Innere Medizin


Zählkammer (3) nach MALASSEZ

Malassez 1
 

 

Erythrozytenzählung ist die Berechnung der Konzentration der roten Blutkörperchen im Blut, angegeben als Zahl (in Millionen) pro Kubikmillimeter Blut. Die Messung kann mikroskopisch mit einer Zählkammer oder elektronisch durchgeführt werden. Die erste quantitative Bestimmung der roten Blutkörperchen erfolgte im Jahre 1852 durch Karl VIERORDT (1818–1884), Physiologe aus Tübingen. Bei dieser langwierigen Methode wurde ein bestimmtes Blutvolumen verdünnt, auf einem Objektträger ausgestrichen, mit einem Glasraster bedeckt und alle 4,6 bis 5,8 Millionen Zellen pro mm3 ausgezählt. Bereits 1855 schlug der Holländische Augenarzt (!) Antonie C. CRAMER (1822–1855) eine Zählkammer bekannter Tiefe und mit Raster vor.

 

Während also der "deutsch-niederländische Weg" darin bestand, das Raster auf das Objekt zu legen, ging man in Frankreich den Weg über das Okular des Mikroskopes: 1873 gab Louis Charles MALASSEZ (1842-1909) eine Zellzählung an, bei der das Okular (!) die Rasterung trug. Er gilt als der Erfinder des (französischen) Hämocytometers (frz. hématimètre). Die erste von Malassez angegebene Erythrocyten-Zählung ist in dem Buch "A Manual Of Physiology" von Gerald F. Yeo beschrieben.

 

Die zweite von Malassez angegebene Erythrocyten-Zählung erfolgte nicht mehr in einem kapillaren Röhrchen, sondern in einer feuchten Kammer. Da die Zählung ein besonderes Okular am Mikroskop (!) voraussetzte, liess sich Malassez seine Zählkammer bei P. DUMAIGE (Gravur auf der Pipette) herstellen, der sein Atelier in Paris, 24 rue St. Merri, 3 rue des Pointevins, auch 9 rue de la Bucherie hatte und in der Zeitspanne 1870 bis 1900 in der Hauptsache Mikroskope, Mikrotome, Pantometer, Stereokameras und Theodolite baute. 1885 hatte Pasteur eines seiner Mikroskope benutzt, als er über die Bier-Gärung arbeitete.

 

Die beiliegende Mischpipette wurde 1867 (zit. Domarus) von dem französischen Internisten Pierre-Carl-Joseph Potain (1825-1901) und seinem Mitarbeiter "interne" Malassez erdacht und von Malassez publiziert; sie wurde später von Georges Hayem (1841-1935) übernommen. Als Hayem und sein Konstrukteur Alfred Nachet (1831-1908) die Pipette 1875 zu Gunsten von 2 getrennten Pipetten verwarfen, hielt Malassez an seiner Pipette fest.

 

Herkunft: Talence i.d. Aquitaine/F

 

Henri Bourges (1861-1942) und Louis-Jacques Tanon (1876-1969) vom "Institut de médecine coloniale de la Faculté de médecine de Paris" fanden belobigende Worte für seine Zählkammer: "(L'appareil) de Malassez est bien plus simple et meilleur; il faut prendre celui qui est fabriqué chez (Maurice) Stiassnie ou chez Dumaige, car ces deux appareils sont soignés et les vis qui font épaisseur y sont soigneusement repérées" (Tableaux de diagnostic bactériologique et cytologique, Paris 1913 S.23).

 

Lit.: Murray Linton VERSO, The Evolution of blood-counting techniques, vorgetragen auf der Tagung der "Section of the History of Medicine, First Australian Medical Congress, Adelaide, South-Australia" am 23. Mai 1962.