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Familienplanung 1940

 

Der "Praktische Ratgeber für Verlobte" wurde 1940 im gesamten Reich an Verlobte abgegeben, um sie auf die anstehende Heirat vorzubereiten - jede Stadt hatte ihre lokale Ausgabe.
Noch war Zeit, die Hochzeit abzusagen. In der Tat riet das Buch von nicht angebrachten Heiraten ab:
"Wähle als Deutscher nur einen Gatten gleichen oder artverwandten Blutes"
"Bei der Wahl Deines Gatten frage nach seinen Vorfahren"
"Du sollst Dir möglichst viele Kinder wünschen! Erst bei vier Kindern bleibt der Bestand des Volkes sichergestellt. Nur bei grosser Kinderzahl werden die in der Sippe vorhandenen Anlagen in möglichst grosser Zahl und Mannigfaltigkeit in Erscheinung treten. Nicht ein Kind gleicht genau dem anderen. Ein jedes Kind hat verschiedene Anlagen seiner Vorfahren ererbt. Viele wertvolle Kinder erhöhen den Wert eines Volkes und sind die sicherste Gewähr für seinen Fortbestand. Du vergehst; was Du Deinen Nachkommen gibst, bleibt. Dein Volk lebt ewig!"

So ist zu verstehen, warum in diesem Buch nicht ein einziges Wort über Schwangerschaftsverhütung steht...

Eine Besonderheit des Deutschen Eherechtes erwähnt die Liste der "Vorschriften für Aufgebot und Eheschliessung". Frauen, deren Ehe noch nicht 10 Monate aufgelöst war, mussten ein ärztliches Zeugnis beibringen, in dem stehen musste, ob sie schwanger waren, und, wenn ja, wie weit diese Schwangerschaft gediehen war.

Ausgabe Luxemburg. M.A. 500. Pl. 2b

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Kondome

 

Praeservative gab es bereits in der Antike - hergestellt aus Leinen, Ziegenharnblasen, Schafsdarm, Fischschwimmblase ... Eine vom römischen Schriftsteller Antonius Liberalis um 150 n.Chr. erzählte Sage deutet darauf hin, dass die Römer bereits Ziegenblasen als Kondom verwendeten.

Ab 1735 wurden Kondome aus tierischen Blinddärmen hergestellt - eine Massenfabrikation liess nicht lange auf sich warten, und ab 1744 gab es in London eine "Condomeria", in der wahlweise Praeservative aus Darm oder aus Gewebe erworben werden konnten - alle Exemplare waren reine Handarbeit und entsprechend teuer. So pflegte der Mann von Welt "sein" Praesa liebevoll:
- man wusch, trocknete, puderte sein Praesa,
- Risse wurden fein säuberlich repariert, indem man "rustines" aus andern Tierdärmen mit Knochenleim aufklebte.

1839 entdeckte der Amerikaner Charles Nelson GOODYEAR, dass der Saft des Kautschukbaumes durch Beimischung von Schwefel seine Elastizität bewahrte - 1844 eröffnete er in Naugatuk / Connecticut die erste Gummifabrik. Nicht nur die Autoindustrie sollte von seiner Erfindung profitieren: 1870 kam das erste Gummi-Kondom in den Handel - Millionen von Liebenden konnten sich von nun an mit hochqualitativen Praeservativen sowohl gegen ungewollten Kindersegen als auch gegen Geschlechtskrankheiten schützen.


Die industrielle Gummiherstellung revolutionierte die Kontrazeption: 1876 wurde auf der Weltausstellung in Philadelphia (USA) das 1. Gummi-Kondom vorgestellt - ein "Eichelcondom", von den Franzosen "bout américain" genannt ...

1912 begann der Unternehmer Julius Fromm in der Berlin mit der Serienfertigung von Penis-Kondomen, die er in strengen Qualitätskontrollen prüfte. Seine Ware erreichte dadurch ein so hohes Niveau, daß er ab 1919 seinen Namen als Garantie auf jedes Päckchen setzte - ,,Fromms Act" wurde das erste Markenkondom. Sein Leitspruch war seit dieser Zeit: ,,Die Konkurrenz soll platzen". Er entwickelte in dem Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts das Latexkondom: drei Praeservative kosteten 72 Pfennig - ein stolzer Preis für die damaligen Verhältnisse.

Im 2. WK gehörte der Praesa "JEXIDE - One Prophylactic manufactured by E. Shunk Latex Inc. Akron/Ohio U.S.A." ins Reisegepäck eines jeden US-GI's.

Zu den Exponaten
In den 40er Jahren fabrizierte Otto DILLNER in Leipzig die ODILEI-Praeservative für die Wehrmacht.
Vulkan Gummiwarenfabrik Weiss & Baessler AG, gegründet 1886, als AG eingetragen am 27.6.1921. Herstellung und der Vertrieb von Weich- und Hartgummiwaren und ähnlichen Erzeugnissen, speziell nahtlose und chirurgische Gummiwaren. Zweigniederlassungen von 1943: Berlin W62, Lützowplatz 4; Großenhain/Sa. und Erfurt. Wirtschaftliche Beziehungen bestanden 1943 zu: Primeros Gummiwarenfabrik GmbH, Leipzig, Otto Dillner, GmbH, Leipzig, H. A. Kaysan GmbH, Leipzig und Vulkan Gummiwerk GmbH, Tetschen. Firmenmantel: 1959 verlagert nach Köln, 1961 nach Abwicklung gelöscht. Betrieb: 1949 volkseigen, Aufnahme der Igelitproduktion.

Die Firma MAPA GmbH aus Zeven / Niedersachsen geht zurück auf die Firma Hanseatische Gummiwerke Bachmann & Co. KG Bremen, gegründet im Jahr 1947 und den weiteren Zusammenschluß verschiedener gummiverarbeitender Industriebetriebe. Ausdruck dieser Konzentration von Erfahrungen und Know-how ist das weitgestreute Produktsortiment: Hygienehandschuhe und andere Haushaltsreinigungsprodukte der Marke Spontex sowie Kondome der Marken BLAUSIEGEL, Fromms und Billy Boy, dazu Babyartikel der Marke NUK...

Was ist schlimmer als ein Elefant in einem Porzellanladen? Ein Igel in einer Kondomfabrik...