hormonell |
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Ovulationshemmer |
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1951 synthetisierten drei Forscher in den Laboratorien der Fa. SYNTEX in Mexiko-City das oral wirksame Gestagen NORETHINDRON: dadurch wurden Georg Rosenkranz, Luis Miramontes und Carl Djerassi zu den Vätern der oralen Kontrazeption.
Ab dem 1. Juni 1960 gab es in den USA bei der Fa. Searle & Co das Antikonzeptivum "ENOVID 10" zu kaufen, dessen Östrogenanteil MESTRANOL und Gestagenanteil NORETHYNODREL in Guatemala ausprobiert worden waren. Schon 1949 war das Präparat auf den Markt gekommen, nicht zur Konzeptionsverhütung, sondern als wirksames Medikament gegen Dysmenorrhoe - ein 80-Mikrogramm enthaltendes Produkt.
Ein vielversprechender Markt! Über einen Lizenzvertrag hatte Schering schon 1956 von SYNTEX das Gestagen NORETHINDRON (=Norethisteron) erworben. Mit der Weiterentwicklung dieses Norethisteron zu Norethisteronacetat fand Schering das geeignete Gestagen für seinen oralen Ovulationshemmer: Erste "Pille" auf dem europäischen Markt wurde das "ANOVLAR", das am 1.6.1961 von der Fa. Schering eingeführt wurde, ein 50 Mikrogramm Oestrogen enthaltendes Präparat, das, wie sein amerikanisches Pendant, ursprünglich zur Zyklusregulierung angepriesen wurde: 8.50 Mark pro Monat.
Wie wurde die Pille grün? Tartrazin färbt gelb, Indigotin färbt blau - beide zusammen angewandt macht folglich grün!
Die kleinen grünen Pillen wogen 140 mg und massen 7 mm im Durchmesser und waren in einen Blister mit 21 Tabletten eingeschweisst. Ab 1964 wurde das Präparat unter dem Namen ANOVLAR-21 in einer "Kalenderpackung" in den Handel gebracht, bei der hinter jeder Tablette ein Wochentag abgedruckt war - ein Novum auf dem Markt.
Weit verbreitet war auch das OVULEN - eigentlich ANovulen! Ja das waren Zeiten - eine Revolution für die jung Verliebten! Da gab es sogar Sprüche, um den Anbruch der Neuen Zeit zu begrüssen, z.B. Willst du buhlen Heutzutage sind solche Werbesprüche von Amts wegen untersagt!
Anfang der 70er Jahre wurden diese und andere hochdosierten Ostrogen-Pillen wegen verschiedener Fälle von Thromboembolien, Herzinfarkten und Schlaganfällen vom Markt genommen. Ein viel schwererer Schlag hatte die Pillenindustrie 1968 getroffen: nach vielen Diskussionen, in denen auch der österreichische Gynäkologe und Pillengegner Hermann KNAUS – seines Zeichens Erfinder einer der unsichersten aller Verhütungsmethoden – gehört wurde, verbot Papst Paul VI. (1897-1978) in der Enzyklika „Humanae vitae“ (25.7.1968) die Pille und stürzte die katholische Kirche in eine noch heute anhaltende Glaubwürdigkeits-Krise. |