Laborgerätschaften |
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Esbach, Transportflasche |
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Der englische Militärarzt und Chemiker William Cumberland CRUIKSHANK (1745-1800) beschrieb 1798 die Albuminurie als Zeichen einer Lebererkrankung. Mithilfe von Quecksilberchlorid konnte er Veränderungen im Urin nachweisen – der Beginn der chemisch-klinischen Analyse. Der Londoner Arzt Richard BRIGHT (1789-1858) veröffentlichte 1827 die Erkenntnis, dass die Ausscheidung von Eiweiß im Urin und die Wassersucht als kennzeichnende Symptome für Erkrankungen der Nieren anzusehen seien. Er wies Eiweiss auf die althergebrachte Art nach, indem er einen Löffel mit Urin über einer Kerze erhitzte, was zu einer weissen Ausflockung des Eiweisses führte! Johann Florian von HELLER (1813-1871) führte 1844 eine chemische Harnuntersuchung auf (Zucker und) Eiweiss ein. In den 1840er Jahren kam die mikroskopische Urinuntersuchung hinzu. 1874 gab der in Paris arbeitete Biochemiker Georges-Hubert ESBACH (1843-1890) die nach ihm benannte Methode zur Bestimmung des Eiweiβgehaltes des Urines an: Fällung des Eiweiβes in einem graduierten Glaszylinder durch die Pikrinsäure - sein Reagẹnz war eine Lösung von 10 g Pikrinsäure und 20 g Zitronensäure in 1 Liter Wasser.
Exponat: 250ml-Flasche 7x15 cm mit eingeschliffenem Stöpsel. Herkunftsort: Hamburg-Bergedorf.
Warum sind Aufbewahrungsflaschen für dieses Reagenz so selten im Handel zu finden, wenn Pikrinsäure laut Apotheken-betriebsordnung in jeder Apotheke vorrätig sein muss? (Das Europäische Arzneibuch führt sie unter anderem zur Identifizierung von Benzylpenicillin, Chloroquin oder Pethidin auf). Die Erklärung ist furchtbar einfach: Pikrinsäure ist im getrockneten Zustand explosionsgefährlich und kann durch Reibung, Erwärmung und Schlag detonieren. Sie muss vorschriftsmäßig phlegmatisiert, d.h. in Wasser aufbewahrt werden - wehe die Flasche trocknet aus und es bildet sich ein Bodensatz! Pikrinsäure bildet außerdem mit Metallen hochempfindliche Verbindungen. Diese können noch explosionsgefährlicher sein als reine Pikrinsäure. Eine Lagerung in Metallbehältern oder Behältern mit Metallverschluss ist daher zu unterbinden. Wer solche Gefäße vorfindet, muss sie in Abstimmung mit der zuständigen Überwachungsbehörde fachmännisch abtransportieren und entsorgen lassen, empfehlen die Apothekerkammern. Auch in Schulen wurde die Chemikalie früher zum Mikroskopieren benutzt, sollte heute durch ungefährlichere Alternativen ersetzt werden. |