Innere Medizin


Macaura - Vibrationsgerät

um 1900 bis 1920 

 

Das Schnurren der Katze heilt Bluthochdruck, Muskel-verspannungen, Arthrose und Rückenschmerzen, bei sich und bei ihrem Herrchen. Es beschleunigt die Heilung von Knochenbrüchen. Niederfrequente Vibrationen haben einen günstigen Effekt auf den Organismus – ein seit der Antike wohl bekanntes Phänomen.

 

Seit den Zeiten der Römer wurde den an "Hysterie" leidenden Patientinnen (Hysterie galt als typisch weibliche Erkrankung) von ihren Ärzten mit manueller Massage des Genitalbereichs zum Orgasmus und damit zur "Beruhigung" verholfen, manchmal assistierte der Ehemann oder eine Hebamme. Auch hysterische Nonnen wurden auf diese Art über das gesamte Mittelalter hinweg therapiert.

 

Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten gewiefte Techniker mechanische Hilfsmittel, um die Behandlung von durchschnittlich 60' auf knappe 10' zu beschleunigen, und (last but not least) die Hände der Ärzte zu schützen:

 

- der erste Vibrator wurde 1878 in der psychiatrischen Klinik Salpêtrière in Paris, in der Abteilung von Prof. Jean-Martin Charcot, von dem Arzt Romain VIGOUROUX (1831-1911), erfunden.

 

- im angelsächsischen Gebiet wurde der Apparat, "Percutor"genannt, 1883 von dem Arzt Joseph Mortimer Granville (1833-1900) neu erfunden und patentiert, der sich allerdings strikt gegen eine Behandlung von hysterischen Frauen wehrte und vorgab, nur verspannte Muskeln bei Männern behandeln zu wollen: Scheinheiligkeit, Naivität oder Angst vor der eigenen Courage?

 

- der in Hartford / Connecticut lebende Iro-Amerikaner Gerald Johann MACAURA (1871-1941), der sich Arzt nannte und dabei die Blutbildung in den Magen verlegte (!), liess am 23. Dezember 1902 in den USA einen "Movement-cure Apparatus" patentieren. 1904 wanderte er nach England aus, wo er seinen Vibrator erneut patentieren liess (Patent 13232): sein "Pulsocon" (engl.), "Pulsoconn" (frz.) - später sprach er vom "Blutzirkulator", mit dem er eine ganze Reihe von Krankheiten günstig beeinflussenen wollte. Über eine Handkurbel wurde eine Zitterbewegung des Gerätekopfes in Gang gesetzt, mit bis zu 2.000 Vibrationen pro Minute. Hersteller war die "British Appliance Manufacturing Co", mit Sitz in Leeds / England, Zeit der Fabrikation.

 

Die Geisseln der Menschheit wie Krebs und Tuberkulose waren damit nicht zu heilen. Dennoch blieb ein weiter Fächer an Indikationen: Blutarmut, Taubheit, Polio, Krämpfe (Handmuskel der Schriftsteller!), Verstopfung, Nervosität, Schlaflosigkeit, Herzleiden, Impotenz, Frauenleiden. Ja, die lieben Frauenleiden! Angesichts der sehr grossen Zahl der diagnostizierten Fälle von "Hysterie" (angeblich litten regional bis zu 25% der Frauen an dieser Krankheit) boomte der Markt dieser Geräte: "Veedee-Vibrator" (1905-1915), "Shelton-Vibrator", "Dr. Johansen's Auto Vibrator", "Vibro-Life" der New Yorker Firma Eureka Vibrator, " Vibrako Blood Circulator" von William Francis Lay. In den 20er Jahren stiegen die Japaner mit einem holzummantelten Gerät "Woody" in den Markt ein …

 

Als der Indikationskatalog ausuferte, prozessierten französische Ärzte gegen Macaura und warfen ihm Kurpfuscherei vor - mit dem Ergebnis, dass Macaura im Mai 1914 in Paris zu 3 Jahren Gefängnis und 600 Fr. Busse und auch mehrere Mitarbeiter zu geringen Strafen verdonnert wurden. Aber auch die Ärzteschaft mischte fleissig in diesem Geschäft mit: manche Mediziner kauften gleich mehrere Vibratoren und eröffneten besondere Behandlungszimmer, in denen mehreren Patientinnen auf einmal "geholfen" werden konnte. In Medizinerkreisen erlebte das Gerät einen letzten Höhepunkt während und kurz nach dem 1. Weltkrieg, als man mit den Vibrationen die Durchblutung von Hauttransplantationen förderte und sie dadurch schneller zum Anwachsen brachte.

 

Der Weg zum "Sex-toy"
Allmählich mutierte der Vibrator zu einem handlichen Ding und zog von der Arztpraxis in die privaten Haushalte um: als die Elektrizität in unsere Städte vordrang, gehörten die Vibratoren, zusammen mit dem Toaster und dem Ventilator, zu den ersten elektrisch betriebenen Geräten in bürgerlichen Haushalten. Von den Ärzten einst empfohlen, um die weibliche Hysterie mit Hilfe therapeutischer Orgasmen, medizinisch "Paroxysmen" genannt, zu beeinflussen, wurden die Vibratoren alsbald von den Hausfrauen für die intime Stimulierung missbraucht (vermutlich mit dem vollen Wissen der Fabrikanten). Getarnt als medizinisches Gerät wurden Vibratoren bis in die 1920er Jahre in Magazinen weiter beworben.

 

Stimmungsumschwung
"Gavroche et le pulsoconn", s/w-Kurzfilm von 1913 von Romeo Bosetti mit Paul Bertho in der Hauptrolle … In Schmuddelfilmen kamen die "Dinger" immer öfter zum Einsatz, sodass anständige Frauen sich schliesslich von ihnen abwandten. So endete in den 20er Jahren des 20, Jahrhunderts die Fabrikation der Macaura-Blutzirkulatoren. Kurios ist die Verwendung als "muscle stimulator" in einem Fitness Center in Nordirland, von dem in den 50er Jahren berichtet wird.

 

In Luxemburg erschien das Gerät im Sommer 1912 im Handel:
"Der Pulsoconn des Doctor's Macaura ist in Luxemburg. Die wunderbarste Erfindung des Jahrhunderts. Heilung von Rheumatismus, Gicht, Ischias, Hexenschuss, Taubheit. Unentgeltliche Versuche. 23 Montereystrasse (nächst dem Paradeplatz). Sonntag nachm. 4 Uhr: Grosser öffentl. Vortrag in Strassen, Café Leysen-Floener, Eintritt frei" (Luxemburger Wort vom Freitag dem 2.8.1912).


An dieser Anzeige fällt auf, dass der Laden nicht mit seinem Namen für die Qualität des Artikels bürgte. Welcher Laden stand auf dieser Adresse? 1885 befand sich hier die Gummiwarenhandlung H. Hoffmann, 1923 die Metzgerei Cerf … Der Handel wurde folglich durch einen Handelsvertreter besorgt, nicht durch ein Geschäft.
"Rheumatische Schmerzen, Gicht, Ischias, Hexenschuss. Teile Interessenten mit, daß ich schon seit Jahren einen technisch sehr vollkommenen „Vibrationsmassageapparat", ähnlich wie Pulsoconn, besitze, den ich gern zur Verfügung meiner Kundschaft halte. Besuche auch auswärts. Jos. Schmit, Masseur, Genisterstraße 13 (Lantergasse)" (Luxemburger Wort vom 3.10.1912).


Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Wohnungen entrümpelt, so tauchten die Vibratoren auf dem Trödelmarkt auf: "Pulsocomi Macaura 500 Fr. zu verkaufen. – Erfragen Nr. 4318" (Luxemburger Wort vom 19.2.1946).

 

Exponat

Das vorliegende Gerät wurde im September 2012 aus dem schottischen Johnstone / Renfrewshire importiert.

 

Lit.:

Ian Blomeley, Good Vibrations, The Macaura Blood Circulator, in: Social History Curators Group News, 27, 1991 p. 9-10.

Ian Blomeley, Good Vibrations, The Macaura Blood Circulator, in: Social History Curators Group News, 27, 1991 p. 9-10.

Rachel P. Maines, The Technology of Orgasm. "Hysteria", the Vibrator and Women's Sexual Satisfaction, Baltimore 1999.





INNERE MEDIZIN


Mesotherapie n. PISTOR

PISTOR 1
 

Michel-Louis-Paul-Edouard-Daniel PISTOR *15.12.1924 in Metz als Sohn von General Jean Pistor. Die Familie Pistor wohnte während des Krieges im Arzthaushalt der befreundeten Familie Walter in Vichy. Nach dem Willen seines Vaters sollte er eigentlich die militärische Laufbahn einschlagen. Als Michel PISTOR im Juni 1941 den zweiten Teil des Abiturs bestand, schlug ihm Dr. Henry Walter vor, doch Arzt zu werden. Pistor folgte dem Rat und inskribierte sich an der medizinischen Fakultät von Clermont-Ferrand. Die Kriegswirren des Zweiten Weltkrieges zwangen ihn jedoch dazu sich dennoch militärisch zu engagieren. Später beendete er sein Studium in Paris.

 

Die Assistenzarztzeit leistete er in Mantes-la-Jolie unter Professor Mario LEBEL ab, der übrigens die 4 mm Kanüle entwickelte, die auch heute noch als die klassische Mesotherapiekanüle gilt. Im November 1949 konnte er sich in Bray-et-Lû im Departement Val d'Oise, einem kleinen Ort bei Paris, als Praktischer Arzt mit Dispensierrecht niederlassen.

 

Geburtsstunde der Mesotherapie

1952 kam der ortsansässige Schuster zu ihm mit einem Asthmaanfall. Pistor injizierte ihm, wie wohl damals üblich, Prokain intravenös. Am nächsten Tag – der Patient litt immer noch unter Atemnot – berichtete er, dass er in der Nacht seine Pendeluhr schlagen gehört habe. Für einen normalen Asthmapatienten wohl kein ungewöhnliches Ereignis, für einen Tauben allerdings eine Sensation. Der Erfolg hielt allerdings nicht lange an. Pistor kam nun die Idee Prokain in sehr kleiner Dosis rund um das Ohr, also dem zugeordneten Ort der Taubheit, zu spritzen. Auch dieses führte zum Erfolg. Pistor verfolgt seinen Gedanken weiter, nur kleine Mengen eines Mittels so nahe wie möglich an den Ort der Erkrankung zu spritzen. Dank seines Freundes Professor Pravina, Dermatologe in Beaujon und Mitglied im Lektorenausschuss der medizinischen Presse, wurde seine Veröffentlichung über Prokain im August 1958 angenommen ("Un exposé sommaire des propriétés nouvelles de la procaine locale en pathologie humaine"). In diesem Artikel wurde der Begriff Mesotherapie erstmalig verwendet. Den Begriff Mesotherapie verwendete er erstmals 1958: Meso bezieht sich auf das Mesoderm, das sich in der dritten Entwicklungswoche des Menschen als mittleres Keimblatt bildet und aus dem sich unter anderem Haut und Bindegewebe entwickeln, d.h. die Bereiche, die Ziel der Mesotherapie sind. Pistor schreibt: "Dennoch ist die Einwirkung auf das ursprüngliche Gewebe des Mesoderms so bedeutend, dass diese Behandlung den allgemeinen Namen Mesotherapie verdienen sollte". Später sollten dann auch andere medizinische Produkte, wie zum Beispiel Jod, Schwefel und B-Vitamine Anwendung finden. Die ersten, welche die Erfolge dieses neuen Heilverfahrens nutzten, waren allerdings die Tierärzte – immerhin lehrte PISTOR von 1960/65 an der tierärztlichen Schle von Maison Alfort/Paris.

 

1964 erfolgt die Gründung der französischen Gesellschaft für Mesotherapie und 1976 fand der Erste Internationale Kongress für Mesotherapie in Bray et Lû statt. Die Mesotherapie ist eine einfache und effektive Behandlungsmethode. Hierbei werden gezielt medizinische Wirkstoffe als Mikroinjektionen in die Haut und das Bindegewebe verabreicht. Weitere Indikationen der Therapie Hautstraffung (Mesolift), spezielle Formen des Haarausfalls (Mesohair) und die Behandlung der Cellulite.

 

Michel PISTOR verstarb am 3. August 2003.

 

Vorgestellt wird ein Set aus dem Nachlass des Arztes Roger GLAESENER (1922-2006). "Les multiinjecteurs, les anciens pistolets, les seringues en verre et les aiguilles à stériliser sont à reléguer au musée de la mésothérapie". Heutzutage benutzen Therapeuten elektronisch gesteuerte Injektionspistolen und Einmalnadeln.

Innere Medizin


Patientenbesuch, Anfrage (1)

 

Bevor alle Haushalte mit einem Haustelephon ausgestattet waren, konnten Patienten einen Hausbesuch per Eintrag beim Arzt anfragen; Auf einer Schiefertafel im Flur der Arztpraxis, konnte man einen gewünschten Hausbesuch anmelden - so in Plankstadt in Deutschland.

Hierzulande rief der Kranke den Arzt per Postkarte oder Brief zu sich nach hause zu einer "Visita Medica Domiciliare".

"Monsieur le Docteur
Veuillez avoir la complaisance de passer chez moi le plustôt possible. A l'honneur de vous saluer" - am 26. Januar 1894 fragte Frau Krantz aus Hollerich per Postkarte bei dem in der rue de la Reine in der Hauptstadt etablierten Arzt Adolph CARY (1877-1901) um einen eiligen Hausbesuch "le plustôt possible" nach.

Wie der Dr. CARY nach Hollerich kam, wissen wir nicht. Zu ihren Hausbesuchen gingen viele Ärztz zu Fuß oder sie wurden mit dem Fuhrwerk abgeholt. Einige besassen eigene Pferdegespanne und ritten zu ihrer Kundschaft, noch besser situierte fuhren mit der Kutsche aufs Land und hatten einen Kutscher ...




Innere Medizin


Patientenbesuch, Anfrage (2)

 

Am 25. Januar 1919 bat Herr Lorang aus Merl/Luxemburg den Arzt Félix AREND (1870 - 1952) aus Capellen um einen Hausbesuch:

"Werter Herr docteur
Wenn Sie so freundlich wären gleich zu uns zu kommen da unsere älteste Tochter wieder sehr krank ist; sie hat die Seite wieder weh. Also erwarten wir Sie sobald wie möglich.
Hochachtend Nik. Lorang, jetzt in Merl Wärterhaus n°76, früher Haus Brimeyer.

Geschenk des Sammlers Jos. Emmerich aus Haller/Waldbillig. Von dieser Stelle aus mein ehrlicher Dank!




Innere Medizin


Personenwaage

 

Die Spartaner machten kurzen Prozess und exilierten ihre zu dicken Mitbürger. Im Christentum verschob sich die moralische Abwertung vom Aspekt der übergewichtigen Erscheinung hin zur Völlerei: sie zählte zu den sieben Todsünden (nicht die äußere Erscheinung der Dickleibigkeit – vielleicht eine überlegte Dissoziation zwischen moralisch abfälligem Verhalten und dem Erscheinungsbild vieler wohlgenährter Kleriker). Das Übergewicht selbst rückte erst im 18. Jh. in den Blickpunkt der erwachenden Naturwissenschaften mit etwa 30 Dissertationen zu diesem Thema. In einer wissenschaftlichen Abhandlung beschrieb der englische Arzt Malcolm FLEMYNG (c.1700–176') in seiner 1757 erschienenen Arbeit "Abhandlung von der Natur, Ursache und Heilung der übermässigen Fettsucht des Körpers" Übergewicht als Gefahr, nicht als Sünde, und er charakterisierte dickleibige Menschen als Erben einer unglücklichen Disposition ...

Mitte des 19. Jahrhunderts führte der französische Anthropologe und Neurologe Paul BROCA (1824-1880) die Formel in die Medizin ein, nach der in der Folgezeit mehrere Generationen Ârzte das Gewicht ihrer Patienten beurteilten. Die von Broca entwickelte Formel diente dazu, das Normal- oder auch Idealgewicht zu errechnen.
Normalgewicht: Körpergröße in cm minus 100
Idealgewicht: Körpergröße in cm minus 110
Dabei wird zuerst das sogenannte „Broca-Gewicht“ errechnet, in dem man von seiner Körpergröße in Zentimetern die Zahl 100 abzieht. Bei einem 1,72 Meter großen Menschen würde das also wie folgt aussehen:
172 Zentimeter – 100 = 72.
Das Normalgewicht würde demnach 72 Kilogramm betragen. Um auf das Idealgewicht laut Broca zu kommen, ziehen Frauen von dem errechneten Normalgewicht 15 Prozent und Männer zehn Prozent ab. Der Broca-Index errechnet sich nun, indem man das tatsächlich gemessene Gewicht durch das errechnete Broca-Gewicht teilt. Ergibt sich daraus ein Wert, der über eins liegt, besteht Übergewicht, liegt er unter eins, ist man normalgewichtig. Leider ist diese Methode sehr ungenau, da sie bestimmte Kriterien nicht berücksichtigt, wie zum Beispiel Geschlecht oder unterschiedlicher Körperbau. Aufgrund seiner Ungenauigkeit wurde er später durch den etwas genaueren Body-Mass-Index abgelöst.
Erfunden wurde der BMI von dem aus dem belgischen Gent stammenden Mathematiker Lambert Adolphe Jacques Quetelet (1796-1874).

Die vorgestellte Waage stammt aus dem Nachlass des ab 1913 in Clerf im Norden des Landes niedergelassenen Arztes Guillaume KOENER (1882-1953).

Firma SECA, Herstellung um 1913. Seca, ein Traditionsunternehmen aus Hamburg-Wandsbek, wurde 1840 gegründet.

"Die Gründung des Unternehmens geht auf den jungen Schlossermeister A.C.C. Joachims zurück. Er erwarb von dem Straßburger Mönch Quintenz, der 1821 die Dezimalwaage erfand, das entsprechende Wissen. Zurück in Hamburg gründete Joachims am 11. Juli 1840 eine Waagenfabrik, produzierte als Erster in Deutschland Dezimalwaagen und verkaufte sie in alle Welt. Nach seinem Tod erwarb 1888 der junge Maschinenschlosser Frederik Vogel das Unternehmen. Danach wurde seca schnell für seine innovativen Entwicklungen bekannt und setzte im Laufe der Jahrzehnte immer wieder Markt bestimmende Maßstäbe.
Das Geheimnis des Erfolges der seca-Waagen liegt seit jeher in der langlebigen, hohen Qualität und Präzision der Produkte. Schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kannte und nutzte so gut wie jeder Arzt die mechanischen Waagen mit dem roten Schriftzug. Der Name "seca" ist übrigens seit 1897 geschützt und leitet sich vom Lateinischen "secare" = schneiden ab. Eine Schneide spielt eine wichtige Rolle bei der Messgenauigkeit einer mechanischen Waage.
1904 zog die Fabrik um - bis heute sitzt die Zentrale am Hammer Steindamm. Seit Januar (2005) firmiert das Unternehmen unter dem neuen Namen seca GmbH & Co. KG. Es beschäftigt rund 100 Mitarbeiter am Standort Hamburg." (Firmenselbstdqrstellung auf Internet).

SECA ist heute weltweit Marktführer für medizinische Waagen und verkauft Produkte in 110 Länder.




Innere Medizin


Phonendoskop (1)

 

 

1894 liessen Aurelio BIANCHI, Professor für Pathologie und medizinische Propädeutik in Parma, und Eugenio BAZZI (1854-1921), Professor für Physik am "Instituto tecnico Galileo" in Florenz ein Stethoskop patentieren mit einer Membran, welche die Töne verstärkte.

 

Zu den Erfindern

Nach dem Tode des Leiters des „Ospedale Meyer“ in Florenz gab  BIANCHI, Assistent von Professor Levi, seine Universitätskarriere auf um Leiter des besagten Hospitals zu werden. Über BAZZI haben wir keine Daten finden können.

Nördlich der Alpen erfuhren die Ärzte 1896 von dem neuen Verfahren: "Verein deutscher Aerzte in Prag. Programm der heutigen Sitzung: 1. Dr. O. Piering: Demonstration. — 2. Prof. v. Jaksch: Demonsttation. — 3. Regierungsrath Prof. Pribram: Ueber das Phonendoskop" (Prager Tagblatt, 5. Juni 1896).

Im September 1896 bemühte sich BIANCHI nach Frankfurt zur 68. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte: "Bianchi (Florenz): Phonendoskopie und die phonendoskopische Projection des Körperinnern (in lateinischer Sprache). Vortragender demonstrirt den Gebrauch seines Apparates, mittelst dessen er die Grenzen jedes einzelnen Organes genau bestimmt. Wenn das Phonendoskop auf das betreffende Organ z. B. Magen, Leber, Herz oder dergleichen aufgesetzt wird, so wird ein über denselben mit dem Finger hervorgerufenes Streichgeräusch nur so weit fortgeleleitet, als das Organ reicht. Weiterhin demonstrirt Vortragender seine auf diese Weise nach Aufzeichnungen gewonnenen Bilder der Lage und Grösse der Körperorgane" (Internationale klinische Rundschau, 1896).

 

 

Zum Konstrukteur
1848 begann Martin Wallach in Kassel mit dem Großhandel von Gummi- und Guttapercha-Waren sowie der Fabrikation von Instrumenten und Bedarfsartikeln aus Hartgummi für Medizin und Pharmazie. Damit gehörte er zu den ersten in Deutschland in dieser Branche. Später kam der Vertrieb ärztlicher Instrumente aus Metall hinzu.

 

 

Exponat

Vorgestellt wird ein Phonendoskop mit Drehschieber (Berliner Waarenhauskatalog, S.2, um 1900), ital. "Fonendoscopio", frz. "Stéthoscope intercostal". Den feinen Stift, der auf die zweite Membran aufgeschraubt werden konnte, beim Transport aber am Metallgehäuse festgeschraubt "ruhte", diesen Stift konnte man zwischen die Rippen des Patienten anpressen, um dem Herzen und den Lungenflügeln besonders nahe zu kommen.

Herkunft des Objektes: Rambouillet in Frankreich.

 

Ein Modell im "Medical History Museum" trägt die Gravur:
"PAT. 10223./D.R.P. 85784./PHONENDOSCOPE BAZZI & BIANCHI/Martin Wallach Nachfolger./CASSEL ROMA".
Andere Modelle tragen die französische Patentnummer N247712

Das hier vorgestellte Modell trägt die Gravur
(USA): U.S.TRM 29723
(Grossbritannien) BRIT. 224200
(Deutschland) D.W.Z. 21493 / 49219

 

Die Tatsache, dass ein medizinisches Gerät patentiert wurde, führte in Kollegenkreisen zu heftiger Kritik: "Freely ye have received, freely give" - ärgerte sich ein gew. James P. Warbasse 1898. Offenbar hatte BIANCHI dieses uralte medizinische Gesetz vergessen ...

Innere Medizin


Phonendoskop (2)

Phonendoskop 2
 

"Phonendoskop. Die Verdauungszeit der verschiedenen Getränke im menschlichen Magen kann neuerdings durch das „Phonendoskop" genau festgestellt werden und finden wir über diese jüngste sensazionelle Erfindung auf medizinischem Gebiete einen reich iIlustrirten Artikel in dem soeben ausgegebenen Heft 25 der bekannten illustrirten Familienzeitschrift „Für Alle Welt" (Deutsches Verlagshaus Bong u. Ko., Berlin W." (Prager Abendblatt, 4. Juli 1898).

 

Der Nutzen des neuen Gerätes lag, wider Erwarten, NICHT bei der Auskultation der Lungen, sondern bei der Vermessung der inneren Organe: "Die wissenschaftlichen Beobachtungen bei dem 72-Stunden-Radrennen in Paris wurden von den Aerzten Regnault und Bianchi der Akademie: der Wissenschaften mitgetheilt, und um zu zeigen, so berichtet der „Frankf. Gen.-Anzg", daß diese unsinnige Menschenquälerei fin se siècle wenigstens ein ernsteres Interesse gefunden hat, seien dieselben Ihren Lesern nicht vorenthalten. Die Untersuchungen wurden mit dem Phonendoskop, dem gegenwärtig besten Apparate zur äußerlichen Körperuntersuchung, an dem Sieger Miller, dem Zweiten Frederik und dem Vierten Fauvre vorgenommen, und zwar vor Beginn des Laufes, unmittelbar nach und dann noch einige Tage nach Vollendung desselben. Von der Lage der inneren Hauptorgan- wurden Zeichnungen aufgenommen, die folgende Schlüsse ergaben: Die meisten Organe der Rennfahrer waren durch das Rennen wesentlich verkleinert, besonders die Unterleibsorgane: Milz, Leber und Magen. Das Fett unter der Haut war in gleichem Grade vermindert. Diese Aenderungen waren eine Folge der ungenügenden Ernährung während des Rennens, des außerordentlichen Kräfteverlustes, erhöht durch die Erhitzung, des Mangels an Schlaf und der Aufregung der Rennfahrer. Herz und Lungen hatten sich jedoch in Folge des durch die körperliche Arbeit vermehrten Blutzuflusses kaum verkleinert. Die fortgesetzte Bewegung der Schenkel und der Beckengelenke in vorgebeugter Haltung hatte alle Unterleibsorgane gehoben, und diese hatten wieder auf die Lungen und das Herz hebend gewirkt, besonders hatte die Leber die rechte Lunge in die Höhe gehoben. Durch die Hebung des unteren Magenausganges hatte dieses Organ die Form eines Quersackes angenommen und war so in den Stand gesetzt worden, die aufgenommene Nahrung länger zu bewahren. Die Verschiebungen der Organe waren zum Theil sehr bedeutend: die Unterleibsorgane waren 2-4 cm, das Herz 2-5 cm gehoben. Aus diesen Wirkungen läßt sich der heilsame Einfluß des Radfahrens bei Brustfell -entzündungen und bei Magenerweiterungen in vertikaler Richtung erklären. Das Herz und die übrigen Organe waren bei den Siegern des 72-Stunden-Rennens außerordentlich widerstandskräftig, wodurch sie in der Lage waren, das Rennen bis zu Ende auszuhalten, während andere mit einem weniger kräftigen Herzen es schon nach den ersten Stunden aufgeben mußten. Nach den jetzt vorliegenden Erfahrungen wird der Arzt besser als früher in der Lage sein, einem Radfahrer vorauszusagen, ob er für ein Dauerrennen körperlich befähigt ist. Besser wird es freilich sein, daß eine solche Schinderei überhaupt nicht wiederholt wird" (Fremdenblatt, Organ für die böhmischen Kurorte, 25. Sept. 1898).

 

 

Exponat

"Verbessertes Phonendoskop n. Bazzi-Bianchi mit Radschieber nach Dr. SMITH

           

Herkunft: Flohmarkt Hafen / Innsbruck 9/2018

(22.00 RM Waarenkatalog S.2).

Innere Medizin


Phototherapie

 

Die keimabtötende Wirkung der Lichtstrahlen (Sonnenlicht, elektrisches Licht) wurde im Laufe des 19. Jh. deutlich. Dabei erwiesen sich die kurzwelligen blauen und violetten sowie die ultravioletten Strahlen als besonders wirksam. Man bemühte sich deshalb, künstliche Lichtquellen zu entwickeln, die solche Lichtstrahlen in grösserer Menge als das Sonnenlicht freisetzen. Einzelformen der Lichttherapie waren
- das Sonnenbad (Heliotherapie), bei der die Badenden in einem gegen Wind geschützten Raume in der Sonne lagen.
-bei den sog. Glühlichtbädern benutzte man einen gewöhnlich achteckigen, zum Sitzen eingerichteten Kasten, in den der Patient durch eine Tür eintrat, wobei der Kopf im Freien blieb. Solche Lichtkästen finden wir in der Bäderabteilung von Mondorf.
- die grösste Bedeutung aber fand die Phototherapie in Form von lokalen Anwendungen, wobei zumeist ein durch Sammellinsen konzentriertes Licht benutzt wurde. Eine an ultravioletten und blauen Strahlen besonders reiche Lichtart sendet glühender, niedriggespannter Quecksilberdampf aus. Man gewann dieses Licht indem man durch eine mit Quecksilberdampf gefüllte luftleere Glasröhre den elektrischen Strom passieren liess. Da für gewöhnlich aber Glas für diese kurzwellige Strahlung nicht durchlässig ist, fertigte man diese Lampen aus Quarz an, bis es um 1900 gelang, ein für solche Strahlen durchlässiges Spezialglas herzustellen (Uviollampe von Schott/Jena).
Neben der Röntgenstrahlung und der Elektrotherapie war die Behandlung mit Licht ein Charakteristikum der Jahrhundertwende.

Ein Metzer Arzt inserierte frech in der luxemburger Tagespresse:
"Dr. WOLFF, Spezialarzt für Hals-, Nasen-, Ohren- und Geschlechtskrankheiten. Römerstrasse 33.31, Metz Lichtheilanstalt, Röntgencabinett" (Luxemburger Nachrichten vom 5.7.1914).

Farblicht-therapie
Die Verwendung von farbigem Licht zu Heilzwecken (Chromophototherapie) hat Ergebnisse nur bei Hauterkrankungen gezeigt. Zum Ausschluss der chemisch wirksamen Strahlen bediente man sich roter Gläser und roter Vorhänge, um einen leichteren Ablauf von Masern, Blattern und sonstigen Hauterkrankungen zu erzielen.
Eine besonders vordringliche Aufgabe aber stellten um 1900 die Lupuskranken dar, besonders dann, wenn die Gesichtshaut immer mehr dieser zerfressenden Form der Tuberkulose zum Opfer fiel und schwerste Entstellungen zurückblieben. Ein Lichtblick im strengsten Sinne des Wortes wurde die Entdeckung von Niels Ryberg. FINSEN*, Professor für Dermatologie in Kopenhagen, der die wohltuende Wirkung von Licht auf den Lupus erkannte.
* N.R.FINSEN war am 15.12.1860 in Thorshavn auf den Faröern geboren, studierte ab 1882 in Reykjavik auf Island, promovierte 1890 in Kopenhagen, war bis 1893 Prosektor und beschäftigte sich seither fast ausschliesslich mit der physiologischen Wirkung des Lichtes. 1899 gründete er das von ihm geleitete "Institut für Lichttherapie" des Lupus vulgaris.

Lit.:
- N.R. Finsen, Das Licht als Incitament, in: Hospitalstidende, 1895.
- N.R. Finsen, Über die Anwendung von konzentrierten chemischen Lichts in der Medizin, Kopenhagen 1896.
- N.R. Finsen, La photothérapie, Paris 1899.

Auch in der Psychiatrie fand das farbige Licht dankbare Verwendung. Den psychisch anregenden Einfluss roten und gelben Lichtes nutzten Irrenärzte zur Behandlung von Melancholischen, den beruhigenden Einfluss blauen Lichtes bei erregten Geisteskranken.

Lit.:
- Böder, Zur Frage von der Heilkraft des Lichtes , in: Kaiserl. Gesundheitsamt, Bd. 17, 1900.
- Brieger und Mayer, Licht als Heilmittel, Berlin 1904
- Gebhardt, Die Heilkraft des Lichtes, Leipzig 1898
- Kattenbracker, Das Lichtheilverfahren, Leipzig 1899
- Möller, Der Einfluss des Lichtes auf die Haut in gesunden und krankhaften Zustande, Leipzig 1900.
- Strebel, Die Verwendung des Lichtes in der Therapie, München 1902.

Eine totgesagte Wissenschaft nahm einen neuen Aufschwung Ende des 20. Jh. Vom 19-21.2.1998 lief in Zürich der "First World Congress of Photomedicine in Gynecology" (E-mail der Kontaktperson an der UFK ist Frau E. Traudisch: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).




Innere Medizin


Plessimeter n. SEITZ

um 1923 

Der aus Poitiers stammende und in Paris praktizierende Pierre Adolphe PIORRY (1794-1879), ein Schüler des grossen LAENNEC, glaubte die Qualität des erzeugten Anschlages dadurch verbessern zu können, dass er eine kleine flache Elfenbeinscheibe auf den Patienten (Brustkorb, Bauch) legte, die er als "Plessimeter" bezeichnete. PIORRY war Dichter und grosser Freund der griechischen Antike - er versuchte eine Nomenklatur mit griechischen Wurzeln in die Medizin einzuführen. Sein Plessimeter leitet sich ab vom griechischen "plessein" d.h. schlagen. Schade, das die Amerikaner das Plättchen heutzutage "Pleximeter" nennen - offenbar ein Mangel an historischem Bewusstsein!

Um 1900 benutzte man Plessimeter aus Hartgummi, Elfenbein, Zelluloid oder Buchsbaum.

Das hier vorgestellte Modell aus Leichtmetall (Länge 9 cm, max. Breite 1.7 cm) nach W. SEITZ stammt aus dem Nachlass des Arztes Paul HETTO aus Diekirch. Die englische Technik, statt des Plessimeters den Mittelfinger der linken Hand des Arztes zu benutzen, setzte sich schliesslich durch und wird noch heute praktiziert.

Plessimeter nach dem "Leipziger Modell" (bikonkave einseitig abgeflachte Holzscheibe) gibt es auf Bedarf angefertigt bei Drechslerei Kühne, Rudolf- Breitscheid-Straße 2, D-04758 Oschatz.

Zur Person des W. SEITZ haben wir keine Angaben gefunden.

Lit.:

  • Piorry, P(ierre)-A(dolphe), De la percussion mediate et des signes obtenus a l'aide de ce nouveau moyen d'exploration dans les maladies des organes thoraciques et abdominaux, Paris, Chaude et Bailliere, 1828. Mit 2 (1 gefalteten) lithographischen Tafeln. (20,5 x 12,8 cm). X, 336 S.
  • Piorry, Pierre Adolphe, Über die Krankheiten der Milz (Wechselfieber), der Harnwege und der männlichen Geschlechtstheile. Aus dem Französ. von G. Krupp Leipzig, C. E. Kollmann, 1847. [Gustav KRUPP war Arzt in Kassel].
  • Erich EBSTEIN, Das Plessimeter, in: Arch.Gesch.Med 4, 1910/11, S. 43




Innere Medizin


Räucherpfanne

P1080326

Weihrauchpfanne

In den Rauhnächten wird nach christlicher Tradition das Haus und der Stall ausgeräuchert. Als Rauhnächte gelten üblicherweise die 6 letzten Nächte im alten und die ersten 6 Nächte im neuen Jahr.

 

Medizinisch relevant war Räuchern mit Wacholderholz in Zeiten der Pest. Da die Pest mit dem Verwesungsgestank weitergetragen wurde, erschien das "Umstimmen" des Geruches in der Wohnung ein wichtiges Element der Seuchenabwehr.

 

Seuchen wurden mit "Pestrauch" - auch "Angstrauch" genannt - bekämpft. Unsere Vorfahren wußten, daß das Verräuchern bestimmter Kräuter die Luft reinigen und Atmosphäre schaffen kann. 

 

"Das Feuer, und besonders das vom Wacholderholze wird in der Levante allgemein als ein Präservativmittel wider die Pest angesehen. Die vortheilhafte Gewohnheit, seinen Gästen und Freunden mit Räuchergefäßen, welche mit den besten Wohlgerüchen angefüllt sind, eine Ehre zu erzeigen, ist daher entstanden" (J.J. Menuret, Versuch über die Würkung der Luft in ansteckenden Krankheiten, Leipzig 1784 S.48).

 

Die Wacholder-Arten gehören zu den ältesten kulturell genutzten Pflanzen der Welt. Sie werden in vielen Kulturen als eine der wichtigsten Räucherpflanzen betrachtet. Seine Zweige, Beeren, Blütenstaub und Harz dienten den Schamanen seit frühester Zeit als Räuchermittel in Schutz- und Reinigungsritualen und werden auch in der Bibel erwähnt (Deut 17,5-6; 48,6, Jer 17,5-6). Beim Verräuchern der Wacholderbeeren verströmen diese einen stark waldigen und frischen Duft. Die Zweigspitzen (frisch oder getrocknet) und Nadeln des Wacholders hingegen verbreiten beim Verbrennen einen kräftig-harzigen, süß-warmen Geruch, der aufbauend und heilend wirkt. Auf öffentlichen Plätzen verbrannte man  zum Schutz vor Seuchen Wacholderholz ...

 

 

Exponat

Kleines Pfännchen (ohne Deckel), am Innenrand haftet eine Kruste aus Harz bzw. Weihrauch. Mit ein bißchen Phantasie sehe ich das Schälchen , rauchend, wie es in einer Alpenkate bei der Nachricht über die vorrückende Pest durch Wohnzimmer, Schlafgemach und Stallung getragen wird.

Herkunft: erworben auf dem Flohmarkt "Hafen" in Innsbruck 11/2018.

Innere Medizin


Reflex-Hammer (2) n. BABINSKI

 

Der Perkussionshammer ist ein in der medizinischen Diagnostik bei der Technik der Perkussion gebräuchliches Instrument. Seine Form erinnert an einen Hammer. Es existieren allerdings viele unterschiedliche Modelle, die meist nach dem Erfinder benannt werden. Einige Beispiele sind: Joseph Babinski, Berliner, Buck, Jules-Joseph Dejerine, William Christopher Krauss, Abraham Rabiner, Rossier, John Madison Taylor, Traube, Ernst L.O. Trömner. 1888 gab J. Madison TAYLOR, der im Philadelphia Orthopedic Hospital arbeitete einen ersten "reflex hammer" an - ein dreieckiger Gummikopf auf einem kurzen, flachen Metallgriff. Es folgten Hämmer von Krauss (1894), Berliner (1910), Troemner (1910), Babinski (1912) und Wintle (1925), und viele andere mehr...

Meist wird mit einem Teil aus Gummi auf die zu untersuchende Körperteile geklopft. Einerseits werden dabei die entstehenden unterschiedlichen Formen des Klopfschalls ausgewertet oder aber der Hammer wird zur Auslösung von Reflexen eingesetzt.

Aus dem Fundus des in Steinfort etablierten Chirurgen René AUDRY stammt der hier vorgestellte Perkussionshammer mit anschraubbarem Metallgriff, ohne Pinsel und Nadel, benannt nach BABINSKI.

Joseph François Félix Francois BABINSKY (1857-1932), Sohn eines polnischen Ingenieurs, wurde Schüler des grossen CHARCOT, promovierte 1884. Er war 1890 "médecin des hôpitaux". Als wortkarger, introvertierter Kliniker ist BABINSKY hinlänglich bekannt; weniger bekannt ist, dass er ... an Parkinson starb, und ein Theaterstück hinterliess:
"Un cas de « folie circulaire » et périodique est remarquablement analysé dans « Les détraquées », pièce signée par Olaf et Palau : une institutrice morphinomane est atteinte de folie meurtrière et de perversion sexuelle. La mise en scène et le texte scientifique suggéraient qu’un médecin se cachait sous le pseudonyme de Olaf. Ce n’est qu’en 1956 qu’André Breton, neuropsychiatre lui-même, révèle dans le premier numéro de la revue « Le Surréalisme » qu’Olaf n’était autre que Joseph Babinsky (1857-1932), neurologue, qui avait décrit le syndrome pyramidal et notamment le fameux signe qui porte son nom".




Innere Medizin


Rotes Kreuz, Anstecknadel Tschechoslowakei

P1060048
 

 

   Das Tschechoslowakische Rote Kreuzes (ČSČK) war bereits vor dem Februarumsturz 1948 eine etablierte und in der Bevölkerung anerkannte und beliebte Organisation. Im Jahr des ersten landesweiten Kongresses gab das ČSČK im Verlag der Gesundheitsbehörde (Zdravotnické nakladatelství) ein Heft mit dem Titel Připraven k zdravotnické obraně (PZO) [Ausbildung / Gesundheit / Verteidigung] heraus. Es handelte sich hierbei um eine Übersetzung aus dem Russischen von Julij Moisejevič Finkler, die „an einigen Stellen frei berichtigt und entsprechend den Bedürfnissen des ČSČK ergänzt wurde“ (Finkler 1952:2). In der Einleitung begründete Finkler die Notwendigkeit von Erste-Hilfe-Schulungen mit einem Zitat Lenins, der Gesundheit zu „einer Sache aller Arbeitenden“ erklärte. Das ČSČK sollte die Gesundheitsbehörde unterstützen und die flächendeckende Ausbildung im Programm PZO betreuen (Finkler, 1952:3-4).

 

Exponat: Anstecknadel PZO, 1952.

 

Lit.: Finkler, Julij Moisejevič: Připraven k zdravotnické obraně: příručka pro učební kroužky PZO, Knižnice Čs. Červeného kříže, sv. 5 , vyd. Zdravotnické nakladatelství, Praha 1952