Nierenelektrode
Elektrode zur Wund...
Scheidenelektrode
Inhalierelektrode
Rollenelektrode
Brennelektrode
Fulgurationselektr...
Spiralförmige Elek...
Pilzelektrode blau
Pilzelektrode rot
Wirbelelektrode
Halselektrode
Pilzelektrode klei...
Gesichtselektrode
Pinselelektrode
Kammelektrode
Nasenelektrode

Innere Medizin


Hochfrequenzgerät (4)

Zouliamis
 

 

Hochfrequenzstrahlen-Apparate waren medizinisch von zweifelhafter Wirkung - was aber Jahrzehntelang niemanden ernstlich zu stören schien. Weil sie im Dritten Reich angeblich die Radiogeräte - die sog. Volksempfänger störten, wurden sie damals verboten ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Komplexer, besonders gut ausgestatteter Koffer der niederländischen Firma "Instituut van elektro-medische apparaten te Ginneken", mitgebracht von einer Patientin, deren Vater Niederländer war. Apparat für den Heimgebrauch; Koffer innen mit violettem Samt bespannt; Inhalt: Generator, Bakelite-Griff zum Aufstecken der unterschiedlich geformten Elektroden.

 

Maße: Koffer liegend geschlossen: H 10,6cm x B 34,7cm x T 24,4cm.

 

Bemerkungen: 1892 hatte der französische Physiker und Physiologe Jacques-Arsène d’Arsonval (1851-1940) die Hochfrequenz-Ströme in die Medizin eingeführt; die Elektrotherapie geriet um 1900, als viele Haushalte anfingen, über Strom zu verfügen (die Geräte transformierten den normalen Leitungsnetz in hochfrequente Wechselströme von 10 bis 20 Kilohertz), zur Modeerscheinung und zum Allheilmittel; z.B. zur Behandlung von Grippe und Rheuma, aber auch Diabetes, Zahnschmerzen und Hühneraugen.

 

Innere Medizin


Hygiene (1) Kantine Rümelingen

 

Viele Betriebe der Schwerindustrie unter- hielten Kantinen in denen Bergleute und Schmelz- arbeiter billig schlafen und sich verpflegen konnten. Die Hütten- gesellschaft "ARBED Terres - Rouges" hatte in Esch die "Kantine Wolter" errichtet. In Beggen, Differdingen, Lamade- laine, Oberkorn und Rümelingen gab es ähnliche Arbeiterwohn- heime.

1926 arbeiteten in Differdingen 4.427 Arbei- ter in dem Hüttenwerk und im Bergbau. Davon wohnten 272 in Werks- wohnungen, 120 in der Kantine in Oberkorn und 53 in der Kantine in Differdingen...

Hier die hygienischen Bestimmungen einer solchen Kantine, wie sie im Januar 1923 verfügt wurden:
- Der Kantinenwirt war verpflichtet, die Küche jeden Tag zu waschen. Tiere waren in Küche und Speiseraum nicht zugelassen. Lebensmittel durften nicht in der Küche, sondern nur separat aufbewahrt werden. Bei trockenem Wetter mussten die Schlafräume tagsüber für Licht und Luft offen gehalten werden, die Zimmer mussten täglich mit dem Besen gefegt werden, wobei durch eine vorherige Berieselung mit Wasser der Staub niedriggehalten werden sollte. Einmal wöchentlich waren sämtliche Fussböden bei reichlicher Begiessung zu waschen und abzutrocknen, die Fensterscheiben mit feuchtem und trocknem Waschlappen abzureiben. Die Betten mussten jeden Tag gemacht und das Bettzeug alle 3 Wochen [sic] mit rein und sauber gewaschenem erneuert werden.
- Der Kostgänger verpflichtete sich, für die Reinhaltung und den Unterhalt des Bettzeuges zu sorgen – bei Beschädigung von Bett oder Bettzeug haftete er; wenn der Missetäter nicht ermittelt werden konnte, haftete die gesamte Belegschaft des Schlafraumes... Ungewaschen [sic]durfte niemand zu Bett gehen! Zuwiderhandlungen wurden mit einer Geldstrafe von 5 Franken, im Wiederholungsfall mit dem Ausweis aus der Kantine bestraft. Notdurft durfte nur ausserhalb der Wohnung verrichtet werden...

Ein gesundes Milieu demzufolge, in dem sich der Arbeiter nach der Schicht erholen konnte. Die Arbeit in den Galerien war strapaziös: 10-12°C, hohe Luftfeuchtigkeit begünstigten das Auftreten von Rheuma. Arbeitsunfälle waren häufig, von harmlosen Quetschungen bis hin zu schweren Verletzungen, die Amputationen erforderlich machten. In der Zeit von 1864 bis 1981 kamen 1.477 Menschen in den Minen zu Grunde - nicht mitgezählt die Opfer der unzähligen Messerstechereien in den Kneipen und ... Kantinen.

Lit.:
Marcel Klein, Einiges über die Ess- und Trinkgewohnheiten der Bergleute, in: Luxemburger Wort vom 2.12.1978.

Vorgestellt wird eine Ansichtskarte "Edit. Ch. Arendt - Rumelange; DESAIX" aus den 20er Jahren. Im Hintergrund die Schmelz, rechts im Vordergrund die grosse Kantine...




Innere Medizin


Hygiene, Lebensmittel

Backstube eines Süsswarengeschäfts, 1910 

Gemäss der am 4.6.1908 vorgenommenen Wahlen war Eugène MAJERES "pâtissier" in Esch Arbeitgeber-Deligierter bei der Unfallversicherungsgenossenschaft. Laut Firmenregister gründete er 1910 ein Süsswarengeschäft in Esch a. d. Alzette:
"Eugène Majeres, confiseur, Esch-sur-AIz. — Confiserie. — Exploitant: Eugène - Pierre - Marcel Majeres, confiseur, Esch-sur Alz. — Du 13 avril 1910" (Memorial n°21 vom 23. 4.1910).
- 24, rue de l'Alzette, eine begehrte Adresse in bester City-Lage, an der sich später die Geschäfte munter ablösten (Nancy's, Sud-Bazar, Les Malignes, Paris Coiffure).

Eine Konditorei oder Konfiserie (auch Confiserie) ist ein Handwerksbetrieb, der Feingebäck (oder Süß-) herstellt. Konditoren und Konditorinnen (Zuckerbäcker) stellen Torten und Kuchen, Pralinen, Konfekt, Marzipan- und Zuckererzeugnisse, Salz-, Käse- und Dauergebäck sowie Speiseeis her. Die Herstellung von Baumkuchen gilt als die höchste Kunst der Konditorei.
Der Konditor-Schüler lernt unter anderem
a) Grundsätze der Personalhygiene und der Arbeitshygiene anzuwenden,
b) Lebensmittelhygiene in den betrieblichen Abläufen anzuwenden,
c) lebensmittelrechtliche Vorschriften anzuwenden, insbesondere zu Speiseeis, Milch, Ei, Fisch, Fleisch, Meeresfrüchten und deren Produkte Hygienevorschriften (§ 4 Nr. 8).

Auf der Ansichtskarte (P. Thorn, Esch s/A. 129512) sieht man den Besitzer, sitzend, ohne Kopfbedeckung, sowie zwei Angestellte, beide mit einer Konditormütze. Einer der Angestellten trägt ausserdem eine grosse weisse Schürze. Die Karte belegt, dass die Confiseure (das Wort "Konfisör" gibt es nicht) schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts - auch ohne einschlägige Gesetzgebung - sich und ihre Ware durch eine angemessene Kleidung zu schützen wussten - mit einer winzigen Einschränkung: was für das Personal gilt, gilt nicht unbedingt für den Chef ...

In Lebensmittelbetrieben wird seit langer Zeit auf die Einhaltung einer minimalen Hygiene geachtet. Eine dem Arbeitsbereich angemessene, saubere Arbeitskleidung ist zu verwenden, die geeignet ist, eine nachteilige Beeinflussung der Lebensmittel zu verhindern.

In Luxemburg regelten Gesetze von 1902, 1953 und 1971 den Umgang mit Lebensmitteln, sie wurden 1988 ersetzt (Règlement grand-ducal du 4 juillet 1988):
"Nous JEAN, par la grâce de Dieu, Grand-Duc de Luxembourg, Duc de Nassau ;
Vu la loi du 25 septembre 1953 ayant pour objet la réorganisation du contrôle des denrées alimentaires, boissons et produits usuels, telle qu'elle a été complétée par la loi du 9 août 1971 ;
Vu l'article 6 de la loi du 31 décembre 1952, portant abrogation de la loi du 18 mai 1902, concernant l'institution des médecins-inspecteurs et l'exercice de leurs attributions et nouvelle organisation du service des médecins-inspecteurs ..."
.
Zuletzt Neuregelung am 27 juillet 1997 (Règlement grand-ducal relatif à l’hygiène des denrées alimentaires (Mémorial A-N°55 du 8.8.1997).

Link:
www.liste-hygiene.org/arcinspecluxembourg.html
Conditorei–Museum Kitzingen, Marktstrasse 26 / Kaiserstrasse 11, D-97318 Kitzingen, Telefon 09321 - 92 94 35

Das Tragen von Kopfbedeckungen (z.B. Schirmkappen, Haarnetzen oder Ähnlichem) ist seit Jahren bei der Herstellung sowie der Be- und Verarbeitung von Lebensmitteln obligatorisch. Am 1. März 1999 ist in Österreich die Lebensmittelhygieneverordnung in Kraft getreten. Diese Verordnung ist für alle Betriebe, die Lebensmittel herstellen, verarbeiten, lagern, verpacken, befördern oder verkaufen bindend, sofern nicht spezielle Hygieneverordnungen zutreffen. Es muss saubere, leicht waschbare, nicht fusselnde Kleidung und haarbedeckende Kopfbedeckung getragen werden. Lange Haare sind hinten zusammenzubinden. Darüber hinaus ist eine zweckmässige Kopfbedeckung zu tragen.

Einheitliche Regelungen zur Lebensmittelhygiene haben seit Anfang 2006 im Rahmen des sogenannten "EU-Hygienepakets" Gültigkeit. In Deutschland galten diese Auflagen bereits seit Jahrzehnten, sie waren in nationalen lebensmittelrechtlichen Verordnungen bereits verankert. Somit hat sich durch das neue EU -Hygienepaket für diese Betriebe nicht so viel geändert ...

Eine farbenfrohe OP-Szene, in der sich eine Anspielung an die Konditormütze wiederfindet, kann man bei Detlev von Liliencron (1844-1909) in seinen "Übungsblättern" (1900) nachlesen:
"Die Wärter und die Wärterinnen hatten sich bis über die Knöchel reichende Gummischuhe angezogen: bald wird sich der steinerne Fußboden in einen See verwandeln. Auf den Haaren, später auch die Ärzte, trugen alle achteckige Konditormützen: daß kein Staub in die Wunden falle. Immer wieder wusch sich Alles die Hände . . . Der erste Wärter tauschte einen Blick mit den übrigen. Dann verschwand er, um gleich darauf mit den Ärzten wieder einzutreten. Diese, ohne Rock, trugen die Hemdärmel hoch aufgekrämpt. Ein ganz klein wenig hatte dies alles Ähnlichkeit mit den Vorbereitungen zu einer großen Schweineschlachterei".
www.creative-edesign.com/nordseeinsel_pellworm/pellworm_liliencron_die_operation.php
... auf diesem medizinischen Hintergrund versteht man dann auch die Bezeichnung der Backstube als "laboratoire" etwas besser als zuvor !




Innere Medizin


Städtische Hygiene

Güllefass, Luxemburg 1908 

Ein städtisches Reglement von 1691 forderte eine Abortgrube für jedes Haus der Hauptstadt. Mit einer Geldstrafe in der Zeit der französischen Besetzung 1796 wurde jeder - auch Militärangehörige - belegt, der seine Notdurft auf öffentlicher Strasse verrichtete. Dass diese Reglemente nicht viel ausrichteten ist aus dem erneuten Beschluss des Stadtrates von 1841 zu ersehen, demzufolge eine letzte Frist gesetzt wurde, Aborte einzurichten ...

Wer entleerte die Senkkästen?
1843 wurde ein Unternehmer mit der Entleerung der Gruben beauftragt. "Aborte müssen geleert werden, bevor selbige verstopft sind" (Reglement der Stadt Luxemburg von 1876). 1866 schaffte die Stadt eine "Maschine" an zum Auspumpen der Latrinen - wodurch das umständliche Ausschöpfen mit der Kelle überflüssig wurde. Die Abfuhr der Jauche aber erfolget weiterhin durch einen privaten Unternehmer.

Wohin mit der Jauche?
Früher hatten die Unternehmer die konsistente Jauche zum Düngen ihrer Felder genutzt. Als die Stadt 1866 an ein öffentliches Trinkwassernetz angeschlossen wurde, fielen Unmengen dünnflüssiger Jauche an, die kein Unternehmer wollte. Daraufhin liess die Stadt auf "Bellevue" 1879 einen Behälter bauen, in dem die Jauche vor der Weiterverwertung sedimentieren konnte - der Ort heisst seither "Piffkaul" (rue Bellevue) ... Pikanterweise legte die jüdische Gemeinde 1883 ausgerechnet hier ihren neuen Friedhof an!


"Selbstmord. Am Dienstag nachmittag gegen 5 Uhr fand der Knecht Scheuer des städtischen Latrinenreinigungsdienstes in den Weidenanlagen auf der Arlonerstrasse, etwa 200 Meter von der Wohnung des Hrn. Mangeot entfernt, den Leichnam eines jungen Mannes. Der herbeigeeilte Arzt, Hr. Dr. MÜLLER stellte fest, dass der Tod durch einen Schuss ins Herz erfolgt sei" ("Luxemburger Bürgerzeitung" vom 23.9.1909) - ob Scheuer mit dem Piff-Fass fuhr?.

Vorgestellt wird eine Ansichtskarte von Charles Bernhoeft (N° 11349, gelaufen 14.9.1908): ein städtisches Pferdegespann, das ein Jauchefass durch die Grossgasse in Luxemburg zieht - in Richtung des auf der Arlonerstrasse eingerichteten kommunalen "Piffhaff". Hinter dem metallenen Fass (Fehlen der Dauben) erkennt man das Metallrohr und den aufgefalteten Verbindungsschlauch, durch den die Jauche (mittels "Piffpompel") aus der Jauchegrube (lux. "Zetär") angesaugt wurde ...

Bis 1899 fuhr ein Privatunternehmer fort, die Fäkalien, die von Angestellten der Gemeinde oder von ihm selber aus den Senkkästen der Oberstadt abgepumpt worden waren, auf seine Felder auszubringen. Ab 1899 übernahm ein kommunaler Hygienedienst dieses Geschäft "en bloc" und beseitigte den Unrat mittels Pferdekarren, auf denen ein Jauchefass lag ...

Die Jauche konnte nur noch zum geringen Teil an Gärtner und Bauern verkauft werden. Ein Grossteil musste auf Kosten der Stadt "entsorgt" werden. Zu diesem Zweck kaufte die Stadtverwaltung 1899 Äcker längs der Arlonerstrasse und benutzte sie als "Berieselungsfeld" resp. "Rieselfeld" zum "Verrieseln" der Jauche - dafür wurde das "Depotoir" auf Bellevue 1902 aufgegeben. Die Juden werden nicht böse drum gewesen sein!


Jahrelang sollten diese Fässer die Stadt durchkreuzen. Doch konnten Fässer und Berieselungsanlage auf Dauer die Flut der Abwässer nicht meistern: 1911 wurde eine moderne Kanalisation (mit angeschlossener Kläranlage!) in Angriff genommen ...




Innere Medizin


Trinkwasserhygiene

Öffentliche Schwengelpumpe, Remich um 1905 

Wer kennt nicht die Geschichte von der Trinkwasserpumpe, an der sich 1854 die Einwohner eines ganzen Wohnviertels der Grossstadt London mit Cholera ansteckten - bis der Arzt John SNOW (813-1858) den Schwengel dieser Pumpe abmontieren liess? Snow konnte nachweisen, dass sich die Todesfälle im Bereich einer Wasserpumpe in der Broad Street konzentrierten. Nachdem er die Pumpe außer Betrieb setzte, indem er deren Schwengel entfernte, kam es zum Stillstand der Epidemie. Seine Theorie wurde jedoch zu seiner Lebenszeit durch die damaligen Wissenschaftler und Ärzte nicht anerkannt und erst einige Jahre nach seinem Tod bestätigt.

Wir haben die luxemburgischen Ansichtskarten gesichtet, und nur diese eher unscheinbare Karte mite einer Schwengelpumpe entdecken können: im oberen Teil der Kleinstadt Remich stand eine übermannsgrosse Pumpe, deutlich ist auf dem Bildausschnitt der grosse, geschwungene Schwengel zu sehen. Offenbar gab die Pumpe keinen Anlass für Klagen:
"Wasserversorgung — In diesem Jahr sind die Wasserleitungen von Dalheim und Remich fertiggestellt worden, so dass von 26 Ortschaften des Kantons bis jetzt 9 eine centrale Wasserversorgung besitzen. Auch für Stadtbredimus ist eine Leitung in Angriff genommen. Einige andere Ortschaften, unter andern Bech-Klein-macher, leiden sehr unter dem Mangel eines guten Trinkwassers" (Bericht des Sanitätsinspektors, Memorial n°45 vom 7.8.1905).


"Wasserversorgung. In diesem Jahre ist eine Wasserleitung für die Dörfer Ersingen, Trintingen und Rœdt in Angriff genommen und fertiggestellt worden, so dass jetzt von 28 Ortschaften dieses Bezirkes 12 Centralleitungen haben. Andere Leitungen und Anschlüsse sind geplant, und sind für gewisse Ortschaften, wie z. B. Kleinmacher und Bech, welche nur schlechtes Trinkwasser haben, eine dringende Notwendigkeit." 5Bericht des Sanitätsispektors, Memorial n°41 vom 7.8.1907).


Ein Link zu einer Pumpensammlung:
https://commons.wikimedia.org/wiki/Commons:Village_pump/Archive/2009Mar&usg=__VvXQcDaAqab_vF0rb-gStJIef-w=&h=120&w=62&sz=4&hl=de&start=8&um=1&tbnid=LJWEDMdJPntQqM:&tbnh=88&tbnw=45&prev=/images%3Fq%3Dschwengelpumpe%2Bpump%26hl%3Dde%26lr%3Dlang_de%257Clang_en%257Clang_fr%26safe%3Dactive%26sa%3DG%26um%3D1" target=" _blank">https://images.google.de/imgres?imgurl=http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb /6/6a/Luckau_Schwengelpumpe.jpg/62px-Luckau_Schwengelpumpe.jpg&imgrefurl=https://commons.wikimedia. org/wiki/Commons:Village_pump/Archive/2009Mar&usg=__ VvXQcDaAqab_vF0rb-gStJIef-w=&h=120&w=62&sz=4&hl=de&start=8&um=1&tbnid=LJWEDMdJPntQqM:& tbnh=88&tbnw=45&prev=/images%3Fq%3Dschwengelpumpe%2Bpump %26hl%3Dde%26lr%3Dlang_de%257Clang_en%257Clang_fr%26safe%3Dactive%26sa%3DG%26um%3D1




Innere Medizin


Der Wasserturm auf Limpertsberg

Fotokarte, August 1914 

Gleich zwei unnütze Sachen erkennt man auf diesem Bild:
- die deutsche Kanone, die man 1914 aufstellte, um den Deutschen Kaiser vor französischen Angreifern zu schützen,
- den Wasserturm, den die Stadt Luxemburg 1902 erbauen liess, um sich aus den Kopstaler Quellen mit Trinkwasser zu versorgen.

Zur Kanone
Am 1. August drangen deutsche Truppen im Norden Luxemburgs ein und bereiteten sich zum Vorstoss nach Frankreich vor. Am gleichen Tage mobilisierte Frankreich seine 5. Armee im Norden und Osten Frankreichs. Am 3. August erklärte Deutschland seinem Erbfeind Frankreich den Krieg – es war zur grossen Hatz geblasen.... In den Vormittagsstunden des 9. August wurden französische Flieger über Luxemburg gesichtet und aus Ballonabwehrkanonen (BAK) beschossen (Faber S. 40). In der Nacht vom 22. zum 23. August 1914 warf ein französischer Lenkballon Bomben auf die Gleisanlagen am Hauptbahnhof. Getroffen wurden ein Garten auf Bongeschgewan, die Gleise südlich der Bonneweger Brücke, das Fürstenpavillon neben dem Hauptbahnhof und das Hôtel International - die Stadtluxemburger mussten von nun an täglich mit Luftangriffen rechnen ... Die Bombardierung vom 22/23. August war eine unmissverständliche Warnung an die deutschen Truppen, die sich in Luxemburg sammelten und zum Grossangriff auf Frankreich ansetzten... Der deutsche Kaiser war „persona non grata“ in Luxemburg - seine hochkarätiges Gefolge (Reichskanzler v. Bethman-Hollweg, Generalstabschef v. Moltke, Kriegsminister v. Falkenhayn ab dem 28. August 1914 machte die Stadt zu einem möglichen Ziel des Gegners – die Stadtbevölkerung war alles andere als beglückt ob dieses brisanten Besuches. Auch die Deutschen empfanden das Risiko und postierten ein „Abwehrkanönchen“ (zit. Robert S. 18) auf der höchsten Erhebung der Stadt, auf dem Limpertsberg. Das „Kanönchen“ sollte also das Quartier des Kaisers in der deutschen Gesandschaft im Eicherberg absichern, das Quartier von Moltke im „Kölnischen Hof“ in der av. Porte Neuve, die Quartiere des Reichskanzlers und des Ministers des Äusseren in der Maison Dutreux (heutiges Museum der Stadt Luxemburg) sowie die Unterkunft der Herren vom Stab im Hotel Staar am Bahnhof. Geschützt wurde schliesslich das eigentliche Quartier des Generalstabs im Schulgebäude Aldringen gegenüber der Hauptpost... Schliesslich wimmelte die Stadt und Umgebung nur so von Truppen die für französische Flugzeuge eine lohnenswertes Ziel abgegeben hätten: das Zeltlager auf dem Plateau Bourbon, von der Bevölkerung „Buffalo Bill“ genannt, war aus der Luft kaum zu verfehlen.

Kanonentypen
Die Forderung nach der Entwicklung von Spezialgeschützen führte zur Konstruktion verschiedener BAK - Typen der Firmen Ehrhardt (Rheinmetall) und Krupp. So entstanden die Typen
- 5 cm L/30 (Ehrhardt 1906),
- 6,5 cm L/35 (Krupp 1908) mit Reichweiten bis zu 5 000 m, später die Typen
- 6,5 cm L/35 auf Kraftwagen ) Kw) von Ehrhardt und der
- 7,7 cm BAK L/27 von Krupp mit erweiterter Geschoßlughöhe und größerer Anfangsgeschwindigkeit (Vo).

"In 1907 German Army tested as anti-aircraft-guns the guns then adopted by field and foot artillery: 7.7cm field gun, 10.5cm light field howitzer and 10cm heavy gun. In spite of the lack of interest shown by the Army, studies went on. Between 1908 and 1910 a lot of new guns appeared. Krupp produced a 7.5cm L/35 gun on wheels and a 7.1cm L/30 gun on a motor car, while Rheinmetall a 6.5cm L/35 pivot gun. War Ministry ... laid down the rules for the Ballonabwehrkanone (Bak = anti-balloon gun). These demanded the calibre and the ammunition of the 7.7cm L/27 field gun and devices for a rapid change in azimuth and elevation. The gun had to be transported by a field carriage or mounted on a motor car with a pivot. Between 1911 to 1914 both Krupp and Rheinmetall produced some different pattern of Bak.
In August 1914 Germany had available six motor Bak with a 77mm L/27, two wheeled 77mm L/27 with pivots, and ten mixed older models of experimental 77mm dating back to 1910-1914. The horsedrawn Bak were emplaced near bridges over the river Rhein at Dusseldorf and Mannheim, at the Zeppelin wharf at Friedrichshafen, and at the dirigible hangar at Metz. The six motorized Bak went to the 4th, 5th, 6th, 7th (two) and 8th Army. They were emplaced to protect areas and objects important for mobilization. The development of anti-aircraft artillery in German Army was very quick."

1909 präsentierte die Firma Krupp eine Anzahl von Varianten ihrer 65-mm-, 75-mm- und sogar 105-mm-Geschütze für die Luftabwehr. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs war die 75-mm-Kanone das deutsche Standardgeschütz, das auf einer transportablen Lafette montiert war. Ab 1916 wurde von Krupp die 8,8 cm Kraftwagen-BAK ausgeliefert.

Zum Wasserturm
Unter medizinischem Gesichtspunkt interessiert uns besonders der Wasserturm, im Hintergrund des Bildes zu erkennen. 1885/87 war auf Anregung eines Stadtrates, des Arztes Jean-Pierre HERRIGES (1842-1907) von den Unternehmern Pies und Betz ein Wasserhochbecken auf der höchsten Stelle des Limpertsberges erbaut worden, die "Waasser-Knupp", ein mit Erde überschütteter "unterirdischer" Behälter, der aus Quellen am Eicher Tor gespeist wurde. Diese Quellen aber erwiesen sich 1890 als typhusverseucht - den Luxemburgern steckte der Schrecken der letzten Typhus-Epidemie von 1878 noch tief in den Knochen; man beschloss daher umgehend, Trinkwasser aus dem fernen Kopstal über den Bridel nach dem Limpertsberg heranzuleiten und es von diesem Punkt aus über die Stadt zu verteilen ...
Am 31.3.1902 wurden die Pläne und Kostenanschläge für einen neuen Hochbehälter auf dem Limpertsberg genehmigt, die Arbeiten an den Unternehmer Ledrut vergeben. Der Turm wurde 1902/03 neben dem ersten Behälter erbaut. Der Überlauf des neuen Turmes lag bei 365 müM (der Höhe der Kathedraltürme): das Niveau des Kopstal-Brideler Behälters aber lag 45 m höher. Damit war der Limpertsberger Wasserturm komplett überflüssig, unnütz wie ein Kropf, und wurde nie (!) als Druckausgleichsturm benutzt - er ist und war stets "trocken". Bezeichnenderweise hat nie ein Photograph den Weg dorthin genommen, um den (ansonsten esthetisch durchaus ansprechenden) Turm abzulichten und das Motiv für eine Ansichtskarte zu verwerten.

Dennoch blieb der Wasserturm das Wahrzeichen des aufstrebenden Wohnviertels !
Nota: der Behälter am Fusse des Turmes ist in Betrieb; davon aber sieht der Wanderer nichts ...




Innere Medizin


Induktionsapparat (1)

um 1920 

Früh fand die Elektrotherapie Eingang in die Volksmedizin. Der Einsatz des elektrischen Stromes kann als ein Charakteristikum der Medizin aus der Zeit der Jahrhundertwende angesehen werden. So finden wir im Nachlass des verstorbenen Appellations-Rathes MULLER aus Trier eine Bibliothek mit 800 Büchern und Manuskripten aus dem 9.-14. Jh., ein Sonnenteleskop, eine Elektrisiermaschine und ein Violoncello .


Auch Bad Mondorf stieg früh ins "elektrische Geschäft" ein:

"Le service physico-thérapeutique a pu être considérablement étendu et amélioré, grâce à l'installation d'accumulateurs qui présentent en outre l'avantage d'entourer de plus de garanties le service de l'éclairage et permettent d'employer l'électricité comme force motrice. L'électrothérapie a été mise à point. L'établissement possède en ce moment un choix d'appareils pour les applications les plus variées de cette force qui a pris une place prépondérante dans le domaine de la thérapeutique comme dans celui de l'industrie : franklinisation, application de courants faradiques et constants, etc." (Memorial n°45/1903).

Dass Ärzte hierzulande sich früh mit Strom versorgten, und dabei in der Not auf Akkumulatoren zurückgriffen, wird in einer Anzeige der Jahrhundertwende deutlich:

"Zwei gut erhaltene Akkumulatoren, 2- und 4zellig (Reiniger, Gebbert und Schall), sind billig zu verkaufen, wegen Anschluss an die elektrische Centrale bei Dr. KROMBACH, Arzt, Luxemburg-Bahnhof, Elisabethstr.1" ("Luxemburger Wort" vom 13.5.1909). Der Arzt war an das öffentliche Netz angeschlossen und brauchte seine Akkumulatoren nicht mehr...

In der Luxemburger Psychiatrie wurde Elektrotherapie gängig angewandt, sowohl in der Landesnervenanstalt als auch auf Nebenschauplätzen:
« A partir du 26 avril
Couvent des Franciscaines, Mersch
Maladies nerveuses
Nerven- und Gemütsleiden
Elektrotherapie
Collaborateur médical : Dr. Eloi WELTER,
Méedecin adjoint à la maison de santé d’Ettelbrück » ("Escher Tageblatt" vom 17.4.1920).

Vorgestellt wird ein transportabler Induktionsapparat nach Dr. SPAMER. Er besass einen einfachen Unterbrecher und arbeitete mit einem Chromsäure-element als Batterie. Andere Geräte benutzten Kohle-Zinkbatterien.




Innere Medizin


Induktionsapparat (2)

Griffe, um 1900 

Induktionsapparate waren für damalige Verhältnisse kostspielige Anschaffungen, das hier gezeigte Modell wurde beispielsweise für 30 Mark angeboten. Der feingearbeitete Nussbaumkasten, das galvanische Element und das Zubehör rechtfertigten diesen Preis durchaus. Die Geräte wurden deshalb auf Wunsch gegen eine Gebühr von 5 Mark pro Monat leihweise abgegeben.

Der Induktionsapparat nach du Bois-Reymond war seiner Struktur nach einfacher. Er bestand aus einer Platte, auf die eine Induktionsspule nebst Unterbrecher montiert waren. Ein stromliefernder Teil (Chromsäure- oder Trockenelement) fehlte. Man bezeichnete derartige Geräte, deren elektrische Eigenschaften mittels eines Schiebers in der Spule reguliert wurden, als Schlittenapparate.

Vorgestellt werden die beiden Elektrodengriffe eines solchen Gerätes.


Innere Medizin


Induktionsapparat (3)

nach 1913 

Aus dem Nachlass des ab 1913 in Clerf niedergelassenen Praktikers Guillaume KOENER (1882-1953) stammt dieser von Jos. Moitzheim in Luxemburg ausgelieferte Induktionskasten - offenbar ein "must" für jeden Arzt ...

Hier die Anwendung bei peripherischen Lähmungen, so wie sie KOENER in seinem "Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie" von Adolf Strümpell (Bd. II S. 366, Ausg. 1907) nachlesen konnte:
"Die Faradisation der Muskeln kann von Nutzen sein, namentlich wenn die Muskeln faradisch reagieren. Doch auch wenn dies nicht der Fall ist, hat die sensible faradische Reizung vielleicht einen günstigen Einfluss, indem sie auf reflektorischem Wege eine Erregung der motorischen Nerven herbeiführt. Die einzelnen Sitzungen dauern etwa 5-10 Minuten und finden täglich oder 3-4 mal wöchenlich statt. Je frischer die Lähmung ist, desto günstiger ist im allgemeinen die Prognose"
- da kamen die Patienten also brav alle 2 Tage in die Praxis gepilgert, um sich 10 Minuten Elektrisieren zu lassen: für den Arzt ein einträgliches Geschäft, bei dem die hohen Anschaffungskosten von 20 Reichsmark für die Apparatur schnell amortisiert waren ... Auch Patienten mit ähmungen nach Hirnblutung waren willkommene Kunden ".. ist die Galvanisation und Faradisation der gelähmten Muskeln und Nerven nicht zu versäumen" (op.cit. S. 641).

Transportabler Induktions-Apparat in feinpoliertem Nussbaumkasten mit vernickeltem Traggriff ...




Innere Medizin


Induktionsapparat (4)

 

Zum Beginn der Elektrotherapie im 18. Jahrhundert wurde schwache, aber hochgespannte statische Elektrizität verwendet (Franklinisation, Galvanisation). Benjamin Duchenne (1806-1875) war es, der die Faradisation begründete. Die Faradisation konnte hochgespannten, rasch pulsierenden Gleichstrom aus dem Induktionsapparat verwenden. Die Faradisation eines Duchenne war die erste elektrotherapeutische Methode, die eine weitgehende Modulation (Veränderung von Frequenz und Intensität) der Ströme möglich machte.

Aus dem Nachlass des ab 1913 in Clerf niedergelassenen Arztes Guillaume KOENER (1882-1953) stammt dieses Induktionsgerät. An der Innenseite des Deckels lesen wir:
"Der Apparat tritt in Tätigkeit, sobald die Kurbel von "aus" auf "ein" umgelegt wird. Hierauf wird der Unterbrecher gleich einsetzen; sollte nach längerem Gebrauch ein etwaiges Versagen eintreten, so dürfte ein kurzer Anstoss des Ankers oder eine sehr leichte Drehung der Kurbelschraube nach der einen oder der anderen Richtung genügen, um die an einem feinen Summen erkenntlichen Unterbrechungen einzuleiten. Die beiden Klemmen in unmittelbarer Nähe des Wortes primär geben den schwachen Strom; bei sekundär erhält man den starken Strom und die beiden äusseren liefern einen gemischten (verstärkte) Strom. Der den Elektroden zugeführte Strom wird durch die mit einer Skala versehene Dämpferhülse reguliert; je mehr diese aus der Spule herausgezogen wird, umso stärker wird der Strom".

Das Gerät fällt durch seine "moderne" Stromquelle auf - eine 1,5 Volt TIGER-Trockenbatterie der bekannten dänischen Firma HELLESENS.

"Frederik Louis Wilhelm Hellesen (1836 – December 22, 1892) was a Danish inventor and industrialist. In 1887 he designed what is thought to be the first dry cell battery based on the Leclanché cell design. The same year he founded the company W. Hellesen (later know as A/S Tudor-Hellesens, A/S Hellesens, and GN Hellesens), now defunct. Today the Hellesens brand name is owned by Duracell" (Wikipedia).

Seinen besonderen "Reiz" bekommt das Gerät, wenn man weiss, dass das einzige Kind KOENER's an einer schweren Schizophrenie litt und nach mehreren Aufenthalten in ausländischen Instituten schliesslich in der Nervenheilanstalt Ettelbrück aufgenommen werden musste. Hat KOENER versucht, seine Tochter mit diesem Apparat zu behandeln? Die Vermutung liegt nahe, da gewusst ist, dass seit dem 1. Weltkrieg psychiatrische Krankheiten mit Faradisation angegangen wurden. Nach 1938 wurde die aggressivere Elektroschocktherapie angewandt.

Mit der Faradisation wurden die so genannten "Kriegszitterer" behandelt. Auch in der Therapie der Kriegsneurosen trat nach dem 1. Weltkrieg die von Stabsarzt Fritz KAUFMANN beschriebene Methode der Faradisation mittels elektrischer Ströme in den Vordergrund - die Kriegsneurotiker erhielten Elektroschocks, denen sich militärische Kommandos anschlossen, bis sie die Flucht aus der Krankheit in die Gesundheit antraten und freiwillig an die Front zurückkehrten. Dieser Therapie lag die Annahme zugrunde, den durch einen Kriegsschock erkrankten Soldaten mittels eines Gegen(elektro)-Schocks wieder von seiner Erkrankung zu heilen. Die durchschlagenden Erfolge blieben jedoch aus, so daß alternative Wege der Behandlung gesucht wurden. Hier ist vor allem der Hamburger Neurologe Max NONNE ( 1861-1959) zu erwähnen, der mittels Hypnose die Soldaten nach wenigen Sitzungen symptomfrei machte. Es fällt in diesem Zusammenhang auf, dass in der Bibliothek KOERNER's auch ein Standardwerk des Hypnose stand, "Hypnotisme & Suggestion" von Hippolyte BERNHEIM (1837-1919) ...

Mit (besonders starken) Stromschlägen ("Faradisieren während des Anfalls") wurden auch hysterische Krampfzustände angegangen (Strümpell Bd.II S; 776, Ausg.1907) - eine Frühform der Elektroschocktherapie ...

Billiger Holzkasten, mit farbig bedrucktem Papier überzogen. Ist diese eher erbarmungswürdige Aufmachung eine Folge des wirtschaftlichen Niedergangs nach dem 2. Weltkrieg ?




Innere Medizin


Induktionsapparat (6) n. Dr. S. EBEL

Tonisator, um 1930 

 

 

        Bei Lähmungen der Nerven schwindet die zugehörige Muskulatur. Um diese "bei Laune" zu halten, müssen die Muskel folgerichtig elektrisch gereizt und zum Arbeiten gebracht werden. So auch bei dem späteren deutschen Kaiser Wilhelm II, der bei der Geburt - er kam als Steisslage zur Welt - eine schwere Quetschung des Plexus brachialis erlitten hatte mit nachfolgender schlaffer Lähmung des linken Armes: Zehn Jahre lang wurde er als Kind einer Elektrisierungs-behandlung unterzogen und mit Wechsel- oder galvanischem Strom behandelt.

 

In den 1930er Jahren wurde die Faradisierung eine modische Erscheinung ..

 

Anzeige

"Tonisatorapparat für Schwellstrom-Massagen zu kaufen evtl. zu leihen gesucht. Gebr. Wagner, Esch-Alzig, Breitenweg Nr. 34" (Escher Tageblatt vom 8.5.1943).

 

Exponat

Aus dem Nachlass des ab 1922 auf L.-Limpertsberg niedergelassenen Arztes Camille GLAESENER (1887-1952) stammt dieser Elektrisierapparat der Berliner Firma Sanitas aus den 20-30er Jahren. Das Gerät diente der Elektrostimulierung des Nervensystems - was immer man darunter verstehen will. Der elektrische Strom des "Tonisator" wurde in 4 Trockenzellen produziert. Die Handkurbel (in der oberen Ecke links im Bild zu sehen) wurde in die rechte Seite des Kastens gesteckt und ein Uhrwerk aufgezogen, das dafür sorgte, daß der Stromabnehmer (Mitte des Bildes) minutenlang im Kreis über die 24 Stifte lief und dem faradischen Strom so eine an- und abschwellende Form gab, die Stärke des Stromes wurde an den Schaltern links eingestellt. 

 

Zum Erfinder

Das Patent des Gerätes gehörte ursprünglich einem Dr. Ebel, zu dessen Person ich lange recherchieren musste, bevor ich diese spärlichen Daten fand: Dr. Samuel EBEL (Wiener med. Wschr., 1918 S.188) war um 1909 mehrere Jahre lang Bade- resp. Kurarzt in Bad-Gräfenberg, der Heimatstadt des bekannten Vinzenz Prießnitz ... Er war 1918 auch in Abbazzia tätig. Er starb im März 1931, Beisetzung auf dem Zentralfriedhof in Wien Tor IV (Neues Wiener Journal, 20. März 1931).

Hersteller des Apparates: Electricitätsgesellschaft SANITAS, Berlin N24. Friedrichstr. 131d.

 

1925 (20.4.) ließ er sich als Dr. Siegfried Samuel EBEL einen Unterbrecher für elektro-therapeutische Einrichtungen patentieren (https://patents.google.com/patent/DE498678C/un) sowie diesen Apparat für Elektrotherapie (https://patents.google.com/patent/FR614797A/en) - ein Gerät, das mit seiner4-V-Trockenbatterie völlig harmlos daherkam, und mit jeder x-bliebigen Taschenlampen-Batterie betrieben werden konnte. 

Nach dem Tod des Erfinders (?) konstituierte sich in Wien eine "Tonisator-Gesellschaft" mit Sitz in der Seilerstätte n°15, die ihre Geräte mit viel Geschick an den Mann brachte (Neues Wiener Journal, 25. Dez. 1932):


"Krankheiten des Herbstes 

von Dr. rned. A. K. 

Medizin und Statistik haben herausgefunden, daß es eine  Anzahl von Erkrankungen gibt, die insbesondere im Herbst bedeutend zahlreicher auftreten als zu anderen Jahreszeiten. Der Uebergang von der warmen zur kalten Jahreszeit mit den durch den Sommer ungewohnten Temperaturdifferenzen, die Abendfeuchtigkeit und nicht zuletzt die Folgen der im Sommer zum Beispiel durch zu kaltes unbesonnenes Baden begangenen Sünden beginnen sich im Herbst zu rächen. Ebenso machen sich jetzt Sportverletzungen, zu denen der Sommer reichlich Gelegenheit bot und die gewöhnlich nicht mit dem erforderlichen Ernst behandelt wurden, doppelt unangenehm bemerkbar.Alle diese Erkrankungen, die oft mit großer Schmerzhaftigkeit verbunden sind, werden in der modernen Medizin außer durch die bekannten internen Behandlungsmethoden vornehmlich auf elektro-therapeutischem Wege behandelt. Hier spielt der nach Angaben von Dr. med. S.S. Ebel konstruierte „Tonisator" eine ganz besondere Rolle. Durch eine äußerst sinnreiche Konstruktion wird der elektrische Strom, im Gegensatz zu dem von veralteten Apparaten verabreichten, zu einem regelmäßig an- und abschwellenden Strom verwandelt, dessen Rhythmus sich weitestgehend den biologischen Vorgängen im menschlichen Körper anpaßt. Hiedurch wird dem Strom jede brüske und schmerzhafte Wirkung genommen, er wird angenehm und schmerzstillend empfunden. Selbst Kinder, die sich bekanntlich gegen jede elektrische Behandlung ablehnend Verhalten, sind ihm ohne weiteres zugänglich. Die Eigenschaften machen den „Tonisator" gerade bei den im Herbst häufig auftretenden Krankheiten unentbehrlich. Hieher gehören vor allem Erkrankungen der Muskeln, Gelenke und Nerven. Hiebei ist es gleichgültig, ob sie als akute Erkrankungen oder als Rezidiven von bereits seit Jahren bestehenden Muskel- oder Gelenks-erkrankungen auftreten: die „Tonisatorströme" bringen in den allermeisten Fällen schon nach wenigen Behandlungen dauernde Befreiung von den Schmerzen und endgültige Heilung.  Dieselben Erfolgs hat der „Tonisator" bei den schmerzhaften, häufig das Berufsleben störenden Folgeerscheinungen nach Sportverletzungen, wie Verrenkungen, Verstauchungen, Zerrungen, Folgen nach Knochenbrüchen usw., aufzuweisen. Nach ganz wenigen Sitzungen schwinden auch hier die Schmerzen und erfolgt dauernde Heilung. Eines speziellen Anwendungsgebietes des „Tonisators" sei bei dieser Gelegenheit noch gedacht, da gerade dieses im Herbst von großer Wichtigkeit ist. — Nimmt man nach dem Urlaub seine gewohnte berufliche Beschäftigung wieder auf, so zeigen sich anfänglich oft unangenehme Ermüdungserscheinungen, gegen die erfahrungsgemäß der „Tonisator" ein ganz hervorragendes Mittel ist. Alle Muskeln und Nerven werden dllrchgeknetet und machen eine Passive, äußerst heilkräftige Massage und Gymnastik durch, die ihre Rückwirkung nicht nur rm körperlichen Befinden, sondern auch in der gesteigerten geistigen Regsamkeit findet. Nicht mit Unrecht wird behauptet, daß die „Tonisatorströme" ein ausgezeichnetes und unschädliches Regenerationsmittel find" (Neues Wiener Journal,10. Sept.1933).

 

Lit.:

Schrottenbach Heinz, Ein Fortschritt in der Elektrotherapie: Der Tonisator nach Dr. Ebel, in: Münch.med.Wschr., 74,1801-1802 (1927).

Prinz, A., Der Tonisator in der täglichen Praxis, in: Mitt. d. Niederösterr. Ärztekammer u.d. Landesorganisation der Ärzte, Baden bei Wien.

Ein Leben für das Werk. Robert Otto zum Dank. Zusammengestellt und herausgegeben zum 40jährigen Bestehen der Electricitätsgesellschaft Sanitas und zur Vollendung des achtzigsten Lebensjahres ihres Gründers. 3. Oktober 1899 - 1939. Denk- und Festschrift. 130 (3) S. mit einer Vielzahl von sw. Abb. Format: 30x21,5.

 

Innere Medizin


Induktionsapparat (7)

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Ein "Elekt-Roller", nein, nicht der Prototyp eines TESLA-Motorrades, sondern ein Elektro-Massagegerät aus den 1920er Jahren. Rollten die beiden Räder über die Haut des Patienten, so brachten sie einen im Handgriff untergebrachten Dynamo in Bewegung, der elektischen Strom produzierte, der auf die Haut abgegeben wurde. Die Stärke der Stromstösse ließ sich über eine Skala auf dem Griff einstellen.

 

«Aufruf an alle an Rheumatismus, Gelenks-, Muskel-, Lähmungs-, Kopf- und Nervenschmerzen, Fettleibigkeit und schwerer Krankheitsursachen der schlechten Blutzirkulation Leidenden! Elektroller, der neue elektrische Heilapparat, ein wahrer Hausschatz, lindert, heilt, stärkt und macht gesund, kostet nur 45 S mit Gebrauchs-anweisung und einjährigem Garantie-schein. Elektroller-Co. A. Zlamal, Wien, 18. Bez., Gentzgasse 144“ (Freie Stimmen, 18. Nov. 1928).

 

Der Verkauf des in Prag hergestellten Gerätes erfolgte über Handelsvertreter, nicht in Geschäften:
„Vertreter und Vertreterinnen für Verkauf eines epochalen Artikels für alle Bezirke
Kärntens und Lienz gesucht. 30 bis 50 Schilling Verdienst pro Tag.
Mustereinsatz 50 Schilling Vorsprache: Mittwoch, Donnerstag und Freitag, „Elektroller", Hotel Sandwirt", Zimmer 42; Samstag. Hotel Schellander, Wolfsberg“ (Freie Stimmen, 26. Sept. 1929).

 

Hersteller: "Elektric, Prag"

 

Den 38jährigen Zlamal finden wir 1945 wieder als Maschinenbau-Ingenieur in Hausmannstätten bei Graz als er eine neue Anstellung suchte (Grazer Volkszeitung, 24. Nov. 1945).