Ophtalmologie


Starmesser (1)

Set bestehend aus Messer, Schaber und Lanzette, um 1895 

 

Johann Sebastian Bach, der bis zu den zwei misslungenen Staroperationen einen „überaus gesunden Cörper“ hatte, wurde „durch schädliche Medicamente und Nebendinge" gänzlich über den Haufen geworfen.

 

1753 ersetzte der grosse Augenoperateur Jacques DAVIEL (1696-1762) die herkömmliche Starnadel und Starschere durch ein spezielles Messer.


"Il a été baptisé le 11 Août 1696 en l'église St André de la Barre en Ouche. Il est le fils de Pierre Daviel, 2ème du nom, tabellion royal dans ce bourg et d'Elizabeth Nicolas son épouse. A 15 ans, il est apprenti chirurgien dans la capitale. En 1736, il est nommé chirurgien des galères. Sa carrière connaît son apogée le 21 Avril 1745 grâce à cette intervention de génie : l'extraction du cristallin. Il a présenté sa nouvelle technique en 1752 : "sur une nouvelle méthode de guérir la cataracte par l'extraction du cristallin". Sur 306 opérations, 282 ont obtenu un succès. Il a été chirurgien du roi à partir de 1749".


Quellen:
www.aerztezeitung.de/docs/2003/05/23/096a1901.asp?cat=/magazin/medizingeschichte
www.snof.org/histoire/davielfin.html

 

Ein Lyzeum in Barre en Ouche trägt den Namen des erfolgreichen Landsmannes (man beachte die unterschiedlichen Geburtsjahre, die, je nach Quelle, um 3 Jahre variieren). DAVIEL starb in Genf und wurde auf Befehl des Grafen De Montpéroux, Vertreter des französischen Königs Louis XV, "en terre catholique française" auf dem Friedhof der Gemeinde St Hippolyt, in Grand-Saconnex beigesetzt (Stele).

 

 

Exponat

Aus dem Nachlass des ab 1895 in der Philippsgasse in Luxemburg etablierten Augenarztes Max NAMUR (1869-1926) stammt dieses Set von 3 Geräten (Starmesser, Schaber, Lanzette) mit Elfenbeingriff – vom berühmeten Pariser Fabrikanten Luër.

 

 

Zum Hersteller

Der in Deutschland geborene H. Wülfing LUËR (gest. in Paris 1883) arbeitete für die besten Chirurgen und Augenärzte Europas. Berühmt sind seine Schatullen mit reichem Inhalt, so ein Ensemble mit 48 augenärztlichen, chirurg. Instrumenten...

Seine Spritzen aus Jena’er Kristallglas (DRP N°88352) mit eingeschliffenem Glaskolben wurden in den meisten Hospitälern der Welt Routineinstrumente…




 

Ophtalmologie


Starmesser (2)

P1000508
 

 

    Die von Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von GRAEFE (1828-1870) entwickelte Operationstechnik, die sog. „modifiziert lineare Extraktionsmethode“ des grauen Stars, war Grundlage für die Operationsmethoden dieser Erkrankung bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Bis dahin war das von ihm eingeführte schmale Starmesser, das „Graefe-Messer“, zur Eröffnung des Auges in Gebrauch. Mehr als 10.000 Augenoperationen soll er selber durchgeführt haben.

 

"TROUSSEAU strebte vor Allem nach Vereinfachung der Mittel. Zur Staroperation brauchte er nur ein GRAEFE'sches Messer. Wer die Klinik von Quinze-Vingts besuchte, sah ihn mit seinen langen, geschickten und geschmeidigen Fingern die Lider vom Auge entfernen und den Augapfel fixieren, während doe andere Hand, bewaffnet mit dem Messer, die Hornhaut durchschnitt und (vor dem Ausstich) die Kapsel spaltete. Ein Druck mit dem Rücken der Klinge auf den Hornhautscheitel und der Star war draussen. Diese Star-Operation war der ganze TROUSSEAU, geschickt wie kein zweiter, aber auch sehr kühn" (Julius Hirschberg, Geschichte der Augenheilkunde, Band 7 1918, Reprint Verlag Oms 1977 S.574).

 

Exponat

2 Messerchen, die zusammen mit zwei zahnärztlichen Instrumenten ( beide aus der Werkstatt Bourdeaux) erworben wurden (4/2017), den Verkäufer war offenbar nicht bewusst, daß die Messerchen ursprünglich wohl NICHT zum Zahnschlüssel und Zahnfleischmesser gehörten. Man beachte der kleinen ringförmigen Verzierungen, die völlig unregelmässig über die Bein-Griffe verteilt sind ...

 

Ophtalmologie


Tonometer n. SCHIOETZ

Tonometer, um 1958 

1862 entwickelte Albrecht v. GRAEFE (1828-1870) ein „Impressionstonometer“ zur Bestimmung des Augen- innendruckes. Das 1905 von dem Norweger Hjalmar August SCHIOETZ (1850-1927) eingeführte und nach ihm benannte Gerät arbeitet nach dem gleichen Prinzip. Auswechselbare kleine Gewichte belasten die auf die Hornhaut aufgesetzt Fussplatte des Instrumentes, die nachge- wiesenene Impression wird in Millimeter Quecksilber berechnet.

Aus dem Fundus des Kollegen Norbert KETTER (*1928) stammt dieses Tonometer n. Prof. SCHIOETZ, verkauft seinerzeit von der Fa. W. Walb Nachf. in Heidelberg. Beiliegend ein Zertificat der Universitäts- Augenklinik vom 15.7.1958, worin bescheinigt wird, dass das SCHIÖTZ- Tonometer Nr. 5374, hergestellt von J. Winter (Modell D) nach den Untersuchungen der vom Committee für Standar- disierung von Tonometern der "American Academy of Ophthalmology and Otolaryngo- logy", den Bestimmungen n° 4 für Schiötz-Tonometer entspricht.




Ophtalmologie


Training des stereoskopischen Sehens

Apparatur n. HARTMANN & VALLON 

Vorgestellt wird ein Satz von Betrachter und Kartons, mit denen der Patient das stereoskopische Sehen in Fällen von Heterophorie (latentes oder verborgenes Schielen), bei Konvergenzstörungen sowie bei intermittierendem oder operiertem Schielen trainieren konnte.

- das klassische, 1861 entwickelte Stereoskop von Oliver Wenell HOLMES (1809-1894) 〚der gleiche, auf den der Begriff "Anaesthesie" zurückgeht〛war aus der Alltagsindustrie übernommen - mit ihm wurden weltweit stereoskopische Fotoaufnahmen betrachtet ...

- die Motive auf den Karten waren auch seit langem bekann, der Name der Autoren (Dahlfeld, Dvorine, Hale, Jale, Kroll, Maddox und Sattler) waren unten rechts auf den jeweiligen Karten abgedruckt.

In einer Voruntersuchung wurde der Abstand der Sehachsen beider Augen bestimmt (beim Gesunden 6 bis 8 cm, bei Strabismus convergens weniger, bei Strabismus divergens mehr). Die eigentichen Übungen beginnen dann mit dem Einsetzen der Bilder (Serie A1-5). Der Patient muss sich z.B. bemühen, den Vogel in den Käfig, den Soldaten in sein Gardehäuschen "hineinzusehen".

Die Spezialität "Orthoptie" etablierte sich in Frankreich erst nach dem 2. Weltkrieg:
"Manifestement le traitement orthoptique dans sa conception moderne, c'est-à-dire sans refus systématique de l'acte opératoire, mais le plus souvent en préparation et en complément à celui-ci, avec des méthodes développées de l'École anglo-américaine et servies par des techniciennes de formation appropriée, c'est à Lariboisière sous l'impulsion de HARTMANN et sous la direction de Madame BRAUN-VALLON, qu'il prit naissance en France. Je puis porter témoignage de l'oeuvre considérable entreprise par HARTMANN pour établir l'orthoptie en France. Un soir qu'il m'avait invité à dîner, 2, avenue Ingres, tout à fait en privé, me détaillant durant la soirée la documentation qu'il avait rassemblée et me la remettant dans un volumineux dossier, il me dit : "Tout est prêt, mais je n'arrive à rien au Ministère de la Santé qui ne veut pas s'en occuper. Attendu que vous avez des entrées au Ministère de l'Éducation Nationale essayez donc d'intéresser ce Ministère à la question, puisqu'aussi bien il faut commencer par une formation officielle de techniciennes d'orthoptie avant de leur préparer un statut d'exercice professionnel" (Prof. Ch. Thomas, Nancy 1977).

Die Methode wurde nach dem 2. Weltkrieg von Dr. Edward HARTMANN (1893-1975) und Frau Dr. Suzanne BRAUN (Ehefrau Vallon) empfohlen. Die Apparatur wurde von der Pariser Fa. Luneau & Coffignon kommerzialisiert.


Lit.:
Braun-Vallon S, Hartmann E. La correspondance rétinienne dans le strabisme, in: Annal Ocul (Paris) 1948 ; 181 : 321-327.
Braun-Vallon S, Perdriel G, Aron JJ. Altérations de la rétine au cours du traitement par les anti-paludéens de synthèse. Bull Soc Ophtalmol, 1963;63:397-403.
lanck MF, Braun-Vallon S, Guillaumat ML. Deux cas de nanisme constitutionnel (syndrome de Rubinstein et Taybi) avec glaucome. Bull Soc Ophtalmol Fr. 1968 Feb;68(2):173–176.




Ophtalmologie


Tränenkanal-Spritze n. ANEL

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Augen selbst sind keine Körperöffnungen. Die Tränenpünktchen hingegen, aus denen die Tränenflüssigkeit austritt, sind besonders kleine Körperöffnungen. Schon 1713 hat der französische Chirurg Dominique ANEL (1679-1730) mit einer kleinen Spritze aus Silber, an der ein feines Röhrchen angebracht war, Flüssigkeiten in die Tränenkanäle hinein injiziert. Die Instillation von adstringierenden Flüssigkeiten durch das untere Tränenröhrchen mittels dieser Spritze sollte die Durchgängigkeit des tränenableitenden Systems wiederherstellen.

 

Ausgangspunkt bei der Entwicklung der ANEL'schen Spritze war eine Saugspritze, mit der ANEL versuchte, die Wundsauger auf den Schlachtfeldern überflüssig zu machen, da sich diese sich allzu häufig mit Syphilis infizierten. Abgebildet wurde die ANEL'sche Spritze im « A Medical Dictionary » von R. JAMES (1745).

 

Ist der Tränenkanal verstopft, versucht der Augenarzt auch heute zunächst, ihn frei zu spülen. Gelingt dies nicht, kann eine mikrochirurgische Operation die Symptome beheben. Dabei wird ein winziges Endoskop durch die natürlichen Tränenwege bis zur Engstelle geschoben. Die Verengung kann so direkt beurteilt und behoben werden. Gelingt auch dies nicht, lässt sich dieses unangenehme Leiden bisher oft nur durch eine Operation unter Vollnarkose beheben.

 

Aus dem Fundus des ab 1926 niedergelassenen Kollegen Aloyse KETTER (1895-1961), Augenarzt in der Hauptstadt Luxemburg, stammt die hier vorgestellte, 95 mm lange Spritze nach LUËR, die ursprünglich mit 3 Kanülen (aufschraubbar) in einem Etui geliefert wurde - eine einzige Kanüle ist erhalten. Hergestellt wurde das Set in den Werkstätten der "M[ais]on. Charrière COLLIN Paris". Laut Katalog besteht sie aus "maillechort", zu deutsch "Neusilber".

 

Ophthalmologie


Tropfflaschen n. STROSCHEIN (1)

STROSCHEIN 1
 

 

Herkunft: aus dem Fundus des Innsbrucker Augenarztes Klaus KRANEWITTER stammt dieses 1892 angegebene Set von 8 Tropf-Flaschen (Geschenk von Mag. Andreas WINKLER / Innsbruck, 2/2018) - am 1. Oktober 1930 trat der Optiker Albert KRANEWITTER, in den (väterlichen Betrieb?) von Emil Kranewitter, Innsbruck, Maria-Theresienstr.5 (Innsbrucker Nachrichten, 31. Oktober 1930) - der Vater (?) des Augenarztes Klaus KRANEWITTER, Innrain 6.

 

„Eine gute Brille

fachgemäß angepaßt von Kranewitter-Optik,

Maria-Theresien-Straße 5“

(Innsbrucker Nachrichten, 24. November 1937).

 

- ATROPIN (Pupillenerweiterung) 0,5 / 1%,

- HOMATROPIN, ein dem Atropin ähnliches Alkaloid, erweitert die Pupille weniger andauernd,

- MYDRIATICUM,

- NOVESIN (örtl. Betäubung),

- PILOCARPIN (Augeninnendruck-senkung) 1,0 / 2%,

- PRIVIN (Naphazolinnitrat, dient der Abschwellung).

 

Die schon im Katalog des Berliner Waarenhauses von 1910 S.127 abgebildeten Fläschchen tragen den Namen des Dresdener Ophthalmologen Edwin STROSCHEIN. Geboren ist dieser Arzt laut seiner Dissertationsarbeit in Tremessen bei Posen. "Herr Dr. Edwin Stroschein, Assistent an der kgl. ophthalmologischen Klinik, wird einstimmig als Mitglied der Gesellschaft aufgenommen" (Sitzungsberichte der Physikalisch-medicinischen Gesellschaft zu Würzburg, 1887).

 

 

1893 war er in Ludwigshafen niedergelassen,

1897 und 1911 war er Augenarzt in Dresden, Pragerstraße 14.

 

Er schrieb:

- Über passive Bewegungen des menschlichen Körpers während der Muskelruhe, Thesis (doctoral) Facultät zu Jena, Verlag Druck v. A. Neuenhahn, 1885. 

- Über Sterilisierung von Atropin-, Eserin- und Cocainlösungen nebst Beschreibung eines neuen Tropfglases, in: Graefes Arch. Juli 1892, vol.38,2 S.155-173.

- Edwin Stroschein, Dresden, Eine sehr einfache Methode der Vorlagerung. Dresden. Klinische Monatsblätt. f. Augenheilkunde. XLVIII. Jahrg. 1910.

Ophthalmologie


Tropfflasche n. STROSCHEIN (2)

Bildschirmfoto_2020-09-29_um_12.04.36.png
 

Set von 7 Fläschchen, zusammen mit dem Originalgestell (Glas, Metall).

 

ESERIN (gegen Glaukom),

ADRENALIN (fördert den  

                  Kammerwasserabfluss),

DIONIN (Anaestheticum),

ATROPIN (siehe Tropfflasche 1),

ZINK (Adstringens und Antisepticum).

Zwei Fläschchen ohne Beschriftung.


Herkunft: aufgelassene augenärztliche Praxis in Berlin, Ebay 9/2020.

Ophtalmologie


Undine n. SCHUSTER

 

Den Begriff „Undine“ gab es in der Medizin bereits im 16. Jahrhundert, allerdings auf einem besonders poetischen Hintergrund.
„Undinen, im System des Paracelsus weibliche Elementargeister des Wassers, die sich mit Vorliebe unter den Menschen einen Gatten suchen, weil sie mit aus solcher Ehe geborenen Kindern zugleich eine Seele erhalten sollen“ (Meyers Konversationslexikon 1909).

Die Welt der Undinen lebt weiter in den Sagen der Melusine und lieferten den Stoff zu Liedern, Sagen und Opern (Undine von Albert Lorzing, 1845)…

Die hier vorgestellte Undine hat zwar noch mit Wasser zu tun, nicht aber mit holden Geistern. Es handelt sich um ein Augentropfglas n. SCHUSTER, ohne Stopfen, aus gelbem Glas (Die Variante aus klarsichtglas war um 10% preiswerter), mit dem heilende Lösungen in den Bindehautsack getröpfelt wurden…
Die Undine stammt aus dem Besitz des stadtluxemburger Augenarztes Norbert KETTER sen. (*1928).

Erinnern wir an dieser Stelle an einen Tuberkulintest „Ophtalmoréaction“, bei dm 1%iges Tuberkulin zwischen die Augenlider instilliert wurde. Bei Tuberkulösen kam es nach 6 bis 24 Stunden zu einer Rötung und zu einem Oedem der Augenlider – die allerdings in einzelnen Fällen chronisch-entzündlichen Charakter annahm, woraufhin der Test zugunsten der Kutireaktion aufgegeben wurde…