Laborgerätschaften


Areometer

Urin-Diabetometer n. Dr. JANNY 

Dr. Vogel beschreibt 1864 eine Möglichkeit, den Zuckergehalt des Urins mit dem Aräometer zu bestimmen - eine Methode folglich, die das veränderte spezifische Gewicht des zuckerhaltigen Urines ermittelte. Eigene Urinprober erarbeiten auch die Herren Ultzmann, Heller, Citron und Einhorn. Auf Reisen konnten solche Dichtespindeln leicht mitgeführt werden. Wir stellen hier eine weitere Variante vor, das Diabetometer JANNY:
"Appareil à doser le sucre
du Docteur JANNY
Mode d'emploi:
L'appareil du docteur JANNY est appelé à rendre d'immenses services aux Diabétiques, en ce sens qu'il leur permet de constater eux-mêmes et très facilement, l'augmentation ou la diminution du sucre urinaire:

  • 1° Faire analyser l'urine par un pharmacien ou par nos Laboratoires (quantité de sucre contenu dans un litre d'urines)
  • 2° Prendre une quantité d'urine émise en 12 heures, et remplir l'éprouvette aux trois quarts et y tremper l'appareil. L'appareil surnage à un niveau variable. Ce niveau est indiqué par une suite de divisions ou degrés. C'est le chiffre de cette division qu'il faut noter avec soin en face de celui obtenu par le pharmacien ou par nos Laboratoires. Ces deux chiffres une fois établis, cela au début du traitement, nous permettront de voir par la suite l'augmentation du sucre en répétant simplement l'opération n°2.
    Exemple: l'opération préalable faite par le pharmacin a donné 50 grammes. L'opération préalable faite par le malade à l'aide de l'appareil a donné 28. Au bout d'un mois le malade obtient à l'aide de son appareil le chiffre 20. 28-20=8. 2gr.45x8=19.60
    50 gr-19.60=30.40.
    Il ne lui reste donc plus que 30gr.40 de sucre par litre d'urine au lieu de 50 grammes"

    Alleiniger Vertreter des Gerätes waren die "Laboratoires botaniques et marins, 15 r. van Artevelde, Bruxelles".
    Originalpreis laut Beipackzettel 11 Franken."

Laborgerätschaften


Bilirubinometer

n. HASELHORST um 1926

 

 

    Die Bestimmung des im Blut oder im Harn vorhandenen Gallefarbstoffes liefert wertvolle Hinweise auf eine Leberpathologie. Dennoch finden sich nur selten auf dem Markt Geräte, um das Ausmass dieser Bilirubinämie zu bestimmen.

 

Exponat

Vorgestellt wird ein Bilirubinometer nach Prof. Dr. HASELHORST, in seinem Original-Etui und mit Originalgebrauchsanweisung:
„In einem Zentrifugenglas werden zu 1 ccm klaren Serums 2 ccm 96% Alkohol hinzugegeben und nach Umrühren durch zentrifugieren das durch den Alkohol ausgefällte Eiweiss abgesondert. Mit der überstehenden, gewöhnlich etwas trüben Flüssigkeit wird das graduierte Röhrchen bis zum untersten Strich angefüllt (1 ccm). Dann werden 2 Tropfen Diazoreagens sowie 2 Tropfen Diazo 2 hinzugegeben und umgeschüttelt. Bei Vorhandensein von Gallenfarbstoff tritt, verschieden schnell, eine violette Verfärbung auf. Es wird jetzt 5 Minuten gewartet und darauf etwas 96% Alkohol hinzugesetzt bis zur Marke 0,5. Durch kurzes Umschütteln lösen sich die die Trübung verursachenden Fettsäuren in dem Alkohol, und die Flüssigkeit wird klar. Ist nun der entstandene rotviolette Farbton intensiver als die Vergleichsfarbe, so liegt pathologisch erhöhter Bilirubinwert vor. Nun wird tropfenweise Alkohol hinzugesetzt bis zur gleichen Farbintensität in beiden Gläsern“.

Das vorgestellte Gerät wurde hergestellt von der Fabrik für Laborbedarf Albert Dargatz, in Hamburg 1, Steinstrasse 10.

 

***

 

Gustav HASELHORST (1893-1953) hatte in Kiel, Freiburg und Göttingen studiert, ging dann zur praktischen Ausbildung nach Hamburg-Eppendorf (Innere Medizin bei Ludolf BRAUER, Chirurgie bei SUDECK), bevor er 1920 an die Frauenklinik kam (Prof. HEYNEMANN), wo er 1926 habilitierte.
1933 nahm er einen Ruf an nach Rostok, wo er den Krieg über blieb, ab 1947 war er Professor in Wiesbaden. Sein Hauptinteresse galt der Plazentafunktion.

Laborgerätschaften


ESBACH-Röhrchen (1)

   um 1920  

  

Qualitative Eiweissbestimmungen waren durchgeführt worden von Paracelsus (1493-1541), F.Dekker (1648-1720), D. Cotugno (1736-1822) und viele andere. Seit THURNEYSSER waren die unterschiedlichsten Methoden angewandt worden: Präzipitation des Eiweisses mit Chloroform im angesäuerten Urin, Hitzekoagulation bei 55-82°C, Praezipitaion in der Grenzschicht von Urin und konzentrierter Nitric acid.

1673 beobachtete Fred DEKKERS (1648-1720) in Leiden, dass der Urin schwerkranker Schwindsüchtiger nach dem Kochen und Zusetzen von Säuren eine Trübung aufwies. In dieser Eiweissprobe sieht der grosse Internist und Nephrologe Wilhelm EBSTEIN (1836-1912) einen der entscheidenden Wendepunkte in der Harndiagnostik.

1827 veröffentlichte der Londoner Arzt Richard BRIGHT (1789-1858) die Erkenntnis, dass die Ausscheidung von Eiweiß im Urin und die Wassersucht als charakteristische Krankheitssymptome für Erkrankungen der Nieren anzusehen seien. Von nun an wurde die chemische Harnanalyse zu einem festen Bestandteil der klinischen Diagnostik.

 

Als sich die chemischen Analysemethoden verfeinerten, profitierte schnell auch die Urinanalyse von den Fortschritten der Wissenschaft: der in Paris als "Chef du laboratoire de médecine Clinique" am Hôpital Necker arbeitende Arzt und Biochemiker Georges-Hubert ESBACH (*1843 in Paris; gest. daselbst 1890) gab 1874 die später nach ihm benannte semi-quantitative Methode zur Bestimmung des Eiweissgehaltes des Urines an: Fällung des Eiweisses in einem graduierten Glaszylinder durch die Pikrinsäure.

 

 

Knapp 7 Jahre später war die Methode in die Praxis eingegangen. Der deutsche Arzt Hermann SENATOR (1834-1911) interessierte sich früh in seiner Laufbahn für die Eiweissausscheidung seiner Patienten. Er stellte fest, das auch scheinbar Gesunde Eiweiss ausschieden. Er schrieb:
            - Die Albuminurie in physiologischer und klinischer Beziehung und ihre Behandlung. Berlin, 1881, 1890.
            - Die Albuminurie im gesunden und kranken Zustande. Berlin, A. Hirschwald, 1882.

Exponat

Die Schutzhülle aus gedrechseltem Holz ermöglichte es dem Arzt, das Röhrchen auf Hausbesuch mitzunehmen und die Analyse vor Ort am Krankenbett anzusetzen - abgeschlossen war die Untersuchung freilich erst nach 24 Stunden ...

 

Lit.:
Hatcher WJ, Webb AG., Georges Hubert Esbach and the tube albuminometer, in: Med Lab Sci. 1979 Apr;36(2):185-90.

Esbach
Esbach

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ESBACH-Röhrchen (2)

Esbach Johny
 

Variante: Esbach-Gawalowski's Reagens auf Eiweiss:

Man löst 10 g Pikrinsäure und 20 g Citronensäure in 500 ccm Wasser, gibt 300 ccm 95%igen Akohol zu und bringt die Mischung mit Wasser auf 1 Liter. Führt man die Reaktion am Esbach'schen Albuminmeter bei 40-60°C aus, so kann man das Resultat schon nach der halben Zeit ablesen, als dies bei gewöhnlicher Temperatur der Fall ist (Merck's Reagenzien-Verzeichnis 1916 S. 116).

 

Anton GAWALOWSKI stellte diese Variante 1902 in den Jahresberichten der Pharmacie vor. Anton (Karl Wilhelm) Gawalowski (*16. März 1848 auf Schloss Unterkloster bei Trebitsch/ Böhmen; gest. 24. März 1927 in Fügen / Zillertal-Tirol) war ein böhmisch-österreichischer Chemiker. Chemie-Studium an der Deutschen Technischen Hochschule Brünn wo er sich der Verbindung Hilaria, dem späteren Corps Marchia Brünn, anschloss. Hier wurde er 1866 recipiert und später zum Ehrenmitglied ernannt. Im weiteren Verlauf seines Studiums wechselte er an die Universität Giessen. l874 wurde er Vereinslaboratoriums-assistent sowie Mitarbeiter in versch. chemischen landwirtschaftlichen Unternehmen. Später gründete er ein eigenes chemisch-analytisches Laboratoriums in Raitz bei Brünn. 1875 kam er als Gerichtschemiker an das k.k. Landgericht in Brünn, wurde öffentlicher Zuckerpflichtchemiker, 1892 Nahrungsmittelchemiker und 1907/08 Schluss-Chemiker für Rohpetroleumhandel (n. Deutsche Biographische Enzyklopädie 2006).

 

Beschriftung (handschriftliche Gravur) auf dem Röhrchen:"Albuminimeter n. Dr. Esbach"

Graduierung: 1/2 bis 12, U(rin), R(eagens).

 

Herkunft: Flohmarkt in Porec (Kroatien).

 

Nota: es gab die Holz-Schutzhüllen mit Steck- und Schraubmechanismus.

 

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Esbach, Transportflasche

ESBACH 5

Transportflasche

 

 

Der englische Militärarzt und Chemiker William Cumberland CRUIKSHANK (1745-1800) beschrieb 1798 die Albuminurie als Zeichen einer Lebererkrankung. Mithilfe von Quecksilberchlorid konnte er Veränderungen im Urin nachweisen – der Beginn der chemisch-klinischen Analyse.

Der Londoner Arzt Richard BRIGHT (1789-1858) veröffentlichte 1827 die Erkenntnis, dass die Ausscheidung von Eiweiß im Urin und die Wassersucht als kennzeichnende Symptome für Erkrankungen der Nieren anzusehen seien. Er wies Eiweiss auf die althergebrachte Art nach, indem er einen Löffel mit Urin über einer Kerze erhitzte, was zu einer weissen Ausflockung des Eiweisses führte!

Johann Florian von HELLER (1813-1871) führte 1844 eine chemische Harnuntersuchung auf (Zucker und) Eiweiss ein.

In den 1840er Jahren kam die mikroskopische Urinuntersuchung hinzu.

1874 gab der in Paris arbeitete Biochemiker Georges-Hubert ESBACH (1843-1890) die nach ihm benannte Methode zur Bestimmung des Eiweiβgehaltes des Urines an: Fällung des Eiweiβes in einem graduierten Glaszylinder durch die Pikrinsäure - sein Reagẹnz war eine Lösung von 10 g Pikrinsäure und 20 g Zitronensäure in 1 Liter Wasser. 

 

Exponat:

250ml-Flasche 7x15 cm mit eingeschliffenem Stöpsel. Herkunftsort: Hamburg-Bergedorf.

 

Warum sind Aufbewahrungsflaschen für dieses Reagenz so selten im Handel zu finden, wenn Pikrinsäure laut Apotheken-betriebsordnung in jeder Apotheke vorrätig sein muss? (Das Europäische Arzneibuch führt sie unter anderem zur Identifizierung von Benzylpenicillin, Chloroquin oder Pethidin auf). Die Erklärung ist furchtbar einfach: Pikrinsäure ist im getrockneten Zustand explosionsgefährlich und kann durch Reibung, Erwärmung und Schlag detonieren. Sie muss vorschriftsmäßig phlegmatisiert, d.h. in Wasser aufbewahrt werden - wehe die Flasche trocknet aus und es bildet sich ein Bodensatz! Pikrinsäure bildet außerdem mit Metallen hochempfindliche Verbindungen. Diese können noch explosionsgefährlicher sein als reine Pikrinsäure. Eine Lagerung in Metallbehältern oder Behältern mit Metallverschluss ist daher zu unterbinden. Wer solche Gefäße vorfindet, muss sie in Abstimmung mit der zuständigen Überwachungsbehörde fachmännisch abtransportieren und entsorgen lassen, empfehlen die Apothekerkammern. Auch in Schulen wurde die Chemikalie früher zum Mikroskopieren benutzt, sollte heute durch ungefährlichere Alternativen ersetzt werden.

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Gärungssaccharometer n. LOHNSTEIN

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1889 ließ sich der Berliner Arzt Theodor LOHNSTEIN (1866-1942) dieses Gärungs-Saccharometer patentieren, in dem der im Harn enthaltene Zucker unter Einwirken von Hefe vergoren wird. Die Menge des dabei entstehednen Kohlendioxids war ein Maß für den im Urin enthaltenen Zucker ...



Hefe! Damit htte ich die Erklärung gefunden für eine Anzeige, die mir lange Jahre Rätsel aufwarf:
"Chemisches Laboratorium von Dr.-Ing. J. WEIWERS
telef. 583 Luxemburg-Bahnhof
Technische und physiologische Analysen aller Art unter Garantie; Urinuntersuchungen à 1 Mark.
Untersuchungen von Nahrungs-  und Genussmitteln speziell von Wein und Most, Oenotechnische Ratschläge, Hefereinzuchtstation" (Luxemburger Wort, 9.8.1909) - der Mann belieferte Besitzer von Saccharo-metern (Diabetiker, Winzer usw.) mit den Überschüssen aus seiner eigenen Labortätigkeit.


Da der Test 4-12 Stunden beanspruchte, wurde er ziemlich schnell durch polarimetrische Verfahren abgelöst, deren Meßwert unverzüglich abgelesen werden konnte..

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Laborgerätschaften


Glycometer

n. Burmann um 1940 

Zucker wird im Urin mittels titrierbarer Reduktionen dosiert. Der erste Test zur quantitativen Bestimmung von Glukose im Urin wurde 1850 von Carl August Trommer (1806-1879) und Hermann v. Fehling (1812-1885) entwickelt, der Test mittels „Fehlingscher Lösung“.

Dr. James BURMANN gab ein einfaches Gerät an, mit dem der Arzt (Patient?) den Zuckerspiegel bestimmen konnte. Das Gerät wurde für das staatlich kontrollierte "Institut Sérothérapeutique et vaccinal" in Bern hergestellt, in Belgien, Luxemburg und im Kongo [sic] durch die "Etablissements Mornard S.A. in Brüssel vertrieben.
James BURMANN hatte 1910 in Neuchâtel in der Schweiz mit einer chemischen These "Etude sur les guanylthiurées hexa-substituées" promoviert. Von ihm stammt aus späteren Jahren eine Methode zur Bestimmung des Coffeingehaltes einer Lösung.

Vorgehen:
1. In ein gewöhnliches Glas schüttete man Urin des Probanden, und entnahm mit Pipette A eine gewisse Menge Urin.
2. in eines der beiden mitgelieferten standardisierten Röhrchen (querliegend auf dem Bild) gab man mit Pipette B eine bestimmte Menge einer (blauen) Lösung und fügte ein Kautschukteilchen (kleines Röhrchen rechts im Bild) hinzu "cette adjonction a pour but de régulariser l'ébullition et de la modérer".
3. dieses Röhrchen wurde über einem (nicht mitgelieferten) Bunsenbrenner erhitzt, dann wurde ein Tropfen Urin aus Pipette A hinzugegeben und das Ganze wieder erhitzt. Diese Operation wurde solange fortgesetzt, bis die Lösung von Blau nach leicht Gelb umschlug. Aus der Zahl der benötigten Tropfen Urin konnte man auf dessen Zuckergehalt schliessen - wenige Tropfen erforderlich zum Auslösen der Reaktion bedeutete viel Zucker im Urin.

Die Analyse des eigenen Urines durch den Patienten wurde noch während des 2. Weltkrieges wesentlich vereinfacht:
1941 brachte die Firma Bayer (unter dem Namen Miles) den Clinitest® auf den Markt - Tabletten, auf die man mit einer Pipette etwas Urin träufelte und so den ungefähren Urinzucker messen konnte. Man konnte endlich auf den Bunsenbrenner verzichten, um den Urin zum Sieden zu bringen. Doch sträubte sich die Äzteschaft gegen den Gedanken, dass sich Patienten künftig selber checken sollten.
1956 vereinfachte Bayer die Zuckerbestimmung durch ihren Clinistix®, den ersten Streifentest für Uringlucose

Erst nach 1965 konnten sich die Patienten auch den Zuckergehalt im Blut selber messen:
1965 erschien in einer amerikanischen Fachzeitschrift der Hinweis auf den ersten zur Selbstmessung des Blutzuckers brauchbaren Teststreifen Dextrosit® (Laboratoires Ames-Miles) - die (unter dem Druck der Ärzteschaft) zunächst gar nicht in den Handel kamen, dann einzeln, am Stück, unter der Bezeichnung Dextrostix® !
1968 entwickelte Boehringer Mannheim den Haemoglukotest®.

Zur weiteren Entwicklung der Glukometer siehe:
www.diabetesgesellschaft.ch/fileadmin/files/national/broschueren/ Brochure50ans_07-03-15.pdf
www.diabsurf.com/diabete/FHisto.php

Laboratorium


Hämometer n. FLEISCHL

11 11 a Hämometer Fleischl
 

 

Exponat

Hämometer um 1915, vernickeltes und geschwärztes resp. schwarz schrumpflackiertes Messing, Keramikplatte in Spiegel-halterung gefaßt (als matt refektierender Hintergrund des Beobachtungsfensters), Rubinglas. Auf dem Hufeisenfuß signiert: C(arl) Reichert Wien. Die Seriennummer erscheint auf der Tischplatte und dem Glaskeil-aufnehmer mit Skala: Seriennr. 7789

Das hier verwendete Glas hat gegenüber dem bei den bis dato benutzten Instrumenten als Vergleichssubstanz verwendeten Picrokarmin den Vorteil absoluter Beständigkeit. Potentielle Fehler, die dadurch entstehen, daß die zu vergleichenden Farben nicht identisch sind, lassen sich dadurch vermeiden, daß man das Gerät nicht bei Tageslicht benutzt, da der ultraviolette Anteil des Lichtes zu Verfälschung der Ablesung führt. Für dieses spezielle Kolorimeter wird das Blut zur Untersuchung in der Verdünnung von 1:200 bis 1:400 verwendet. Friedrich Miescher (1844-1895) hat dann das Gerät verbessert - was allerdings erst nach dessen Tod durch seinen Schüler Veillon 1897 publiziert wurde. Im Katalog "Mikroskope und Nebenapparate DS/4" der Optischen Werke C. Reichert / Wien aus dem Jahre 1918 wird dieses Instrument angeboten als: B 900 Hämometer nach Fleischl zur Bestimmung des normalen Hämoglobingehaltes im Blute ... 63.- Mark.

 


Funktionsweise

"Der Apparat besteht aus dem von einem kräftigen Fuß getragenen Tisch, der in seiner Mitte eine kreisrunde Oeffnung besitzt, durch die das vom Spiegel aufgefangene Gas- oder Wachsstocklicht reflectirt werden kann. Unter der Tischplatte ist ein Metallrahmen durch Schraubendrehung hin- und herzubewegen, der einen mit Cassius'schem Goldpurpur gefärbten Glaskeil in der dem Beobachter zugekehrten Hälfte führt. In die runde Oeffnung des Tischchens kann ein cylindrischer, unten durch Glas geschlossener Behälter eingelassen werden, der durch eine metallene Scheidewand in 2 gleiche Hälften getheilt ist. Der Behälter wird so eingesetzt, dass die Scheidewand parallel dem vorderen Tischrand und die hintere, dem Beobachter zugewandte Hälfte der Kammer genau über dem Glaskeil steht. Der dicht am Glasteil gelegene Schenkel des Rahmens trägt die Marken 0-120, die beim Hin- und Herbewegen des Rahmens in einem kleinen Ausschnitte am Tischchen abgelesen werden können.Die Untersuchung wird in der Weise ausgeführt, dass man die beiden Kammerhälften mit Wasser füllt und in der vorderen, frei über dem Spiegel befindlichen etwas Blut auflöst, dessen Menge durch die beigegebenen kleinen Pipetten genau bestimmt ist. Die Färbung des Glaskeils bei der Einstellung der Zahl 100 entspricht dem Farbenton, den normales Blut bei der beschriebenen Auflösung in der vorderen Kammer anzeigt.Die links von der Zahl 100 angegebenen Zahlen drücken aus, wieviel Procent des normalen Hämoglobin-Gehaltes (der im Mittel bei Männern 13,7, bei Frauen 12,6 g in 100 ccm beträgt) in dem untersuchten Blut enthalten ist" (Hermann Lenhartz, Mikroskopie und Chemie am Krankenbett: Leitfaden bei der klinischen Untersuchung und Diagnose, Springerverlag 1893, S.88).

 


Zum Erfinder

Der in Wien geborene Physiologe Ernst Fleischl Edler von Marxow (1846-1891) konstruierte dieses Gerät zur Bestimmung des Hämoglobins über einen Vergleichskeil aus Rubinglas 1885. Er konstruierte mehrere Messgeräte, verbesserte das 1872 von Gabriel Lippmann entwickelte Kapillarelektrometer und erfand das Hämometer. Er berichtete über die Weltausstellung 1876 in Philadelphia. Er studierte Physiologie, infizierte sich aber während seiner Zeit als Assistent von  Karl von Rokitansky (1804 - 1878) während pathologisch-anatomischer Forschungen an einer Leiche. Mit der dadurch bedingten Amputation seiner Daumens mußte er sich wieder der Physiologie zuwenden. Als Folge davon litt er lebenslang unter schmerzhaften Neuromen im Amputationsstumpf, die sein enger Freund Sigmund Freud ab 1884 mit Kokain zu behandeln versuchte. Die suchtbildende Wirkung wurde dabei erst im Behandlungsverlauf entdeckt, Spätfolgen dieser Verletzung waren dann auch die Ursache seines Todes. Von Fleischl-Marxow litt fast 20 Jahre an den Spätfolgen der oben erwähnten Infektion bis er schließlich daran starb. Sein enger Freund Sigmund Freud versuchte ihn ab ca. 1884 mit dem damals noch kaum bekannten Alkaloid Kokain vom Morphium abzubringen. Freud war bald überzeugt, ein großartiges neues Heilmittel entdeckt zu haben - die verhängnisvolle suchtbildende Wirkung des Kokain wurde dabei erst im Verlauf der Behandlung entdeckt. Er habilitierte sich 1874. Ab 1880 a.o. Prof. und ab 1887 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Er untersuchte die physiologische Optik sowie elektrische Ströme der Gehirnoberfläche. Er gilt als ein Vorarbeiter der Entwicklung des Elektronenenzephalogramms (EEG), wurde zu seiner Zeit jedoch vor allem durch die Konstruktion des Hämometers bekannt, welches weite Verbreitung fand.



Zum Verbesserer

Johann Friedrich MIESCHER (1844-1895) kam in Basel zur Welt und starb in Davos. Er studierte in Göttingen und Basel Medizin mit dem Abschluss 1868. Danach ging er in das Labor von Felix Hoppe-Seyler in Tübingen. Zu seinen bedeutendsten Entdeckungen gehört 1869 (in den Labors von Hoppe-Seyler) der Nachweis der DNA in einem Extrakt aus Eiterzellen (weißen Blutkörperchen) – von ihm stammt die Bezeichnung „Nuclein-säuren“, da er sie nur in Zellkernen vorfand. Er erkannte, vielmehr, er ahnte ihre Bedeutung für die Genetik: "Sofern wir (…) annehmen wollten, dass eine einzelne Substanz (…) auf irgendeine Art (…) die spezifische Ursache der Befruchtung sei, so müsste man ohne Zweifel vor allem an das Nuclein denken."1871 habilitierte er sich in Basel und ward daselbst 1872 ordentlicher Professor für Physiologische Chemie.Miescher verwarf die vielfach ungenauen automatischen Blutpipetten von FLEISCHL und verwandte einen "Mélangeur", den er von der Mischpipette gleichen Namens von POTAIN übernahm.

Laborgerätschaften


Immersions-Öl (1)

Ölfläschchen, um 1950 

Mit zunehmender Vergrösserung der Mikroskope verschlimmerte sich die achromatische Aberration. Erst die Einführung der Ölimmersionstechnik brachte in dieser Hinsicht Remedur:

Der schottische Physiker Sir David BREWSTER (1781 - 1868) berichtete 1813 über entsprechende Versuche. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts benutzte Giovanni Battista AMICI (1786-1868) Wasser als Immersionsmittel, stellte aber bereits Studien über die Brauchbarkeit von Ölen an, insbesondere von Anisöl. Angeregt von diesen Arbeiten, erkannte John Ware STEPHENSON in London 1878 den besonderen Nutzen von eingedicktem Zedernöl , das einen Brechungsindex von 1.515 besitzt - genau der gleiche wie Glas !
Quelle:  https://www.amuseum.de/mikroskopie/mikroskopvortrag2.htm

"Biologische Präparate werden für die Lichtmikroskopie oft mit einem Deckglas abgedeckt. Deckgläser haben eine Dicke von 0.15 - 0.22 mm. An der Grenzfläche von Deckglas und Luft werden die Strahlen gebrochen, da der Brechungsindex von Luft geringer ist als der von Glas. Nur steil abgestrahltes Licht fällt in die Apertur des Objektivs. Flache Strahlen werden stärker gebrochen und verfehlen das Objektiv oder werden sogar im Deckglas reflektiert. Durch Lichtbrechung wird die Bildqualität im Mikroskop erheblich vermindert. Um die Lichtbrechung zu verhindern, kann der Spalt zwischen Deckglas und Objektiv mit einem Immersionsmedium gefüllt werden, das den gleichen Brechungsindex wie Deckglas und Objektivglas hat. Unter diesen Bedingungen erreicht auch relativ flach abgestrahltes Licht die Objektivapertur, weil sie durch Medien mit identischen Brechungsindizes fallen. Der Raumwinkel des Lichtkegels, der vom Objekt ausgeht und in das Objektiv gelangt, wird durch das Immersionsmedium vergrößert. Es gelangt also mehr Licht vom Objekt ins Objektiv. Als Immersionsmedien werden spezielles Immersionsöl oder Wasser verwendet. Objektive sind speziell für das jeweilige Medium ausgelegt: Öl-objektive sind weder für Wasserimmersion noch für Luftmikroskopie geeignet."
Quelle: www.zoologie-skript.de/methoden/mikros/oil.htm

Vorgestellt werden zwei etwas unterschiedliche Fläschchen (Hals, eingeschliffene Pipette) zum Aufbewahren des Öles (Fundus Hary).

Laborgerätschaften


Immersions-Öl (2)

 

 

Früher wurde für die Ölimmersions-Mikroskopie ausschliesslich Zedernholzöl eingesetzt, heutzutage darf es auch schon mal ein synthetisches Öl sein.

 

 

Exponat

Vorgestellt wird ein echter Klassiker: ein Doppelfläschchen - 40 ml Inhalt (Xylol). Braune, eingeschliffene Glas-Pipette für 10 ml Immersionsöl (Zedernöl) und Pipetten-Verschlusskappe. Standhöhe: 9,8 cm, max. Durchmesser: 5,5 cm.

 

Das Modell findet sich schon bei Hönnicke, Hermann. 1927. Zeiss Mikroskope und Nebenapparate. (p. 0043, fig. 21) und wird heute unverändert von der Fa. Hecht angeboten.

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Kolorimeter (1) n. AUTENRIETH

 

 

1910 entwickelte der Pharmazeut Wilhelm AUTENRIETH (1863-1926) ein Universal-Kolorimeter, das nach dem Kolbenprinzip arbeitete und der Konzentrationsbestimmung durch Farbvergleich diente (Autenrieth und Königsberger, MMW 1910 Nr.19). wobei eine für medizinische Zwecke ausreichende Genauigkeit der Befunde erreicht wurde. Die ersten Geräte waren in ein Holzkästchen eingearbeitet (Abb. Brugsch und Schittenhelm 1914 S. 481), spätere Modelle besassen ein Metallgehäuse (Abb. Heinz Goerke, Medizin und Technik 1988 S. 46).

 

AUTENRIETH studierte in Berlin und Freiburg im Breisgau Chemie und Pharmazie und wurde 1888 in Erlangen promoviert. Als Assistent an der Medizinischen Fakultät in Freiburg konnte er sich 1895 habilitieren und wirkte dort noch fünf Jahre. 1900 berief man ihn zum Außerordentlichen Professor der medizinischen und pharmazeutischen Chemie. 1921 wurde er Leiter der Pharmazeutisch-Medizinischen Abteilung des Chemischen Instituts der Universität Freiburg. Hier entwickelte er zusammen mit Leo Königsberger speziell für Laboratorien das nach ihm benannte Kolorimeter. Er verstarb am 25. Januar 1926 im Alter von 62 Jahren in Freiburg im Breisgau (Wikipedia).

 

Exponat

Vorgestellt wird ein Kolorimeter der Fa. HELLIGE aus Freiburg (signierte Deckelinnenseite) mit 4 zugehörigen Farbkeilen aus der Zeit um 1910/20, aus den Restbeständen des 2003 aufgelösten Laboratoriums der Elisabethklinik / Luxemburg. Seit wann die Klinik über ein Labor verfügte konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Grösse: 190 x 92 x 145 mm.

Nur selten findet man im Handel die Farbkeile. Wir wollen daher unsere 4 Keile vorstellen:

- Bilirubin N°25149 (rosa)

- Cholesterin N°15150 (grünlich)

- Xanthoprotein N°30864 (gelb)

- nicht leserlich (beige) Länge der Keile 12 cm, max. Dicke 2x2 cm, Füllstift 12 mm Länge

- cf. "The Oesper Collections in the History of Chemistry, Apparatus Museum, University of Cincinnati N° CL0007".

 

Das Unternehmen HELLIGE wurde 1895 von Fritz Hellige gegründet. Anfänglich trat die Firma als Wiederverkäufer von wissenschaftlichen Instrumenten auf (insbesondere optischer Geräte von Zeiss), verfügte aber auch über eine Werkstatt, in der Gerätschaften für die Forschung entwickelt und hergestellt wurden. Um 1929 wanderte Fritz Hellige in die USA aus und verkaufte sein Werk.

 

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Kolorimeter (2) v. ZEISS

 

 

   "Ende der 20er Jahre entwickelte Wilhelm CRECELIUS (1898-1979) einen Kolorimeter. Mit ihm wurde noch in den 70er Jahren der Blutzucker nach Crecelsius-Seifert bestimmt. Nachteil dieser optischen Geräte war bei der Auswertung, aus heutiger Sicht, der vorherige beträchtliche Aufwand durch Mischung der Probe mit einer Vielzahl von Chemikalien, Filtrieren, Aufkochen, Abkühlphase, die eventuellen schlechten Lichtverhältnisse bei der Auswertung oder die Übermüdung des Untersuchenden führten oftmals zu ungenauen Ergebnissen" (Homepage Diabetesmuseum München).

 

Vorgestellt wird ein Blutzuckerkolorimeter nach CRECELIUS. Dieses mit einem Farbkeil als Vergleich arbeitende Kolorimeter wurde 1928 eingeführt.

 

Lit.

Heinz Goerke, Medizin und Technik 1988 S. 46.