Paediatrie |
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Tragen der Kinder (1) |
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"Gruss aus Thüringen" Ansichtskarte gestempelt am 1.3.1914, von Jena nach Posen gelaufen. "Me bruchen kenn Das Tragen der Kinder in einem grossen "Tragetuch" ist also keine "afrikanische" Erfindung - das Tragen im "Mantel" gehörte in Thüringen zur Volkstradition. Auf der Ansichtskarte fällt auf, dass nicht die jungen Mutter sondern die Oma das Kind trägt - etwa eine Senkungsprophylaxe im Wochenbett? Erst mit den befestigten Strassen und den Bürgersteigen in den modernen Städten begann sich der Kinderwagen durchzusetzen... |
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Tragen der Kinder (2), Steckkissen |
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Kinder, an einem Nagel an der Wand aufgehängt? Früher ein alltägliches Bild! Da auf kleinen Bauernhöfen Schweine bis in die Küche vordringen konnten - alle Türen standen offen - wäre es für die Kleinen lebens- gefährlich gewesen, in einer niedrigen Wiege oder gar auf dem Boden zu liegen. Da hängte man doch lieber das gepuckte Kind an einem Nagel hoch oben an der Wand auf und war sicher, dass es nicht von einem Schwein angebissen wurde... dtsch. "Taufkissen", "Die Kinder in den Zimmern
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Tragen der Kinder (3), Steckkissen |
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Der historische Vorläufer des heutigen Pucksacks ist das so genannte Steckkissen, ein gepolsterter Sack mit Kissen als Kopfauflage, bei dem die Arme frei blieben. Einer französischen Überlieferung zufolge wurde das Steckkissen im frühen 17. Jahrhundert in Frankreich erfunden: Am preussischen Hofe finden wir das Steckkissen 1712 wieder: Im Frühbarock feierten Steckkissen Hochkonjunktur. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Steckkissen immer noch geläufig. Eines der 1937 als „entartet“ beschlagnahmten Gemälde von Otto Dix (1891-1969) „Kind im Steckkissen“ aus dem Jahr 1932 kann nun als Leihgabe aus der Nationalgalerie Berlin für die Dauer der Ausstellung erstmals in Dresden gezeigt werden.... Psychologen und Orthopäden waren später ganz und gar nicht begeistert über das Einzwängen der Kinder in diese Kissen: Heutzutage sind Taufkissen daher aus der Mode gekommen. Hier der Bericht einer jungen Mutter, die sich mit den antiquierten Vorstellungen ihrer Schwiegermutter herumschlägt: Österreichisch : Wickelpolster Vorgestellt werden zwei Steckkissen (linkes Bild) aus Ostdeutschland, die um 1936 bei Kindstaufen benutzt wurden. Eines der Kissen wurde geknöpft, das andere mit Schleifchen verschlossen. Das rechte Bild zeigt das auseinandergefaltete Kissen.
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Höhensonne (1) |
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Die Puppenmutter weiss, dass die kleinen Kinder viel Licht brauchen, um ausreichend Vitamin D zu produzieren. Ohne dieses Vitamin laufen sie Gefahr, an Skorbut zu erkranken... Ansichtskarte WBSS 7309/2, gestempelt um 1930. Künstlersignatur John Wills. |
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UV Höhensonne |
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1904 entdeckte der Chemiker und Physiker Richard Küch (1860-1915) in den Laboratorien der Firma Heraeus in Hanau bei Frankfurt, dass Quecksilberdampf ein grünliches Licht abstrahlte, wenn er in einem Quartzglasrohr elektrisch angeregt wurde (der in einem Kolben aus reinem Quarzglas eingeschlossene Quecksilberdampf strahlt neben sichtbarem Licht auch UV-Licht ab, das von normalem Glas weitgehend absorbiert würde, Quarzglas aber ohne Problem überwindet) - ein UV-reiches Licht mit hohem wirtschaftlichem Potential. Küch wandte sich 1906 an die AEG und gründete mit dieser zusammen, die sog. Quarzlampengesellschaft GmbH. Allerdings scheiterte die Massen-Produktion von Strassenlampen .. Die Quartzlampengesellschaft entwickelte daraufhin eine ringförmige Lampe, die "Hanau-Höhensonne", die ähnlich belebende Wirkungen erbrachte, wie eine Sonnenbestrahlung im Gebirge (daher der Name "Höhensonne). Mit dieser künstlichen Sonne konnte der Organismus an Vitamin D ohne allzu hohe Kosten (eine Lampe kostete an die 500 RM) angereichert werden. Die Sonne war - ohne dass man von einem "Schuldigen" reden könnte, Teil einer schleichenden Technisierung der ärztlichen Praxis. Als erster luxemburger Ärzte warb Dr. Theodor KIRPACH 1919 mit der neuen Methode: Die Therapie mit Höhensonnen und UV-Strahlen eröffnete um 1918 neue Perspektiven in der medizinischen Behandlung, Prophylaxe und Kurierung der "Armutskrankheit" Rachitis. Anfang der 20er Jahre war die Höhensonne "der Schrei", der "clou" - ganze Schulklassen wurden kollektiv mit ultraviolettem Licht bestrahlt, im Krankenhaus wurden schon Säuglinge unter Höhensonne-Lampen gelegt. Die Alters- und Invalidenversicherung in Luxemburg meldete in ihrem Bericht für das Geschäftsjahr 1915 "wurde den Kranken auch das modernste Hilfsmittel, die Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne, zugänglich gemacht" (Escher Tageblatt vom 7.8.1916). In der Hauptstadt richtete der Schularzt ein Höhensonnen-Zimmer in der städtischen Badeanstalt ein: Doch erzeugt dieses ultraviolettes Licht nicht nur Vitamin D. Es kann auch zu Sonnenbrand führen - und erhöht damit das Hautkrebsrisiko. Als in den 80er-Jahren die Gefahren künstlicher Bestrahlung bekannt werden, gerieten die Höhensonnen außer Mode. Ausserdem gab es für wenig Geld Vitamin-D in der Apotheke ... |
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UV Schutzbrille |
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Seit langem war bekannt, dass man mit Licht die "Englische Krankheit", die Rachitis, wirksam bekämpfen konnte. In den Nachkriegsjahren, als sich die Rachitis europaweit bemerkbar machte, versuchte man dem Übel im Sommer mit "Lichtbädern" im Freien, im Winter mit der künstlichen "Höhensonne" beizukommen. Die Strahlenbildung kommt durch die Erhitzung von Quecksilber zu Quecksilberdampf in einer luftleer gemachten Quarzglasröhre zustande. Um einer Verbrennung der sensiblen Netzhaut bei den Kindern vorzubeugen, setzte man den Kleinen dabei eine Schutzbrille auf, die diese Art von Lichtstrahlen nicht durchliess. Die Benutzung einer Höhensonne erfordert aufgrund der Ultraviolettstrahlung und der hohen Leuchtdichte (auch im sichtbaren Bereich!) eine spezielle Schutzbrille, ansonsten können Blenderscheinungen oder auch eine Bindehautentzündung entstehen. Die hier vorgestellte Brille fand sich in einer Schublade der früheren Elisabethklinik in Luxemburg, wo der Autor als Kind mehrere dieser "Geistersitzungen" erduldete - und noch heute den besonderen Geruch der UV-Lampen in der Nase spürt (Ozonanreicherung in der Luft). Früher wiesen die Lampen in der Tat signifikante Emissionen harter Ultraviolettstrahlung auf, was sich durch den typischen Geruch von Ozon äußerte das sich durch die Strahlung aus Luftsauerstoff bildete. |
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Wickelband, sog. Fatsche |
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Als Fatsche resp. Fetsche oder Fätsche (vom lateinischen fascia = Binde, Wickel), bezeichnet man einen breiten Leibriemen (Gürtel), der in deutschsprachigen Alpenregionen heute noch als Teil der bodenständigen Männertracht zur Lederhose getragen wird. Ursprünglich war das "linteolum" resp. die "fascia" eine Wickelschnur für Kinder. Analog nennt man ein straff gewickeltes Neugeborenes "Fatschenkind". Lit.: K. BEITL, Volksglaube. Zeugnisse relig. Volkskunst, München 1983. Das Wickeln des Kindes ist nur bedingt eine medizinische Angelegenheit. Dennoch kann gerade das unsinnige "Pucken" zu ernsthaften Komplikationen führen. Bei rachitischen Kindern verhinderte dieses Wickeln zwar das Auseinanderweichen des unteren Rippenbogens beim schreienden Kinde - eine kosmetische, symptomatische Behandlung. Doch war der Preis hoch: die Einengung der Atembewegungen durch das Wickeln bewirkte oft eine ernstliche Unterbelüftung (Atelektase) der kindlichen Lunge und brachte manches Wickelkind zu Tode. Trotz der frühen Warnungen hielt sich die Unsitte jahrhundertelang. Charles-Michel BILLARD (1800-1832), Arzt am Pariser Findelhaus, schrieb dazu: Besonders hartnäckig hielt sich das straffe Wickeln in den Alpen. So schleppten Gastarbeiter aus Norditalien die Methode immer wieder nach Luxemburg ein. |
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Wickelkind, Fatschenkind |
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Bartholomaeus Anglicus nennt in seinem Werk "De rerum proprietatibus" – d.h. "Über die Natur der Dinge" um 1250 in Buch 6, Kapitel 4 als Grund für das Wickeln: Bei der Taufe durfte die Mutter früher nicht anwesend sein. An ihrer Stelle trug die Hebamme, begleitet vom Paten oder der Patin, das Kind zur Taufe. Bevor sie aus dem Hause gingen, steckte (in Kärnten) der Pate das sogenannte Kresengeld (eine Silbermünze) in die Fatsche des Kindes. Oft wurde auch eine Taufkerze hineingesteckt. Dies wäre gegen das böse Wetter gut, sagte man. Die hier vorgestellte Ansichtskarte zeigt eine im Landesmuseum Luxemburg/ Fischmarkt aufbewahrte Grabplatte aus dem Jahr 1791, Reste des Grabes eines Kindes der adligen Familie Manderscheid-Nassau. Das arme Wurm war (zu Lebzeiten) zusammengeschnürt wie ein Paket, unfähig, einen Finger zu rühren. |
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Windeln |
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Schon "Klein-Jesus" wurde in Windeln gewickelt. Das wohl um die Mitte des 2. Jh. nach Chr. verfasste Protevangelium des Jakobus berichtet anlässlich der Geburt Jesu, dass eine der beiden anwesenden Hebammen, Salome, die Jungfräulichkeit Mariae überprüfen wollte, wobei ihre Hand verdorrte, aber bei der Berührung der Windeln Jesu wieder verheilte - ein Motiv, das auch in der Kunst dargestellt wurde, z. B. um 543/553 auf einem Elfenbeinrelief an der Maximians-Kathedrale in Ravenna oder von Robert Campin um 1420/30. Die Windeln - auf die Schnelle aus den Fusslappen sprich Strümpfen des Heiligen Joseph zusammengeschustert - sie waren also heilkräftig: Grund genug, die Windel Jesu als Reliquie in den Aachener Dom zu schaffen. Sst es die gleiche Windel, die einst in Konstantinopel in der Blachernenkirche resp. der Hagia Sophia verehrt wurde ? Eine Windel als Zeichen des Erdenlebens Jesu. Das antike Textil (man benutzte damals ausschliesslich Stoffwindeln) befindet sich in Aachen vermutlich seit den Zeiten Karls des Großen, der es 799 von einem Mönch aus Jerusalem überreicht bekommen haben soll. Dabei waren zur Zeit Jesu Windeln den Wohlhabenden vorbehalten! Arme konnten sich eine derartige Verschwendung von Tüchern nicht leisten ... Das "Bureau d'Assistance à l'Enfance" des Amerikanischen Roten Kreuzes warb in Frankreich mit Bildern der Künstlerin H. STEPHANY für einen sorgfältigen Umgang mit Säuglingswindel: Damals wurden noch Stoffwindeln benutzt, die täglich gewaschen wurden. Grosse (ca. 80x80cm) Windeln wurden gefaltet und ums Baby gewickelt. Üblicherweise wurden hierfür Mullwindeln benutzt, auch Köperwindeln. Beide hatten jedoch eine relativ geringe Saugkraft - daher die Warnung vor "überlaufende Windeln" auf der Ansichtskarte. Erst lange nach dem 2. Weltkrieg kamen die Wegwerfwindeln in Gebrauch - zunächst sehr zögerlich, da die Dinger ziemlich hautunverträglich waren ... und teuer.
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