Pädiatrie


Grabkreuz einer 15Jährigen

Grabkreuz einer 15jährigen
 

 

Das Leben war früher oft ausgesprochen kurz – Epidemien, Fehl- und Mangelernährung, Kriege. Das vorgestellte Kreuz, erworben 10/2016 "Am Hafen" in Innsbruck, stammt vom römisch-katholischen Friedhof Ufhusen im Wahlkreis Willisau des Kantons Luzern in der Schweiz. Während Erwachsene bisweilen im Schatten riesiger, bis zu 5 Meter hoch ragender Kreuze begraben wurde, sind Kindergräber deutlich kleiner – und leichter auszustellen.

 

Auf der blechernen Namenstafel oder Namenskastel unseres Kreuzes steht in gold-gelben, bronzefarbenen Lettern:

Ruhestätte der from̅en Jungfrau Berta Gräniger v. Ufhusen

Geb. 31. October 1877 Gest. 18. Sept. 1893 R.I.P. …

 

ein 15jähriges Mädchen, gestorben im Zentralschweizer Ufhusen. "Die arme Maus" meinte eine Passantin am Flohmarktstand. 1891 erwarb der Lehrer Anton Gräniger von Ufhusen einen Acker - die liebe Verwandschaft lebt noch heute im alten Umfeld: 1922 war Josef Gräniger (1889-1958) Wirt "Zur Eintracht", ein Haus, das noch heute als Restaurant fungiert: "Wir vom Restaurant Eintracht überzeugen durch unseren hochwertigen und freundlichen Service, wie auch durch unsere gutbürgerliche Küche. Sie sind auf einem Ausflug durchs Napfgebiet und möchten noch etwas feines essen, hier bei uns sind Sie genau richtig".

 

Zur Todesursache ist nichts bekannt. Gewusst ist aber, daß im Kanton Luzern die Diphtherie 1893 mit 113 Toten durchschnittlich viele Leute dahinraffte. Es gab nur wenige Scharlach-, Typhus-, Lungentuberkulose- und Keuchhustenfälle, Pockentote gab es gar keine. Eine Masernepidemie aber tötete in diesem Jahr 85 Menschen – üblich waren 2-8 Fälle. Zwischen 1876 und 1935 gab es weder vorher noch nachher je soviel Maserntote im Kanton Luzern (historical statistics of switzerland online)!

 

Dabei gibt es ein gravierendes statistisches Problem: der Begriff "Kindersterblickeit" wird nur für 1-5jährige angewendet! Das Gesetz in Deutschland sieht Menschen von 14 bis 18 Jahren als Jugendliche an. Stirbt eine 15jährige, also nicht Großjährige, fällt ihr Tod in die Rubrik "Jugendsterblicheit", einBegriff der weniger beim Menschen benutzt wird als bei Jungtieren … Als Anfang des 20. Jahrhunderts die Schulpflicht eingeführt wurde und jedes Kind dann in die Schule gehen musste, änderte sichauch die Sichtweise: die Kindheit hörte von nun an erst mit dem Ende der Schulzeit auf. „Früher war die Kindheit viel länger als heute. Damals sind die Jungen und Mädchen erst mit 16 oder 17 in die Pubertät gekommen und waren bis dahin Kind“, sagt Klaus Hurrelmann. Da war es aber auch nicht wichtig, wie alt die Kinder waren. Sie mussten meistens den Eltern im Haushalt oder bei der Arbeit helfen. Zur Schule sind die meisten nicht gegangen. Damals gab es den Begriff Jugendliche noch gar nicht.