Innere Medizin


Injektionen (06)

Injector
 

  

   Nicht alt, aber interessant und weitgehend unbekannt: der nadelfreie Injektor. Mit ihm („Spritze ohne Nadel“, engl. jet injection) wird ein Medikament bzw. ein Stoff durch hohen Druck direkt, ohne Verwendung einer Kanüle in den Körper von Mensch oder Tier injiziert. Die Anwendung erfolgt subkutan und intradermal, jedoch nicht tief im Gewebe und nicht intravenös.

 

Funktionsweise

Durch einen Hebel wird ein Kolben gespannt, welcher nach Auslösen eine Flüssigkeitsmenge von 0,1 ml mit überdruck (100 bar) durch eine microfeine Öffnung ohne Nadel unter die Haut spritzt. Eine einfache Spannvorrichtung erlaubt bis zu 20 Quaddelsetzungen pro Minute. Durch eine Abstandskappe wird ein gleichbleibender Abstand zur Hautoberfläche gewährleistet und eine Hautberührung mit dem Düsenkopf (Kontamination) verhindert.

Der Dermo-Jet faßt 4 ml, damit werden 40 Quaddeln gesetzt. Nur in 15% der Fälle merkt der Patient einen feinen Schmerz. Wenn die Quaddel mit einem Lokalanästhetikum gesetzt wurde, wird eine optimale Anästhesie erreicht, die es erlaubt, viele Manipulationen schmerzfrei durchzuführen. Der Dermo-Jet wird im Autoklaven sterilisiert.

 

Erfinder ist der Straßburger Arzt Dr. Alfred KRANTZ

1959 wurde das Patentgesuch eingereicht

1960 Gründung der Gesellschaft AKRA, Erfinderpatent ausgestellt im November 1960 für den DERMOJET

1962 Patent für Großbritannien erteilt

1964 US Patent N° 3,129,708 im April erteilt

 

Die Systeme sind NICHT für die Abnahme von Flüssigkeiten, z.B. Blut, geeignet. Möglich ist sowohl die Verabreichung von flüssigen als auch pulverförmigen Substanzen, die feder- oder gasgetrieben appliziert werden. Neben verschiedenen Anwendungs-möglichkeiten (Diabetiker, Lokalanästhesie, Thromboseprophylaxe) wird vor allem Potenzial bei Massenimpfungen, etwa im Rahmen einer Pandemie, gesehen.

 

Nota: auch für Diabetiker gibt es einen nadelfreien Injektor: Das können Patienten seit Januar 2000 mit dem nadelfreien Injektionssytem Injex™ der Firma Rösch Medizintechnik. Seit September 1999 ist es in der EU für die subkutane Gabe der Arzneimittel CE-zertifiziert, die für eine Jet-Injektion geeignet sind. Die ersten Untersuchungen über Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit der Insulinapplikation mit Injex™ lieferten zufriedenstellende Ergebnisse. Eingeleitet beziehungsweise geplant sind aber auch Prüfungen mit Impfstoffen, Lokalanaesthetika und Heparin. Neu ist die Idee nicht, den Patienten eine Injektion zu ersparen. Die ersten nadelfreien Injektionshilfen haben Wissenschaftler schon vor 150 Jahren entwickelt. In die klinische Praxis wurden Jet-Injektoren vor etwa 50 Jahren eingeführt. Durchsetzen konnten sie sich nicht. Sie waren zu groß, zu schwer, zu teuer und kompliziert zu handhaben. Das gilt für Injex™ nicht. Das Prinzip der nadelfreien Injektion beruht darauf, dass ein flüssiges Arzneimittel unter hohem Druck ohne Nadel durch die Haut in das subkutane Fettgewebe geschossen wird. Statt der konventionellen Nadel wird eine spezielle Injektionsampulle mit einer Mikroöffnung von 0,15 mm verwendet. Durch diese wird das Arzneimittel mit hoher Geschwindigkeit durch die Haut injiziert. Den dazu notwendigen Druck erzeugt eine zuvor komprimierte Feder, die in den wiederverwendbaren Injektor integriert ist. Druck und Geschwindigkeit des Strahls sind so bemessen, dass das Arzneimittel auch im Unterhautfettgewebe ankommt. Die Eindringtiefe beträgt 6 bis 9 mm. So soll gewährleistet werden, dass der Arzneistoff nicht versehentlich in den Muskel gelangt. Mit der Aufbewahrungsbox des Injektors spannt der Anwender die Feder immer wieder neu. Per sterilem Adapter überführt der Patient das gewünschte Arzneimittel aus seinem Behältnis in die Einmal-Injektionsampulle. Mit der wiederverwendbaren Dosierhilfe kann er auch Arzneimittel aus Pen-Patronen aufziehen. Diabetiker müssen beachten, dass der Injektor und die 0,3-ml-Ampullen ausschließlich für die subkutane Gabe von U-100-Insulinen geeignet sind. U-40- und U-80-Insuline dürfen sie mit dieser Ampulle nicht benutzen. Vorteil: Insuline mit unterschiedlicher Wirkdauer können gemischt werden. Die Skala der Einmalampullen ist geeicht und umfasst 5 bis 30 IE. Die Verwendung von Insulin lente, ultralong und ultratard wird nicht empfohlen, da die Injektionsdüse verstopfen könnte.

 

Vorteile

Von den Herstellern werden eine weitgehende Schmerzfreiheit und eine genauere Dosierung als Vorteile proklamiert. Nadelstichverletzungen sind grundsätzlich ausgeschlossen.

 

Nachteile

Die Geräte sind weniger geeignet für größere Stoffmengen oberhalb 0,5 ml. Der technische Aufwand und der Preis der Systeme sind höher als bei Spritzen mit Nadel.