Innere Medizin


Fieberthermometer (5)

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Im November 1857 führte der aus Wullersdorf / NÖ stammende Arzt Johannes Evangelista WIRTINGER (1826-1909) das Fieber-Thermometer am AKH / Wien ein.
 
Hier ein gängiges Thermometer der Fa. Wilhelm UEBE aus den 1950er Jahren.
 
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Thermometrie in Österreich

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Johannes Evangelista WIRTINGER (1826-1909) *28. Dezember 1826 in Wullersdorf / NÖ führte die Thermometrie 1857 am AKH ein. Aus seiner Ehe mit Beata Powolny stammt u.a. der spätere Mathematiker Wilhelm Wirtinger (1865-1945) (Österr. Biograph. Lexikon, Wilhelm Wirtinger).

 

1855, Frühjahr, Promotion: „(Promotionen und Approbationen). Am 2. März 1855 (..) Wirtinger Johann, aus Wullersdorf in Österreich“ (Österreichische Zeitschrift f. Practische Heilkunde, Wien 6. April 1855 S.116).

 

1855, Herbst, Anstellung am AKH: „(Personalveränderungen im allg. Krankenhause) Dr. Matzal Theodor (..) supplirtdurch Dr. Johann Wirtinger“ (Wiener med. Wochenschrift, Nr.40, 6. Oktober 1855 S.647).

 

1856, Herbst, letztes Doktorat: „(Promotionen, Sponsionen und Approbationen) Seit 3. Juni wurden folgende Med.Doct. an der Wiener med. Fakultät als Magister der Geburtshilfe approbirt: (..) am 2. August 1856 Wirtinger Johann“ (Österreichische Zeitschrift f. Practische Heilkunde, Wien 17. Oktober 1856).

 

1861 Landgerichtsarzt: „Der em. Sekundararzt des allg. Krankenhauses, Dr. Wirtinger, wurde als Sekundararzt beim k.k. Landesgericht in Wien angestellt“ (Wiener med. Wochenschrift Nr.1, 5. Jänner 1861 S.15) – hier war er Assistent am Gefangenenkrankenhaus (Strafhausspital) (Wiener med. Wochenschrift 1862 und 1864).

 

„Die vierte (Sanitäts-) Sektion hat beschlossen, dem Plenum den Sekundararzt des Inquisitenspitales Dr. Wirtinger für die Hausarztstelle in Ybbs zu empfehlen. Wir beglückwünschen die Sektion zu diesem Vorschlage und wünschen im Interesse der Bewohner des Ybbser Versorgungshauses, dass das Plenum diesen Vorschlag adoptire. Dr. Wirtinger’s Kenntnisse, Gewissenhaftigkeit im Dienste und reiche Erfahrungen (er dient seit zehn Jahren in verschiedenen Krankenhäusern) sind bekannt und befähigen ihn, wie wenige seiner Collegen, gerade zu einem Posten, wie es jener im Versorgungshause in Ybbs ist“ (Wiener med. Wochenschrift Nr.19, 7. Mai 1864 S.301).

 

1864 Primararzt am Versorgungshaus Ybbs: „(Ernennung). An die Stelle des bisherigen Landesgerichtsarztes Herrn Dr. Wirtinger, der zum Primarius für das Versorgungshaus Ybbs ernannt wurde, ist Dr. Friedmann an dessen Stelle befördert worden“ (Wiener Medizinal-Halle Nr.35, 28. August 1864 S.367).

 

1898 Versetzung in den Ruhestand: „(Wiener Stadtrath, Sitzung vom 28. October). Dem Ansuchen des Primärarztes der Wiener Versorgungsanstalt in Ybbs Dr. Johann Wirtinger um Versetzung in den bleibenden Ruhestand wird Folge gegeben“ (Wiener Zeitung, 29. Oktober 1898).

 

1909, 21. April Tod: „Mittwoch, den 21. d.M. starb in Ybbs a.D. im 83. Lebensjahre Dr. Johann Wirtinger, Primararzt der dortigen Wiener städtischen Versorgungsanstalt im Ruhestand“ (Prager Tagblatt, 26. April 1909).

 

 

Wirtinger und die Thermometrie
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Im November 1857 führte er als junger Assistenzarzt „Sekundararzt“ die Thermometrie am AKH in Wien ein. Erst 1865, als er zum Primararzt des Ybbs’er Versorgungshauses (staatliches Armenhaus, ab 1817 Aufnahme psychisch Kranker, ab 1859 war das Haus ganz in den Händen des staatlichen Irrenfonds, ab 1865 lag die Verwaltung bei der Landesvertretung des Niederösterreichischen Irrenfonds) avanciert war, veröffentlichte er seine Ergebnisse [Primararzt Wirtinger in Ybbs: Beiträge zur pathologischen Thermometrie, Wiener med. Wochenschrift Nr.61, 2. August 1865 S.1115].

 

„Schon in der Bibliothek des Assyrerkönigs Sardanapal waren die akuten Erkrankungen unter dem Bilde zusammengefaßt, daß Feuer die Stirn eines Menschen ergreift. Die betreffende kleine Tafelserie wird uns demnächst durch Herausgabe des Marburger Keilschriftforschers Küchler zugänglich werden. Andere Texte verschiedener Sprachen beweisen, daß lange davor und lange danach nach subjektiver Abschätzung die gesteigerte Körpertemperatur des Fieberkranken beachtet wurde. Dann kam die Erfindung des Thermometers. Die Vorgeschichte dazu ist in den Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften ausführlich enthalten. Bei Häser finden wir dann die Geschichte der Schwierigkeiten, welche sich der Einführung des Thermometers am Krankenbett entgegenstellten. Erst Wunderlich (1815-1877) gelang es, die klinische Thermometrie zu begründen. Aber heute, ein Vierteljahrhundert weiter, ist die Verbreitung des Fieberthermometers eine so allgemeine, daß fast jede sorgsame Mutter die Handhabung kennt“ (Dr. Freiherr v. Oefele, Zur Alkalimetrie und Acidimetrie des menschlichen Kotes, in: Pharmazeutische Praxis, Wien Heft 4 1905 S.1).

 

„Das Jubiläum des Fieberthermometers. Das Thermometer feiert heuer das vierzigjährige Jubiläum seiner Anwendung zur Temperaturbemessung der Kranken. Seine Wiege stand im Allgemeinen Krankenhaus zu Wien. Im Jahre 1865 veröffentlichte der damalige Sekundararzt Dr. Wirtinger seine Erfahrungen über die neue Untersuchungsmethode in der „Wiener medizinischen Wochenschrift". Anfangs wurde die neue Entdeckung kühl aufgenommen; bald aber wurde das Thermometer bei allen Krankheiten methodisch angewendet und erhielt seinen Platz neben den anderen physikalischen Untersuchungsmethoden, der Perkussion und Auskultation, die ebenfalls vom Allgemeinen Krankenhaus in Wien aus ihren Siegeszug über die ganze Welt angetreten haben. Ihre Ausbildung zur wissenschaftlichen Methode erhielt die Temperaturbemessung durch die Arbeiten der berühmten Kliniker Traube, Wunderlich und Liebermeister. Heute kann man sich die Krankenuntersuchung ohne Thermometer gar nicht mehr vorstellen“ (Die Zeit, 31. Januar 1905 S.6).

 

„Wir erhalten folgende Zuschrift: „Im Jahre 1905 begeht die pathologische Thermometrie ihr vierzigjähriges Jubiläum, und der „Wr. Med. Wochenschr.“ gebührt das Verdienst, die erste diesbezügliche Arbeit in Nr. 61 und 62 des Jahrganges 1865 gebracht zu haben. Die Wiege der pathologischen Thermometrie stand in der V. medizinischen Abteilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien, wo der damalige Sekundararzt Dr. Johann Wirtinger im November 1857 die ersten Temperaturmessungen an Kranken systematisch vorgenommen und konsequent durchgeführt hat. Schon im Jahresberichte des k.k. Allgemeinen Krankenhauses vom Jahre 1853 (p.60) und in den folgenden Spitalsberichten dieser Wochenschrift 1863 und 1864 finden wir thermometrische Beobachtungen des Verfassers eingestreut, bis im Jahre 1865 die bereits erwähnte Publikation erfolgte. Trotz der anfänglich kühlen Aufnahme hat dieser wichtige physikalische Behelf neben der Auskultation und Perkussion als dritter im Bunde von Wien aus einen wahren Siegeszug durch die Welt angetreten. Und der noch lebende Urheber Dr. Johann Wirtinger, Primararzt i.R. in Ybbs, wird - Diis faventibus - am 2. März 1905 die Feier seines goldenen akademischen Ehrentages begehen“ (Wiener med. Wochenschrift Nr.1, 1. Januar 1905 S.50).

 

„(Erneuerung eines Doktordiploms.) Am 2. März begeht der ehemalige Primarius am städtischen Versorgungshause zu Ybbs Dr. Johann Wirtinger sein goldenes Doktorjubiläum. Der Jubilar ist der Erfinder der heute allgemein angewendeten sogenannten pathologischen Thermometrie. Aus Anlaß des goldenen Doktorjubiläums wird dem Jubilar, dessen Sohn an der Wiener Universität als Professor der Mathematik wirkt, das Doktordiplom erneuert werden“ (Neues Wiener Tagblatt, 22. Februar 1905).

 

„[Dr. Johann Wirtinger] Morgen, am 2.Mårz, feiert der ehemalige Primarius des städtischen Versorgungshauses in Ybbs, Dr. Johann Wirtinger, sein goldenes Doktorjubiläum. Aus diesem Anlasse wird das Doktordiplom des Jubilars dessen Sohn als Professor der Mathematik an der Wiener Universität tätig ist, erneuert werden. Dr. Wirtinger spielt auch in der Entwicklung der wissenschaftlichen Medizin eine Rolle - er ist der Begründer der pathologischen Thermometrie. An der fünften medizinischen Abteilung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses hat der Sekundararzt Dr. Johann Wirtinger im November 1857 die ersten Temperaturmessungen an Kranken systematisch vorgenommen und konsequent durchgeführt. Im Jahre 1865 erfolgte seine erste größere Arbeit über dieses wichtige Thema in der »Wiener Medizinischen Wochenschrift«. Trotz der anfänglich kühlen Aufnahme hat dieser wichtige physikalische Behelf, neben der Auskultation und der Perkussion als dritter im Bunde, von Wien aus den Siegeszug durch die Welt angetreten. Heute, da eine gewissenhafte Krankenbeobachtung ohne Thermometer nicht mehr denkbar wäre, feiert der Arzt ein fünfzigjähriges Doktorjubiläum, welcher die systematischen Temperaturmessungen von Kranken in Wien eingeführt hat“ (Neue Freie Presse, 2. März 1905).

 

 

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