bois de santal, engl. sandal wood) ist eine Handelsbezeichnung für Hölzer, die von ganz verschiedenen Bäumen stammen. Unter diesem Namen kommen zwei mit verschiedenen Eigenschaften und Verwendungen, auch von ganz verschiedenartigen Bäumen stammende Hölzer in den Handel, erstens das rote Sandelholz, ein Farbholz, und zweitens das weiße und gelbe (letztere beiden von dem nämlichen Baum) die in dem Produktionslande, dem östlichen Asien, als ein kostbares wohlriechendes Möbelholz und zu Parfümeriezwecken verbraucht werden, während in Europa nur diese letztere Anwendung stattfindet. Das rote Holz, das, zum Teil wenigstens, in den stärksten Blöcken auch Kaliaturholz genannt wird, stammt von einem mächtigen Baum mit Hülsenfrüchten, Pterocarpus santalinus, der in den Gebirgen Ostindiens und Ceylons wächst. Das Holz kommt sowohl in Blöcken oder Scheiten von 50 kg Gewicht und mehr, als auch geraspelt und gemahlen in feinen wolligen Fasern oder in Pulverform in den Handel; ein besonders feines, unfühlbare Körnchen bildendes Pulver wird Flugsandel genannt. Das gewöhnliche Pulver benutzt man auch zur Herstellung der roten Räucherkerzchen.

Dem weissen (!) Sandelholz wird in seinem Ursprungsland eine starke Ausstrahlungskraft zugesprochen. Die Menschen in Indien haben schon in frühester Zeit beobachtet, daß das Sandelkernholz nicht von Termiten angegriffen wird, welche in Indien viel Edelholz zerstören. Es gilt deshalb als Sinnbild der Lebenskraft. In der ayurvedischen Medizin wird weisses (!) Sandelholz (sanskrit: Srighanda) als Heilmittel genutzt. Der warme weiche sanfte Duft hinterläßt überall dort wo er eingeatmet wird ein Gefühl der Bereicherung und des Wohlgefühls. Es wirkt desinfizierend, aphrodisierend, erwärmend, gegen Nervosität, euphorisierend und schenkt innere Ruhe und Zufriedenheit.

Warum die westliche Medizin auf die Idee kamen, ausgerechnet das rote Holz benutzen zu wollen, entzieht sich meiner Kenntnis. Möglicherweise spielte ganz einfach die rote Farbe eine ausschlaggebende Rolle - war doch eine gesunde Leber auch rot-braun ...

 

 

Zur Rhabarberwurzel Nicht wirklich befriedigend konnten wir die Abkürzung Ř abklären: ein R mit einem Querstrich darüber; dieser Querbalken kommt zum Einsatz um eine Verdopplung des Buchstaben anzuzeigen, z.B. ň für nn. Sollte es sich um RR als Abkürzung für Rhei Radix (Rhabarberwurzel) handeln? Rhabarberwurzel wurde vorwiegend als stimulierendes Abführmittel bei Darmträgheit eingesetzt. In niedriger Dosis ist sie ein brauchbares adstringierendes und antimikrobielles Blutstillmittel, ferner ein Magenmittel gegen Durchfall und ... Leberbeschwerden.

 

Astrologische Zeichen
wikipedia.org/wiki/Astronomisches_Symbol

 

Alchemistische Symbole
www.themamundi.de/galerie/alchemie/alchema.htm
www.forum.netchemie.de/v2/thread.php?postid=14508?sid=76b48d6ae660f2fe10e04780d54589ab




Innere Medizin


Apotheken-Rezept (2), um 1700

Mittel gegen Gelbsucht 

Die Gelbesucht durch Göttlichen Sehgen zu curiren
Rp
Schöner und unverdorbener / pulverisirter Rebarber zi des / morgends nüchtern in 6 oder / 7 Löffelvol kalt Bir eingenom / men, und mit 2 od[er] 3 Löffelvol / selbigen Birs hinabgeflösset, / und bis umb ein oder zwey / Uhr darauf gefastet, noch / mals eine gute Suppe dar / auf gegossen, und nicht vil ge/ truncken.
Und dan nach Verfliessung zweyen / Tagen ein quenth Theriac in 5 / oder 6 Löffelvol kalt Bir morgends nüchtern im / Bette eingenommen, und / zum wenigsten 1½ Stunde wol darauf geschwitzet, / nochmals den Schweiss wol / abgetrucknet, und den / gantzen Tag sich der Luft und / kaltes getränkes enthal / ten.
NB Dis ist die gantze C[ura]M[edica] und darf nichts mehr gebraucht werden, denn es wird sich [verso] die gelbe farbe von Tage zu Tage verlihren.


1 Drachme Rhabarber, etwas Bier und Theriak, schon schwindet die Gelbsucht ...

Rhabarber war ein weit verbreitetes Medikament insbesondere gegen Gelbsucht. Jacobus-Theodorus TABERNAEMONTANUS (1525-1590) schreibt, dass die alten Ärzte den Erdrauch, mit Sennesblättern und Rhabarber gemischt gegen Leberstockungen und Gelbsucht mit Nutzen verordnet hätten.
"Aus den Wurzeln des chinesischen Rhabarbers wurden in unterschiedlicher Form Arzneimittel gegen Verstopfung, Durchfall, Gelbsucht und Nasenbluten hergestellt. Die Verabreichungsform aus geschnittenen Wurzeln, als Pulver, in Form von Trockenextrakten für Tees oder bereits in flüssiger Form als Elixier konnten je nach Dosierung durchaus gegensätzliche Wirkung zeigen. Er hatte durch den hohen Gehalt an Vitamin A, B, C und K, sowie Kalium, Phosphor und Eisen nicht nur blutreinigende und entschlackende Wirkung, sondern war durch seinen Calziumgehalt auch gut für den Knochenaufbau. Zusätzlich wirkt er entwässernd und fördert so den Nährstofftransport aus dem Blut in die Körperzellen" (https://www.rezepte-und-tipps.de/Gemuese/Rhabarber.html).

Dem Bier kam eine echte Heilwirkung zu. Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein (siehe Universallexikon von Johann Heinrich Zedler aus den 30er Jahren) war der Bereich Leber/Milz einschließlich Gelbsucht und Wassersucht, also schwere Stoffwechselstörungen bis hin zu Vergiftungen, eine Domäne des Bieres. Dabei half vermutlich die Beobachtung, dass unter dem Einfluss von Bier vermehrt Urin ausgeschieden wurde, und mit ihm der gelbe Farbstoff... Noch beliebter als Bier war sein Basisprodukt Hopfen.

Mit andern Behandlungsformen trieb man den Teufel sozusagen mit Belzebub aus - überwogen die Nebenwirkungen ! So bei der folgenden Therapie mit Tollkirsche:
"im 18. Jahrhundert fand die Tollkirsche häufig Einsatz zu Heilzwecken, beispielsweise zur Behandlung der Gelbsucht, Bauchwassersucht, des Keuchhustens, von Nervenkrankheiten, Scharlach und Epilepsie. Viele Rumänen glauben noch heute, dass eine Tollkirsch-Staude im Garten den Hausgeist beherbergt" (Gerhard Gensthaler, Schwarze Tollkirsche, Schöne Dame der Natur, in: www.pta-forum.de).

Vergleicht man diese Behandlung mit der folgenden, so spürt man, wie sich die Medizin allmählich von dem alten Prinzip der "similia similibus" entfernte und zu einer (fast) rational-empirischen Medizin avanciert war:
"In der Volksmedizin wird oft Gleiches mit Gleichem behandelt, und so wundert es nicht, dass der goldgelbe Vogel [Goldammer] bei der Behandlung der Gelbsucht eine Rolle gespielt hat. Caspar Schwenckfeld berichtet im 16. Jahrhundert von der Überzeugung, man brauche zur Heilung von der Gelbsucht nur eine Goldammer anzusehen. Diese übernehme dann mit der Farbe auch die Krankheit und müsse sterben, während der Mensch gesund werde" (Karl Wilhelm Beichert, Ausgesucht leckere Bissen. In früheren Jahrhunderten galt die Goldammer als Delikatesse, in: Naturschutz heute – Ausgabe 2/99 vom 2. Mai 1999).

"Cura Medica" war eine geläufige Bezeichnung für die ärztliche Behandlung; vgl.: "Cura Medica Animae" von P.Adalberto Tilkowski (Erstausgabe Wien 1702 ).